Ich bin Läufer, und ich liebe diesen Sport. Ich bin Läufer, und ich fühlte mich immer stark und fit durch das Laufen, bis vor einigen Wochen. Irgendwie dachte ich zunächst, dass meine noch recht neue Rolle als Vater dafür sorgt, dass ich ständig müde bin. Dass ich mich ausgelaugt und schlapp fühle, und mir irgendwie die Kraft fehlt. Ich fühlte mich schwach, mein ganzer Körper fühlte sich einfach nur noch komplett ohne stabile Mitte an. So sehr, dass ich mir langsam Sorgen machte. Sollte ich einen Arzt aufsuchen? Als ich nach einem Lauf in mich hinein hörte, bekam ich die Antwort: Mein Körperzentrum war wenig stabil, meine Arme hatten kaum Power, und meine Sehnen schienen verkürzt. Schon länger kannte ich Darren. Ein Lebenskünstler aus England, der mit seiner Familie zuletzt in Portugal gelebt hatte. Darren ist Personal Trainer, und sein Steckenpferd ist das funktionelle Training. Er sieht nicht danach aus, man sieht ihm an, dass er ein Lebemann ist, und genau das macht ihn so sympathisch. Sein Körper ist nicht perfekt, aber voller Power und Lebensfreude. Ich erzählte ihm von meinem Gefühl, das mich sehr beschäftigte.
“Nimm das Seil und spring”
Das funktionelle Training ist sicher mit das gesündeste Workout, das man haben kann. Es fördert nachweislich Kraft, Ausdauer, Koordination, Schnelligkeit, Beweglichkeit, und es schützt vor Verletzungen. Die Übungen sind vielseitig, und der Unterschied zum konventionellen Gerätetraining ist, dass man zusammenhängende Bewegungsabläufe und somit alle beteiligten Muskelketten trainiert. Ich verabredete mich mit Darren zu einem Probetraining, und soviel vorab: Ich dachte immer ich sei sehr fit, seit einigen Wochen weiß ich, dass ich vielleicht laufen kann, das war es dann aber schon. Bevor Darren in die Tiefe ging, machte er einige Tests, um zu sehen wo ich eigentlich stehe. Er machte Übungen vor, ich versuchte sie nachzumachen. Schon bei den Dehnübungen wurde sehr klar, dass ich einen langen Weg vor mir habe. Zwar konnte ich auf Grundlagen zurückgreifen, aber gut und sauber durchgeführte Dehnübungen verursachten enorme Schmerzen. Und doch spürte ich sofort, dass sie unglaublich gut taten. Meine Knie, all meine Gelenke knackten und drohten gefühlt zu zerbrechen. Dann drückte mir Darren ein Springseil in die Hand. „Schau mir zu, achte auf die Koordination, und spring mal eine Minute“. Easy, dachte ich. Nahm das Seil, schleuderte es hinter und vor mich, es wickelte sich um meine Beine, ich lag plötzlich flach auf dem Boden. Viele Minuten später war ich wenigstens in der Lage 30 Sekunden durchzuhalten. Ich dachte, ich hätte eine gute Kondition. Das Seil machte mich fast atemlos.
Fit und Gesund 2024: Was das Laufen mit Manuel macht
Immer mehr Menschen in Deutschland laufen. Sie laufen viel und weit. Und sie laufen auch gegen ihre inneren Dämonen. Dabei gehen sie gefühlt auch offener mit einem Tabuthema um: Depressionen! Die Geschichte eines Freundes berührt unseren Kolumnisten besonders.
Respekt vor Turnern an den Ringen!
In der Folge ging es zunächst vor allen Dingen um die richtige Technik. Um das saubere Ausführen der Übungen, zum Beispiel das korrekte Schwingen der Kettlebell. Wenn 20 Kilo in Richtung Becken sausen, sollte man diese koordinieren können. Zudem braucht es hierfür eine gute Technik, damit die Übungen dort ankommen, wo sie Kraft und Stärkung geben sollen. Liegestützen waren nie meine Leidenschaft. Werden sie richtig ausgeführt, bringen sie noch weniger Spaß, dafür aber viel Kraft. Mein größter Spaß war das Turnen an den Ringen. Lassen Sie sich einfach einmal mit ausgestreckten Armen an diesen hängen, während die Füße vom Boden weg bleiben. Spontan würde man sagen: Ach, da kann man ewig hängen. Ich schaffte eine Minute, eine lächerliche Zeit. Danach stelle ich fest, dass ich es gerade mal 20 Sekunden schaffte, mich mit gestreckten Armen in die Ringe zu drücken, ebenfalls ohne Bodenkontakt. Mir fehlte dazu die Kraft, und war es unmöglich für mich, die beweglichen Ringe zu koordinieren. Bis zu diesem Tag konnte ich den Turnern an den Ringen nie etwas abgewinnen. Seither habe ich den größten Respekt. Wer jemals nur diese beiden beschriebenen Übungen ausprobiert hat, wird demütig. Vor den Turnern, aber auch vor dem eigenen Körper.
Die Mitte stärken
Darren ist bis heute geduldig mit mir. Es sind einige Trainingsstunden vergangen, und mein Körper beginnt sich zu verändern. Zudem fühlt er sich ganz anders an. Die Kraft kehrt langsam zurück. Nicht, weil ich es mir einbilde, sondern weil ich mich weiter durch die Übungen quäle. Meine Mitte ist eine neue Mitte, die ständig stabiler wird. Meine Beweglichkeit, meine Koordination ist deutlich besser geworden. Meine Muskeln bauen sich langsam wieder auf. Und all das hat einen wundersamen und tollen Effekt auf das Laufen: Ich werde schneller, ich bin viel sicherer, standfester geworden. Das funktionelle Training und ich werden langsam Freunde, auch wenn es sicher nie mein bester Freund werden wird. Aber ich bin Darren unfassbar dankbar. Durch ihn weiß ich, dass nichts wichtiger ist um dauerhaft gesund zu bleiben. Das funktionelle Training ist für Menschen ab 40 eigentlich ein Muss. Dann nämlich baut sich die Muskulatur langsam ab. Wer hier dagegen hält, wird bis ins hohe Alter gesund und fit bleiben. Deshalb bleibt Darren zunächst Teil meines Lebens. Lieber investiere ich in meinen eigenen Körper, als in mittelmäßige Fitness-Studios oder schlechte Restaurants. Wir geben so viel Geld für unnütze Dinge aus, jedenfalls stellte ich das bei mir immer wieder fest. Seit einigen Wochen wird das unnötig ausgegebene Geld in Darren investiert, und in meine Gesundheit. Ich glaube fest daran: Wer seine Mitte stärkt, wird lange und gesund leben.