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The Last of Us Part 2 Remastered im Test: Noch genialer auf PS5?

IMTEST checkt Grafik, Spielmodi und Verbesserungen auf der PS5.

Artwork des Videospiels The Last of us 2 Remastered.
© Sony

Seit fast 30 Jahren entwickelt das US-amerikanische Studio Naughty Dog exquisite Videospiele, die exklusiv für PlayStation-Konsolen erscheinen. Mit Crash Bandicoot und Jak and Daxter waren Hüpfspiele lange Zeit das Markenzeichen der Kalifornier, bevor sie in der PS3-Ära erwachsenere Töne anschlugen. Die offensichtlich von Indiana Jones und Tomb Raider inspirierte Action-Archäologie-Klamotte Uncharted kam bei Gamern so gut an, dass bis heute fünf Teile entstanden, die auch in grafischer Hinsicht stets für offene Münder sorgten.

Übersicht

  • PS5
  • 19. Januar 2024
  • 49,99 Euro
  • 25–40 Stunden
  • ab 18 Jahren
  • 80 GB
  • Action-Adventure

Im Jahr 2013 machte das Studio den nächsten Schritt und veröffentlichte das schleichlastige Survival-Abenteuer The Last of Us, bei dem ein bärbeißiger Typ und eine Teenagerin im Angesicht der Postapokalypse zu einem ungleichen Team zusammenwachsen. The Last of Us war nicht nur ein sehr gutes Game, es bewegte die Menschen, die es spielten auch mit seiner vergleichsweise ernsten, sehr intensiven Geschichte. Was dort geschah, das lesen Sie ausführlich im Info-Kasten.

Im Jahr 2013 kommt es zu einer fatalen Pandemie: Ein mutierter Cordyceps-Pilz hat große Teile der Weltbevölkerung befallen und verwandelt die erkrankten Menschen in Zombie-ähnliche Mutanten. In den Unruhen stirbt die 12-jährige Sarah durch den Schuss eines Soldaten. Für ihren Vater Joel, der zusammen mit Tochter und Bruder gerade auf der Flucht vor Infizierten war, bricht die Welt zusammen. Die eigentliche Handlung des Spiels setzt dann 20 Jahre später an und dreht sich um das weitere Leben von Joel, der sich als Schmuggler und Schwarzhändler durchschlägt.

Ein besonderer Auftrag verändert sein Leben: Er soll eigentlich nur eine 14-Jährige namens Ellie quer durch die Stadt zu einem Rebellenversteck bringen, doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Nicht nur sind die Menschen, die Ellie in Empfang nehmen sollen, längst tot oder geflohen, sondern Joel findet auch noch heraus, dass Ellie von einem Infizierten gebissen wurde. Normalerweise ein Todesurteil. Doch der Biss ist mehrere Wochen alt, und verheilt. Schlummert in dem Teenager etwa die letzte Hoffnung der Menschheit, das vermeintlich unbesiegbare Virus zu bezwingen? Im Verlauf des Spiels durchleben Joel und Ellie viele, extrem gefährliche Situationen. Mal wird einer von beiden lebensgefährlich verletzt, mal wer von Banditen verschleppt. Dann schlüpft man als Spieler auch in die Rolle von Ellie, die sich als erstaunlich kampftauglich entpuppt. Die beiden ungleichen Charaktere freunden sich an, Joel entwickelt – wenig überraschend – Vatergefühle für sein Mündel.

Die Handlung gipfelt in einer denkwürdigen Szene. Eigentlich ist das Duo endlich in Sicherheit, Ellie soll in einem Krankenhaus untersucht werden, ob man auf Basis ihrer Immunität ein Heilmittel entwickeln kann. Doch dann erfährt Joel, dass Ellie diesen Vorgang nicht überleben wird. Er entscheidet – einerseits nachvollziehbar, andererseits ultimativ egoistisch – dass dies nicht passieren darf. Ellies Leben ist für ihn kostbarer als die eventuelle Rettung der gesamten Menschheit. Er tötet das OP-Personal und flieht mit der bewusstlosen Ellie. Als die wieder zu sich kommt, tischt Joel ihr eine Lügengeschichte auf und schafft es nicht, die Wahrheit zu sagen. Damit endet The Last of Us. Das Spiel erschien ursprünglich für die PS3, seit einiger Zeit gibt es das überragende Survival-Abenteuer – grafisch aufgemotzt – auch für die PS5.

The Last of Us Part 2: Nicht nur größer und schöner

Sechs Jahre später veröffentlichte Naughty Dog dann sein bisheriges Opus magnum: The Last of Us Part 2. Das war länger und größer, hatte noch bessere Grafik und extrem gut inszenierte Action-Sequenzen. In die Spiele-Historie ging es aber nicht nur deswegen ein, sondern vor allem weil Naughty Dog eine wahnsinnig mutige Entscheidung bezüglich der Story traf. Wer mehr zur Geschichte von The Last of Us Part 2 erfahren möchte und warum es einen gigantischen Aufschrei in der Gamer-Community hervorrief, der findet alles dazu im zweiten, ausklappbaren Info-Kasten. Obacht, dort werden Story-Details verraten.

Wenige Wochen vor der Veröffentlichung von The Last of Us Part 2 tauchten pikante Story-Details im Internet auf, darunter die große Enthüllung des Spiels: Dass Joel, die von vielen Spielern geschätzte Hauptfigur aus Teil 1, schon kurz nach Spielbeginn getötet wird. Jenseits dieses an sich schon bedauerlichen Leaks entschieden sich gewisse Kreise von Videospiel-Fans, den Autoren abstruse Dinge vorzuwerfen.

Die Kombination von LGBT-Charakteren im Spiel und der Tatsache, dass Abby – eine muskulöse, nicht dem vermeintlich typischen, weiblichen Erscheinungsbild entsprechende Frau – nicht nur den Fan-Liebling Joel tötet, sondern auch zum einer Spielfigur in Teil 2 avanciert, führte zu Verschwörungstheorien und dem Vorwurf von zuviel „Wokeness“ bei den Machern. Die angeblichen “Fans” tobten sich in einschlägigen Foren aus, spielten auf der gesamten Klaviatur von Misogynie bis Transfeindlichkeit und straften das Spiel mit völlig willkürlichen, schlechten Noten auf der Plattform Metacritic ab. Und zwar schon kurz nach Release, bevor sie es überhaupt durchgespielt haben konnten.

Knapp vier Jahre nach dem Release auf PlayStation 4 ist das Spiel – ganz im Stil seiner untoten, vom Cordyceps-Pilz infizierten Zombie-Feinde – wieder da. Und zwar als Remastered-Version für die PlayStation 5. Da ergeben sich natürlich spannende Fragen: Wie ist die Grafik auf der stärkeren PS5? Wie sehr profitiert das Spiel vom haptischen Feedback des DualSense-Controllers? Welche Optionen haben Zocker, die das Spiel bereits für PS4 gekauft haben? Außerdem gibt es spannende Zusatz-Inhalte. Doch bevor all diese Fragen geklärt werden, erklärt IMTEST, was die Spieler in The Last of Us Part 2 grundsätzlich erwartet und warum der Titel auf so vielen Ebenen herausragend ist.

Ein Screenshot aus dem Videospiel The Last of Us Part 2 Remastered für PS5. Zu sehen ist jemand, der hinter einem Auto im Schnee kauert.
The Last of Us Part 2 spielt in einem fiktiven Szenario, aber in der echten Welt. Deren Orte, Panoramen und Witterungen wurden grandios umgesetzt. © Sony

Action, Adventure, Erkunden, Schleichen

Im ersten The Last of Us war die 14-jährige Teenagerin Ellie zwar eine von zwei Hauptfiguren, gespielt hatte man zumeist aber den wortkargen, schießwütigen Mitt-Fünfziger Joel. Das ändert sich im zweiten Teil: Dort übernimmt man zwei starke Frauen, deren Rollen und Ziele sich mehr als einmal diametral gegenüberstehen. Damit es aber in spielerischer Hinsicht nicht zu verwirrend wird, spielen sich die Parts mit den beiden trotz unterschiedlicher Nuancen relativ ähnlich.



Ellie ist mittlerweile 19 Jahre alt, sie lebt – wie Joel – anfangs in der Überlebenden-Siedlung Jackson. Wenn sie nicht gerade mit ihrer Partnerin Dina herumalbert, geht sie auf Patrouille im Umland, kann hervorragend reiten und trotz ihrer zierlichen Statur auch so erbittert wie kraftvoll kämpfen. Abby Anderson ist die zweite Frontfrau des Spiels, sie ist Anfang zwanzig, und nicht nur in körperlicher Hinsicht eine toughe Person. Mit beiden Charakteren erkundet man verfallene Höfe, von der Natur überwucherte Ruinen, durchsucht verlassene Außenposten und kämpft mit verschiedenen Zombie-Varianten. Mal im Nahkampf mit den Fäusten, dem Messer oder einer Brechstange, aber natürlich auch mit Revolver, Schrotflinte und Jagdgewehr. Dazu gibt es die Option, Steine oder Brandsätze zu schleudern, und sogar die Möglichkeit, Sprengfallen zu legen.

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Nicht für Kinderhände!

Wer diese Aufzählung liest, dem dürfte klar sein, dass dieses Spiel das rote Ab-18-Jahren-Siegel völlig zu Recht trägt. Trotzdem ist The Last of Us Part 2 mitnichten eine selbstzweckhafte Gewaltorgie. Überhaupt nicht. Vielmehr nutzen die Macher die teils extreme Gewalt, um den Überlebenskampf der handelnden Figuren in der digitalen Welt zu erden. Erstochene und erdrosselte Menschen und Mutanten röcheln ihr Leben buchstäblich aus. Beine reißen ab, wenn man auf einen Sprengsatz tritt, Schädel werden vom Schuss einer Magnum gespalten. Das ist brutal und mitunter sehr unangenehm, aber es passt zur Spielwelt und dem geradezu existenzialistischen Ringen ums Überleben.

Die US-amerikanische Postapokalypse, die Studio-Chef und Story-Schreiber Neil Druckmann zeichnet, ist eine dunkelgraue. Nicht nur geifernde, zuckende, knurrende Pilz-Mutanten lauern in den trostlosen Bunkern und Häusern der Spielwelt, auch die überlebenden Menschen sind ein steter Quell der Gefahr. Man ist immer mindestens skeptisch, wenn man auf andere Outlaws trifft, vielfach schlägt einem offene Feindseligkeit entgegen. Gleichzeitig ist das Abenteuer an vielen Stellen auch meditativ und ruhig oder einfach richtig schön. Wenn diese digitalen Survival-Künstler sich in einem Moment zarter Intimität näherkommen, wenn sie sich (und der Spieler auch) an einem Panorama kaum sattsehen können oder wenn man fast so etwas wie Trost empfindet, wenn die Natur das einstige Territorium der Menschen zurückerobert.

Ein Screenshot aus dem Videospiel The Last of Us Part 2 Remastered für PS5. Zu sehen sind zwei Frauen, die auf einem Pferde über eine überwuchterte Autobahn reiten.
The Last of Us Part 2 ist kein Open-World-Spiel, dennoch sind manche Areale sehr weitläufig und laden zum Erkunden ein. © Sony

Survial Horror x Stealth Action

Das spielerische Konstrukt, mit dem man dieses dramatisches Abenteuer bestreitet, ist exzellent. Das gilt für das Handling der Waffen ebenso wie für die taktischen Optionen im Überlebenskampf. Man lockt Patrouillen auf Umwege, kriecht haarscharf an der Riech-Zone blinder Mutanten vorbei. Ellie und Abby schleudern Brandsätze in Feindgruppen und schicken Grüße aus der Schrotflinte hinterher. Eben noch flieht man vor feindlicher Übermacht, dann schlägt man mit Eisenstangen & Co. um sich, wenn die Munition mal wieder knapp ist. All das fühlt sich anstrengend und intensiv an, gleichzeitig funktioniert es in spielerischer Hinsicht hervorragend. Gerade in halboffenen Bereichen, mit mehreren Feinden, die zum Teil mit Spürhunden nach einem suchen, spielt The Last of Us Part 2 seine Trümpfe aus.

  • Ein Screenshot aus dem Videospiel The Last of Us Part 2 Remastered für PS5. Zu sehen ist, wie jemand mit einem Gewehr auf einen Zombie zielt.
  • Ein Screenshot aus dem Videospiel The Last of Us Part 2 Remastered für PS5. Zu sehen ist ein Zombie-Monster in der Nahaufnahme.

Neben dramatischen Action-Einlagen und packenden Schleichpassagen ist das Erkunden und Absuchen der Schauplätze von großer Wichtigkeit. Man findet nicht nur Munition und Materialien zum Herstellen von Messern oder Bandagen, sondern auch eine Art Währung, die Ellie und Abby erlaubt, ihre Waffen an Werkbänken zu verbessern. Das motiviert und macht die Schießeisen spürbar stärker, artet aber nie in Crafting-Wahn aus. Zudem ist selbst das noch mit einer großen Liebe zum Details inszeniert, wenn die Figuren händisch die Waffen auseinandernehmen und mit einem besseren Schlagbolzen oder Zielvisier ausrüsten.

Wer partout nach den wenigen Fehlern dieses außergewöhnlichen Videospiels sucht, der kann ihm vorwerfen, dass es sich vor allem in der zweiten Spielhälfte sehr viel Zeit lässt, und dass ein religiöser Kult, der im Vorfeld mit großer Spannung erwartet wurde, blasser bleibt als erhofft. Auch agieren die vom Computer gesteuerten Figuren nicht immer ganz fehlerfrei, was in manchen Situationen kurzzeitig für Frust sorgt.

  • Ein Screenshot aus dem Videospiel The Last of Us Part 2 Remastered für PS5. Zu sehen sind zwei junge Frauen, die das Tattoo einer der beiden anschauen.
  • Ein Screenshot aus dem Videospiel The Last of Us Part 2 Remastered für PS5. Zu sehen sind eine Frau mit Mütze und ein Mann.

Details zu den Verbesserungen der Remastered-Version für PlayStation 5, zum neuen Spielmodus und zur Grafik sowie das finale Spielspaß-Fazit finden Sie auf der nächsten Seite.

Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.