Mit nur 29 Jahren hat André Schürrle seine Karriere beendet. Heute ist er 33 Jahre alt, und könnte noch immer gut bei einem der großen Fußball-Clubs mitspielen. Als er vor vier Jahren seine Entscheidung traf, wurde er von einigen im „Geschäft“ belächelt. Einfach nur, weil er seinen Emotionen freien Lauf ließ. Damals nutzte Schürrle starke Begriffe und Worte. „Ich habe diesen Tag so herbeigesehnt“, oder „Die Verhältnisse im Fußballgeschäft sind toxisch“. Er hatte mehr erreicht, als viele andere Kicker. Weltmeister 2014, EM Teilnehmer 2012 und 2016, Erfolge im DFB Pokal, seine Glanzzeit hatte er sicher bei Borussia Dortmund. Das alles gab er ganz bewusst auf, denn sein Fokus war plötzlich er selbst, und seine Familie. Schürrle konnte und wollte nicht mehr. Er wollte mehr für sich selbst tun. „Ich sehe mich als Mensch, der das Abenteuer Leben gerade erst begonnen hat.“, sagte am Ende der Karriere als Kicker.
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Und dann lief er los, zu sich selbst
Ich gestehe, ich hatte ihn lange so gar nicht mehr auf dem Zettel. Bis mir der Instagram Algorithmus Schürrles Profil hochspülte. Selten hat mich ein Insta-Account derart gefesselt. Das Bild, das mich sofort hatte, zeigte ihn mit freiem Oberkörper im Schnee, mit Freunden bezwang er laufend einen Berg, lächelnd, glücklich. André Schürrle hat das Laufen für sich entdeckt, und augenscheinlich geht es ihm dabei um eine ganz entscheidende Sache: Sich selbst wieder zu spüren. Der Fußball muss einiges mit ihm gemacht haben, und nicht unbedingt nur Gutes. Wer läuft, wer unter diesen Bedingungen in der Kälte läuft, der ist ganz sicher dabei, sich selbst wieder zu finden. Anstatt in Fußball-Rente zu gehen, hat sich Schürrle dazu entschlossen, seinen Körper zu fühlen, das Beste aus sich zu machen. Dafür – so sagt er es auf seinem Instagram-Account immer und immer wieder – will und wird er krasse Dinge machen. Weil er der Meinung ist, dass eine gewisse „Qual“ dazu gehört. Er will sich keine Pause gönnen, er will gesund werden, er will gesund sein. Körperlich wie seelisch. Und, so sieht es aus, er hat sich auf die Reise zu sich selbst gemacht. Das Laufen ist seine Therapie. Er lässt seine 5 Millionen User an dieser Reise teilhaben, allerdings nicht an dem, was da in ihm kaputtgegangen ist. Vielleicht ist ihm das auch zu privat, was ich persönlich sehr schade finde. Wüsste man den Grund, könnte man eventuell noch mehr von André Schürrle lernen.
Ultra-Marathon, knackige Zeiten beim Berliner Halbmarathon
So kämpft sich ein ehemaliger Fußball-Profi also Stück für Stück in ein neues Leben. Er läuft auf Berge, er läuft den Chianti Ultra-Trail, und filmt sich beim Zieleinlauf. Dabei könnte man sich fragen: Warum tut er das? Warum läuft er nicht einfach für sich über die Ziel-Linie? Warum muss es der Beweis sein? Braucht er etwa doch den Applaus, der ihm angeblich als Kicker nie wichtig gewesen ist? Warum aber hat man dann einen Insta-Account mit 5 Millionen Followern? Warum muss man nahezu jeden Lauf dokumentieren, und freut sich über Kommentare von Kai Pflaume? Ich gestehe, ich bin noch unentschieden. Es ist mir ein wenig zu viel Selbstfeierei. Aber die ist am Ende gar nicht so wichtig, denn André Schürrle hat eine Botschaft: „Sei nicht besser als andere, sei der Beste für dich selbst.“ Und genau das treibt ihn weiter an. Und diese Message verlangt großen Respekt vor Schürrle. So bleibt er seinem Motto treu, und hat sich für den Berliner Halbmarathon angemeldet. Und natürlich hat er sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Er will die 21 Kilometer in 1:30h laufen. Um das zu schaffen, und das weiß ich aus eigener Erfahrung, muss man lange und intensiv trainieren. Man muss topfit sein, und am Tag des Laufs muss einfach alles passen. Aber, alleine die Tatsache, dass er nicht aufgibt, sich weiter Ziele setzt, das ist einfach stark. Ganz stark.
Die Botschaften, die jedem helfen können
Niemand weiß so recht, wo André Schürrles Reise enden wird. Wahrscheinlich weiß er es selbst noch nicht. Er läuft einfach, er spürt einfach in sich hinein, er setzt sich Ziele und, so sagt er, er erfüllt sich seine Träume. Um diese wahr werden zu lassen, setzt er alles ein was er hat: Seinen Körper, seine Psyche, sein ganzes Sein. Er weiß aber auch, dass er diese Träume und Ziele nur mit harter Arbeit und Disziplin erreichen kann. Dafür hilft ihm sicher seine Vergangenheit als Profi-Kicker. Wer seinen Insta-Account ansieht, wird immer wieder auf diese Kernaussagen stoßen. In Kombination mit seinen Videos, seinen Trainings, seinen Bildern, ist das Motivation pur. Wer sich wie er auf die Reise machen will, kann sich an André Schürrle ein Beispiel nehmen. Laufen Sie einfach los!