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Die 6 besten Ferngläser für kleines Geld im Test: Der volle Durchblick

Fünf Marken-Geräte treten gegen den Amazon-Beststeller an.

Sechs Ferngläser auf einem Holztisch.
© IMTEST

Beim Wandern in den Alpen, beim Strandspaziergang auf Sylt, bei der Safari in Kenia: Ein Fernglas darf eigentlich bei keiner dieser Aktivitäten fehlen. Egal ob Outdoor-Abenteurer im Tarn-Look, Familien mit Kindern oder Vogelbeobachter – sie alle können ein gutes Fernglas gebrauchen. IMTEST nimmt fünf ausgewählte Geräte in der gehobenen Einstiegsklasse unter die Lupe – und stellt sie mit dem Amazon-Beststeller in den Ring, der bei 15.000 Bewertungen auf einen Schnitt von 4,3 Sternen kommt.

Mit keinem der fünf Markengeräte macht man etwas falsch (trotzdem gibt es teils erhebliche Unterschiede). Beim Bestseller der No-Name-Marke Adasion sieht die Sache etwas anders aus! In jedem Fall will der Kauf dieses essenziellen Outdoor-Begleiters gut überlegt sein, denn nicht jedes Glas passt zu jedem Kunden. IMTEST verspricht: Nach diesem Artikel sind Sie schlauer und bereit für den Kauf eines Feldstechers, der Ihnen ein treuer Begleiter ist und mit dem Sie lange Freude haben.



Ferngläser: Von 20 Euro bis 4.000 Euro

Fast jeder Haushalt besitzt irgendein Fernglas – dementsprechend groß ist der Markt und damit auch die Zahl der Anbieter. Die Preise reichen dabei von 20 Euro bis 4.000 Euro. Viele renommierte Hersteller stammen aus Deutschland oder Österreich, aus Japan und den USA; doch auch in Tschechien, Belgien oder Großbritannien werden exzellente Ferngläser gefertigt. Aus einem Feld von rund zwei Dutzend namhaften Firmen und weit über 200 Modellen hat IMTEST fünf überzeugende Geräte ausgewählt, deren Preis liegt zwischen 185 Euro und 350 Euro. Das Glas von Adasion tanzt aus der Reihe: Der Hersteller hat weder eine Webseite noch eine nachweisbare Vergangenheit als Hersteller optischer Geräte. Dafür ist bei einem Preis von unter 80 Euro im Lieferumfang auch noch Zubehör enthalten: Handy-Adapter, Mini-Stativ sowie Stativ-Adapter.

Portrait Matthias Schmid
“Nicht jedes (gute) Fernglas passt zu jedem Kunden – der Kauf will wohl überlegt sein. Ausprobieren im Fachhandel lohnt sich.”Matthias Schmid, IMTEST-Experte

Allen Marken-Ferngläsern im Test gemein ist eine 8-fache Vergrößerung: Die eignet sich hervorragend für Allround- Ferngläser. Die Vergrößerung reicht aus, um Dinge schön nahe heranzuholen. Gleichzeitig ist die Gefahr des Verwackelns deutlich geringer als bei einem Binokular mit 12-facher Vergrößerung. Außerdem gilt: Für ungeübte Nutzer ist das Finden der gewünschten Stelle im Baum oder auf dem Kirchturm gar nicht so einfach – eine 8-fache Vergrößerung ist daher ideal, um den Umgang mit Ferngläsern zu lernen.

Das Adasion-Fernglas von Amazon verfügt laut Beschreibung und Aufdruck auf dem Gerät über eine 12-fache Vergrößerung. Auf dem Teststand stellte sich allerdings heraus, dass es lediglich 10-fach vergrößert. Auf Nachfrage bei der als Hersteller-Kontakt in der Anleitung vermerkten E-Mail-Adresse erhielt IMTEST keine Antwort. Auch beim Kontakt via Amazon-Kundendienst gab es keine Aufklärung vom Hersteller, ob die Angabe auf dem Gerät fehlerhaft ist.

Bild von einem Nikon-Fernglas in der Hand, im Hintergrund ist ein See zu sehen.
Das Nikon Prostaff P7 8×30 im Test-Einsatz am kleinen Kiel. Am Binnensee in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt lassen sich entspannt Möwen beobachten. © IMTEST

Die sechs Test-Kandidaten

Im Testfeld treten an: Das Prostaff P7 8×30 – vergleichsweise günstige 187 Euro kostet das Fernglas des japanischen Kamera-Profis Nikon. Dann das Ursus 8×32 von der belgischen Firma Kite Optics mit einem Herstellerpreis von 260 Euro. Kandidat Nummer 3 ist das sektor D 8×32 compact+ von Eschenbach, dessen UVP bei 349 Euro liegt; die Nürnberger Firma gibt es als Hersteller optischer Geräte seit 1913.

Bild vom Fernglas Eschenbach sektor D 8x32 compact+ vor weißem Hintergrund.
Das schlanke Eschenbach sektor D 8×32 compact+ ist das teuerste Fernglas im Testfeld, es kostet 349 Euro. © Eschenbach Sportoptics

Das SV II 8×32 (für 279 Euro) stammt von der Firma Kowa, die wie Nikon in Japan beheimatet ist, während das Diamondback HD 8×32 vom US-amerikanischen Hersteller Vortex Optics kommt, der auch das US-Militär beliefert. Kostenpunkt: 239 Euro. Das Adasion 12×42 für 77 Euro wird laut Packungsaufdruck direkt aus dem chinesischen Shenzhen geliefert. Neben einer seit 2019 nicht mehr gepflegten Facebook-Seite und der Tatsache, dass die Adasion-Markenrechte bei der Firma Shenzhen Naixing Technology Co. liegen, finden sich keinerlei Hinweise zur Herstellerfirma.



8×32: Das bedeuten die Zahlen

Die zweite Zahl nach dem „8x“ bzw. „12x“ in den Modell-Bezeichnungen der Test-Geräte steht für den Objektiv-Durchmesser in Millimetern – also die weiter von den Augen entfernte Seite der Ferngläser. 32 mm (bzw. 30 mm beim Nikon und 42 beim Adasion) sind ausreichend für alle normalen Lichtverhältnisse. Nur in der Dämmerung können diese Ferngläser nicht mit der Bildhelligkeit von Gläsern mit z. B. 50 mm Durchmesser mithalten. Das ist aber meist nur für Jäger und besonders enthusiastische Vogelbeobachter von Belang. Außerdem gilt: Gute Gläser mit 50 mm oder mehr sind meist auch deutlich schwerer (und teurer).

Augenmuscheln
Die meist in zwei bis drei Stufen herausdrehbaren Plastik-Schalen, durch die man ins Fernglas blickt. Sie schirmen das Auge von seitlichem Lichteinfall ab und helfen, sich auf den Blick durchs Fernglas zu konzentrieren. Brillenträger belassen die Augenmuscheln im nicht herausgedrehten Zustand, weil sie durch die Brille schon mehr Abstand zum Okular haben.

Bauweise: Dachkant oder Porro
Diese beiden Begriffe bezeichnen die gängigen Bauarten aller Ferngläser. “Porros” sind die breiten, altmodisch wirkenden Ferngläser, wie man sie z. B. von der Bundeswehr kennt. Dachkant-Ferngläser sind schlanker und kompakter, aber mitunter länger – diese Bauweise hat sich durchgesetzt. Entscheidend dafür ist die Anordnung der Linsen: Porro-Gläser sind schematisch simpler, der Aufbau der Prismen braucht aber mehr Platz in der Breite. Dachkant-Ferngläser sind komplizierter und schwerer zu bauen – mit fortschreitender Ingenieursleistung wurden sie jedoch immer besser und stellen heute sowohl den Löwenanteil als auch die qualitative Speerspitze moderner Ferngläser dar.

Dioptrien-Ausgleich
Das ist der Mechanismus – meist am rechten Objektiv, manchmal in den Mitteltrieb integriert –, mit dem Unterschiede in der Sehstärke zwischen den beiden Augen ausgeglichen werden.

Gummiarmierung
Die weichere Schicht auf der Außenhülle des Fernglases. Eine Gummiarmierung sorgt einerseits für den nötigen Grip (auch bei feuchten Händen), andererseits schützt es das Fernglas bei Stößen. Beim Hersteller Zeiss kommt beispielsweise Nitril-Butadien-Kautschuk zum Einsatz.

Mitteltrieb
Das zentrale Einstellrad zwischen den beiden Objektiv-Tuben. Hier wird mit nur einem Finger das Bild scharfgestellt.

Objektiv-Durchmesser
Die zweite Zahl in der Bezeichnung vieler Ferngläser – im vorliegenden Test sind das „32“ bzw. „30“ und “42”. Sie gibt den Durchmesser der weitere von den Augen entfernten Öffnung beim Fernglas an. Es gilt: Je größer der Objektiv-Durchmesser, desto mehr Licht gelangt ins Fernglas. Kompakt-Gläser haben meist 32 oder 40mm, Ferngläser mit 50mm oder mehr sind vor allem für Aktivitäten in der Dämmerung gedacht, z. B. bei der Jagd.

Schärfentiefe
Dies bezeichnet den Bereich, in dem der Benutzer das Gesehene durch die Optik als scharf wahrnimmt. Besitzt ein Fernglas eine große Schärfentiefe, dann ist der als scharf empfundene Bereich breiter als bei einem Fernglas mit geringer Schärftentiefe. Weil man dann seltener nachfokussieren muss, kann langes Beobachten weniger ermüdend sein.

Sehfeld
Das Sehfeld eines Fernglases wird meist in Metern angegeben. Die Zahl beschreibt, wie groß der sichtbare Bildausschnitt auf eine Entfernung von 1.000 Metern ist. Generell gilt: Je größer das Sehfeld, desto besser.

Vergrößerung
Die erste Zahl in der Bezeichnung vieler Ferngläser – im vorliegenden Test ist das die „8“ bzw. “12”. Das heißt: Der Blick durchs Glas lässt Objekte achtmal bzw. zwölfmal so groß erscheinen wie mit bloßem Auge.

Vergütung
Generell möchte man die Lichtreflexionen auf der Linse minimieren – es soll weniger Licht reflektiert werden und mehr ins Objektiv eindringen. Während bei einem einfachen Fernglas nur rund 50% des Lichts ankommen, schafft ein vollvergütetes Glas schon Werte von 75%. Durch sogenannte Mehrfach-Vollvergütung kommen Top-Gläser auf eine Transmission (Lichtdurchlässigkeit) von über 90%. Diese Vergütung erreicht man durch das komplizierte Aufdampfen verschiedenster, hauchdünner Schichten auf das Glas.

Zwei weitere Kennziffern sind bei Ferngläsern interessant: Das Sehfeld wird in Metern angegeben, die Zahl bezeichnet dabei die Größe des sichtbaren Ausschnitts aus einer Entfernung von 1.000 Metern. Vorn liegt in dieser Disziplin Nikons Prostaff P7 mit beachtlichen 152 m. Doch selbst beim Modell von Vortex sind die nur 89 m in der Praxis unproblematisch. Spannend ist der Naheinstellbereich, also der Mindestabstand, den es braucht, damit das Bild nach der Scharfstellung auch scharf ist: Während dies beim Kite Ursus und beim Nikon 2,8 m bzw. 2,5 m sind, gibt Eschenbachs sektor D schon bei gut 1,0 m ein scharfes Bild ab. Das ist praktisch, möchte man einen Schmetterling am Wegesrand oder eine Eidechse auf einem nahen Stein groß sehen.

Bild einer männlichen Kolbenente auf einem See.
Ein sehr schöner Wasservogel: Details wie den leuchtend roten Schnabel der männlichen Kolbenente erkennt man meist nur durchs Fernglas richtig gut. © IMTEST

Haptik & Ergonomie: Bei Kowa, Kite und Eschenbach

Neben der optischen Qualität, der sich IMTEST im nächsten Test-Abschnitt widmet, ist die Handhabung der Ferngläser in der Praxis von entscheidender Bedeutung. Das Kowa SV II hinterlässt als zweitschwerstes Gerät im Testfeld den wuchtigsten Eindruck. Es fasst sich robust an, ist griffig und liegt gut in der Hand. Der Mitteltrieb – das mit einem Finger bedienbare Schärfe-Einstellrad – ist beim Kowa recht schwergängig, aber wertig. Die Augenmuscheln rasten gut ein und das Knicken der Fernglas-Brücke fühlt sich akkurat und gerade richtig an.

Bild vom Fernglas Kowa SVII 8x32 vor weißem Hintergrund.
Hat das schärfste Bild im Testfeld: Das Kowa SVII 8×32 kostet 279 Euro. © Kowa Optic

Das Kite Ursus kommt in schlichtem Schwarz daher und steht dem Kowa in puncto Haptik kaum nach. Es ist ebenfalls recht groß, die Gummiarmierung aber nicht ganz so griffig. Hervorragend sind dagegen die sehr angenehmen und hochwertigen Augenmuscheln. Zum Knicken der Brücke braucht es etwas viel Kraft, dafür punktet der feingängige Mitteltrieb mit schneller Einstellbarkeit.

Viel kleiner und leichter ist das Gerät von Eschenbach – wer Gewicht oder Platz im Rucksack sparen möchte, freut sich über dessen Kompaktheit. Trotzdem wirkt das Fernglas wertig, die Oberfläche hat Grip. Der Mitteltrieb könnte eine Spur akkurater sein und die Augenmuscheln deutlicher einrasten. Pluspunkte sammelt Eschenbachs sektor D beim sehr angenehmen Knicken der Brücke.



Haptik & Ergonomie: Bei Ferngläser von Vortex, Nikon und Adasion

Nur etwas größer ist das Diamondback HD von Vortex. Dessen ansprechendes Äußeres geht mit gutem Grip einher, auch der Mitteltrieb ist so angenehm wie wertig. Die weichen Augenmuscheln erlauben (nicht herausgedreht) ein sehr volles Sichtfeld, dafür gestaltet sich das Knicken des Fernglases spürbar zu schwer.

Den besten Grip aller Modelle im Test bietet die weiche Gummiarmierung des Nikon Prostaff P7, das geht etwas auf Kosten der gefühlten Wertigkeit. Dafür ist der Mitteltrieb präzise und feingängig, auch das Knicken der Brücke ist angenehm. Die Augenmuscheln vom Nikon können besonders weit herausgedreht werden.

Bild vom Fernglas Nikon Prostaff P7 8x30 vor weißem Hintergrund.
Das Nikon Prostaff P7 8×32 ist das preiswerteste Markenglas in diesem Testfeld, es kostet 187 Euro. © Nikon

Das Adasion ist das größte Gerät im Testfeld, kein Wunder bei einem Objektivdurchmesser von 42mm. Dennoch liegt es ordentlich in der Hand, in puncto Oberflächen-Struktur und Handhabung kann es aber nicht mit dem hochwertigen Gefühl der anderen Ferngläser mithalten. Während der recht hohe Kraftaufwand beim Knicken des Fernglases nur leicht negativ auffällt, ist der viel zu schwergängige Mitteltrieb bei der Benutzung ein dauerhafter Malus. Zudem ist das Blickfeld beim Durchschauen deutlich weniger ausgefüllt als bei allen Konkurrenten, das Bild ist also erheblich kleiner.

Die optische Qualität: Bei Kowa, Kite und Eschenbach

Das wichtigste Kaufargument für oder gegen ein Fernglas ist die Qualität der Linsen. Wer bisher mit Opas altem Feldstecher unterwegs war, der wird bei allen fünf Marken-Gläsern im Testfeld über deren Klarheit, Schärfe und Farbwiedergabe staunen. Klar ist aber auch, dass Premium-Modelle von Swarovski, Zeiss oder Leica in puncto Bildqualität nochmal deutlich die Nase vorn haben – dafür kosten sie auch teils weit über 1.000 Euro. Wie fast zu erwarten war, bildet das Adasion bei der Optik das klare Schlusslicht.

Die beste optische Qualität von den sechs Test-Ferngläsern besitzt das Kowa SV II. Die Bildschärfe ist dabei sowohl in der Nähe als auch in der Ferne sehr hoch. Dank der natürlichen Farbwiedergabe, kaum wahrnehmbaren Farbsäumen und hoher Schärfe auch im Randbereich erkennt man – auch bei mäßigen Sichtverhältnissen – noch zielsicher, ob eine weit entfernte Silbermöwe wirklich die charakteristischen rosafarbenen Beinchen hat.

Das Ursus von Kite schneidet in der Kategorie Optik eher schwach ab. In der Nähe ist die Schärfe hoch, doch bei großer Entfernung ist das Bild ein Stück unschärfer als z. B. beim Kowa. Bei schnellen Blickrichtungsänderungen trübt ein leichter Grauschleier die Sicht, zudem ist auch die Schärfe im Randbereich nicht optimal.

Bild vom Fernglas Kite Ursus 8x32 vor weißem Hintergrund.
Das Kite Ursus 8×32 überzeugt mit gutem Design und angenehmer Bedienung, es kostet 260 Euro. © Kite Optics

Nur geringfügig besser schlägt sich in dieser Kategorie das Eschenbach, obwohl es der UVP nach das teuerste Fernglas im Test ist: Hoher Klarheit und Schärfe im Nachbereich steht eine relativ niedrige Schärfe bei weit entfernten Motiven und im Randbereich gegenüber. Farbsäume treten erkennbar auf, sind aber noch nicht sehr störend. Positiv ist die natürliche Farbwiedergabe.

Die optische Qualität: Bei Vortex, Nikon und Adasion

Vortex’ Diamondback HD schneidet hier besser ab: Die Schärfe ist im Nah- und Fernbereich hoch, Farbsäume sind wenig vorhanden, nur an den Rändern fällt die Schärfe sichtbar ab. Zudem wirken die Farben beim Blick durchs Fernglas eine Spur zu satt.

Das Nikon Prostaff P7 liegt bei der optischen Güte auf einem starken zweiten Platz, dabei ist es das günstigste Marken-Modell im Feld. Die Schärfe in der Nähe ist hoch, bei fernen Objekten sogar sehr hoch. Farbsäume sind kaum erkennbar, die Farbwiedergabe ist natürlich, die Schärfe im Randbereich noch zufriedenstellend.

Das Adasion bietet in der Nähe ein noch recht scharfes und in der Ferne etwas unscharfes Ergebnis. Problematischer als das reine Schärfe-Defizit im Vergleich zum Kowa oder Nikon ist jedoch die Randschärfe – abseits der Mitte fällt die Schärfe sehr deutlich ab, das macht es für die Augen anstrengend. Interessant ist auch, dass das Scharfstellen per Mitteltrieb jeweils nur für eine sehr überschaubare Tiefe ein scharfes Bild ergibt. Ist ein Objekt nur 20 oder 30cm weiter entfernt als das vorige, muss sofort nachjustiert werden. In Kombination mit dem viel zu schwergängigen Mitteltrieb erschwert das die Benutzung erheblich.

Bild vom Fernglas Adasion 12x42 vor weißem Hintergrund.
Das Adasion 12×42 ist das günstige Fernglas im Testfeld – inklusive Zubehör kostet es bei Amazon 77 Euro. © Adasion

Alles dabei? Lieferumfang & Zubehör

Alle getesteten Ferngläser verfügen über einen Dioptrien-Ausgleich, dieser sitzt als Drehring unterhalb der rechten Augenmuschel. Damit können Unterschiede in der Sehstärke zwischen den Augen behoben werden. Auch eine Tasche inklusive Gurt ist bei allen Modellen im Lieferumfang enthalten. Positiv sticht an dieser Stelle das sehr wertige Hartschalen-Case des Vortex hervor, wohingegen die Taschen bei Kowa und Nikon sehr dünn ausfallen. Beim Adasion missfällt die Kunststoff-Haptik der Hülle. Das Eschenbach passt auch mit Tasche in fast jeden Rucksack, dafür ist die Hülle fast zu eng.

Bild vom Fernglas Vortex Diamondback HD 8x32 vor weißem Hintergrund.
Kompakte Abmessungen, hochwertige Haptik: Das Vortex Diamondback HD 8×32 für 239 Euro. © Vortex

Auch beim Nackengurt gibt es Unterschiede: Der vom Nikon ist dünn und nicht gepolstert, kann daher nach längerer Tragezeit einschneiden. Besser machen das Kowa, Eschenbach und Vortex mit ihrer weichen Polsterung. Interessant ist auch der Umgang mit den Objektiv-Schutzdeckeln, über deren Verlust ärgern sich Fernglas-Nutzer ebenso wie Fotografen. Kowa und Nikon bieten dafür keine Lösung an, beim Eschenbach sind Passform und Kunststoff des kombinierten Deckels immerhin so gelungen, dass man sich weniger Sorgen macht. Beim Vortex Diamondback HD, dem Kite Ursus und dem Adasion sind sie mit einem Gummiring an den Fernglas-Tuben befestigt – ein Pluspunkt. Ein Mikrofasertuch zum Reinigen von Staub und Schmutz liegt bei Vortex, Adasion und Eschenbach bei, Gurte für die Taschen gibt es bei Adasion, Kite, Eschenbach und Vortex.



Als einziges Fernglas im Testfeld bringt das Adasion drei weitere Zubehörteile mit: Das kleine Stativ aus sprödem Kunststoff erweist sich als überraschend standfest, der Stativ-Adapter (ebenfalls aus Plastik) ist leider viel instabiler als Konkurrenzprodukte aus Metall. Beim Smartphone-Adapter geht die Passform zwar in Ordnung – dafür hat man beim Abmachen stets die Sorge, die Augenmuschel mit abzureißen. Zudem braucht es extrem viel Geduld und ein sehr dankbares Motiv, dass mit dieser Kombination aus Mini-Stativ, wackeligem Stativ-Adapter und Smartphone-Halterung durch dieses Fernglas auch nur annähernd ordentliche Handy-Fotos gelingen.

Bild eines Haussperlings an einer Futtersäule.
Ein gutes Motiv zum Trainieren der eigenen Fernglas-Skills: Eine Futtersäule auf dem Balkon oder im Garten lockt Singvögel an, die dann auch mal kurz innehalten. © IMTEST

Benutzung mit Brille & Garantie-Laufzeiten

Alle Ferngläser im Testfeld können auch mit einer Sehhilfe genutzt werden, allerdings müssen sich Brillenträger generell mit einem verkleinerten Sichtfeld begnügen. Beim Adasion wird das ohnehin sehr kleine Blickfeld bei der Benutzung mit einer Brille regelrecht winzig.

Positiv hervorzuheben sind generell die Garantielaufzeiten der getesteten Ferngläser – das ist stimmig, weil Ferngläser in der Praxis oft viele Jahre genutzt werden. Nikon und Kowa geben zehn Jahre Garantie, Eschenbach immerhin noch fünf. Besonders stark sind an dieser Stelle Kite (30 Jahre) und Vortex mit einer lebenslangen Garantie. Auch Adasion wirbt in der Anleitung mit einer lebenslangen und „bedingungslosen“ Garantie, schließt aber fast im selben Satz „optische Schäden“ aus. Angesichts der Tatsache, dass die dort angegebene Internet-Adresse (www.adasion.org) ins Leere führt, dass der E-Mail-Support nicht antwortet und dass auf eine zweite IMTEST-Nachfrage via Amazon-Kontakt keine Antwort mehr kam, muss diese Angabe allerdings angezweifelt werden.

So testet IMTEST Ferngläser

Wie ist es um die optische Qualität bestellt, wie schlägt sich das Fernglas im Outdoor- Einsatz? Auch Handhabung, Verarbeitung und Ausstattung fließen in die Note ein.

Alle sechs Ferngläser im Testfeld kamen mit auf eine Radtour, mussten Regentropfen aushalten und durften sich an der Ostsee, im Stadtpark sowie an der Mecklenburger Seenplatte bei der Vogelbeobachtung beweisen. Und alle sechs gingen durch normalgroße Männer und kleine Frauenhände.

IMTEST bewertet die Schärfe der Ferngläser in mehreren Tests, sowohl im Nah- als auch im kritischen Fernbereich. Wie gestochen scharf und leuchtend bunt sind die Topfblumen auf dem eigenen Balkon? Wie gut ist der Überaugenstreif eines weit entfernten Watvogels am Strand zu erkennen? Außerdem kommt es auf die Schärfe im Randbereich der Gläser sowie eine möglichst natürliche Farbwiedergabe an. Bei besonders hellen Objekten im Sonnenlicht spürt IMTEST störenden Farbsäumen nach, im Labor bei Neonlicht wird anhand von Testbildern die Verzeichnung der optischen Abbildung geprüft.

Tasche im Lieferumfang enthalten? Ist der Gurt stabil und sitzt bequem im Nacken? Sind die Objektivschutzdeckel befestigt und passen gut? Liegt vielleicht noch ein Mikrofasertuch bei?

Eine gutes Handling ist essenziell für ein gutes Fernglas. Wie ist es mit der Wertigkeit bestellt, wie fühlt sich das Gerät in den Händen an? Ist die Oberfläche – auch bei Regen oder schwitzenden Händen – griffig? Gleiches gilt für die Benutzung mit Handschuhen im Winter. Außerdem prüft IMTEST: Ist das Fernglas, auch bei längerem Einsatz, weder zu schwer noch zu leicht? Sind die verstellbaren Elemente leichtgängig und trotzdem hochwertig? Überzeugen die Einstellungsstufen der Augenmuscheln?

Bild einer Person, die durch ein Fernglas blickt - im Hintergrund sieht man einen Test-Aufbau mit Testbild.
Beim Blick (durchs Fernglas) auf ein Testbild lassen sich eventuelle Verzeichnungen der Optik sehr gut erkennen. © IMTEST

Die Test-Ergebnisse der Ferngläser im Detail

In der Zusammenfassung der Testergebnisse finden Sie alle wichtigen Infos aufgelistet und erfahren, wie die fünf Marken-Ferngläser in den einzelnen Kategorien abgeschnitten haben.

Productshot grünes Fernglas mit Testsieger-Siegel
© Kowa

Zusammenfassung Testergebnisse

  • Optik (45%): gut (1,8)
  • Ausstattung (15%): befriedigend (2,7)
  • Handhabung (30%): gut (2,0)
  • Service & Umwelt (10%): sehr gut (1,5)

IMTEST Ergebnis:

gut 2,0

Productshot schwarzes Fernglas mit Preis-Leistungs-Siegel
© Nikon

Zusammenfassung Testergebnisse

  • Optik (45%): gut (2,0)
  • Ausstattung (15%): befriedigend (3,1)
  • Handhabung (30%): gut (1,8)
  • Service & Umwelt (10%): gut (2,3)

IMTEST Ergebnis:

gut 2,1

Productshot schwarzes Fernglas
© Vortex

Zusammenfassung Testergebnisse

  • Optik (45%): befriedigend (2,6)
  • Ausstattung (15%): sehr gut (1,3)
  • Handhabung (30%): gut (2,2)
  • Service & Umwelt (10%): sehr gut (1,5)

IMTEST Ergebnis:

gut 2,2

Productshot dunkelgrünes Fernglas
© Eschenbach

Zusammenfassung Testergebnisse

  • Optik (45%): befriedigend (3,2)
  • Ausstattung (15%): gut (1,6)
  • Handhabung (30%): gut (2,1)
  • Service & Umwelt (10%): gut (2,0)

IMTEST Ergebnis:

gut 2,5

Productshot schwarzes Fernglas
© Kite

Zusammenfassung Testergebnisse

  • Optik (45%): befriedigend (3,4)
  • Ausstattung (15%): gut (1,9)
  • Handhabung (30%): gut (1,9)
  • Service & Umwelt (10%): sehr gut (1,5)

IMTEST Ergebnis:

gut 2,5

FAZIT

Egal ob Wanderer, Hobby-Ornithologe, Strandspaziergänger oder Zoobesucher: Sie alle kommen mit einem der fünf getesteten Marken-Ferngläser auf ihre Kosten – schließlich sichert sich auch der fünfte Platz noch knapp die Note „gut“.

Beim Fernglas-Kauf kommt es auf Präferenzen an – und auf das Portemonnaie. Wer die beste und schärfste Optik im Testfeld möchte, der greift zum Kowa SV II 8×32. Knapp dahinter liegt das Nikon Prostaff P7 8×30 und damit der IMTEST-Preis-Leistungs-Sieger. Wer es kompakter mag, der packt mit dem Vortex Diamondback HD 8×32 ein ebenfalls rundum gelungenes Fernglas in seinen Rucksack. Die Geräte von Eschenbach und Kite können bei der optischen Qualität nicht ganz Schritt halten, punkten dafür mit anderen Qualitäten, z. B. der kompakten Größe oder den besten Augenmuscheln im Testfeld.

Das Adasion schrammt mit einer Test-Note von 3,6 zwar haarscharf an „befriedigend“ vorbei, dazu kommen aber Ungereimtheiten bei der angegebenen Vergrößerung und der ausgelobten Garantie. Zudem sorgte die niedrige Randschärfe im Test bei längerer Benutzung für leichtes Unwohlsein.

Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.