Auch wenn sich derzeit die Sonne selten bis gar nicht zeigt, steigt bundesweit das Interesse an Solarenergie – auch im Privaten. Denn seit dem Krisenjahr 2022 ist das Bedürfnis nach klimafreundlicher und autonomer Energie größer denn je. Das Produkt der Wahl ist für viele ein sogenanntes Balkonkraftwerk, auch Mini-Solaranlage genannt, denn es eignet sich auch für eine Montage an Balkonen oder auf Flachdächern und erfordert kein Eigenheim. IMTEST fasst zusammen, wie die Öffentlichkeit darüber diskutiert und welches Problem durch eine bedeutende Stellungnahme aus der Welt geräumt sein könnte.
Balkonkraftwerk: Die wichtigsten Tipps, Tricks und Fakten
Der Mega-Trend der letzten Jahre: Solarstrom vom eigenen Balkon. Was es zu in puncto Genehmigung, Kauf und Aufbau zu beachten gibt, erklärt IMTEST.
Update vom 24. März 2022: Neue Stecker für mehr Sicherheit
Ein Balkonkraftwerk mit einem Schuko-Stecker zu benutzen ist keine allzu gute Idee. Die gemeinsame Verwendung birgt ein gewisses Stromschlagrisiko. Wenn man die Metallteile berührt, kann es einen Schlag geben. Das Bundeswirtschaftsministerium stuft die Gefahr zwar als äußerst gering ein. Trotzdem hat der Stecker noch keine offizielle Zulassung als Energiesteckvorrichtung. Zwei Entwickler haben an einer Lösung gefeilt: Christian Blum und Markus Gührs haben einen Stecker mit Berührungsschutz entworfen, der einen Stromschlag verhindern soll. Damit wären Balkonkraftwerke schnell und sicher einsatzbereit.
Aktuell gilt sicherheitstechnisch der Wieland-Stecker als das Maß der Dinge. Eine solche Steckvorrichtung muss allerdings erst von einem Fachmann installiert werden. Das kostet Zeit und Geld. Eine sichere Variante des Schuko-Steckers würde diese Mühen überflüssig machen. Damit wäre eine weitere Hürde beseitigt, die Verbraucher nehmen müssen, wenn sie ein Balkonkraftwerk einsetzen wollen. Die Entwickler sagen: “Das Produkt ist aus unserer Sicht fertig entwickelt. Wir streben die Markteinführung so schnell wie möglich an und haben bereits einen Hersteller.”
Update vom 30. Dezember 2022: Stellungnahme zu fraglichen Steckern
Ein bisheriges Hindernis stellte der Anschluss des Balkonkraftwerks dar. Denn bislang erforderte dieser aufgrund einer Norm des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) einen speziellen Stecker, Wieland-Stecker genannt. Der herkömmliche Schuko-Stecker wäre demnach nicht ausreichend, sodass eine Montage des Wieland-Steckers erforderlich wäre. Diese Pflicht ist jedoch umstritten, so fand eine Marktstudie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin heraus, dass Wieland-Stecker in der Praxis ohnehin selten angewendet werden.
Als Reaktion auf eine Mailing-Aktion äußerte sich nun Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur. In seiner Stellungnahme kurz vor Weihnachten erklärte er, dass die Bundesnetzagentur einen einfachen (Schuko-)Stecker als ausreichend einschätzt. Er würde sich damit auch an die VDE wenden und damit diese Hürde aus dem Weg räumen.
Solarenergie für Mietwohnungen
Weder die Idee noch das Produkt sind neu – doch bislang war die Möglichkeit, selbst Strom mithilfe von Solarpanelen zu erzeugen und nutzen vor allem Eigenheimbesitzern vorbehalten. Hürden, die interessierten Mietern und Mieterinnen im Weg standen, waren beispielsweise die fehlende Genehmigung des Hauseigentümers oder der Verwaltungsgesellschaft. Doch auch technische Unstimmigkeiten führten in der Vergangenheit dazu, dass Balkonkraftwerke eine Seltenheit blieben.
Barbare Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH fasst die Probleme zusammen: “Konkret sollte die sinnfreie Diskussion über die Art der Einspeisesteckdose beendet, der kostenlose und schnelle Zählertausch durch die örtlichen Netzbetreiber garantiert und das Wohneigentumsrecht reformiert werden. Was wir brauchen, ist ein bundesweites Förderprogramm für Balkonkraftwerke.”
Balkonkraftwerk: Bis 200 Euro pro Jahr sparen
Dabei liegen die Vorteile von Balkonkraftwerken auf der Hand. Mit Kosten von rund 1.000 Euro amortisieren sich die meisten Anlagen bereits innerhalb von fünf bis acht Jahren. Nötig ist dafür nicht mal ein Balkon, auch an Außenfassaden, auf Flachdächern oder auf Terrassen kann man sie problemlos montieren lassen. Je nach Strompreisentwicklung ist laut Experten eine Ersparnis von 100 bis 200 Euro jährlich realistisch. Da die Balkonkraftwerke mindestens 20 bis 25 Jahre halten, lässt sich langfristig sogar noch mehr sparen.
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Beispielrechnungen verdeutlichen das gesamtgesellschaftliche Potenzial von Balkonkraftwerken, denn die Investition lohnt sich nicht nur für den individuellen Haushalt. Bei einem flächendeckenden Ausbau der Mini-Solaranlagen würde genauso viel Strom erzeugt werden wie ein großes Braunkohlekraftwerk. Bis 2030 könnten laut DUH damit 50 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Täglich mehr Anträge
Notwendig für diese Energiewende ist vor allem ein Abbau rechtlicher und finanzieller Hürden. Das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Stadt Düsseldorf nehmen hierbei eine Vorreiter-Rolle ein. In Mecklenburg-Vorpommern steht seit Anfang November ein Budget von 10 Millionen zur Förderung von privaten Balkonkraftwerken zur Verfügung. Laut Klimaschutzminister Till Backhaus sind bislang 1.500 Förderanträge eingegangen – der Zuschuss von 500 Euro wird dabei innerhalb von Tagen auf das Konto überwiesen.
Auch in Düsseldorf werden die entsprechenden Anträge täglich mehr. Clara Gerlach, Bürgermeisterin der Landeshauptstadt, bringt außerdem einen weiteren Fokus in die Debatte. “Mir ist es ein besonderes Anliegen, dass auch Menschen aus finanziell schwachen Haushalten nachhaltig Energie produzieren und dabei Geld sparen können. Deswegen erarbeiten wir für diese Haushalte gerade ein entsprechendes Programm zum möglichst kostenfreien Erwerb von Balkonkraftwerken.”
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