Messenger: Beliebte und alternative Dienste
Neben Videokonferenz-Programmen und sozialen Netzwerken haben vor allem Messenger-Apps in diesem Jahr dabei geholfen, den Kontakt zu Freunden und Verwandten auch in Krisenzeiten aufrechtzuerhalten – egal wie weit diese entfernt wohnen. Laut einer Umfrage der Marktforschungsfirma Kantar erlebten besonders die beiden Platzhirsche WhatsApp und Facebook-Messenger in letzter Zeit einen gewaltigen Ansturm und wurden von Nutzern rund 40 Prozent häufiger benutzt. Während der Facebook Messenger auf einen Marktanteil von 47 Prozent kommt, ist WhatsApp (gehört auch zu Facebook) mit sogar 97 Prozent dabei.
Allerdings sind die am häufigsten genutzten Messenger nicht immer die besten, sichersten oder diskretesten, wenn es um den Schutz der Privatsphäre geht. Daher hat IMTEST neben den zwei beliebtesten Apps auch alternative Messenger im Test unter die Lupe genommen, wie Signal, Threema und Telegram. Ob sich die Programme lohnen und vor allem, ob sich ein Wechsel von den bekanntesten Anbietern auf eine der Alternativen lohnt, zeigt der Test.
Messenger-Test: Datensammler und Datenjäger
Im Auftrag von IMTEST nahmen unabhängige IT-Sicherheitsexperten von AV-Test die fünf beliebte Messenger genau unter die Lupe und analysierten vor allem, wie datenhungrig und sicher die Kandidaten sind. Im Labor von AVTest zeigten sich Facebook Messenger und WhatsApp besonders interessiert an persönlichen Daten auf dem Smartphone: Neben nachvollziehbaren Funktionen wie dem Zugriff auf Kontakte sammeln sie weit mehr als zum Betrieb wirklich notwendig. Facebook Messenger etwa hat das Auswertungsprogramm „Google Analytics“ integriert, mit dem der Social-Media-Gigant Nutzer- und Verhaltensdaten sammelt und auswertet. Diese Informationen werden auch an Werbetreibende weitergeleitet.
Die drei anderen Messenger im Test – Signal, Telegram und Threema – sind weniger sammelfreudig und erstellen keine detaillierten persönlichen Verhaltensprofile. Wer also beim Kommunizieren mit Freunde und Familie wenig Daten preisgeben möchte, ist mit diesen drei Apps am besten beraten.
Messenger zeigen sich als fast harmlose Schnüffler
Messenger-Apps, die nebenbei das Verhalten des Nutzers am Smartphone analysieren, sind nicht gerade sympathisch, aber nicht automatisch gefährlich. Wirklich brenzlig wird es erst, wenn die Nachrichten selbst nicht vor fremden Blicken geschützt sind. Hier gibts Entwarnung aus dem Labor. Für alle Messenger im Vergleich gilt: Nur wer das Smartphone in der Hand hat und entsperren kann, bekommt auch Zugriff auf Kontaktdaten und Nachrichten. Zudem werden Nachrichten bei Signal, Threema und WhatsApp standardmäßig vor dem Versand in wirre Zahlencodes verwandelt und erst beim Empfänger wieder entschlüsselt. Bei Facebook Messenger und Telegram ist diese Verschlüsselung standardmäßig deaktiviert. Erst wenn Sie die Funktion „geheime Chats“ nutzen, wird sie aktiviert.
Messenger im Test mit kinderleichter Bedienung
Gute Nachrichten für Neueinsteiger und Wechsler: In Sachen Bedienung sind sich die Messenger sehr ähnlich. Um eine solche App zu bedienen, braucht es kaum Erfahrung, da alle Programme sehr einfach funktionieren. Die größte Hürde bei einem Umstieg ist also nicht die Umgewöhnung bei der Bedienung, sondern die Überzeugungsarbeit, die Sie bei Ihren Freunden leisten müssen. Schließlich brauchen diese ebenfalls denselben Messenger, damit die Kommunikation funktioniert. Das kann speziell ein Problem sein, wenn man von WhatsApp und Facebook auf einen der unbekannteren Dienste wechselt.
Davon abgesehen hat jeder der Testkandidaten Stärken und Schwächen, Vor- und Nachteile:
Facebook Messenger
Wer bei Facebook schon registriert ist und ein Profil hat, kann direkt mit dem hauseigenen Messenger loslegen. Die Bedienung ist einfach, nur in Sachen Privatsphäreschutz hapert es mächtig: Nachrichten werden standardmäßig unverschlüsselt verschickt und Nutzungsdaten zu Werbezwecken sehr großzügig erhoben, ausgewertet und weitergegeben.
Die Nummer 1 unter den Chat-Apps kommt auch von Facebook: Die Bedienung von WhatsApp ist einfach, intuitiv und gilt als Vorreiter für alle anderen Messenger. Da die Nutzerschaft am größten ist, dürfte es kaum Probleme bereiten die meisten Kontakte unter einen Hut beziehungsweise unter dieser einen App zu bringen. Zudem ist WhatsApp dank der aktiven Ende-zu-Ende-Verschlüsselung etwas sicherer. Dieser Pluspunkt wird durch die von Facebook vererbte Datensammlung wieder zunichtegemacht. Denn WhatsApp sammelt ebenso wie der Messenger sehr fleißig Nutzerdaten und wertet diese aus.
Signal
Kurz gesagt: Signal ist WhatsApp ohne die Datensammelwut von Facebook, aber mit Text- und Video-Chat-Funktionen. Der Messenger wird von einer gemeinnützen Organisation entwickelt. Hier werden Daten nicht zu Werbezwecken gespeichert und bleiben vollkommen anonym, was auch in den Labortests bestätigt wurde.
Telegram
Ebenso sicher ist Telegram Messenger. Vom Rest der Apps im Test hebt sich Telegram durch den Fokus auf die Gruppengröße ab, die bis zu 100.000 Kontakte umfassen kann. Zudem lassen sich Dateien mit einer Größe von bis zu 1.5 GB verschicken, was für solche Apps groß ist.
Threema
Der einzige kostenpflichtige Messenger im Test schneidet in Sachen Datenschutz hervorragend ab. So beschränkt sich die Datensammlung aufs Nötigste und die Registrierung funktioniert vollkommen ohne Handynummer oder E-Mail-Adresse. Mit einer Einmalzahlung von knapp 3,50 Euro für iOS- und 2,99 Euro für Android-Nutzer, hält sich die Investition in Grenzen.
FAZIT
In Sachen Bedienung zeigen die Messenger kaum Unterschiede. Alle Apps sind einfach und ähnlich zu bedienen. Die Unterschiede finden sich in den Bereichen Sicherheit und Privatsphäre. Facebook Messenger und WhatsApp bieten den geringsten Privatsphäreschutz. Dagegen sind Threema und Telegram weniger sammelwütig. Im Test bot Signal die beste Kombination aus Sicherheit, Einfachheit und Preis Signal.