Wertpapierhandel ist kompliziert. Schließlich kennt sich nicht jeder kennt in der Welt von Fonds, ETFs, Aktien, Devisen und Anleihen aus. Und wenn doch, bedeutet das noch lange nicht ein gutes Gespür für erfolgreiche Investitionen. Social Trading verspricht für dieses Dilemma die Lösung zu sein. Statt selbst deine Wertpapiere zu managen, kopiert man einfach das Depot von erfolgreichen (Top)-Tradern.
Social Trading: Folgen mit Folgen
Die Verquickung von Wertpapierhandel mit Social Media-Elementen gilt als einer der Megatrends in der Finanzbranche. Immer mehr Plattformen wie etoro und wikifolio bieten die Möglichkeit sich von der traditionellen Finanzbranche zu emanzipieren und stattdessen von gegenseitiger Beratung in Netzwerken zu profitieren. Die Plattformen setzen dabei vorrangig auf zwei Möglichkeiten:
- Copy-Trading: Sie überweisen einen gewissen Betrag auf das Konto des Investors. Sämtliche Transaktionen des ausgesuchten Top-Traders werden fortan 1:1 automatisch proportional nachvollzogen.
- Mirror-Trading: Hier vollziehen Sie selbständig die Strategien des Top-Traders in Ihrem eigenen Brokerkonto.
Was sich nach einer sicheren Geldanalage anhört, birgt allerdings einige Fallstricke.
Risiko 1: Mangelnde Transparenz
Sie wissen nicht genau, wem Sie Ihr hart verdientes Geld beim Social Trading überhaupt anvertrauen. Oft sehen Sie nur einen Namen und wie der dahinterstehende Trader performt hat. Ob hinter „Maxymchym“ oder „MaxwellV“ aber ausgebuffte Börsenprofis oder drogenabhängige Studienabbrecher stecken, bleibt unklar. Als Follower erfahren Sie obendrein selten bis nie, warum Ihr „Guru“ ein bestimmtes Wertpapier kauft oder verkauft. Sie können also kaum einschätzen, wie fundiert der Top-Trader handelt.
Risiko 2: Virtuelle Depots bei Social Trading im Vorteil
Ob die Trader echtes oder virtuelles Geld anlegen, bleibt auf einigen Social-Trading-Plattformen ebenfalls ein Geheimnis. Fest steht nur: Wer wie diese „Papertrader“ nur virtuelle Depots betreibt, kann natürlich ein erheblich höheres Risiko eingehen und dementsprechend besser performen. Ebenfalls ist es möglich, verschiedene Strategien auszuprobieren und nur die erfolgreichen zu veröffentlichen, die dann möglichst viele Follower anziehen. Was Sie wissen müssen: Ein Meister der virtuellen Werte kann komplett versagen, wenn es um „echte“ Trades geht.
Risiko 3: Spekulative Anlageformen
Die Trader auf Social Trading-Plattformen handeln gerne auch mit riskanten Anlageformen wie Derivaten und Kryptowährungen. Das kann zu hohen Verlusten führen! Wenn Sie also eher solide bis konservative Investments bevorzugt, sind Sie bei Social Trading fehl am Platz.
Risiko 4: Vergangenheit ist nicht Zukunft
Die Crux bei allen Anlageformen, nicht nur bei Social Trading: Die Entwicklung einer Anlage in der Vergangenheit, hat keine Relevanz für die Zukunft. Sprich: Hat ein Trader im letzten Jahr einen außerordentlich hohen Wertzuwachs erzielt, kann es sich dabei tatsächlich um Expertise, aber genauso gut um reines Glück gehandelt haben.
Risiko 5: Zeitverzögerungen
Egal ob bei Copy- oder Mirror-Trading: An- und Verkäufe des Pro-Traders lassen sich nicht in Echtzeit nachvollziehen. Zwar ist beim Copy-Trading die Zeitverzögerung minimal, bei vielen Followern und „kleinen“ Aktien mit wenig Marktkapitalisierung kann es also passieren, dass Sie zu einem höheren Kurs kaufen beziehungsweise zu einem niedrigeren Kurs verkaufen. Das kann sich mit der Zeit summieren, so dass Ihr Depot schlechter als das Ihres Gurus abschneidet.
Aktien Indizes: Das müssen Sie wissen
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Social Trading: Nicht blind folgen
Social Trading beinhaltet zweifellos einige interessante Ansätze und ermöglicht einen unkomplizierten Einstieg in den Wertpapierhandel. Ohne entsprechendes Know-how sollten Sie aber keinem Pro-Trader blind folgen. Wenn überhaupt, betrachten Sie das Ganze als absolutes Risikoinvestment mit möglichem Totalverlust.