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Super Mario RPG: Rollenspiel für Anfänger

Aufpoliert für die Switch: Wie gut ist Marios neues altes Rollenspiel?

Screenshot aus dem Videospiel Super Mario RPG. Man sieht den Helden Mario, wie er vor einer Hütte steht.
© Nintendo / IMTEST

Die Rundenkämpfe in Super Mario RPG

Neben den eben geschilderten Attacken sowie der Möglichkeit, Energietränke oder Wiederbelebungssäfte für ausgeknockte Mitstreiter einzuwerfen, sind die „Techniken“ im Kampfbildschirm interessant. Dahinter verbergen sich die Spezialattacken der Figuren – vom Element-Zauber über Dragon Ball’sche Lichtblitze bis hin zu Kniffen wie dem Aufdecken der feindlichen Energieleiste gibt es viel Spannendes zu entdecken. Und auch hier gilt: Das Gros der Fähigkeiten haut noch derber rein, wenn man kurz vor dem Ausführen noch einmal aufs Knöpfchen hämmert.

Screenshot aus dem Videospiel Super Mario RPG. Man sieht ein Minispiel: Yoshis beim Wettrennen.
Kurzweil auf der Yoshi-Insel: Auch abseits der stressigen Rettung der Welt gibt es Vergnügungen am Wegesrand, z. B. Wettrennen mit den Yoshis. © Nintendo / IMTEST

Rollenspiel-typisch sind solche Angriffszauber nicht unbegrenzt ausführbar, bei Super Mario RPG wird das über eine Magie-Punkte-Konto geregelt, die für die gesamte Gruppe gilt. Apropos Gruppe: Zwar nehmen jeweils nur drei Charaktere an den Kämpfen teil, in der Party tummeln sich ab dem zweiten Spieldrittel aber mehr Figuren. Diese können in der Oberwelt stets getauscht werden, im Kampf ist das spontan möglich, wenn jemand z. B. in den Schlaf gezaubert wurde.

Die Charakter-Konfiguration hat zudem Auswirkungen auf die Qualität einer Super-Attacke, die nur alle paar Minuten eingesetzt werden kann. Mit jedem Manöver füllt sich nämlich eine kleine Prozentanzeige am unteren Bildrand: Sind die 100% erreicht, haut das Trio dem Feind auf Knopfdruck einen besonders gewaltigen Team-Angriff um die Ohren. In taktischer Hinsicht bieten vielen andere Rollenspiele mehr Tiefgang und Anspruch, ab dem mittleren Schwierigkeitsgrad (diese Einstellung lässt sich jederzeit ändern!), ist es aber auch bei Super Mario RPG wichtig, dass man sich taktisch geschickt heilt und darauf achtet, welche Angriffsarten bei welchem Feind für den meisten Schaden sorgen.

Screenshot aus dem Videospiel Super Mario RPG. Man sieht einen Bosskampf gegen einen Harlekin.
Alle gegen den Endboss: Auf solche ulkigen Widersache treffen Mario und seine Abenteurerkollegen. © Nintendo / IMTEST

Aufleveln & Ausrüsten. Plus Minispiele.

Im Verlauf des Spiels ertappt man sich gerne dabei, ein paar Standardkämpfen aus dem Weg gehen zu wollen. Das ist nachvollziehbar, weil der 43. Fight gegen zwei 08/15-Koopas irgendwann langweilt – man sollte der Versuchung aber nicht zu oft nachgeben. Schließlich gibt es für jeden noch so kleinen Kampf Erfahrungspunkte, die dafür sorgen, dass die Figuren Level um Level aufsteigen. Das erhöht Angriffspower, Verteidigung und die magische Kraft, zudem kann man je nach Vorliebe Schwerpunkte in der Werte-Entwicklung setzen.

Natürlich kann man in Kämpfen und beim Herumstromern verdiente Münzen nicht nur in Pilz-Brotzeiten und Magie-Honig investieren, sondern auch in stärkere Ausrüstungsgegenstände. Kleidungsstücke steigern Tempo, Power oder Verteidigung der Helden, neue Waffen fügen Angriffsoptionen hinzu oder richten schlicht mehr Schaden an.



Neben dem Erkunden, dem Palavern und den Scharmützeln hat sich Nintendo ein paar Minispiele ausgedacht, die man im Verlauf des Abenteuers einmal absolviert – danach je nach Gusto wiederholen und dort sogar Highscores aufstellen kann. Auf der Yoshi-Insel z. B. gibt es ein recht simples Wettrennen auf dem Dino-Rücken, beim Maulwurf-Berg wartet eine Lorenfahrt, die nicht nur anspruchsvoll und lang ausfällt, sondern sogar mit diversen Perspektiv-Wechseln überrascht – hier kommt beinahe Super-Mario-Kart-Stimmung auf.

Screenshot aus dem Videospiel Super Mario RPG. Man sieht ein Minispiel, wo Mario auf Zuggleisen fährt.
Was geht denn hier ab? Unter den Maulwurfshügeln verdingt sich Mario als Fahrer in einer Eisenbahnlore. © Nintendo / IMTEST

Fazit

Das neue, alte Super Mario RPG gibt sich wenig Blößen, so richtig viel Begeisterung kommt beim Spielen trotzdem nicht auf. Woran liegt das? Sicher nicht an der generalüberholten Grafik, die wirklich putzig und bildschön geraten ist. Auch die für das Marioversum ungewöhnlichen Charaktere gehören zu den Plus-Punkten des Titels. Das Problem ist das etwas monotone, taktisch flache Spiel- und Kampfsystem. Was 1996 geradezu revolutionär war – z. B. Reaktionstests bei den Rundenkämpfen – haut Spielerinnen und Spieler 27 Jahre später nicht mehr vom Hocker. Seitdem sind viele weitere Mario-Rollenspiele erschienen – und die waren fast alle kreativer, anspruchsvoller und ja, auch witziger.

Wer große Lust hat, einen fast vergessenen Super-Nintendo-Klassiker in neuem Gewand zu erleben, der wird mit dem neuen Super Mario RPG trotzdem seinen Spaß haben. Wer aber nur Zeit für ein Rollenspiel mit Mario auf der Switch hat, der holt sich lieber das exquisite Paper Mario: The Origami King von 2020 oder wartet auf das Remake von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor, das 2024 erscheint.

  • PRO
    • Hübsche, komplett neu gemachte Grafik, ungewöhnliche Charaktere, Abwechslung durch Minispiele, Reaktionstests bei den Rundenkämpfen.
  • KONTRA
    • Überschaubarer taktischer Tiefgang, viel weniger einfallsreich als neuere Mario-Rollenspiele, Standard-Kämpfe schnell repetitiv.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,2

Portrait Matthias Schmid

Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.