Veröffentlicht inKaufberatung

Wander-Apps im Test: So kommen Sie auf Touren

Wandern macht Spaß – erst recht mit einer Wander-App. Doch welche ist die beste?

Personen mit einem Handy in der Hand.
© Komoot

Komoot: Klarer Wander-App-Testsieger

Komoot ist die erste Wahl für Wanderer. Der intelligente Tourenplaner hilft, die perfekte Tour zu finden. Zur Auswahl stehen Rund- und Start-Ziel-Touren. Auf Wunsch lassen sich Schwierigkeitsgrad und Dauer der Ausflüge wählen. Anschließend berechnet Komoot mögliche Routen und präsentiert eine Auswahl. Wer auf dann auf die Tour tippt, erhält weitere Infos wie Distanz, Angaben zu Höhenunterschieden und eine detaillierte Routenbeschreibung samt Karte. Das größte Plus von Komoot ist dabei die umtriebige Nutzerschaft: Die bastelt nicht nur fleißig unzählige Routen sondern baut auf den Karten auch sogenannte Highlights auf den Karten ein, wobei es sich in der Regel um besonderes schöne Abschnitte oder andere Sehenswürdigkeiten handelt. Die Highlights lassen sich dann einfach in die Planung einbauen. Allerdings erweist sich die Routenplanung am Smartphone als fummelig – am PC im Browser funktioniert es deutlich besser.

Komoot Wanderungen finden
Komoot bietet in den meisten Regionen eine riesige Auswahl an Wanderungen. © IMTEST

Die Übersicht bei der Navigation ist gut, zudem wird die nächste Abbiegung mit einem großen Pfeil und der Restdistanz angezeigt. Ein Schwachpunkt hingegen: Rerouting, also die Neuplanung von Routen, wenn man sich verirrt hat, beherrscht Komoot nicht. Der Wanderer muss also entweder selbst auf die Karte schauen oder zurücklaufen. Damit das nicht passiert gibt es Sprachanweisungen über Lautsprecher wie „jetzt  rechts abbiegen“. So kann das Smartphone mit ausgeschaltetem Bildschirm in der Jackentasche bleiben – das spart Akku. Dafür und für die Möglichkeit, die App „offline“ zu nutzen, müssen die Nutzer Karten kaufen.

Komoot Highlight
Von anderen Nutzern erstellte “Highlights” lassen sich einfach in die eigene Planung einbauen. © IMTEST

Gut zum Ausprobieren: Die Nutzung von Komoot ist inklusive einer Gratisregion ist kostenlos. Erst wenn Sie Touren außerhalb Ihrer Heimatregion planen, die sie bei der ersten Benutzung festlegen, müssen Sie Karten dazu kaufen. Einzelne Regionen kosten 3,99 Euro, ganze Pakete gibt es für 8,99 Euro. Wer die App besonders schätzt, kann sich das gesamte Kartenmaterial der ganzen Welt für 29,99 Euro freischalten. Sportspezifische Karten und noch mehr Funktionen gibt es im Abo. Ob sich das lohnt, erfahren Sie hier.

IMTEST-Testnote: gut 1,7

Outdooractive im Test: Mehr ist weniger

Outdooractive ist ebenfalls eine empfehlenswerte Wander-App, die im Vergleich zu Komoot an einigen Stellen sogar mehr bietet. So liefert die App während einer Wanderung auch Informationen zu den aktuellen Bedingungen, einschließlich akuter Gefahren und Sperrungen. Weitere Funktionen sind Skyline Augmented Reality (die Bergspitzen um einen herum in Echtzeit sehen), eine 3D-Vorschau der Route und vieles mehr. Allerdings leidet die Übersichtlichkeit etwas unter den vielen Funktionen.

Outdooractive Planung
Die Routenplanung von Outdooractive ist auch auf dem Smartphone komfortabel. © IMTEST

Wie bei Komoot kann man entweder vorgefertigte Routen anpassen oder selbst welche erstellen. Die Auswahl an Vorschlägen ist allerdings deutlich geringer als beim Testsieger. Auch der Routenplaner kann nicht mit Komoot mithalten. So fehlen zum Beispiel die Highlights anderer Nutzer – und auch Rundtouren lassen sich nicht so einfach realisieren. Unabhängig davon funktioniert die Routenplanung mit Outdooractive sowohl am Smartphone als auch am Computer gut. Das gilt auch für die Navigation per Smartphone, die dank hilfreicher Richtungspfeile und Sprachansagen meist wenig Fragen offen lässt. Die Sprachausgabe gibt es sogar in der kostenlosen Version. Ambitionierte Wanderer kommen dennoch nicht um Offline-Karten herum – dafür ist das deutsche Mobilfunknetz in entlegenen Gebieten zu schlecht.

Outdooractive Navigation
Outdooractive bietet eine vorbildliche Navigation inklusive Abbiege- und Sprachhinweisen. © IMTEST

Für Offline-Karten muss man allerdings ein Abonnement abschließen. Dafür gibt es internationale Karten sowie Detailkarten mit topografischen Daten für die Schweiz, Frankreich und Großbritannien. Es ist möglich, Ausschnitte jeder Karte für die Offline-Nutzung zu speichern oder sich zu einer geplanten Route durchzuklicken und dann alle benötigten Karten herunterzuladen. Darüber hinaus gibt es weitere Funktionen wie teilbare 3D-Videos Ihrer Touren, die bereits erwähnte Skyline Augmented Reality und die Möglichkeit, seinen Live-GPS-Standort mit anderen zu teilen. Mit mindestens 2,50 Euro pro Monat (30 Euro pro Jahr) ist der Pro-Modus allerdings kein billiges Vergnügen. Das Bezahlmodell von Komoot mit käuflich zu erwerbenden Karten ist aus Sicht von IMTEST fairer. Unabhängig davon bietet Outdooractive ein rundes Paket, das mehr bietet, als die meisten Wanderer jemals brauchen werden.

IMTEST-Testnote: gut 2,0

Bergfex Touren: Schwächen bei der Navigation

Bergfex ist keine schlechte Wander-App, kann aber mit Komoot und Outdooractive nicht mithalten. Aber der Reihe nach: Bergfex enthält über 70.000 GPS-Touren. Die Autoren der Touren sind meist erfahrene Nutzer oder größere Tourismusunternehmen wie die Eifel Tourismus GmbH. Das spricht für die Qualität der Touren. Zu jeder Tour gibt es außerdem eine ausführliche Beschreibung und nützliche Tipps wie Anfahrt, Parkmöglichkeiten oder benötigte Ausrüstung.

Bergfex Tourenbeschreibung
In punkto Tourenbeschreibung ist die Bergfex-App spitze. © IMTEST

Wer selbst Touren planen möchte, muss zunächst Start- und Zielpunkt der Wanderung festlegen. Anschließend können Zwischenstopps eingerichtet werden. Das funktioniert auch auf dem Smartphone sehr gut. Neuerdings ist es sogar möglich, bestehende Touren anzupassen. Sie zu kopieren, zu bearbeiten und unter einem neuen Namen abzuspeichern funktioniert aber immer noch nicht. Zudem sind keine Highlights oder Sehenswürdigkeiten in der Karte eingezeichnet. Dadurch wirkt die Karte statisch und leblos. Für die Navigation fehlen zudem Sprachausgabe, Navigationsanweisungen und Richtungspfeile. Stattdessen muss der auf der Karte eingezeichnete Weg gefolgt werden. Das ist unpraktisch – der Nutzer muss immer wieder auf die Karte schauen, um auf der Route zu bleiben.

Bergfex navigation
In Sachen Tourenplanung und Navigation bietet Bergfex im Vergleich zu Komoot deutlich weniger. © IMTEST

Genau wie bei anderen Wander-Apps sind in der kostenlosen Version der App keine Offline-Karten enthalten, dafür muss man zur Pro-Version greifen. Die fällt mit Abogebühren in Höhe von 23,99 Euro bei jährlicher Abrechnung zwar günstiger als bei der Konkurrenz aus, angesichts der eingeschränkten Funktionen ist das Geld bei Komoot und Outdooractive aber besser angelegt.

IMTEST-Testnote: befriedigend 2,7

Ape@map: Veraltetes Konzept

Die Ape@map verdient keine Empfehlung. Die Oberfläche der Wander-App ist unübersichtlich und verwirrend. Das katastrophale, veraltete Bedienkonzept macht den Umgang mit der App zur Qual. Zudem ist der Funktionsumfang mittelmäßig. Mit keiner App ist es so umständlich, Routen zu finden und zu planen. Ferner wirkt das Kartenmaterial überladen. Hinzu kommt: Ohne gekauftes Kartenmaterial (ab 9,99 Euro pro Region) geht bei Ape@Map gar nichts, nicht einmal die Navigation lässt sich starten. Diese wiederum bietet weder Sprach- noch Navigationsanweisungen. Nicht zuletzt ist die Wander-App eher teuer als günstig: Für die Pro-Version verlangt der Anbieter Kompass 24,99 Euro (iPhone) plus Offline-Karten, zum Beispiel Kompass Deutschland für 19,99 Euro.

IMTEST-Testnote: ausreichend 3,7

Ape@map Bedienung
Aufgrund der antiquierten und unübersichtlichen Oberfläche avanciert die Nutzung von Ape@map zum Geduldsspiel. © IMTEST

Fazit

Die IMTEST-Empfehlung verdient sich die Wander-App Komoot. Das Planen und Navigieren ist kinderleicht und es gibt viele praktische Funktionen, die aber immer übersichtlich bleiben. Zudem ist das Bezahlmodell mit Kartenkauf ab 3,99 Euro fair. Hinzu kommt eine aktive Nutzergemeinde, die immer wieder für neue Inspirationen sorgt. Ebenfalls empfehlenswert: Outdooractive, das für die dauerhafte Nutzung allerdings ein Abo erfordert. Dafür erhält der Nutzer eine erstklassige Wander-App mit sehr zuverlässigen Planungs- und Navigationsfunktionen. Detaillierte Toureninformationen und zahlreiche Filtermöglichkeiten runden das Angebot ab.



Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.