Carbonsohle oder einen Klecks Gel in der Ferse? Massive Dämpfung, oder hart wie ein Brett? Breit oder so eng wie möglich? Die Liste von Parametern für den besten Laufschuh ist ewig lang. Die Hersteller schmeißen mit Marketing-Botschaften um sich, und suggerieren, den besten, nein den perfekten Laufschuh überhaupt zu produzieren. Dabei werben sie nicht selten damit, dass die Elite der Läufer schließlich mit diesem oder jenen Schuh Bestzeiten läuft.
Aber: Will man das überhaupt? Wollen wir alle den Marathon unter 2:30:00 Stunden laufen? Oder: Irritieren mich Bestzeiten nicht eher, wenn ich gerade einmal mit dem Laufen beginnen will? Dazu kommt: Ist es nicht unlogisch, dass es den besten Schuh aller Zeiten überhaupt gibt? Erstaunlich aber wahr, wir Menschen sind alle individuell. Kein Körper, kein Fuß ist so wie der andere. Im Normalschuh-Segment wirbt einfach niemand damit, die besten Boots oder beste Paar High Heels zu produzieren. Beim Laufschuh aber schon? Diese Logik habe ich noch nie verstanden.
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Verloren im Fachgeschäft
Wer gezielt an die Sache rangeht, wird sich wahrscheinlich auf den Weg in einen Laufladen machen, in der Hoffnung, dass einem hier adäquat geholfen wird. Um es gleich zu sagen: Das ist der deutlich bessere Weg, als Online Schuhe zu kaufen. Meine Erfahrung ist aber: Man sendet sie eh meistens wieder zurück. Weil sie nicht passen, weil man sich darin nicht wohlfühlt. So kompetent die Mitarbeiter im Laufladen auch sein mögen, man steht immer zunächst vor einer Wand voller Schuhe. Man ist quasi erschlagen von bunten Tretern jeder Marke.
Wie in einem Supermarkt spielt hier die Psychologie eine Rolle. Auf Augenhöhe stehen die Marken, die gekauft werden sollen, mit denen der Händler, sagen wir, in gutem Kontakt ist. Die teuren Schuhe stehen meist oben, die Modelle, die das Brot und Butter Geschäft bilden, stehen unten. Auf jede Frage hat der Verkäufer natürlich eine Antwort, man muss eben nur fragen. Tut man dies nicht, wird man auf die Test-Laufstrecke im Laden geschickt. Gut ausgestattete Shops haben eine Kamera installiert, die von hinten den kleinen Testlauf aufzeichnet. Nach dem Test wird der Schuh und der Läufer analysiert. Im Grunde hat das eine gewisse Logik, aber es ist eben einfach eine Momentaufnahme. Quasi so, als ob sie sich zu einer Auto-Probefahrt aufmachen, aber nur über den Hof des Händlers fahren dürfen. Wir alle wissen: Das ist zu wenig, um eine wirklich gute Entscheidung zu treffen.
Das Geheimnis des Wohlfühlens
Es kann so furchtbar einfach sein. So einfach, dass man alleine beim Aufschreiben der Kolumne fast ein schlechtes Gewissen hat, Ihnen allen den wahrscheinlich besten Tipp mit auf den Weg zu geben, damit sie ihre persönliche Entscheidung treffen können, um ihren besten Laufschuh zu finden: Suchen Sie sich aus dem bunten Regal fünf bis sechs Paar Laufschuhe heraus, die Sie ansprechend finden. Schlüpfen Sie in jedes Paar einmal kurz hinein.
Das Paar, in dem Sie sich spontan am wohlsten fühlen, ist zu 99% der Laufschuh, der für Sie am meisten Sinn macht. Ich gebe zu, das klingt sehr banal. Zu einfach, um wahr zu sein. Aber exakt so wurden mehrere Studien und Versuche an diversen Sporthochschulen gestartet. Und immer wieder stellte man fest: Wir sind selbst doch weitaus „schlauer“ als wir denken. Unser Instinkt funktioniert bestens. Wir können sehr wohl sehr genau sagen, was uns gut tut, und was nicht. Lassen Sie sich unbedingt im Laden Zeit! Denn nach dem spontanen Wohlfühlmoment sollten Sie in ihrem Lieblingsschuh ein wenig Zeit verbringen. Wenn Sie sich auch nach einer halben Stunde noch für das Modell entscheiden, schlagen Sie zu.
Es ist nie vorbei
Nachdem Sie also für sich den besten Laufschuh der Welt gefunden haben, hier die niederschmetternde, schlechte Nachricht: Wenn Sie den Schuh „kaputtgelaufen“ haben, geht der Zirkus meist wieder von vorn los. Denn: Die Hersteller haben sich angewöhnt, die Modelle immer wieder zu modifizieren. Sie sagen natürlich, dass sie die Modelle verbessern. Was aber nicht bedeutet, dass der Nachfolger ihres Laufschuhs auch weiterhin für Sie perfekt ist. Tun Sie sich aber bitte einen Gefallen: Bleiben Sie Ihrer Linie treu! Durchlaufen Sie den Wohlfühl-Test nochmals. Denn es kommt nicht darauf an, einer Marke treu zu bleiben. Es geht um Ihre Gesundheit, und darum, dass Sie sich beim Laufen gut fühlen!
