Hörgeräte haben sich im Lauf der Zeit deutlich verändert. Ursprünglich oft klobig und unpraktisch sind aus ihnen mittlerweile deutlich diskretere Begleiter geworden, die den Alltag spürbar erleichtern.
Trotzdem bedeutet ein Hörgerät noch immer ein weitaus größeres Stigma als eine Brille. Anlässlich zum Welttag des Hörens am 3. März zeigt eine Sennheiser-Studie: “Einer von drei Personen im Alter zwischen 45 bis 70 Jahren wäre es unangenehm, ein Hörgerät oder ein sprachunterstützendes Wearable in der Öffentlichkeit zu tragen. Das Tragen einer Brille ist dagegen nur einer von zehn Personen in dieser Altersklasse unangenehm”.
Hörgeräte? Schwer unterschätzt
IMTEST hat sich deshalb auf dem Markt umgesehen und hält fest: Kein Grund für Scham! Die Geräte werden nicht nur immer unauffälliger, sie können auch immer mehr. Beispielsweise ersetzen Hörgeräte den Betroffenen längst Headsets. Die ersten Hörgeräte sind sogar schon im Bereich Augmented Reality (AR) angekommen.
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Flexibel im Alltag dank Anpassung und Wartung
Ein Riesennachteil alter Hörgeräte war ihre Empfindlichkeit. War es zu laut, begannen die Teile zu piepen. Hall konnte den Ton verzerren, Gesang ließ sich gar nicht erst übertragen. Damit ist längst Schluss. Egal ob im Restaurant mit vielen Menschen oder draußen im Wind, Hören ist längst keine Glückssache mehr. Die verschiedenen Modelle an Hörgeräten unterscheiden sich zwar in der Art des Sounds, oft auch in Fragen von Akkulaufzeit und Robustheit. Insgesamt aber soll jedes Hörgerät alltagstauglich sein.
Dazu braucht es vor allem zweierlei: eine persönliche Anpassung und regelmäßige Wartung der Geräte. Die Marke ReSoundOne bietet daher beispielsweise flexible Fern-Feinanpassungen per Videocall von zuhause an. Der Traditionsbetrieb Ohrwerk nimmt in seinen Filialen deutschlandweit Kunden an, egal wo diese ihr Hörgerät gekauft haben. Bei Ohrwerk können sie zum Beispiel den Klang ihres Hörgeräts checken lassen. Aber auch die Ohren werden untersucht, etwa auf Fremdkörper im Gehörgang. Beide Services sind bei Anbietern wie Ohrwerk kostenlos. Zusätzlich können Kunden ihre Hörgeräte hier reinigen und bei Bedarf reparieren lassen.
Diskret und leicht zu händeln
Auch die Kundinnen und Kunden selbst bekommen immer mehr Möglichkeiten, ihre Hörgeräte eigenständig zu händeln. Zum Beispiel können sie selbst einstellen, wie laut oder leise der Ton im Augenblick sein soll. Das funktioniert teilweise noch am Gerät, zunehmend aber auch per App.
Letzteres ist zum einen oft praktischer als an den – mittlerweile oft winzigen – Geräten herumzufummeln. Zum anderen ist es unauffälliger und somit ein Bonus für alle, die gern diskret unterwegs sind.
Zu diesem Punkt lässt sich außerdem anmerken: Wer möchte, kann nach wie vor ein Hörgerät hinder dem Ohr (HdO) bekommen. Diese Varianten sind oft ein wenig größer und griffiger. Doch wie bei Brillen und Kontaktlinsen sind auch hier die Geschmäcker unterschiedlich. Wer das eigene Hörgerät zeitweise mal vergessen will – aus den Augen, aus dem Sinn – bekommt mit Mini-in-Ohr-Varianten (IdO) auch hier viele Möglichkeiten.
Streamen und Telefonieren per Hörgerät
Manchmal bringen Hörgeräte auch unerwartete Vorteile mit sich. So ist es mittlerweile gang und gäbe, dass die kleinen Begleiter auch als Kopfhörer und sogar als Headset funktionieren. Sie lassen sich in der Regel per Bluetooth mit dem Smartphone oder dem Fernseher verbinden, sodass hier gar kein zusätzliches Gerät mehr notwendig ist.
Im Prinzip können Nutzende mit ihrem Hörgerät sogar telefonieren. Allerdings ist dabei anzumerken, dass die kleinen, integrierten Mikros auf Umgebungsgeräusche und nicht auf die eigenen Worte ausgerichtet sind. Sie liegen daher relativ weit weg vom Mund, sodass die Akustik in diesem Punkt oft schlechter ist als bei anderen Headsets.
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Augmented Reality erreicht Hörgeräte und Wearables
Was die Alltagsakustik eines Hörgerätes jedoch deutlich aufwertet, ist das Crossover einiger Marken mit Augmented Reality. Was sonst eher aus dem visuellen Bereich bekannt ist – Stichwort AR-Brille – macht gerade den Sprung in die Welt der Akustik. Der Hersteller Signia beispielsweise will das Sprachverstehen von Hörgeschädigten verbessern und ihnen sogar detaillierteres Richtungshören ermöglichen. Dazu hat das Unternehmen ein Hörgerät entwickelt, das mit einem speziellen Sensor ausgestattet ist. Dieser registriert die Bewegung des Trägers und passt das Soundempfinden entsprechend an.
Erhebliche Risiken durch Hörverlust
So schnell sich die Technik auch entwickelt, eines ist klar: Hörverlust darf nicht länger ein Tabuthema bleiben. “Die Weltgesundheitsorganisation warnt davor, dass bis 2030 fast 630 Millionen Menschen weltweit eine Hörminderung haben werden. Bis 2050 könnte diese Zahl sogar auf 900 Millionen steigen”, so die Sennheiser-Studie.
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Damit einher geht nicht nur eine verminderte Lebensqualität, – was schlimm genug wäre. Auch Gefahren, zum Beispiel nahende Autos, werden schlechter wahrgenommen. “Dazu kommt, dass unbehandelter Hörverlust im mittleren Lebensalter einer der größten beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz ist.” Wie so oft heißt es daher: lieber zu früh als zu spät. Und keine Sorge, ein Hörtest ist vielerorts kostenlos. Und er kann viel bewirken.