Das Knie schmerzt seit der letzten Fahrrad-Tour, die Nase läuft schon wieder und auch der Kopfschmerz will bekämpft werden. Häufig treten gesundheitliche Probleme nicht zum ersten Mal auf und stellen keinen Grund dar, eine ärztliche Beratung aufzusuchen. Zumal der Zutritt zu Arztpraxen während der Corona-Pandemie je nach Symptomatik nicht immer möglich war. Eine Selbstdiagnose sowie das Bestellen von rezeptfreien Medikamenten von anderen Bezugsquellen als der stationären Apotheke ist demnach im Trend. Wie sich das Verhalten zur Selbstmedikation im Internet genau ausprägt, zeigt der Marktcheck der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW).
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Im Rahmen des Projekts “Verbraucherschutz im Markt der digitalen Gesundheitsinformationen und Individuellen Gesundheitsleistungen” erfolgte die von der Verbraucherzentrale NRW in Auftrag gegebene Befragung. Das Projekt mit dem sperrigen Namen hört auch auf den Titel “Faktencheck Gesundheitswerbung” und wurde durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Die Zielsetzung war, mithilfe der repräsentativen Online-Befragung zu ermitteln, auf welcher Basis Konsumenten Kaufentscheidungen bei rezeptfreien Medikamenten treffen. Weiterhin galt das Interesse der Gewichtung der Kaufkriterien sowie den genutzten Informationskanälen.
Für die Auswertung der im Dezember 2021 durchgeführten Befragung wurde eine Zielgruppe mit 700 Menschen zwischen 18 und 69 ermittelt, die seit Beginn der Pandemie mindestens einmal ein rezeptfreies Medikament im Internet gekauft haben, ohne vorher einen Arzt aufgesucht zu haben. Die Referenzgruppe bildeten 1.086 Personen, die keine solchen Medikamente online bestellt hätten. Übertragen auf die Bevölkerung in Deutschland bedeutet das, dass etwa 40 Prozent, also zwei von fünf Personen rezeptfreie Medikamente nach Selbstdiagnose kaufen.
Medikamente: Vertrauen in andere Kunden am höchsten
Dem gegenüber schätzen 39 Prozent der Befragten ihre eigenen medizinischen Kenntnisse als nicht gut ein. Woran orientieren sich die Online-Käufer also, wenn es um Medikamente geht? Die Mehrheit mit 73 Prozent vertraut auf die Bewertungen von anderen Kunden. Dass diese nicht immer aussagekräftig und niemals genauso maßgeschneidert wie eine ärztliche Meinung sind, scheint kein Argument zu sein.
Am häufigsten kaufen die Deutschen bei Versandapotheken, die neben der ständigen Verfügbarkeit mit Rabatten locken. Und scheinbar auch mit Informationen. So geben 89 Prozent der Online-Besteller an, sich auf Versandapotheken über Schmerzmittel, Erkältungssymptome und andere Produkte zu informieren. Interessant ist auch das Verhalten der befragten Personen unter 29. Denn davon vertrauen 32 Prozent den Aussagen von Influencern zu Anwendungshinweisen und Nebenwirkungen von rezeptfreien Medikamenten.
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Paradox ist die Sicht auf Webseiten von Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen. Diese Informationsquellen sind zwar mit 70 von 100 möglichen Punkten in der Befragung als die vertrauenswürdigste hervorgegangen, genutzt werden sie jedoch am deutlich seltener als besagte Versandapotheken oder Internetforen.