Eine Sache, die für viele Spieler beinahe genauso dazugehört wie das Gamepad, die Grafikkarte oder der Gaming-Monitor ist das Sitzen. Und während sich Konsolen-Spieler meist auf die Wohnzimmer-Couch lümmeln, um den nächsten Blockbuster auf dem großen Bildschirm zu genießen, muss für PC-Zocker ein Stuhl her, der nahtlos ins Spiele-Setup passt. In den letzten Jahren ist dabei eine eigene Form von Schreibtischmöbel entstanden – der Gaming-Chair. IMTEST hat sieben Gaming-Stühle zwischen 230 und 599 Euro getestet.
Was ist ein Gaming-Chair?
Fast alle Stuhl-Hersteller setzen auf den Look von Auto-Rennsitzen mit Seitenflügeln am Sitz. Dazu kommt eine hohe Rückenlehne, die zumeist über den Kopf des Nutzers aufragt. Was im KFZ den Fahrer im Sitz halten soll, hat am PC zwar hauptsächlich optische Gründe, das Design gibt aber auch hier seitlich bequemen Halt. Zudem sind die Stühle allesamt mit einstellbaren Armlehnen und einer nach hinten klappbaren Rückenlehne versehen.
Die lässt, bei entsprechender Standfestigkeit, bei einigen Modellen fast eine Liegeposition zu. Ausnahme von der Gaming-Chair-Regel ist im Test das Modell OfficePal C30M von Sharkoon. Hier orientiert sich der Hersteller eher an klassischen Bürostühlen und setzt auf Understatement in schwarzem Kunststoff.
Günstiges Gaming Zubehör: Es muss nicht immer teuer sein
Von Tastatur über Headset bis Controller.
Gaming-Chairs: Ergonomie im Überblick
Der Look sollte bei Sitzmöbeln allerdings eher eine Nebenrolle spielen – viel wichtiger ist die Sitzgesundheit. Diese wird durch eine besonders gute Ergonomie des Stuhls gewährleistet. Das bedeutet vor allem: Der Sitz lässt sich optimal an den Sitzenden anpassen. Hierbei soll eine möglichst entlastete Sitzhaltung entstehen. Dabei ist es kein Geheimnis, dass dabei vor allem der rechte Winkel eine wichtige Rolle spielt. Der Stuhl sollte es ermöglichen, dass die Füße auf dem Boden stehen, während die Unterschenkel in Sitzposition einen 90-Grad-Winkel mit den Oberschenkeln bilden. Die sollen am besten ebenfalls vom Stuhl unterstützt werden.
Generell ist eine aufrechte Sitzhaltung optimal, die von korrekt eingestellten Armlehnen unterstützt wird. Diese sollen ebenfalls einen rechten Winkel im Ellenbogengelenk ermöglichen, wenn der Arm entspannt auf Höhe der Tischplatte aufliegt. Der untere Rücken soll beim gesunden Sitzen dabei ebenfalls von der Rückenlehne unterstützt werden. Das bedeutet: Die Rückenlehne sollte der Anatomie unserer Wirbelsäule folgen, die eine S-Form, die sogenannte Lordose, beschreibt. Im Optimalfall schmiegt sich die Rückenlehne mit einer Lordosestütze in genau diese Wölbung der Wirbelsäule und entlastet die Bandscheiben im unteren Rücken. Auffällig: Nur zwei Modelle (Secret Lab Titan Evo R und Razer Iskur) waren im Test mit einer solchen Stütze der Rückenlehne ausgestattet.
Der Testsieger im Überblick
Testsieger der Stuhlrunde ist der Gaming-Chair Titan Evo R von Secretlab. Der rund 550 Euro teure Stuhl überzeugt durch seine hochwertige Verarbeitung, große Standfestigkeit und variable Einstellmöglichkeiten. Als einziger Stuhl im Test besitzt der Titan Evo R zum Beispiel eine in alle Richtungen verstellbare Lordosestütze. Dazu stimmen Komfort und Sitzdruckmessung. Kurzum: Ein sehr überzeugender Gaming-Chair.
IMTEST-Note Secretlab TITAN Evo R:
gut 2,3
Gesund ist nicht unbedingt bequem
Im Gespräch mit einer Expertin für Arbeitsplatz-Ergonomie, wurde klar, dass im oberen Rücken allerdings „aktives Sitzen“ wichtig ist. Es sollte also kein stundenlanges, übermäßig starres Verharren in einer aufrechten Sitzpostion geben. Vielmehr sei ein regelmäßiger Wechsel der Sitzposition wichtig. Grundsätzlich gilt: Bewegung ist beim Sitzen wichtig. Gewichtsverlagerung und Positionswechsel gehören zum gesunden Sitzen dazu. Außerdem sollte man regelmäßige Stehpausen einlegen, um für Entlastung zu sorgen.
Dabei gilt: Ergonomie und Komfort sind nicht automatisch das Gleiche. Bequeme Stühle können langfristig problematisch sein, ergonomische Stühle hingegen nicht besonders einladend wirken. Für unseren Test haben wir mehrere Tester probesitzen lassen, die sehr unterschiedliche Körpertypen abbilden – von klein und leicht (50kg, 1,56m) bis groß und schwer (1,80, 90kg).
Die Sitzfläche eines Stuhls darf für den Komfort nicht zu weich und nicht zu hart sein. Dabei muss gleichzeitig das Gewicht der sitzenden Person möglichst adäquat über die gesamte Auflagefläche verteilt werden. Der Sitzdruck darf zudem nicht zu hoch sein: Um schmerzende Druckstellen zu vermeiden, werden an die Gaming-Chairs hohe Anforderungen an ihre Anpassungsfähigkeit gestellt, die sie, wenig überraschend, nicht vollständig erfüllen können. Das wiederum heißt: Eine einfache All-in-One-Lösung gibt es bei Gaming-Chairs nicht. Große, breite oder schwere Personen brauchen andere Modelle als kleine, leichte oder schmächtige. Um richtig gesund und bequem zu sitzen, muss ein Stuhl für die eigenen Körpermaße beschafft werden. Was das bedeutet, wird im Folgenden deutlich.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: So wird Komfort gemessen. Außerdem: So gut ist der Testsieger.