Früher wurden in Rezepten immer Garzeiten angegeben. Zwei Stunden bei 220°C zum Beispiel. Das funktioniert aber beim Grillen nur bedingt. Das Entscheidende hier ist die Kerntemperatur. Um die bei etwa einem Braten zu messen, benötigt man ein Bratenthermometer. Elektronische Varianten gibt es schon lange, auch solche, die einen Sender und Empfänger haben, die per Funk kommunizieren. So kann man auch vom Wohnzimmer aus sehen, wann das Fleisch fertig ist. Noch komfortabler ist es, Temperaturen per App abzufragen. Dafür gibt es WLAN-Thermometer.
WLAN-Thermometer, kein Bluetooth
Die günstigen Funk-Modelle hier arbeiten rein mit Bluetooth, was fast immer zu Reichweiten-Problemen führt. Denn Bluetooth ist nicht dafür ausgelegt, über 50 oder 100 Meter zu senden, ebenso wenig, wie man damit besonders gut durch Mauern funken kann. Die Lösung heißt WLAN. Ein paar WLAN-Thermometer zum Grillen und Braten gibt es.
So bietet auch Weber eine solche Lösung an, ebenso wie die Hersteller Inkbird, GrillEye, MeatStick und Meater. Allerdings sind die nicht ganz günstig. So liegen auch die Thermometer im Test preislich im Bereich von knapp 100 Euro bis knapp 300 Euro. IMTEST sagt, ob sich die Investition lohnt.
Fühler außerhalb der WLAN-Thermometer
Das klassische Grillthermometer besitzt einen oder mehrere Temperaturfühler, die per Kabel mit der Anzeigeeinheit verbunden sind. So ist die Elektronik außerhalb des Grills. Der Nachteil: Je mehr Fühler es gibt, desto mehr Kabelchaos droht. Das WLAN-Thermometer GrillEye Max kann bis zu acht Fühler verwalten. Hier muss man die Kabelführung wirklich sehr gut im Griff haben. Denn diese Fühlerkabel sind aufgrund ihrer Metallummantelung nicht sehr geschmeidig und etwas störrisch. Das macht sich auch schon beim Inkbird B4-T sowie beim Weber Smart Grilling Hub bemerkbar, obwohl die „nur“ jeweils vier Fühler beherrschen.
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Alles drinnen bei diesen Modellen
Meater und MeatStick hingegen funktionieren anders als die anderen WLAN-Thermometer: Hier sitzt die komplette Elektronik nebst einem kleinen Akku im Stick und wandert mit in den Grill. Die Sticks messen jeweils die Kerntemperatur und die Temperatur im Garraum. Bei den anderen Thermometern muss man für den Garraum immer einen Fühler „opfern“.
Allerdings „sprechen“ Meater und MeatStick von Haus aus Bluetooth, was etwas problematisch ist, weil der Sender hier eben auch unter dem Deckel des Grills verschwindet, was für zusätzliche Abschirmung sorgt und die Reichweite reduziert. Dafür gibt es als Außeneinheit entweder einen Bluetooth-Verstärker oder eine WLAN-Bridge. Nachteil beim Meater: Man muss sich von vornherein für die WLAN-Lösung entscheiden. Beim MeatStick kann von einem Fühler beginnend aufgerüstet werden. Dafür ist diese Lösung dann in der Summe teurer.
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Probleme mit modernem WLAN
Grundsätzlich ist die Idee, maximale Reichweite mittels WLAN zu erzielen, sehr gut. Vor allem dank energiesparender WLAN-Chips, die man auch gut über einen Akku versorgen kann. Aber die Hersteller der Thermometer sind eben keine IT-Firmen, und das macht sich bemerkbar. Denn alle WLAN-Thermometer hadern mit modernen Wifi 5 oder Wifi 6-Routern.
Ist beim Router eine kombinierte Verschlüsselung (WPA2 und WPA3) eingestellt, funktioniert durchweg die Anmeldung im WLAN nicht. Auch unter einem Namen zusammengefasste 2,4 und 5 GHz-Netze machen Probleme. Tipp: Einen günstigen Router oder Accesspoint mit dem eigentlichen Internetrouter verbinden und nur auf 2,4 Ghz mit WPA2 laufen lassen. Dann ist man auf der sicheren Seite.
Präzise messen können sie
In Sachen Messgenauigkeit machen die WLAN-Thermometer dann aber alle einen guten Job. Bei der 100°C Referenz-Messung gibt es maximale Abweichungen von 1°C, die ungenaueste Messung zeigt also 101°C. Im Grill sind solche kleinen Abweichungen irrelevant, denn abhängig davon, wie die Fühler im Fleisch oder auf dem Rost platziert werden, sind die Messwerte ohnehin nie ganz exakt. Das zeigt sich im Praxistest. Hier führen schon Fühler-Abstände von einem Zentimeter im Fleisch zu Unterschieden von bis zu 5°C. Das hängt aber eben mit dem Fleisch und seiner Beschaffenheit zusammen, nicht mit dem Thermometer.
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WLAN-Thermometer und ihre Apps
Bei den zugehörigen Apps sticht die von Weber heraus. Alle Apps der getesteten WLAN-Thermometer bieten Voreinstellungen für diverse Zubereitungen an, die sich aber auch anpassen lassen. Garvorgänge lassen sich teils grafisch nachvollziehen und auch speichern. Bei der Weber-App ist dies allerdings nicht möglich. Außerdem gibt es in der Meater-App Links zu diversen Zubereitungsvideos. Das wiederum hat Weber noch weiter ausgebaut. Die App nimmt einen komplett an die Hand, inklusive Vorbereitung und zugehörigem Timing. Ein hilfreicher Assistent gerade für Einsteiger.
Welche Extras welche WLAN-Thermometer bieten
Abgesehen von ihren smarten Eigenschaften bieten die WLAN-Thermometer noch weitere hilfreiche Ausstattungsmerkmale. So sind Meater Block und MeatStick praktischerweise Spülmaschinenfest. Beim Letzten gibt es im Lieferumfang auch ein Etui dazu. Das Thermometer von Inkbird ist zwar nicht für die Spülmaschine geeignet, punktet indes aber mit einer vor Spritzwasser geschützten Verarbeitung. Beim Modell von Weber sticht das Display hervor, von dem es sich gut ablesen lässt. Keine Selbstverständlichkeit, wie sich bei den Displays vom Meater Block und GrillEye Max zeigt.
FAZIT
Mit keinem der getesteten WLAN-Thermometer verkauft man sich. Alle Geräte machen, was sie sollen: Temperaturen messen. Und das können sie durch die Bank sehr genau. Die kabellosen Varianten sind dabei besonders elegant. Vor allem der Meater Block weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Wer die knapp 300 Euro scheut, ein paar Kabel allerdings nicht, der fährt auch mit den günstigen Modellen von Inkbird, GrillEye oder Weber sehr gut.