Auf der CES in Las Vegas treffen sich die größten Firmen der Welt, um ihre Neuheiten vorzustellen. Aber auch Start-ups präsentieren ihre Ideen rund um Technik, Ressourcen, Vernetzung und Nachhaltigkeit. In diesem Jahr mit dabei: Minimise. Anders als die meisten anderen CES-Aussteller verkauft das Berliner Start-up keine neuen Geräte. Stattdessen stellt es sich der Frage: Was passiert eigentlich mit Altgeräten, die auf dem Müll landen? IMTEST hat mit Minimise-Gründer Stefan de Linde gesprochen und stellt das innovatove Konzept nun vor.
CES 2024: Alle Technik-Highlights der Messe
Aktuell findet die Technik-Messe in Las Vegas statt.
Was will Minimise mit Elektroschrott?
Einer Studie der Vereinten Nationen (UN) zur Folge fallen weltweit jährlich um die 50 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Für das Jahr 2050 rechet die Studie sogar mit 120 Millionen Tonnen an Elektrogeräten, die in nur einem Jahr auf dem Müll landen. Recycelt werden dabei laut UN weltweit nur etwa 20 Prozent der Geräte. In der EU sieht es mit einer Recycling-Quote von 35 Prozent nur wenig besser aus. Der Großteil des nicht recycelten Mülls landet in Entwicklungsländern und wird dort verbrannt – sehr zu Lasten und Umwelt und Menschen. Start-up Minimise will dagegen etwas tun. Das Unternehmen sorgt nach eigenen Angaben gemeinsam mit Partnern in den Entwicklungsländern für eine effiziente Recyclingkette.
So verhindert Minimise nicht nur giftige und emissionsreiche Verbrennungen, sondern sorgt gleichzeitig auch dafür, dass wertvolle Metalle, wie Gold und Kupfer aus den Geräten entnommen und wiederverwendet werden.
Recycling: Wer bezahlt das alles?
Seine Arbeit finanziert das Berliner Start-up mit dem Verkauf von Zertifikaten. Das Konzept ähnelt dem von CO2-Ausgleichszahlungen, etwa nach einer Flugreise. Über einen Rechner auf der Unternehmenswebsite lässt sich der eigene Elektromüll-Fußabdruck berechnen. Dieser Service ist eigentlich für Unternehmen gedacht, kann aber auch für Verbraucherinnen und Verbraucher durchaus interessant sein. Anhand des ermittelten Werts ergibt sich eine Geldwert für das das Unternehmen ein sogenanntes Token kaufen kann.
“Token”, zu deutsch: “Spielstein” oder “Spielmarkt” bezeichnet bestimmte Menge an Elektroschrott, deren Recyclingprozess mit Hilfe des Geldes refinanziert werden kann. Das Unternehmen kauft sich also praktisch Recycling, in der Regel, um die eigene Umweltbilanz aufzubessern. Minimise garantiert dafür, dass das Geld sinnvoll verwaltet wird und für echtes Recycling sorgt.
Mehr als nur Recycling: Minimise will Recirculation
Stefan de Linde, Gründer von Minimise fasst den Prozess für IMTEST so zusammen: “Es ist ein zirkuläres Geschäftsmodell, von Geld zu Auswirkungen zu Daten und zurück zu Geld”. Konkret: Minimise investiert Geld in das Recycling von Handys, Tablets, Fernsehern und Co.. Die Partner, etwa “Close the Loop” in den Entwicklungsländern recyceln die Produkte und erstellen dazu Datensätze. Daraus geht beispielsweise hervor, wie viel Gold, Palladium und andere Metalle aus dem Schrott zurückgewonnen wurden. Minimise verkauft diese Datensätze als Tokens an Unternehmen. Diese können dann mithilfe eines Links nicht nur sehen, dass sie in ein nachhaltiges Projekt investiert haben, sondern auch, welchen Weg genau beispielsweise ein weggeworfenes Smartphone nimmt und welche Wertstoffe im konkreten Fall daraus entnommen werden konnten.
Diese Art der Rückführung, etwa von Metallen bezeichnet de Linde als “waste recirculation”. Er betont: “Nach dem Recycling kommt die Rückführung von verlorenem Elektroschrott aus der Deponie in die Kreislaufwirtschaft”. Damit geht Minimise noch einen Schritt über herkömmliches Recycling hinaus und weiter in Richtung einer Kreislaufwirtschaft. Ziel ist, dass am Ende nichts mehr auf Mülldeponien landet oder verbrannt werden muss, sondern alles recycelt und auf diese Art wiederverwendet werden kann.