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So testet IMTEST Matratzen

Wie gut ist eine Matratze? Um dies herauszufinden, führt das Kieler Prüfinstitut ErgoSupport im Auftrag von IMTEST verschiedene Tests durch.

Dreigeteiltes Bild: links aufgeschnittener Matratzenkern, Mitte: fünf Matratzen übereinander, rechts: Walze fährt über eine Matratze
© ErgoSupport

Die richtige Matratze ist der Schlüssel zu einem erholsamen Schlaf – und damit auch zu einem gesunden und energiegeladenen Alltag. Doch angesichts der großen Auswahl an Materialien, Härtegraden und Modellen fällt die Entscheidung oft schwer. Wer wissen will, welche Matratze auf allen Ebenen überzeugt, muss also den Härtetest machen – so wie IMTEST. Um die Performance der Top-Marken bestimmen zu können, hat IMTEST den Markt genau unter die Lupe genommen und ein verlässliches Prüfverfahren auf den Weg gebracht.

Bei den IMTEST-Testkandidaten handelt es sich um Matratzen aus Kaltschaum mit dem Härtegrad „H3“ (mittel), sie sind 90 Zentimeter breit und zwischen 18 und 26,5 Zentimeter dick. Um die Matratzen objektiv und nach wissenschaftlichen Methoden zu prüfen, hat IMTEST das Kieler Prüfinstitut ErgoSupport für den Test beauftragt. Erfahren Sie hier, was eine Matratze aushalten muss, welche Punkte ErgoSupport testet und welche Rolle der Körper spielt.

Herstellerangaben zu den Produkten

Obwohl es sich bei allen Matratzen im Test um Modelle aus Kaltschaum handelt, also einem Kern aus aufgegasten Kunststoffen ohne Federkern, gibt es Unterschiede. Doch die sind äußerlich nur schwer erkennbar. Materialbezeichnungen wie „QX“, „Hybrid“ oder „Smart“-Schaum sind oftmals Kunstbegriffe, die sowohl aufs verwendete Material als auch das Konstruktionprinzip verweisen – nur klare Orientierung für den Kunden bieten sie selten.

Im Matratzentest sind darum alle Typen zu finden und sie sind miteinander vergleichbar. Grund: Es gibt weltweit nur wenige Schaum-Hersteller, die alle ähnliche Grundstoffe verarbeiten. Die charakteristischen Merkmale einer Matratze entstehen vielmehr durch die unterschiedlichen Bauarten in Kombination mit verschiedenen Schaum-Arten. Davon aber unabhängig sind die Ansprüche an Abstütz- und Verformungsverhalten oder an die Haltbarkeit am Ende stets die gleichen.



Die größte Unwägbarkeit im Matratzentest: der Mensch

Der unberechenbarste Posten bei einem Matratzentest ist das einzelne Individuum. Orientiert man sich an den Aussagen der Hersteller, ist jede Matratze die Beste – und das ist noch nicht einmal pauschal falsch. Grund: Der Mensch macht den größten Unterschied. Darum kann die gleiche Matratze für den einen nächtlicher Fluch und für den nächsten ein Segen sein. IMTEST hat darum das renommierte Prüflabor ErgoSupport in Kiel beauftragt, um mit objektiven Messungen herauszufinden, bei welchem Kandidaten die Wahrscheinlichkeit für den „nächtlichen Segen“ für die meisten von uns am größten ist. Dass es am Ende einzelne Personen gibt, deren persönliches Urteil anders ausfällt, soll so minimiert, kann aber niemals vollkommen ausgeschlossen werden.

Matratzentest: Was muss eine Matratze aushalten?

Der Grundgedanke beim Matratzentest ist einfach: Unter den Bedingungen einer aus medizinisch-physiologischen Perspektive idealen Körperhaltung beim Liegen werden die Testkandidaten darauf geprüft, inwieweit sie dieses Ideal erreichen. Dennoch steht der individuelle Mensch im Mittelpunkt: Es gibt große und kleine, schwere und leichte, breite und schmale Menschen. Alle empfinden Bequemlichkeit etwas anders. Aus diesem Grund wurden die Liegeeigenschaften mit den vier am weitesten verbreiteten Körpertypen ermittelt, und zwar sowohl in Seiten- als auch in Rückenlage, denn so schlafen die meisten Menschen.

Zusätzlich wird im Labor simuliert, was passiert, wenn die Matratze dauerhaft und immer wieder ihre Aufgabe erfüllen muss. Denn Matratzen sind kein Wegwerfartikel, sondern bleiben im Schnitt zwischen fünf und acht Jahre im Einsatz. Dabei sind sie schwankenden Temperaturen und Feuchtigkeit genauso ausgesetzt wie der ständigen, wiederholten Belastung durch den auf ihr liegenden Körper. Das Labor prüft wissenschaftlich die naive Frage: Wie lange hält die Matratze das aus? Die Antwort darauf hat zusammen mit den ergonomischen Eigenschaften der Testkandidaten im Neuzustand den größten Einfluss auf das IMTEST-Gesamturteil und darauf, wer als Testsieger hervorgeht.

Eine Matratzen für vier Körpertypen

Alle Menschen sind verschieden. Es gibt große, kleine, kräftige und schmale. Was sie alle eint: Sie wollen gut schlafen. Für den IMTEST-Matratzentest wurden die vier am häufigsten vorkommenden Körperbau-Typen berücksichtigt und die Eigenschaften der Testkandidaten daraufhin überprüft. Die Liegeeigenschaft für jeden einzelnen Typen lassen sich im Detail für jeden Kandidaten in der Testtabelle nachlesen.

Körpertypen beim Matratzentest
So unterschiedliche die Menschen bezüglich der Körperproportionen sind, so verschieden sind die angebotenen Matratzen im Handel

Eigenschaften einer Matratze im Test

Wohl jeder von uns hat schon einmal auf eigene Faust eine Matratze getestet. Das sieht dann meistens so aus, dass man sich im Möbelhaus oder Matratzen-Laden auf eine Schlafunterlage legt, sich etwas herumwälzt, mit der Hüfte wippt, gedankenverloren an die Decke starrt und im besten Fall schließlich sagt: „Ja, fühlt sich ganz gut an.“ Der Labortest geht anders vor: Die Prüfkriterien und -methoden sind objektiv, fest definiert und die Testpersonen in vier Typen eingeteilt (siehe Körpertypen).

Zu den wichtigsten Kriterien im Matratzentest zählen:

1. Kontaktfläche

Hier gehen die Experten der Frage nach: Wie viel Prozent der Körperoberfläche haben – in standardisierten Liege-Positionen – Kontakt zur Unterlage? Vereinfacht ausgedrückt sind es auf einer harten Unterlage etwa 20 Prozent, im Wasser dagegen 100 Prozent. Bei Matratzen liegt der physiologisch ermittelte Maximalwert bei etwa 75 Prozent, was aber nicht dem Idealwert entspricht. Der soll zwischen 46 und 55 Prozent liegen, wird aber von kaum einer Schaummatratze im gestesteten Härtebereich erreicht. Im vorliegenden Test lagen die besten Werte bei etwa 60 Prozent.

2. Liegeeigenschaften

Ein wesentlicher Teil der Untersuchung besteht darin festzustellen, wie sehr die Matratze die Wirbelsäulenhaltung der Testperson verändert. Je nach Art der Matratze lässt sich mit unter der Matratze angebrachten Messstäbchen ein mehr oder weniger gutes Negativbild des liegenden Körpers erzeugen. Dabei zeigt sich auch, wie gut sich die Matratze und die jeweiligen Zonen an die unterschiedlich schweren Körperteile anpassen und den gesamten Körper in einer aus physiologischer Sicht erwünschten Position halten. Die Verformungsmessung wird in Rücken- und Seitenlage sowohl im Neuzustand als auch nach Abschluss einer Dauerbelastungsprüfung durchgeführt.

3. Stabilisierung und Dämpfung

Bei dieser Prüfung wird ermittelt, inwieweit sich eine Matratze bei plötzlichen Gewichtsverlägerungen – etwa beim Drehen und Wenden – in Schaukel- und Schwingbewegungen versetzen lässt. Dazu fällt ein Prüfgewicht aus einer festen Höhe auf die Matratze, während die Experten die Einsinkhöhe (Amplitude) und die Schwingfrequenz messen. Weichen die Werte zu sehr von einem statistischen Idealwert ab, sorgt das für eine schlechtere Bewertung.

4. Lageänderungswiderstand

Dieser Wert gibt Auskunft über die Kraft, die benötigt wird, um den Körper in eine andere Lage zu bewegen. Die Beurteilung kann man sich grob so vorstellen: Ist dieser Wert sehr groß, „versinkt“ der Körper praktisch in der Matratze, und das Umdrehen wird anstrengend. Unterschreitet er einen Idealwert, gleicht die Matratze in dieser Hinsicht eher einem Brett als einer Schlafunterlage.

5. Schulterklappeffekt

Insbesondere bei weniger harten Matratzen lässt sich beobachten, dass die Schulterregion in Rückenlage nach vorne gedrückt wird. Das kann den Brustkorb einengen und dadurch nicht nur das subjektive Komfortempfinden beeinträchtigen, sondern sich auch physiologisch negativ auswirken, etwa in Form von Verspannungen. Dieses als Schulterklappeffekt bezeichnete Phänomen lässt sich nicht völlig vermeiden. Je geringer er ausfällt, desto besser wird eine Matratze in diesem Punkt bewertet.

6. Punktelastizität

Hier wird überprüft, inwieweit sich eine örtlich begrenzte Belastung einer Matratze auch auf die sie umgebende Fläche auswirkt. Anders gesagt: Bewegt sich bei punktueller Belastung die ganze Matratze oder nur der belastete Bereich? Besonders interessant wird diese Antwort, wenn man statt der im Test verwendeten 90-Zentimeter-Matratz en den Blick auf die breitere Version des jeweiligen Modells richtet. Sie kann unter Umständen einen Hinweis darauf liefern, wie sehr es einen selbst schüttelt, wenn der Partner oder die Partnerin später ins Bett geht und sich dann dazulegt.

7. Subjektives Härtegefühl

Alle im Test verwendeten Matratzen haben den angegebenen Härtegrad „Mittel“ (H3), bei Wendematratzen mit unterschiedlichen Härten wurde nur die H3-Seite geprüft. Nachteil dieses für Käufer einzigen Hinweises auf die Härte der Matratze: Diese Angabe ist nicht genormt. Darum können Matratzen unterschiedlich hart sein, obwohl sie alle mit „H3“ gekennzeichnet sind. Fachleute haben auch deshalb einen Algorithmus entwickelt, der anhand gemessener Werte eine subjektive Härte simulieren kann. Nach wissenschaftlichem Standard kommt dies der „gefühlten Härte“ momentan am nächsten. IMTEST hat die Abweichung dieser theoretischen, weil errechneten subjektiven Härte vom angegebenen Härtegrad im Matratzentest bewertet.



Die Matratzen im Labortest

Um diese sieben Punkte zu beurteilen, hat ErgoSupport folgende Prüfungen durchgeführt.

Dauerbelastungsprüfung

Eine Matratze soll nach Möglichkeit viele Jahre in Form bleiben und ihre Eigenschaften behalten, wird aber ständig dynamischen Belastungen ausgesetzt. Um diese Belastungen in einem Test berücksichtigen und so Aussagen zur Haltbarkeit machen zu können, wird jeder Testkandidat mithilfe einer genormt schweren Walze gedrückt, gepresst und gestaucht. Bei dem IMTEST-Matratzentest wurde das mit jedem Testkandidaten 30.000-mal gemacht. Anschließend wurden Liegeeigenschaften und weitere Faktoren erneut ermittelt.

Dauerbelastung an Matratzen getestet
Kontinuierliche Belastung: eine beschwerte Holzrolle simuliert eine jahrelange Belastung © ErgoSupport

Stempel-Prüfung

Sehr viele Teilprüfungen erfolgen mithilfe eines Stempels, der unter bestimmten Rahmenbedingungen wie Kraft und Tiefe (Amplitude) und an bestimmten Stellen in die Matratze gedrückt wird. Daraus lassen sich Werte wie zum Beispiel „Resthöhe“ ermitteln. Dieser Wert gibt zum Beispiel an, wie dick die verbleibende Matratze noch ist, wenn sich eine Versuchsperson auf sie legt. Auch andere Prüfpunkte wie etwa die Änderung der technischen Härte, aber auch die Werte zur Berechnung des subjektiven Härtegefühls werden auf diese Weise ermittelt.

Punktelastizität an Matratzen getestet
Doppelt gut: Ein doppelter Stempel bestimmt, wie stark die gesamte Matratze unter Druck nachgibt © ErgoSupport

Punktelastizität

Ein ähnlicher Stempel, nur in doppelter Ausführung, wird benötigt, um einen Wert für die Punktelastizität zu ermitteln. Dabei kommt es weniger auf die Veränderung der Matratze unter den Stempeln an, als vielmehr um den Bereich dazwischen: Während die beiden Stempel in die Matratze gedrückt werden, richtet die gesamte Vorrichtung ihre Aufmerksamkeit auf den Bereich dazwischen und registriert, wie sehr dieser Zwischenbereich nachgibt – oder auch nicht. Vereinfacht gesagt: Bleibt der Zwischenbereich stabil, ist die Punktelastizität hoch.

Belastung an Matratzen getestet
Unter Druck: Ein standardisierter Stempel kann verschiedene Belastungssituationen simulieren © ErgoSupport

Feuchte und Temperatur

Alle Testkandidaten wurden in zweifacher Ausführung ins Testlabor geliefert. Einer der wesentlichen Gründe liegt darin, dass IMTEST die Testkandidaten auch unter erschwerten Bedingungen testen ließ. Dafür wurden Exemplare der Testkandidaten in einer Klimakammer gelagert, um sie körperähnlichen Temperaturen und höheren Luftfeuchtigkeitswerten auszusetzen. Damit können annähernd die Veränderungen simuliert werden, die beim Liegen und auch Schwitzen auftreten. Die so „manipulierten“ Matratzen wurden anschließend wieder mit Druckstempeln malträtiert und die entsprechenden Messwerte ermittelt. Aussagen etwa zur Qualität des Bezugs berücksichtigen zudem auch Benetzungsversuche.

Im Matratzentest gilt: Probieren und studieren

Die Prüfungen der Liegeeigenschaften erfolgten zunächst mit neuen, unbenutzten Matratzen. Danach wurden die Testkandidaten einer simulierten Dauerbelastung unterzogen und anschließend wurden die gleichen Liegeeigenschaften erneut sowie bestimmte Verschleißfaktoren zusätzlich geprüft.

Mann liegt auf einer Matratze in einem Testlabor
Auch das subjektive Empfinden spielt eine Rolle, denn schließlich muss man sich wohlfühlen © ErgoSupport © ErgoSupport

Darüber hinaus wurden bei allen Kandidaten Faktoren wie Verarbeitung, Bezug-Qualität wie Waschbarkeit, Fussel und Knötchenbildung („Pillbildung“) geprüft und bewertet. Unterm Strich bietet dieser Matratzentest vor allem eine Entscheidungs- und Orientierungshilfe auf der Suche nach einer neuen Schaum-Matratze.

zweigeteiltes Bild - links Nachaufnahme eines Matratzenbezugs mit wenig Pilling, rechts mit viel Pilling
© ErgoSupport

Klar ist aber auch: Ohne das eigene, ganz subjektive Urteil geht es am Ende nicht, und das wissen auch die Hersteller. Und aus diesem Grund räumen auch fast alle Kandidaten jedem Käufer eine Probezeit ein, in der er die Matratze im Praxiseinsatz testen und bei Nichtgefallen risikolos zurückgeben kann. Im besten Fall liegt diese Probe-Liegezeit bei mehr als 100 Tagen. Die gute Nachricht lautet also: Mit diesem Matratzentest und einer unverbindlichen Probezeit bereitet zumindest die Wahl einer neuen Matratze keine schlaflosen Nächte mehr.

Portrait Kathrin Schräer

Kathrin Schräer hat an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Technikjournalismus studiert und ihr Studium als Diplom-Journalistin (FH) erfolgreich abgeschlossen. Anschließend sammelte sie nach ihrem Videojournalismus-Volontariat bei einem Lokal-Fernsehsender mehrere Jahre Erfahrung als Redakteurin bei einer Kölner TV-Produktionsfirma sowie in der Distribution einer Mediaagentur in Hamburg.
Seit 2022 arbeitet Kathrin bei IMTEST, wo sie überwiegend E-Bikes, Gravelbikes und E-Scooter testet, aber auch Zubehör wie Schlösser, Helme und Lichter werden von ihr auf Herz und Nieren geprüft. Als Expertin auf diesem Gebiet schreibt sie zu diesen Themen ebenso Ratgeber, News und Kaufberatungen.