Die medizinische Versorgung und Pflege der Patienten ist ein Zusammenspiel, in dem Haus- und Fachärzte, Krankenhäuser und Reha-Kliniken, Altenheim, Kurzzeit- und Verhinderungspflege-Einrichtungen sowie der ambulante Pflegedienst eng vernetzt zusammenarbeiten. Wenn ein Patient nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus in der vertrauten Häuslichkeit versorgt wird, begleiten der Hausarzt und die Klinik die weitere Entwicklung. Heilt die Wunde? Macht der Patient gesundheitliche Fortschritte? Oder gibt es Rückschläge? Aus Erfahrung wissen alle Beteiligten, wie gut die Pflege daheim organisiert ist.
Die Entscheidung für einen Pflegedienst fällt oft im Gespräch
Zu empfehlen ist, sich rechtzeitig bei Nachbarn, in der Arztpraxis oder beim Sozialdienst der Klinik zu sprechen und sich einen guten ambulanten Pflegedienst in der Nähe des Patienten zumindest empfehlen zu lassen. Die Familien in der Nachbarschaft wissen genau, ob die Pflegekräfte pünktlich und zuverlässig sind und die Versorgung durch ein überschaubares Team sichergestellt wird. Beim Hausarzt hat meist auch die Sprechstundenhilfe einen Überblick. Auf Nachfrage heißt es dann zwar zunächst: “Wir dürfen keine Empfehlung geben.” Im Gespräch wird dann jedoch verraten, mit welchen Unternehmen gute Erfahrungen gemacht werden. Nicht zuletzt haben Verbraucher das Sagen, schließlich zahlen sie viel Geld für die Pflege. Dafür dürfen sie eine zuverlässige Dienstleistung erwarten. Sollte das nicht der Fall sein, kann jederzeit gekündigt werden. Dann kann von einem Tag auf den anderen ein neuer Pflegedienst die Versorgung zu Hause übernehmen.
Ein gutes Altenheim finden
Die Interessenten, die sich ein Altenheim ansehen, lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Familien, die innerhalb weniger Tage ein Apartment benötigen, weil ein pflegebedürftiger Angehöriger aus dem Krankenhaus oder der Reha entlassen wird. Und Senioren, die selbstbestimmt ein Altenheim suchen, um dort demnächst einzuziehen.
Altenheimsuche unter Zeitdruck
Über Monate hatte Wolfgang Wriegt große Sorgen, als seine Mutter noch allein in ihrer Wohnung lebte. Die 87-Jährige aß und trank immer weniger und wurde zunehmend “tüdelig”. Die Familie konzentrierte sich ganz darauf, die Betreuung daheim zu ermöglichen. Doch plötzlich eskalierte die Situation: Bei einem Besuch der Mutter fiel sofort auf, dass das Licht nicht mehr funktionierte. Die Sicherung war herausgesprungen. Anita Wriegt hatte den Lichtschalter der Stehlampe nicht gefunden, kurzerhand das Stromkabel durchgeschnitten und einen Kurzschluss ausgelöst. Einen Stromschlag hatte sie nicht erlitten.
Konflikte vermeiden: Pflege und Hilfe für die Eltern
Pflegebedürftig? Diese Frage birgt Potenzial für Konflikte.
Die Patientin war aufgrund des Flüssigkeitsmangels ausgetrocknet und vollkommen verwirrt. Im Krankenhaus wurde zunächst Flüssigkeit zugeführt und nach weiteren Ursachen gesucht, um eine gesundheitliche Verbesserung zu erreichen. Die Demenz ist jedoch geblieben. Wolfgang Wriegt und seine Ehefrau Hannelore suchten einen Heimplatz. Das war mit einem enormen Zeitdruck verbunden. “Ich konnte gar nicht mehr richtig schlafen”, erinnert sich der 62-jährige Sohn und rät jedem in ähnlicher Situation, sich rechtzeitig verschiedene Heime anzusehen. Außerdem sollten für so einen Notfall die Vollmachten für die Bankkonten erteilt sein sowie die Vorsorgevollmacht unterschrieben vorliegen.
Inzwischen hat sich die Situation beruhigt. Die Mutter ist schnell in der neuen Umgebung angekommen. “Ich habe mich hier vom ersten Tag an wohlgefühlt, jetzt habe ich sogar einen Balkon, den habe ich mir immer gewünscht”, sagt Anita Wriegt.
Rechtzeitig ins Altenheim umziehen
Ein anderes Beispiel: Körperliche Beschwerden hat Gisela Redegelt schon länger. Der Besuch beim Arzt bringt Klarheit: Die 76-Jährige leidet unter einer beginnenden Parkinson-Erkrankung. “Nun hat das Kind endlich einen Namen”, sagt die ehemalige Buchhalterin, die damit schon fast gerechnet hatte. Die Seniorin informiert sich genau über den Verlauf der Krankheit und überlegt immer wieder hin und her, wie es weitergehen soll. Aufgrund ihrer Lebenserfahrung gelingt es ihr, sich auf die neue Situation einzustellen.
Bei allen Überlegungen ist es für Gisela Redegelt das Wichtigste, so lange wie möglich selbstbestimmt zu leben. Ihre Zweizimmerwohnung mit Balkon liegt im ersten Stock. Für die Patientin ist das Treppensteigen jetzt schon ein Problem. Sie will auf keinen Fall in ihrer Wohnung eingesperrt sein, nur, weil es in dem Haus keinen Aufzug gibt. Außerdem traut sie sich im weiteren Verlauf der Krankheit nicht mehr zu, ihren Alltag zu organisieren: Woher soll ich eine neue Putzfrau bekommen, wenn meine jetzige Reinigungskraft ausfallen oder kündigen sollte? Wer kauft für mich ein? Muss ich mich auch noch selbst um das Mittagessen kümmern? Sitze ich in der Wohnung und kann nichts mehr unternehmen?
Gut zu wissen: Familien-Pflegezeit und Angehörigenschule
Pflege erfordert Zeit und Geld. Auch einige Fähigkeiten können helfen.
Die richtige Wahl treffen
Gisela Redegelt macht sich auf den Weg und sieht sich verschiedene Altenheime an. Eine Seniorenwohnung ist für sie keine Option. Gesucht wird das “All-inclusive-Paket” eines Altenheims mit Pflege, der kompletten hauswirtschaftlichen Versorgung sowie Freizeit- und Betreuungsangeboten. Es ist genügend Zeit vorhanden, um vor Ort eine Auswahl zu treffen: beim Tag der offenen Tür, bei mehreren Sommerfesten und Einzelbesichtigungen. “Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für einen Neustart, weil ich noch alles selbst in die Hand nehmen kann”, erklärt Gisela Redegelt.
Die Seniorin ist inzwischen umgezogen, hat ihre Angelegenheiten selbstbestimmt regeln können und sich gut eingelebt. Für sie war es genau der richtige Zeitpunkt. Rechtzeitig ins Altenheim umzuziehen, kommt für Menschen infrage, die am Beginn einer Krankheit stehen und ihren persönlichen Neuanfang selbst in die Hand nehmen wollen. In absehbarer Zeit wird ihnen dazu womöglich die Kraft fehlen, da mit weiteren gesundheitlichen Einschränkungen zu rechnen ist. Dabei ist es gar nicht so wichtig, ob man alleinstehend ist oder unabhängig von Angehörigen sein möchte.
Der vorliegende Text stammt aus dem Ratgeber “Der Pflegekompass” von Jochen Mertens e.K., erstmals erschienen 2021 bei der Funke Mediengruppe.
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