Warhammer 40.000: Boltgun ist ein Retro-Shooter in der finsteren Zukunft des 41. Jahrtausends. Das grundlegende Spieldesign orientiert sich dabei an Shooter-Klassikern wie Wolfenstein, Doom oder Duke Nukem 3D und spielt mit Flair und Ästhetik einer längst vergangenen Spiele-Epoche. Als Space Marine, ein schwergepanzerter, genetisch aufgemotzter Supersoldat, fräst man sich durch Horden von Feinden und schickt dabei Dämonen, Kultisten und Verräter-Marines in die Pixel-Hölle.
Überblick
- PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X|S, Switch
- 21,99 Euro
- 8 Stunden (Story), 13 Stunden (100%)
- Ab 16
- 5 GB
- Ego-Shooter
Schießen als wäre es 1993
Dabei ist überraschend, wie gut dieses althergebrachte Shooter-Spielkonzept von Boltgun zur Tabletop-Vorlage des Warhammer-Universums passt. Als Einzelkämpfer zieht der namenlose Sternguard Veteran des Ultramarine-Ordens durch die vom Chaos besetzten Ruinen der Industriewelt Graia. Sein Auftrag: Alles ausradieren, was auch nur ansatzweise nach Feind des Imperiums aussieht.
Seine Werkzeuge: Bolter-Gewehr, Plasmawerfer und die Rüstung der Verachtung. Letztere lädt man im klassischen Shooter-Stil mit in der Gegend herumliegenden Gegenständen auf. Auch Munition und Power-Ups wie doppelter Schaden oder panzerbrechende Munition liegen als Geheimnisse in den Levels herum. Dazu werden farbig markierte Türen werden mit sammelbaren Schlüsseln geöffnet – und auch sonst ist hier vieles wie damals, anno 1993.
Blutig und brachial
Vor allem die Schussmechanik macht dabei richtig Spaß. Der präzise Shooter geht auch mit dem PS5-Gamepad flüssig von der Hand und begeistert mit knackigen Sounds und herrlich brachialem Trefferfeedback. Bolter, Plasmawerfer und Melta sind im 40k-Universum brutale Meinungsverstärker, die bei Boltgun wunderbar spektakulär in Szene gesetzt werden. Besondere Erwähnung verdient dabei der schwere Bolter, eine Art überschweres Maschinengewehr. Bis zu 300 Schuss können ohne Nachladen aus dem Lauf gefeuert werden, in Szene gesetzt von brachial-hämmerndem Sound, flackerndem Mündungsfeuer und der im Feuerhagel kreischend explodierenden Dämonen.
Auch die Bewegungsoptionen stimmen: Der Titelheld ist trotz seiner schweren Rüstung schnell und agil, kann sich auf Knopfdruck vorwärts katapultieren und die Entfernungen zu Feinden mit seinem Kettenschwert spielend überbrücken. Schön ist auch, dass Warhammer 40.000 Boltgun seine Spieler durchaus ernst nimmt. Was als brachiale Machtfantasie beginnt, wird schnell zu einem knackigen Shooter-Erlebnis. Fiese Horde-Abschnitte in verwinkelten Arenen oder Bossfights gegen große Chaos-Dämonen fordern Geschick am Gamepad.
(Nicht) nur für Warhammer-40.000-Fans
Auch der sympathische Retro-Appeal von Boltgun ist nicht zu vernachlässigen. Feinde sind keine hochaufgelösten 3D-Monster sondern einfache 2D-Pixel-Sprites, die nur mit wenigen Animationsstufen ausgestattet sind. Die Waffen des Ultramarines sind ebenfalls nur pixelige 2D-Flächen und die Level-Gestaltung erinnert mit ihren kantigen 3D-Umgebungen an die Anfänge der 3D-Shooter. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – sieht Boltgun zum Teil wahnsinnig gut aus. Die Retro-Ästhetik von Warhammer 40.000 Boltgun wird nämlich von modernen Lichteffekten flankiert, die die finsteren, verschachtelten Levels ins rechte Licht rücken.
Dazu kommt eine Detailverliebtheit, die vor allem Fans der Tabletop-Vorlage begeistern dürfte. Jeder Gegner, vom Nurgling bis zum Aspiring Champion, ist akkurat als 2D-Sprite vom Spieltisch in die digitale Welt überführt worden. Überall in Boltgun finden sich kleine Andeutungen, die Aspekte des 40k-Universums aufgreifen. Von den Stärke-Angaben der Waffen, die denen des Tabletops entsprechen, bis hin zum Codex Astartes, den der Space Marine als Lesestoff für ruhige Minuten mitführt, gibt es immer wieder augenzwinkernde Verweise auf die reichhaltige Hintergrundgeschichte.
Besonders cool ist die „Sprüche“-Taste, mittels der unser Sternguard Veteran den Feinden der Menschheit eine markige Space-Marine-Ansage in die Visage brüllt. Dafür wurden nämlich so viele Oneliner aufgenommen, dass es erst nach unzähligen Tastendrücken zu Wiederholungen kommt.
Schön sind dabei auch die Querverweise zum modernen 40k-Klassiker Space Marine vom Entwicklerstudio Relic. Nicht nur spielt Boltgun auf demselben Planeten, auch Captain Titus, Titelheld von Space Marine, finde immer wieder Erwähnung.
Boltgun: Nicht mehr als ein Shooter
Trotz der herrlich fokussierten Spielanlage ist aber auch bei Boltgun nicht alles perfekt. So verläuft man sich zu oft in den verwinkelten Levels, weil es einfach keine Karte gibt. Auch der fliegende Servo-Schädel, der dem Space Marine zur Seite steht, ist bei der Orientierung keine große Hilfe.
Außerdem ist das Spielkonzept zwar unheimlich unterhaltsam, nach heutigen Maßstäben könnte Boltgun aber mehr Waffen-Upgrades oder Fähigkeiten umfassen, die etwas mehr Varianz in die brutalen Gefechte bringen. Auch die Handlung kommt etwas zu kurz – immerhin ist der Sternguard Veteran im Auftrag der Inquisition unterwegs. Hier wäre etwas mehr Hintergrund, ähnlich wie bei Warhammer 40.000: Space Marine, drin gewesen.
Fazit
Action-Fans aufgepasst! Die Entwickler von Auroch Digital liefern ein echtes Schmankerl für Fans klassischer Ego-Shooter, das nicht nur Warhammer-Fans begeistern dürfte. Boltgun ist schnell, brachial, auf den Punkt und wunderbar retro. Gleichzeitig bietet es alles, was Anhänger von Warhammer 40.000 von einem Spiel dieser Art erwarten – vom Arsenal bis zum Chaos-Dämonen. Kleine Fingerzeige auf die Tabletop-Wurzeln und lustige Features wie die Sprüche-Taste machen Boltgun zum bis dato besten Ego-Shooter im 40k-Universum, wenngleich an der einen oder anderen Stelle noch etwas mehr spielerische Moderne in die Retro-Hülle gepasst hätte.
- PRO
- Knackiger Shooter, cooler Retro-Look, viel Warhammer 40.000-Flair.
- KONTRA
- Kaum Story, wenig moderne Spielelemente
IMTEST Ergebnis:
gut 1,7