Dyson ist als Marke in Deutschland vor allem für beutellose Staubsauger bekannt. Damit gründete James Dyson in den 1990er Jahren das Unternehmen, das bis mittlerweile eine weitaus größere Produkt-Auswahl bietet und den britischen Design-Ingenieur laut Forbes-Magazine zu einem der reichsten 1.000 Menschen der Welt gemacht hat.
Bei der Eröffnung des neuesten Demo-Stores in Berlin hat IMTEST den Dyson-Gründer getroffen und ihn zur Vision seines Unternehmen sowie zu den Produkten interviewt.
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Dyson als Staubsauger-Hersteller
IMTEST: Stört es Sie manchmal, dass Dyson als Marke zumindest in Deutschland vorwiegend für Staubsauger bekannt ist? Schließlich ist Ihre Produkt-Palette mittlerweile deutlich größer geworden.
James Dyson: Nein, das stört mich nicht, denn ich halte Staubsauger für sehr wichtig. Und sie waren schließlich mein erstes großes Produkt, das ich in der ganzen Welt verkauft habe. Ich liebe Staubsauger! Und als wir begonnen haben, waren Staubsaug-Motoren zum Beispiel viel größer und dennoch langsamer. Ein herkömmlicher Motor läuft mit 30.000 bis 40.000 Umdrehungen pro Minute und stößt zudem Kohlenstaub aus, da sich die Bürste abnutzt. Ich wollte hingegen einen viel schnelleren Motor bauen, mit mindestens 120.000 Umdrehungen pro Minute. Denn wer schneller fährt, kann kleiner und effizienter arbeiten.
Unser Staubsaug-Motor schafft heute 130.000 Umdrehungen pro Minute und ist deutlich kleiner und leichter. Somit können wir auch sehr viel leichtere Staubsauger bauen, die nur noch eine Leistung von 200 Watt benötigen, statt wie Modelle von anderen Herstellern bis zu 2.000 Watt. Das spart Energie ein.
Zudem werden Staubsauger auch heute noch immer interessanter. Moderne Saugroboter sind beispielsweise nur zum Teil ein Staubsauger und zum Großteil Robotik. Unser Modell hat eine 360-Grad-Kamera integriert, die das Bild für die Navigation interpretiert. Damit kann der Roboter genauso gut sehen wie ein Mensch – oder sogar noch besser, da er gleichzeitig trigonometrische Berechnungen bezüglich der Abmessungen der Umgebung anstellt.
Es stört mich also nicht, dass wir mit Staubsaugern assoziiert werden. Aber ich liebe natürlich auch alle anderen Produkte aus unserem Haus. Sie sind wie Kinder für mich – in dem Sinne, dass sie sehr unterschiedlich sind und ich sie aus verschiedenen Gründen liebe.
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Neue Dyson-Produkte und deren Herausforderungen
Dyson ist auch für rotorlose Ventilatoren und Luftreiniger bekannt. In diesem Jahr haben Sie weitere Modelle auf den Markt gebracht und im ‘Dyson Zone’ sogar einen Luftreiniger mit einem Kopfhörer kombiniert. Sehen Sie hier auch ein Potenzial in Europa oder verkaufen sich diese Produkte vorwiegend in Asien – beispielsweise in Singapur, wo Dyson seinen Hauptsitz hat?
Mit der Entwicklung der Dyson Zone haben wir bereits vor Covid angefangen, da wir uns über die Umweltverschmutzung auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln und bei den Menschen zu Hause Sorgen gemacht haben. Die Idee war, dass man mit dieser Hightech-Maske frische Luft zum Atmen bekommt. Während herkömmliche Textil-Masken auf dem Gesicht aufliegen und dazu führen können, dass man darunter schwitzt und sich unwohl fühlt, bekommt man mit der Dyson Zone 98 Prozent frische Luft und das Gesicht wird sogar gekühlt.
Das hat mehrere Vorteile, denn verschmutze Luft kann der Haut schaden, sie altern lassen und uns zudem krank machen – ob aufgrund der Umweltverschmutzung oder der enthaltenen Keime. Außerdem verschmiert Make-Up nicht, wenn es mit der Dyson Zone getragen wird, statt mit einer aufliegenden Textil-Maske.
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In China verkauft sich das Produkt schon sehr gut. In Deutschland ist es hingegen gerade erst auf den Markt gekommen. Aber es ist auch ein schwer zu verstehendes Produkt, mit dem die Menschen erst einmal in Kontakt kommen müssen. Sie müssen es sehen, ausprobieren und dürfen keine Angst haben, damit komisch auszusehen. Leute mit Ski-Outfit und -Brille oder mit Motorrad-Kluft sehen schließlich auch seltsam aus und das stört niemanden.
Ein netter Nebeneffekt ist übrigens, dass die Tonqualität der Dyson Zone sehr gut ist. Wir haben nämlich zehn Mikrofone eingebaut und die Geräuschunterdrückung ist hervorragend. Wir haben also ein paar sehr gute Kopfhörer hergestellt.
Dyson-Produkte im Test
Sie selbst betonen, wie wichtig internes Testen für Sie ist, um perfekt funktionierende Produkte zu entwickeln. Wie stehen Sie zu externen Tests – beispielsweise für EU-Energielabel, durch Prüfhäuser oder Magazine, wie IMTEST?
Von Energielabeln und gesetzlichen Richtlinien halte ich, ehrlich gesagt, nicht viel. Ich finde, dass sie die Kreativität einschränken und dadurch Innovationen ersticken. Gibt es eine Regulierung, muss man sich ihr anpassen und ist dementsprechend eingeschränkt. Man kann beispielsweise keinen Staubsauger verkaufen, der nicht den Vorschriften entspricht. Aber, wenn diese beispielsweise eine Obergrenze von 900 Watt für Staubsauger vorschreiben, bleibt die Entwicklung auch dort stehen. Wir können hingegen mit nur 200 Watt arbeiten. Meiner Meinung nach ist das also eine rückwärtsgewandte Form der Gesetzgebung, die dem Verbraucher mehr schadet als nützt. Zumal Hersteller auch lernen, zu schummeln und die Vorgaben zu umgehen.
Externe Prüfungen hingegen sind immer willkommen. Manchmal sind die Ergebnisse natürlich auch nicht förderlich, meistens aber sehr hilfreich. Meiner Meinung nach schauen Testinstitute und -Magazine mehr darauf, was für Endverbraucher wichtig ist, als es Standardisierungs-Komitees und die EU tun.
Preispolitik
Dyson ist als Marke sehr bekannt und beliebt. Die Produkte liegen aber alle im Premium-Segment. Planen Sie für die Zukunft eine Art Einsteiger-Segment, sodass sich mehr Menschen Original Dyson-Produkte leisten können?
Nun, wir müssen viel in Forschung und Entwicklung investieren und viel Pionierarbeit auf dem Markt leisten, um neue Produkte auf den Markt bringen zu können. Wir wollen es richtig machen und keine halb-garen Geräte verkaufen. Und das kostet natürlich Geld. Deshalb werden wir nie ein günstiger Hersteller sein, sondern weiterhin im Premium-Preissegment verbleiben. Das ist eins der Probleme, die wir niemals lösen können werden.
Aber wir recyceln sehr viel und haben zudem ein Dyson Refurbished-Programm, aus dem sogenannte B-Ware hervorgeht, die deutlich günstiger zu haben ist.
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James Dysons Visionen für die Zukunft
Was ist Ihr Plan für 2024? Welche Produkte oder Produktfelder möchten Sie vorwiegend angehen?
Zwei Felder, in denen wir derzeit sehr aktiv sind, sind die Entwicklung von Batterien und Robotik. Für die Batterie-Produktion haben wir in Singapur eine eigene Fabrik gebaut. Und die Weiterentwicklung von Robotern hilft sowohl im Haushalt, als auch im Agrarbereich.
Mit ‘Dyson Farming‘ sind wir nämlich auch in der Agrartechnik tätig, wo wir die Landwirtschaft verbessern wollen. Auf unserer Farm in der Nähe von Lincolnshire verwenden wir schon jetzt sehr wenige Chemikalien, töten Schimmel mit Infrarot und Blattläuse durch den gezielten Einsatz von Käfern. Und wir haben zwei große anaerobe Fermenter, die grünen Strom erzeugen. Die Abwärme der Fermenter-Generatoren verwenden wir auch – so können wir beispielsweise in einem 24-Hektar-großen Gewächshaus das ganze Jahr über Erdbeeren anbauen. Gärreste bringen wir als Dünger wieder auf den Boden der Farm aus, sodass wir eine sehr gute Kreislaufwirtschaft aufbauen.
Wir arbeiten derweil an der vollständigen Automatisierung. Derzeit erfolgt der Großteil der Ernte im Gewächshaus immer noch von Hand, aber wir sind dabei, Pflück-Robotern zu entwickeln. Und auf dem Feld setzen wir zum Beispiel Drohnen ein, um dieses zu Kartieren und Unkraut-Nester zu erfassen. So wird nur dort Unkrautvernichtungsmittel ausgebracht, wo es nötig ist. Ebenso verhält es sich mit dem Dünger.
Bisher ernährt unsere Farm vor allem unsere Mitarbeiter. Das Lamm und das Rind und die Kartoffeln und die Erbsen und die Erdbeeren werden also an unsere eigenen Cafés bei Dyson geliefert. Unser Ziel ist es aber, die Produkte auch frei auf dem Markt zu verkaufen. Das Problem ist dabei allerdings, dass Supermärkte unsere Marke nicht auf die Produkte schreiben möchten. Sie wollen sie als Ware, die sie von jedem kaufen können. Der nächste große Kampf besteht also darin, die Marke zu erhalten und als umweltfreundlich zu etablieren. Und dann denke ich, dass wir mit der Landwirtschaft Geld verdienen können.
IMTEST: Vielen Dank für das Interview.