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Over-Ear-Kopfhörer mit Noise Cancelling im Test

Die Auswahl bei Over-Ear-Kopfhörern könnte unübersichtlicher nicht sein. Oder gibt es vielleicht doch einen Kopfhörer, der alles kann?

Over Ear Headphones tragen

Over-Ear-Kopfhörer: Test in unterschiedlichen Preisklassen

Ob im Flugzeug, in der Bahn oder im Großraumbüro: Over-Ear-Kopfhörer bieten die Möglichkeit, sich an unruhigen Orten auf Musik, den Podcast oder die Arbeit konzentrieren zu können. Schließlich kann ein Modell mit Geräuschunterdrückung (Noise Cancelling) akustisch alles um einen herum ausblenden. Jedenfalls sollte es bei guten Kopfhörern so sein. Doch bei so viel Auswahl und enormen Preisunterschieden ist es gar nicht so leicht, sich für ein Modell zu entscheiden. IMTEST hat deshalb fünf Over-Ear-Kopfhörer im Test miteinander verglichen. Mit dabei waren Modelle verschiedenster Preisklassen: von AmazonBasics für gerade mal 43 Euro bis zu den renommierten Kopfhörern von Bose für rund 400 Euro. Eines haben die Over-Ear-Kopfhörer alle gemeinsam: Sie sind kabellos und über Bluetooth mit anderen Geräten zu verbinden.

Over-Ear-Kopfhörer mit Noise Cancelling

Sowohl In-Ear- als auch Over-Ear-Kopfhörer haben heutzutage meistens die Noise Cancelling-Funktion. Unter aktiver Geräuschunterdrückung (im englischen ANC für Active Noise Cancellation) versteht man eine Technologie, die es Kopfhörern erlaubt, unerwünschte Nebengeräusche herauszufiltern. Das kann zum Beispiel das unvermeidliche Rumpeln während einer Zugfahrt sein, das permanente Rauschen im Flugzeug oder das Gemurmel der Kollegen im Großraumbüro. Dazu wird mit in dem Kopfhörer verbauten Mikrofonen der vorhandene Schall gemessen und mit einem künstlich erzeugten, exakt umgekehrten Schall für das menschliche Ohr einfach unhörbar gemacht.

Das Ergebnis ist vor allem bei den Over-Ear-Kopfhörern von Bose und JBL verblüffend. Im Test simulierte Bahn und Flugzeuggeräusche werden einfach ausgeschaltet und gegen eine himmlische Ruhe ersetzt. Auch die Microsoft und Teufel-Kopfhörer machen ihre Sache sehr ordentlich. Bei Letzterem ist die Geräuschunterdrückung zudem sehr leicht auszuschalten, falls der Kollege im Büro eine Frage hat oder man auf die Durchsagen im Zug lauschen möchte. Der Over-Ear-Kopfhörer von AmazonBasics ist das einzige Modell im Test ohne aktive Geräuschunterdrückung. Dafür kostet es aber auch nur 43 Euro. Dennoch kann der Kopfhörer durch die großen und dick gepolsterten Ohrmuscheln bauartbedingt auch einen Großteil der Geräusche abhalten.

Bedienung der Over-Ear-Kopfhörer im Test

Die Bedienung bei Over-Ear-Kopfhörern ist schon seit jeher ein echter Knackpunkt. Die Musik starten und pausieren, ein Lied vor oder zurückspringen oder die Geräuschunterdrückung kurz abschalten, weil der Schaffner im Zug die Fahrkarten kontrollieren möchte. Das alles natürlich ohne die Kopfhörer abzusetzen und ohne das verbundene Smartphone zu Hilfe zu nehmen. So sieht die Anforderung der Nutzer aus. Fast alle Over-Ear-Kopfhörer im Test verfügen deshalb über Bedienelemente, die meist unterhalb der Ohrmuscheln angebracht sind und mit den Daumen erreicht und betätigt werden können. Genau das ist auch die Herausforderung, denn bei drei Schaltern auf der einen und einem weiteren Schalter auf der anderen Ohrmuschel, muss das quasi „blind“ erfolgen. Die Frage, welcher Knopf gehört noch mal zu welcher Funktion, ist da deshalb die Meistgestellte.

Over-Ear-Kopfhörer wie der JBL Club One haben die Laut- und Leisetasten sogar doppelt belegt. Drückt man lange auf die „Plus“-Taste springt man ein Lied vor und mit der „Minus“-Taste wieder zurück. Deshalb setzen Hersteller wie Teufel beim Real Blue NC auf berührungsempfindliche Sensoren auf den Ohrmuscheln. Von der Logik eigentlich ganz einfach. Oben und unten für Laut und Leise, links und rechts für Vor und Zurück und in der Mitte Abspielen und Pausieren. Leider sind auch diese Sensoren im Test nicht immer zielgenau zu erwischen, sodass statt dem nächsten Lied auch gerne einmal die Wiedergabe stoppt.

Diese Over-Ear-Kopfhörer sind am besten zu bedienen

Die mit Abstand beste Bedienung hat Microsoft in die neuen Surface Headphones 2 gepackt. Man kann die Ohrmuscheln der Over-Ear-Kopfhörer einfach drehen. Hier hat sich Microsoft eine simple und doch innovative Lösung einfallen lassen. Links kann die Geräuschunterdrückung stufenlos angepasst werden und rechts die Lautstärke. Für das Pausieren oder Überspringen eines Liedes genügt leichter Druck auf die rechte Ohrmuschel der Over-Ear-Kopfhörer. Zielen ist nicht notwendig. Einfacher geht die Bedienung nicht.

Doch nicht nur haptisch können Over-Ear-Kopfhörer bedient werden. Die Bose NC Headphones 700 und der JBL Club One haben zusätzlich auch noch Sprachassistentin Alexa und den Google Assistenten eingebaut. Damit funktionieren die Kopfhörer auch per Sprachsteuerung. Praktisch ist das beispielsweise beim Sport oder zu Hause. Für den Gebrauch im Zug oder Flugzeug ist diese Art der Steuerung wohl eher ungeeignet. Schließlich reist man nicht allein.

Over-Ear-Kopfhörer als Klangwunder

Der klanglich beste Over-Ear-Kopfhörer im Test ist der JBL Club One, den sich vor allem Nutzer anhören sollten, die viel und gerne Musik hören. Die zugehörige App erlaubt eine feine Anpassung von Höhen, Tiefen oder dem Bass. Direkt dahinter liegen die Bose NC Headphones 700, mit einem sehr klaren, dynamischen Klangbild. Beim Klang ist der Teufel Real Blue NC noch einen Tick vor den Microsoft Kopfhörern, die in der Standardeinstellung zu dumpf klingen, aber genau wie der JBL individuell verbessert werden können. Der Amazon-Kopfhörer bleibt im Klang neutral und verzichtet auf zu viel Bass und Höhen. Eine App, um die Einstellungen zu verfeinern, gibt es mit dem AmazonBasics-Headset nicht. Genauso wie beim Teufel-Kopfhörer, dessen Klang aber so schon gut ist.

Over-Ear-Kopfhörer im Test mit langer Akkulaufzeit

Transatlantik-Flüge sind mit allen Testkandidaten möglich. So lag die Akkulaufzeit zwischen (mageren) 16 Stunden beim Bose, bis zu 23 Stunden beim JBL Club One. Schaltet man die Geräuschunterdrückung aus, kommt der JBL sogar auf 45 Stunden. Ein Bestwert. Auch der Teufel ist hier mit 30 Stunden im guten Bereich. Etwas enttäuschend ist die 20 Stunden Akkulaufzeit beim Microsoft-Modell, 5 Stunden mehr hätten es ruhig sein dürfen.

Drücken tut übrigens keiner der hier getesteten Over-Ear-Kopfhörer, dennoch gibt es Unterschiede beim Tragekomfort. Da ist zum einen das Gewicht. Der Bose-Kopfhörer wiegt nur 260 Gramm, ist aber an den Ohrmuscheln und vor allem am Bügel für eine lange Nutzung zu dünn gepolstert. Dagegen wiegt der JBL wiegt sogar 382 Gramm, ist aber so weich gepolstert, dass sich das Mehr-Gewicht nicht unangenehm bemerkbar macht. Zum anderen ist die Materialqualität für den Komfort wichtig. So können vor allem die Microsoft-Kopfhörer punkten, mit denen es auch nach Stunden der Nutzung keine heißen Ohren gab.

FAZIT

Den besten Klang und die beste Geräuschunterdrückung unter den Over-Ear-Kopfhörern bieten Bose und JBL.  Doch wer seine Kopfhörer unbedingt mit auf Reisen nehmen möchte, der wird mit dem Bose-Modell auf Schwierigkeiten stoßen, da sie nicht zusammengefaltet werden können. Eine Top-Bedienung und sehr gute Eigenschaften auch im Office-Einsatz weist der Kopfhörer von Microsoft auf. Sparfüchse greifen zum unschlagbar günstigen Modell von AmazonBasics, müssen dafür aber auch auf ausgefeilte Funktionen und prägnanten Hörgenuss verzichten.

Axel Telzerow

In mehr als 20 Jahren als Journalist für Verbraucherthemen hat er über 50 Magazine, Websites, Blogs und Content-Apps erfolgreich entwickelt, gestartet und betrieben. Zuletzt als Chefredakteur und Herausgeber der COMPUTERBILD und TESTBILD. Bei IMTEST, FOTOTEST und STEREO ist er als Chefredakteur verantwortlich für die journalistische Qualität der Marke – print und digital. Inhaltlich fühlt er sich im SmartHome am wohlsten, liebt neue Gadgets, Camping, alte und neue Autos und kann ohne Instagram nicht mehr leben.