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Vyld Tangpon: Tampons aus Algen für mehr Nachhaltigkeit?

Das Berliner Start-Up Vyld produziert Tampons aus Algen, nachhaltig und fair.

Zwei Tampons auf grünem Hintergrund.
Vyld entwickelt Tampons aus Meeresalgen, die obendrein der Vagina gut tun. © Instagram/Vyld

Tampons aus Algen, die den Ozean retten – das schreibt sich Vyld auf die Fahnen. Eine umweltfreundliche Lösung für die Menstruation anstelle von Millionen Tonnen Müll. Noch lässt die Produktion auf sich warten, doch der Tangpon verspricht schon viel.

Vyld präsentiert “Tangpon”

Der Algentampon, liebevoll “Tangpon” (englisch: “Kelpon“) genannt, soll, so Vyld, enorm saugfähig sein. Zudem sei das Potenzial für allergische Reaktionen um ein Vielfaches kleiner als bei herkömmlichen Tampons. Denn rund 90% der handelsüblichen Tampons bestehen zu wesentlichen Teilen aus Viskose und Plastik. An Stelle dessen verspricht der Tangpon sogar eine entzündungshemmende Wirkung.

Auch bei der Nachhaltigkeit punktet das alternative Produkt. Die Algen aus mariner Permakultur sind biologisch abbaubar, damit kreislauffähig, benötigen weder Dünger noch zusätzliches Wasser und sind dementsprechend nachhaltig in der Produktion.

Obendrein wachsen sie zehn mal schneller als viele Landpflanzen. Dabei binden sie im Wasser befindliches CO2. So, folgert Vyld, tragen die Tangpons durch den Anbau der Algen auch zur Wiederherstellung des Lebensraums Meer bei. Selbstverständlich tragen sie auch nicht zu den rund zwei Millionen Tonnen Müll aus Einweg-Periodenprodukten bei, die jedes Jahr aufs Neue das Meer verschmutzen.



MyMicrobiome-Studie bestätigt Erfolg

In Zusammenarbeit mit dem dem Wissenschafts-Unternehmen MyMicrobiome konnte Vyld die Effektivität seines Produkts nachweisen. Die in Auftrag gegebene Studie verifizierte zum einen, dass die Meeresalgen das vaginale Mikrobiom erhalten und seine Reproduktion ankurbeln. Dr. Kristin Neumann, Geschäftsführerin von MyMicrobiome äußerte sich dazu wie folgt: „Ein intaktes Vaginalmikrobiom ist wichtig, um Krankheitserreger abzuwehren“ . 

Zum anderen konnte bestätigt werden, dass der kontrollierte Anbau der Pflanzen zur Stabilisierung mariner Ökosysteme einen Beitrag leisten kann. Außerdem wurde anerkannt, dass die plastikfreien Tampons zur Lösung des weltweiten “Periodenmüll”-Problems beitragen.

Der Screenshot von Instagram zeigt die beiden Vyld Gründerinnen mit ihrem Tangpon.
Der Vyld “Tangpon” soll nicht nur Plastikmüll vermeiden, sondern sogar dem Meer helfen. © Vyld – Instagram

Vyld: Faires Business

Nicht nur ökologische Nachhaltigkeit wird bei Vyld groß geschrieben. Das 2021 von Ines Schiller profit-for-purpose Unternehmen setzt auf Verantwortungseigentum. Dieses – im deutschen Recht nicht verankerte – Geschäftsmodell erkennt Unternehmerinnen und Unternehmer als verantwortlich, stimm- und teilhaberberechtigt an, verhindert jedoch die Beteiligung an Gewinnen. Letztere dienen ausschließlich der Weiterentwicklung des Unternehmens als Ganzes.

Letztlich geht es den Vyld Gründerinnen Ines Schiller und Melanie Schichan um Produkt, das nicht nur ökonomisch, sondern sozial wie ökologisch nachhaltig ist. Hierbei betonen sie besonders, dass auch ihren feministischen Anspruch, das Thema Periode zu entstigmatisieren. Sie selbst gehen dabei mit gutem Beispiel voran und präsentieren den Tangpon auf der Suche nach Testerinnen und Crowdfunding voller Stolz auf YouTube, Instagram und Co..

Fazit

Der Tangpon macht vieles richtig. Seine umweltfreundliche Produktion und nicht zu vergessen, die positiven Effekte für Vagina und Ozean sind ihm hoch anzurechnen. Jetzt bleibt abzuwarten, wie die Testphase verläuft und vor allem auch, wie das Produkt angenommen wird.

Allerdings ist der Tangpon nicht die einzige Option auf dem Markt der nachhaltigen Menstruationsprodukte. Die Periodentasse etwa, der Periodenschwamm oder Periodenunterwäsche kommen ganz ohne Müll aus und halten häufig jahrelang. Das macht sich im Geldbeutel bemerkbar und ist ein gerade für Frauen ohne regelmäßigem Zugang zu Periodenprodukten ein unschlagbarer Vorteil. Sei es auf Grund der finanziellen oder der gesellschaftlichen Situation.

Umwelttechnisch betrachtet sind die positiven Umweltauswirkungen des Tangpon bislang einzigartig. Zumal die oben genannten Alternativen nicht immer plastikfrei und vegan produziert werden.

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Maja-Lina Lauer arbeitet seit Oktober 2022 als Volontärin für IMTEST. Zuvor studierte sie Sozial- und Kulturwissenschaften in Fulda mit Schwerpunkt interkulturelle Beziehungen. Vor ihrem Volontariat engagierte sie sich zudem ehrenamtlich in den Bereichen Bildungsarbeit und Naturschutz. Entsprechend liegen ihr Fairness und Nachhaltigkeit sehr am Herzen. Ob alternative Mobilität, Foodsharing-Apps oder langlebige Recyclingprodukte – sie kann sich für vieles begeistern, Hauptsache es ist sinnvoll, nachhaltig und erschwinglich.