Der berühmt-berüchtigte „Hundeblick“ ist es meist, der den Willen und die Disziplin von Herrchen oder Frauchen bricht. Denn wer kann diesen treuen Augen schon widerstehen? „Oh, guck mal, ist der nicht süß? Hier hast du ein Leckerchen …“, heißt es dann bei vielen Hundebesitzern. Aber wie so oft und wie bei uns Menschen auch gilt gerade bei Hundesnacks: Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.
Inhaltsverzeichnis
Wann Hundesnacks unterstützen
Denn das Hundeleckerli ist in vielen Fällen nichts anderes als der Schokoriegel für Menschen: in seltenen Ausnahmefällen zwar okay, aber auf Dauer eher schädlich als nützlich. Bei Hunden kommt aber noch etwas anderes ins Spiel: Snacks zwischendurch können durchaus sinnvolle Aufgaben erfüllen, etwa wenn sie bei Erziehung und Training den Lernerfolg unterstützen oder wenn sie zum Beispiel durch ihre Konsistenz oder Zusammensetzung physiologische Prozesse unterstützen oder verbessern. Zusätzlich gibt es auch für Hunde Nahrungsergänzungsmittel, die für ganz bestimmte Zwecke sinnvoll sein können.
IMTEST hat sich den Markt der Ergänzungen, Zusatzhäppchen, Belohnungen und Leckerlis angeschaut. Über die verschiedenen Arten sowie über den Sinn und Unsinn solcher Hundesnacks sprach IMTEST mit dem Tierarzt und wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts für Tierernährung der Tierhochschule Hannover (TiHo), Dr. med. vet. Volker Wilke.
„SNACKS KÖNNEN WICHTIGE AUFGABEN ERFÜLLEN, SOLLTEN ABER IMMER NUR WOHLDOSIERT EINGESETZT WERDEN.“
Artgerechtes Hundefutter für eine optimale Ernährung
Hunde brauchen gesundes Futter mit Proteinen, Fetten und Mineralien. Daher setzt RINTI auf einen hohen Fleischanteil.
Das Zauberwort: Alleinfuttermittel
Hundebesitzer, die im heimischen Supermarkt oder im Tierfachhandel Futter einkaufen, greifen meist zu Trocken- und Nassfutter im Sack beziehungsweise in der Dose. In den allermeisten Fällen befindet sich auf der Verpackung irgendwo ein Hinweis, dem man selten Beachtung schenkt, der aber sogar aus juristischer Sicht große Bedeutung hat: „Alleinfuttermittel für Hunde.“ Der für eine optimale Hundefigur (siehe Schema-Darstellung) oft geradezu explosive Teil dieses Hinweises liegt im Wort Alleinfuttermittel.
„Die Bezeichnung ‚Alleinfuttermittel‘ ist eine futtermittelrechtliche Angabe“, erklärt Ernährungsexperte Dr. Wilke, „ein so deklariertes Futtermittel muss dann alle notwendigen Nährstoffe enthalten, um das Tier bedarfsdeckend zu versorgen.“ Das ist zwar grundsätzlich erst einmal beruhigend, aber die Konsequenz vor allem für Hundesnacks daraus, die in der Praxis meist untergeht, stellt Dr. Wilke deutlich heraus: „Eine Zufütterung von anderen Produkten oder frischen Futtermitteln ist optional, versorgt das Tier dann aber möglicherweise über den Bedarf hinaus.“
Erst essen, dann snacken
Allein diese Tatsache macht deutlich: Übers Thema Hundesnacks sollten Herrchen und Frauchen erst nachdenken, wenn Art und Menge der Hauptmahlzeit geklärt ist. Diese wiederum ist abhängig von Rasse, Alter und „Einsatzzweck“ des Tieres: Ein 10 Jahre alter „Sofamischling“ braucht natürlich eine andere Ernährung als ein einjähriger Jagdhund. Ob das Alleinfuttermittel als Nass- oder als Trockenfutter in den Napf kommt, ist nicht in erster Linie entscheidend. Wichtig ist immer eine ausgewogene Mischung aller wichtigen Nährstoffe für das Tier.
Viele Hundehalter, aber auch professionelle Hundetrainer und -schulen setzen seit einiger Zeit auf die sogenannte „Barf“-Fütterung. Ins Deutsche wird die Abkürzung „Barf“ meist mit „Biologisch artgerechte Rohfütterung“ übersetzt. Diese Fütterungsart ist allerdings nicht unumstritten, denn bei falscher Handhabung drohen Mangelernährung sowie mikrobiologische Risiken sowohl für die roh gefütterten Tiere als auch die mit ihnen zusammenlebenden Menschen.
Einige tierärztliche Fachorganisationen lehnen das „Barfen“ ab. Das hängt aber auch damit zusammen, dass diese Art der Fütterung sehr viel Aufmerksamkeit und Genauigkeit erfordert, um den Hund wirklich mit allem Nötigen zu versorgen. Viele Hundehalter haben dazu weder die Zeit noch die Muße. Dann ist ein konventionelles Alleinfuttermittel die bessere Wahl.
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Hundesnacks als leckere Kirsche auf der Sahne
Knabberkram ist in jedem Ernährungsplan zusätzlich möglich – allerdings in Maßen. Wann und vor allem warum die kleinen Hundesnacks zum Einsatz kommen und ob möglicherweise auch Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein können, ist bei der Snack-Fütterung die entscheidende Frage.
Ganz grob betrachtet gibt es drei Situationen, in denen ein Hundeleckerli nicht nur lecker, sondern auch nützlich fürs Tier sind:
- Erziehung & Training
- Stärkende Snacks
- Soziale Bindung
Leckerlis für Erziehung und Training
Kleine Hundesnacks sind ein typisches und sehr wirkungsvolles Mittel für die Erziehung und das Training von Hunden. So ist es etwa sehr wünschenswert, wenn der Hund nach der Rückkehr von ausgedehnten Spaziergängen nicht sofort in die Wohnung stürmt und dabei Schmutz und Feuchtigkeit aus dem Fell und von den Pfoten in allen Räumen verteilt. Das Tier lässt sich zum Glück aber darauf trainieren, nach dem „Eintreten“ in die Wohnung erst einmal auf einem festen Platz neben der Eingangstür – etwa auf einer Matte – zu warten und auch eine Reinigung über sich ergehen zu lassen.
Das Training besteht dann vor allem darin, dem Tier die Verbindung von „Warten auf der Matte“ und einem heiß geliebten Hundeleckerli beizubringen. Je nach Charakter des Tieres und Art der sonstigen Erziehung kann das schnell funktionieren oder sehr lange dauern. Sicher ist: Mit der konsequenten Matte-Snack-Kombination wird das Ziel früher oder später erreicht. Klar ist aber auch: Je öfter und regelmäßiger dieses „Ritual“ vollzogen wird, desto wichtiger ist es, dass der Hund in dieser Situation sowohl leckere als auch in größeren Mengen gut verträgliche Snacks bekommt.
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5 Snack-Empfehlungen für Training & Erziehung
Beim Lernen und Trainieren sind Belohnungen ein wichtiges Werkzeug – wenn sie sorgfältig ausgewählt werden.
Vegetarische Knochen
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Preis: ab 4,40 Euro / 100 g Infos: www.futternest.de
Trainingssticks
Wildes Land, Ente: Die Trainingssticks sind frei von Getreide, Konservierungs-, Farb-, Lock- und Aromastoffen und im Klettbeutel ideal für unterwegs.
Übungs-Hupferl
Escapur Hupferl, Lamm: Mit reinem Lammfleisch aus artgerechter, deutscher Haltung, ohne Getreide und Zucker ist dieser „Hupferl“ ideal fürs Training und zum Belohnen geeignet.
Pure Fleischeslust
Fleischeslust, Meat & Treat: Die Trainingswurst für Hunde ist einfach portionierbar und enthält viele Vitamine, Nährstoffe und Mineralien. Auch mit Pferd und Büffel erhältlich.
Für die wilden Kerle
Wolfsblut, Squashies: Diese weichen Hundesnacks sind besonders gut geeignet für ausgewachsene Hunde großer Rassen und sind angereichert mit dem Superfood Moringa.
Stärkende Hundesnacks
Hunde sind als domestizierte Nachfahren von Wölfen vor allem eines: Raubtiere. Und die müssen (und wollen) vor allem ihre Zähne und Kaumuskulatur kräftig und fit halten. Werden dem Tier hierfür keine geeigneten Möglichkeiten geboten, suchen sie sich selbst etwas – und das können im schlimmsten Fall auch lackierte Holzstücke oder herumliegende Plastikteile sein. Beides ist nicht nur schlecht für die Zähne, sondern kann sehr ungesund bis hin zu lebensgefährlich für die Tiere werden. Umso wichtiger also, dass Frauchen und Herrchen darauf achten, geeignete Hundesnacks zum Muskeltraining und zur Zahnpflege bieten. In Tierhandlungen ist das Angebot hierfür riesig.
Allgemein bekannt sind etwa Kaustäbe aus Ochsenziemer, getrockneten Pferdehautstreifen oder sogar Rinder- und Pferdehufen. Die Wirksamkeit als Zahnpflegemittel wird bei solchen Produkten zwar oft angepriesen, Dr. Wilke von der Tierhochschule Hannover gibt aber zu bedenken: „Nicht für alle Zahnpflegeprodukte gibt es belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit.“ Allerdings sagt er auch: Bestimmte Produkte wie Rinder- oder Pferdehufe können aufgrund ihrer Beschaffenheit und Zusammensetzung für die Zahnpflege nützlich sein.
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3 Snack-Empfehlungen für Körper & Kraft
Muskeltraining, Zahnpflege und purer Kau-Spaß. Diese Snacks können Hunde genießen und ihren Körper stärken.
Proteine & Naschen
Chewies, Sticks Maxi: Diese Kausticks bestehen vollständig aus Naturdarm vom Rind oder Schwein. Sie enthalten nur eine, aber dafür reichhaltige Proteinquelle, sind hypoallergen und sorgen für lang anhaltendes Kauvergnügen und trainieren so die Kiefer und Gebissmuskulatur.
Kauspaß für die Kleinen
Karlie, Hühnerfüße: Geröstete und fettarme Hühnerfüße sind ein 100 % natürlicher, glutenfreier Kau-Snack für Hunde. Da die Konsistenz knusprig, aber nicht zu hart ist, eignen sie sich auch als Snacks für kleine Hunde und Welpen.
Zahnpflege mit Entenfilet
Rinti, Chicko Dent Medium: Die Rinti-Kaustick mit Ente werden ausschließlich aus bissfester Rinderhaut mit einer Einlage aus frischem Entenfilet zubereitet. Spezielle Putzkörper aus Mineralstoffbasis sollen dabei zusätzlich die Zahnpflege unterstützen.
Soziale Bindung durch Hundeleckerli
Nicht zuletzt erfüllen Snacks einen Zweck, den auch Menschen kennen und schätzen und der nicht zu unterschätzen ist. Auch Dr. Wilke weiß das: „Snacks können hilfreich sein und so sicherlich auch ein Stück weit die Bindung von Mensch und Tier festigen.“ Gemeint ist damit ganz einfach gesagt: Ein Snack ist ein Wohlfühlfaktor und ein soziales Schmiermittel. Wenn wir Menschen zusammen auf der Couch sitzen und gemeinsam in die gleiche Chipstüte greifen, verschaffen wir uns zugleich ein leckeres Erlebnis und erzeugen ein Gemeinschaftsgefühl.
„WIR BENUTZEN LECKERLIS IM TRAINING, UM DAS VERHALTEN DES HUNDES POSITIV ZU VER-STÄRKEN.“
Genauso ist es auch zwischen Tier und Mensch: Mit dem kleinen Hundeleckerli zwischendurch zeigen Frauchen und Herrchen ihre Zuneigung und gönnen ihrem Vierbeiner gleichzeitig eine reine Leckerei, die einfach nur gut schmeckt und keinen weiteren Zweck erfüllt. Solche Hundesnacks dürfen auch nach genau diesen Kriterien ausgesucht werden: Sie sollen dem Hund vor allem schmecken – selbst wenn solche Snacks ernährungsphysiologisch nicht immer „das Gelbe vom Ei“ sind. Aber bei solchen Leckerlis gilt das Gleiche wie für jedes Genussmittel, das wir Menschen zu uns nehmen: Die Menge ist wie immer entscheidend.
Zielgerichtet: Nahrungsergänzung
Eine komplett andere Rolle als Snacks können Nahrungsergänzungsmittel im Ernährungsplan für Hunde einnehmen. Lachsöle etwa können zu einem besseren Hautbild und einem schöneren Fell beitragen. Andere „Ergänzungsmittel“, die beispielsweise beruhigend bei Silvesterfeuerwerk wirken sollen oder einfache Vitaminpräparate sind in der Regel nur in Ausnahmefällen bei besonders belasteten oder stark geforderten Tieren sinnvoll.
5 Empfehlungen für Nahrungsergänzung
Gezielt und wohldosiert eingesetzt können Nahrungsergänzungsmittel das Wohlbefinden von Tieren steigern.
Für Haut und Haar
Vet-Concept, Lachs-Hanf-Öl: Das kalt gepresste Öl aus Hanfsamen sowie Lachsöl enthält viel wichtige Linol- und Omega-3-Fettsäuren für eine intakte Haut und glänzendes Fell.
Preis: 17,90 Euro / 250 ml Infos: www.vet-concept.de
Gezielter Stressabbau
Virbac, Telizen M/L: Die Gamma-Cyclodextrin- und zuckerhaltige Tabletten sorgen als Futterzusatz punktuell für nebenwirkungsfreie Beruhigung, etwa zu Silvester.
Stoffwechsel-Booster
Luposan, Kräuter: Die Kräutermischung mit Mikroalgen unterstützt den Stoffwechsel von Hunden, kann die Abwehrkräfte und die Verdauung unterstützen und stärken.
Vitaminschub
Puur, Vita-Min: Eine ausgewogene Mischung an Vitaminen und Mineralien kann das Immunsystem von Hunden und Katzen stärken und für optimale Abwehrkräfte sorgen.
Preis: 20,75 Euro / 250 g Infos: www.brekz.de
Läuft wie geschmiert Boehringer Ingelheim, Canosan: Die gelenkunterstützende Kautablette enthält unter anderem Hefe und Eiweißextrakte und kann als Futterbeigabe oder einzeln verfüttert werden.
Hundesnacks mit Sinn und Verstand verfüttern
Am Ende ist Hundeernährung – auch mit Snacks – die Suche nach dem goldenen Mittelweg: Wer seinen Vierbeiner aus falsch verstandener Liebe den ganzen Tag mit allerlei Kleinigkeiten, Snacks und Leckereien versorgt, tut ihm mit Sicherheit nichts Gutes. Wer seinem Hund allerdings jeglichen Genuss versagt, wird es nicht nur schwer haben bei Training und Erziehung, sondern auch eine fantastische Möglichkeit verpassen, mit seinem Tier in einen innigen Kontakt zu treten. Lediglich die Wahl der Hundesnacks sollte immer weise erfolgen und dem Zweck angemessen sein.