Fernseher sind aus dem Wohnzimmer nicht mehr wegzudenken. Dabei dient die Mattscheibe längst nicht mehr nur der Übertragung des TV-Programms. Streaming-Dienste, Spielekonsolen, Blu-Ray-Player, Apps und Soundanlagen verwandeln den Fernseher in das ultimative Unterhaltungsgerät. Die Unterschiede sind von der Bildschirm-Technologie, über die Ausstattung bis zu smarten Extras gewaltig. Entsprechend groß ist auch die Preisspanne, so dass ein TV-Gerät mit mehreren tausend Euro auch mal so viel kostet wie ein Neuwagen. Um zu wissen, was Käufer wirklich für ihr Geld bekommen, welches Gerät ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis bietet und wie gut die angepriesenen, neuen Technologien denn sind, gilt es sie auf Her(t)z und Nieren zu prüfen. Für alle Sport-Fans, Gamer, Zapper und Hobby-Cineasten: Fernseher im Test – So wird getestet.
Inhaltsverzeichnis
Fernseher im Test: Das sind die Kategorien
Ausstattung: Anschlüsse, Spiele-Extras und HDR
Die Zeiten, in denen ein Scart-Anschluss und die Rot-Gelb-Weiß-Cinch-Kombination die wichtigsten Ausstattungsmerkmale bildeten, sind längst vergangen. Heutige TVs verfügen über unterschiedlichste Anschlüsse. HDMI ist der gängige Eingang für die Bild- und Tonübertragung. Doch der überträgt je nach Standard unterschiedliche Auflösungen und ein unterschiedlich geschmeidiges Bild. Die aktuell beste Version ist HDMI 2.1 – ein Must-Have für Gamer. Im Test der Fernseher benotet IMTEST die Anzahl und die Aktualität der Standards von Anschlüssen, ebenso ob das Gerät DVB-C, DVB-S2 und DVB-T2 für den TV-Empfang beherrscht.
Übrigens: Was es über Anschlüsse und die richtigen Kabel zu wissen gilt, hat IMTEST zusammengefasst.
Extras wie Dolby Vision und HDR verbessern die Bildqualität durch Verstärkung von Kontrasten, Helligkeit und Farbvielfalt. Dolby Atmos bringt den Surround-Sound, also raumfüllenden Klang. Für Hobby-Cineasten sind solche Zusätze unentbehrlich, wenngleich nicht jedes Video die Technik auch unterstützt.
Für den Spiele-PC oder die Konsole sind Gaming-Extras wichtig, etwa der Auto-Low-Latency-Mode. Der schaltet automatisch in den Spiele-Modus und reduziert die Reaktionszeit des Fernsehers beim Bildaufbau und der Signalverarbeitung. Die Automatik ist komfortabel. Wie effektiv sie dann tatsächlich ist, prüfen die Tester mit speziellen Messgeräten – dazu später mehr, siehe Kategorie Bildqualität. Auch VRR, G-Sync und Freesync sind eine gute Ergänzung. Sie sorgen für eine gleichmäßige und ruckelfreie Bilddarstellung beim Spielen, indem sie die Bildwiederholrate von TV-Gerät und Konsole bzw. PC aufeinander abstimmen.
Für die Wand-Montage ist letztlich eine VESA-Aufhängung notwendig. Platzsparend und zudem schick in Szene gesetzt sind damit alle ansehnlichen TVs mit schmalem Bildrand. Viele Fernseher, aber nicht alle, bieten dafür Schraublöcher auf der Rückseite. Auch die Funktion zur Aufnahme des TV-Programms prüft die Redaktion. Beherrscht der Flimmerkasten dieses Extra, ist hierfür oft eine zusätzliche Festplatte nötig und damit auch ein USB-Anschluss.
Fernseher im Test: Bildqualität im Testlabor
Farbgenauigkeit und Farbräume
Schwerpunkt des Tests für Fernseher ist die Ermittlung der Bildqualität. Dafür hat IMTEST sein Repertoire an Messverfahren erweitert. Mit einem Colorimeter misst das Testlabor die Farbgenauigkeit, also wie originalgetreu der Fernseher Farben darstellt. Hauttöne erscheinen rötlich? Das Bild zeigt einen Grünstich? Farben sind generell zu blass? Genau das lässt sich mit diesem Prüfpunkt feststellen. Die Tester messen in allen verfügbaren TV-Modi, wobei Einstellungen, die “Kinomodus”, “Filmmaker”, “Film” oder ähnlich heißen, meist die beste Bildqualität bieten. Die Unterschiede sind je nach Hersteller und Preisklasse enorm. Je besser ein TV hier abschneidet, umso natürlicher wirkt das Bild.
Für Farben ist nicht nur die ab Werk eingestellte Farbtreue wichtig. Es zählt auch, wie viele Farben und Farbnuancen der Bildschirm überhaupt in der Lage ist, darzustellen. Man spricht hier vom sogenannten Farbraum. Während klassisches Filmmaterial den Farbraum Rec.709 nutzt, bieten Filme in HDR mit DCI-P3 deutlich mehr Farbvielfalt. So wirken etwa die Farbübergänge eines Sonnenuntergangs weicher, die Farben selbst kräftiger. Je besser ein Fernsehgerät diesen erweiterten Farbraum abdeckt, umso eindrucksvoller und lebendiger wirkt das Bild.
Kontrastverhältnis, Ausleuchtung und Helligkeit
Hersteller werben oft mit einem besonders hohen Kontrastverhältnis. Das heißt, dass dunkle und helle Bildbereiche möglichst weit auseinanderliegen. In der Folge zeigt der Bildschirm eine Szene mit zugleich strahlender Sonne und dunklen Schatten klar differenziert an. Auch Farben wirken brillanter. Bei geringem Kontrastverhältnis wirkt es, als hätte sich ein leichter Nebel über das Geschehen gelegt. Ein besonders tiefes Schwarz und eine hohe Helligkeit beeinflussen das Kontrastverhältnis. Die hohe Helligkeit hat weitere Vorteile. Mit ihr erscheinen strahlende Bildelemente wie ein loderndes Feuer oder eine gleißende Sonne heller und damit lebendiger. Wer ohne Vorhänge bei Tageslicht noch viel auf dem Bildschirm erkennen möchte, sollte ebenfalls auf eine nicht zu dunkle Bilddarstellung achten. Und entsprechendes HDR-Material schubst die Helligkeit weit über das Maximum klassischer SDR-Videos. Alle genannten Eigenschaften misst das Testlabor im Fernseher-Test mit einem professionellen Leuchtdichte-Messgerät der Firma Gossen, sowohl mit SDR- als auch HDR-Material.
Zudem ermitteln die Tester an sieben Messpunkten die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung. Bei ungleichmäßiger Ausleuchtung entsteht das sogenannte Clouding. Kleine Wölkchen oder Schatten machen sich dann bemerkbar. Besonders auffällig ist das bei gleichmäßig dunklem Bild. Die Abweichung von dunkelstem und hellstem Punkt wird benotet und reicht bei TV-Geräten von unter 5 % bis über 25 %.
Viel Hertz und geringe Reaktionszeiten für Spieler
Damit Gamern nicht der Spielspaß vergeht, sind neben oben genannten Extras und einer guten Bildqualität weitere Besonderheiten wichtig. So ist etwa entscheidend, wie lange das TV-Gerät benötigt, um das das eingehende Signal zu verarbeiten und das Bild aufzubauen (Input Lag). Das geschieht mehrfach pro Sekunde. Für das menschliche Auge ist das nicht sichtbar. Doch wirkt sich ein langsamer Bildaufbau entscheidend auf das Spielgeschehen aus, selbst wenn er beispielsweise “nur” 100 Millisekunden braucht. So kann es vorkommen, dass der Spieler im Gefecht mit anderen Spielern zu spät auf das Geschehen reagiert und damit einen Nachteil hat, weil er erst verzögert reagierte. Die Unterschiede reichen von spieltauglichen TVs mit um die 10ms bis zu eher ungeeigneten Geräten mit 50 bis über 100 ms. Geprüft wird diese Eigenschaften an drei Positionen des Bildschirms mit einem dafür entwickelten Messgerät der Marke Leo Bodnar Electronics. Es zählt der Durchschnittswert.
Auch bewertet IMTEST die Bildwiederholrate. Diese wird in Hertz angegeben und bestimmt, wie viel Bilder pro Sekunde der TV maximal darstellt. Je mehr Bilder pro Sekunde, umso fließender erscheint das Bewegtbild. Klassisch sind 50 bis 60 Hertz. Moderne TVs erreichen 100 bis 120 Hertz – sofern das übertragene Signal auch soviel liefert, wie bei einigen Spielen, und das richtige Kabel verwendet wird (siehe oben, Anschlüsse).
Neben Theorie auch Praxis: Fernseher im Sicht-Test
Neben den genannten technischen Messungen gibt es auch praktische Sichttests. Mehrere Tester betrachten unabhängig voneinander verschiedenes Bildmaterial. Dazu zählt auch die Nachstellung von herkömmlichem TV-Programm. Denn das ist auch heute noch sehr unscharf und niedrig aufgelöst. Das Problem: Moderne Fernseher mit sehr hoher Auflösung von 4k oder mehr erreichen viel mehr Bildpunkte als das eingehende Signal liefert. Darum tricksen die Mattscheiben. Sie analysieren jeden eingehenden Bildpixel und erzeugen Nebenpixel. Sie vervollständigen also das Bild (Upscaling). Auf diese Weise stellen die großen, hochauflösenden Fernsehgeräte das gering auflösende TV-Programm über die gesamte Fläche dar. Das gelingt unterschiedlich gut, je nach Prozessorleistung und Berechnungsgenauigkeit. Von angenehmem Bildeindruck bis zum matschigen Pixelbrei ist auch heute noch alles vertreten. Über Streaming-Dienste empfängt der Zuschauer die höhere Auflösung. Auch hierfür gibt es eine Test-Etappe. Zuletzt die Königsdisziplin: Blu-Ray-Filme in 4k-Auflösung und HDR für das Maximum an Bildqualität.
Wer bevorzugt Sport-Spiele betrachtet, möchte auch bei hektischen Bewegungen von Spielern, Bällen, Schlagabtauschen und mehr ein scharfes Bild. Das Problem: Sport-Übertragungen liefern nur 60 Bilder die Sekunde. Ein fliegender Fußball wirkt da eher wie eine Sternschnuppe. Gelingt der TV-Anzeige eine gute Zwischenbildberechnung erscheint er hingegen gestochen scharf. Oft erreichen die Geräte das im vorgesehenen Sportmodus. Auch das wird per Sichttest getestet.
Um die Spieletauglichkeit praxisnah zu prüfen, geht es an die Controller. Für die Benotung ist ausschlaggebend, ob das Bild Verzögerungen aufweist, ruckelt oder den sogenannten Judder zeigt. Bei Letzterem zieht sich eine horizontale Verzerrung quer durch das Bild und wandert abwärts.
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Triff den richtigen Ton: Klangqualität
Die schmale Bauweise der TV-Geräte hat den Nachteil geringer Resonanzkörper und somit schwacher Lautsprecher. Für wirklich vollen Klang bei bombastischen Actionszenen, eine klare Darstellung von Stimmen und ausgewogenen Musikgenuss eignen sich Sound-Anlagen oder Soundbars besser. Allen drei genannten Anwendungsszenarien müssen sich die TVs im Testverfahren stellen.
Bedienung & Inbetriebnahme
Aufbau:
Auspacken, Strom anschließen, los gucken – zu schön, um wahr zu sein. Stimmt! Zunächst einmal müssen die Flachbild-Fernseher in die Vertikale gebracht werden und dort auch sicher stehen. Dafür müssen die mitgelieferten Standfüße installiert werden. Die Test-Redakteure prüfen, wie einfach das möglich ist oder ob es auch ohne Bedienungsanleitung gelingt.
Bedienung:
In diese Kategorie fallen Kriterien wie die Qualität der mitgelieferten Fernbedienungen. Hier sind vom Solar-Betrieb über fehlende Nummerntasten bis zur Bewegungssteuerung große Unterschiede festzustellen. Die Test-Experten beurteilen zudem, wie intuitiv (oder kompliziert) die Einrichtung und erstmalige Inbetriebnahme der TVs möglich ist. Dazu gehört die Montage des Ständers und auch die Sender-Sortierung. Auch ob smarte Extras wie Apps, Google Assistant und Amazons Alexa fließt in die Benotung mit ein, ebenso die kabellose Bildübertragung via Miracast (Android) und Airplay (Apple) via Smartphone oder Tablet.
Service & Umwelt
Die Stromkosten für ein TV-Gerät können jährlich 100 Euro übersteigen. Während das TV-Programm aufgrund der geringen Bildqualität nicht viel Strom benötigt, verdoppelt sich die Leistungsaufnahme nicht selten bei hellen, farbkräftigen und bildgewaltigen HDR-Inhalten. Beim Spielen reduzieren Fernseher oft sämtliche Funktionen der Bildaufhübschung auf ein Minimum, damit sie das Spielgeschehen schneller darstellen. Der Stromverbrauch liegt hier zumeist zwischen beiden genannten Extremen. Für die Bewertung finden Messungen bei allen drei genannten Szenarien statt. Die Berechnung der jährlichen Stromkosten basiert auf der täglichen, gemischten Nutzung des TVs von je zwei Stunden Fernsehen, HDR-Film und Spielen.
Wer trotz der technisch beeindruckenden Möglichkeiten lieber Strom sparen möchte, freut sich über vorhandene Funktionen wie einen Energiesparmodus, die automatische Regulation der Bildschirmhelligkeit und das automatische Ausschalten, die IMTEST prüft. Aber Achtung: Bei den ersten beiden genannten Funktionen, nimmt die Bildqualität meist deutlich ab.
Zuletzt fließen auch Garantiedauer und Verpackungsmenge– und Art in die Benotung mit ein. Hier bekleckern sich fast alle Hersteller nicht mit Ruhm. Oft sind sämtliche Kabel, Einzelteile wie Fernbedienung, Anleitung, Schrauben und Batterien einzeln verpackt. Auch unzählige Styropor-Blöcke und Folien-Berge sind die Regel.