Für einige Menschen ist Laufen eine Passion, andere möchten sich damit fit halten oder ihren Lebensstil verbessern, für noch andere ist es der Startschuss nach einer Krankheit, einem einschneidenden Ereignis oder einer Krise in ein neues Leben zu starten. IMTEST hat zusammen mit den Laufschuh-Spezialisten von Brooks die Leser dazu aufgerufen, ihre persönliche Laufgeschichte zu erzählen. Zu gewinnen gab es eines von fünf Paar Laufschuhen. Dabei geht es nicht nur um die Auflistung von Rekorden, sondern um das, was die Menschen motiviert und was sie mit dem Laufen verbindet. Das neue Motto von Brooks „Let’s run there“ will genau das widerspiegeln. Unter den Einsendungen waren viele rührende, spannende, lustige und beeindruckende Geschichten von Menschen jeden Alters. Die fünf Erfahrungsberichte der Gewinner stellt IMTEST hier vor.
Yvonne H. (45) aus Wolfenbüttel: Laufen als “Me-Time”
Yvonne H. ist 45 Jahre alt. 20 Jahre lang galt ihre Leidenschaft dem Basketball, sie spielte sogar in der Bundesliga. Doch mit Beginn der ersten Schwangerschaft musste sie mit dem geliebten Sport pausieren.
„Nach den Geburten meiner beiden Töchter konnte ich auf dem Level das zeitliche Pensum mit Training und Auswärtsspielen nicht mehr aufbringen, aber ich wollte auch meine sportliche Fitness zurück bzw. erhalten. So fing ich an, mir in den Alltag regelmäßig „Me-Time“ einzurichten und bin laufen gegangen. Mal kurz für eine 5-km-Runde oder am Wochenende mal länger, für einen Longrun. Beim Laufen ist man zeitlich flexibler und muss nur seine Laufschuhe schnüren. Man kommt ausgepowert und entspannt zurück.“
Begleitet wird Yvonne H. bei ihren Runden immer von ihrem Hund, der sich nicht nur über den regelmäßigen Auslauf freut, sondern damit seine Gassirunden verbindet. Darüber hinaus kann die ehemalige Basketballspielerin mit der Teilnahme am Nachtlauf in Braunschweig oder dem Insellauf auf Juist neue, persönliche Sport-Rekorde verbuchen. Sie ist sogar mittlerweile mit dem Schwimmen und Rennradfahren angefangen, um ihr nächstes Ziel, einen Triathlon in der Sprint-Distanz, in Angriff zu nehmen.
„Aber auch dem Basketball konnte ich nicht ganz den Rücken kehren. So wurde ich von ehemaligen Mannschaftsmitgliedern gefragt, ob ich bei den Ü40 Meisterschaften mitspielen möchte. Natürlich wollte ich das. Und wir haben uns tatsächlich nach der Niedersachsenmeisterschaft und der Norddeutschen Meisterschaft für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert und sind mit dem 5. Platz nach Hause gefahren.“
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Thomas P. (39) aus Teltow: In ein neues Leben gelaufen
Ein erhöhter Cholesterinspiegel und Nüchtern-Blutzucker, Fettleber, Bluthochdruck und schlechte Schilddrüsenwerte gaben Thomas P. mit Mitte 30 bei einem Gesundheitscheck ordentlich zu denken.
„Es konnte so nicht weitergehen und es musste sich was ändern.“
Dank einer Fitness-Uhr als Motivation, die er für Aktivitäts-Nachweise von seiner Krankenkasse bezuschusst bekommen sollte, startet er ins Training für den ersten Wettkampf, dem Straussseelauf. Dabei waren seine nächsten Trainings-Wochen mit vielen Schmerzen versehen, da sein Körper die Belastung einfach nicht gewohnt war. Im Wettkampf selbst lief es dann aber erstaunlich gut.
„Dann fixte mich mein Vater noch an, dass er ja mit 40 Jahren einen Marathon in unter vier Stunden geschafft hat (3:59 und ein paar Sekunden hat er gebraucht). Da ich nächstes Jahr 40 werde, war dies mein nächstes Ziel und ich bliebe dem Laufen bis heute treu.“
Mit einer Liebe zum Datensammeln und der neuen Uhr am Handgelenk trainiert Thomas P. nun für den avisierten Marathon. Das allerwichtigste Ziel hat er jedoch bereits erreicht, denn wie er selbst sagt, haben sich alle seine Krankheitsbilder in Luft aufgelöst.
„Ich habe seitdem über 15 kg abgenommen und bin so fit wie seit 20 Jahren nicht mehr. Vermutlich hat mich dieser Lebenswandel von Homeoffice, abends Couch, Süßigkeiten, hin zu mehr aktiver Bewegung vor einem schlimmeren Ende in 10 oder 20 Jahren bewahrt, da dies alles Vorboten von dem stillen Killer Herzinfarkt/Schlaganfall gewesen sind.“
Bis zu seinem 40. Geburtstag und seinem Ziel, einen Marathon zu laufen, hat Thomas P. jetzt noch ein Jahr Zeit. Und wie er selbst sagt, ist aus seiner Hass-Sportart eine Passion geworden. Ein schönes, persönliches Highlight war zudem der sogenannte Zwergenlauf, den er zusammen mit seiner sechsjährigen Tochter bestritten hat.
Olaf W. (55) aus Braunschweig: Der lustigste Marathon der Welt
Olaf W. hatte sich vorgenommen, zum ersten Mal in seinem Leben an einem Marathon teilzunehmen. Dafür hat er sich selbst einen Plan erstellt und angefangen zu trainieren. So lief er zunächst Läufe über zehn Kilometer, dann immer länger Strecken, bis er nach etwa neun Monaten nur noch 30-Kilometer-Läufe absolvierte.
Am Abend vor dem geplanten Lauf war Olaf W. unglaublich aufgeregt, an Schlaf war nicht zu denken. Immer wieder kreisten die Gedanken durch seinen Kopf: Bin ich genug vorbereitet? Habe ich die richtigen Klamotten zum Laufen? Wie viel sollte ich unterwegs trinken? Dann kam am nächsten Morgen der Start, die Pistole knallte, es gab kein zurück. Die ersten Läufer setzten sich schnell an die Spitze ab, aber Olaf W. hatte sich vorgenommen, den Lauf einfach zu genießen und ohne zu gehen durchzukommen.
Plötzlich bemerkte der Sportler einen Läufer neben sich, der genau sein Tempo hatte. Die beiden kamen ins Gespräch und stellten fest, dass es für beide der erste Marathon war.
„So liefen wir nebeneinander her, ohne zu merken, dass wir quatschten und quatschten, den gleichen Humor hatten und irgendwie einfach zusammen liefen. Über den Nussberg in den Süden Richtung Wolfenbüttel….es lief. Kilometer um Kilometer. Mit viel Spaß. Wir zwei fingen sogar an, uns so lustige Sachen zu erzählen, dass wir nur noch am Lachen waren. Lachen! Im Marathon! Wie unwirklich. Teilweise hielten wir uns die Bäuche und wären fast gestolpert vor Lachen. Einige Läufer, die uns sahen, sahen uns ungläubig an. Rot im Gesicht, pustend, teilweise beschwerlich liefen einige an uns vorbei, und wir lachten und bogen uns vor Kichern. Und liefen und liefen….“
Glücklich, stolz und motiviert kam Olaf W. ins Ziel.
“Am Ende sagte ich zu Kai, so heißt er: Ich habe das Gefühl, ich könnte gleich nochmal laufen, so gut fühle ich mich.“
So ist aus einer zufälligen Lauf-Begegnung Freundschaft geworden. Denn die beiden Männer halten bis heute Kontakt und haben seitdem viele gemeinsame Dinge erlebt. Sie besuchen neben weiteren Laufwettkämpfen auch gemeinsam Partys oder verabreden sich für Restaurantbesuche.
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Corinna S. (31) aus Berlin: Laufen bedeutet Freiheit
Im Jahr 2018 hatte Corinna S. eine schwere Operation und lag in künstlichem Koma. Nach der Zeit auf der Intensivstation musste sie erst wieder lernen, überhaupt einmal die Straße herunterzugehen.
„Ich fühlte mich gefangen in einem fremden Körper. Es war ein sehr langer und vor allem mühseliger, oft frustrierender Weg für mich wieder zurück in meinen Alltag.“
Einfache Dinge waren für Corinna S. oft enorm anstrengend, aber genau das weckte ihren Ansporn, zu alter Fitness zurückzufinden. Dafür hat sie ihre Laufschuhe auch mit in den Urlaub genommen.
„Das schönste Lauferlebnis war, als ich mir vor zwei Jahren meinen Lebenstraum erfüllt habe und nach Neuseeland gereist bin.“
Heute, so sagt sie, fühle sie sich fitter als je zuvor. Und ihre Motivation ging sogar so weit, dass sie sich einen Marathon zugetraut hat.
„Gekrönt wurde es von meiner Teilnahme am Berlin Marathon 2023 mit 3:23. Das Laufen bedeutet für mich Freiheit.“
Christine S. (69) aus Saalfeld: Respekt durchs Laufen
Christine S. ist 69 Jahre alt und hat erst vor gut neun Jahren mit dem Laufen angefangen. Seitdem joggt sie etwa einmal pro Woche am Ufer der Saale entlang, aber wenn sie im Urlaub ist, schnürt sie die Schuhe sogar jeden Tag. Besonders gerne erinnert sie sich dabei an eine amüsante Erfahrung, die sich in Ägypten gemacht hat.
„Im Januar bei 17 Grad und Sonnenschein zog ich hoch motiviert mein T-Shirt über und lief los. Ideales Joggingwetter. In einem Land, in dem selbst in den Hotels nur Männer arbeiten, ist es schon ungewöhnlich, dass früh um 7, wenn sie auf die Arbeit gehen, eine Frau den Weg entlang rennt. Und das bei der Kälte. Alle, die ich traf, trugen Anorak und Mütze. Manche sogar Handschuhe. Mit der Zeit kannten und grüßten wir uns und wiesen immer auf unsere unterschiedlichen Outfits hin.“
Aber nicht nur auf ihrer Laufstrecke wurde Christine S. bewundert, auch im Hotel zeigte ihr das Personal respektvoll den nach oben gerichteten Daumen.
„Aber als ich noch ein paar Dehnübungen machte, konnte sich das der nette Mann gar nicht erklären und brachte mir als alten Frau einen Stuhl. Daran muss ich noch oft mit einem Schmunzeln denken.“