Bereits mit Remnant: From the Ashes haben die Entwickler von Gunfire Games 2019 einen kleinen Shooter-Geheimtipp abgeliefert. Seite heute steht der deutlich aufwändiger produzierte Nachfolger Remnant 2 in den Startlöchern. Wie viel Spaß machen Erforschung und Ballerei umrahmt von zahllosen Monstern alleine oder im Online-Team mit bis zu drei Spielern? Und warum ist der Unmut bei Käufern der Ultimate Edition für die Playstation 5 besonders groß? IMTEST hat die Antworten.
Produktdetails
- PC, PS5, Xbox Series
- 49,99 Euro
- 25 bis 100+ Stunden
- Ab 16 Jahren
- 70 GB
- RPG-Shooter
Update vom 27. Juli 2023: Koop-Modus für PS5 halbwegs repariert
Der letzte Patch für Remnant 2 auf der Playstation 5 hat das Problem mit dem Finden der Freunde, um sich gemeinsam den Monsterarmeen stellen zu können, halbwegs repariert. Es ist zwar immer noch nicht möglich, gezielt Freunde einzuladen, aber man kann der Session eines Freundes nun per Knopfdruck zuverlässig beiwohnen. Die Anzeige der Freundesliste im Spiel erfolgt über die nun endlich eingefügte Schaltfläche “Freunde” unterhalb der Einstellungen für die Privatsphäre. Von einer möglichen Entschädigung für Käufer der Ultimate Edition in Form von Gegenständen oder Ausrüstung ist von den Entwicklern bis jetzt noch nichts zu hören.
Willkommener Perspektiv-Wechsel
Diablo 4 wurde mit dem letzten Update nicht nur empfindlich in die falsche Richtung verbessert, auch generell macht sich unter der dort versammelten Spielerschaft trotz gestarteter Season in Teilen eine gewisse Fatigue breit. Aber auf Looten, Leveln und Monster verkloppen – am besten mit ein paar Online-Freunden im Schlepptau – möchten viele Zocker trotzdem nicht verzichten. Keine Sorge, die entsprechende Medizin steht ab heute zum Verkauf bereit. Allerdings ist auf mehreren Ebenen ein Wechsel der Perspektive erforderlich. Zum einen sieht der Spieler seiner Figur in Remnant 2 von hinten über die Schulter, zum anderen verlässt man sich in den meisten Situationen auf die verschiedensten Schießeisen, um der Monsterbrut heimzuleuchten. Befriedigt werden hier aber ebenfalls ein ausufernder Erkundungsdrang, unzählige Möglichkeiten zur Entwicklung der eigenen Spielfigur und die Lust auf krachende Kämpfe gegen Monster, Zwischen- und Endbosse verschiedenster Couleur.
Schwache Story, starke Klassen
Wie auch schon im Vorgänger werden die dystopisch anmutenden Spielumgebungen in Remnant 2 von einer geheimnisumwitterten Plage heimgesucht. Die Seuche sorgt dafür, dass sich allerorts gefährliche Monster breitgemacht haben, die es den wenigen Überlebenden Menschen unmöglich machen, diese Gebiete zu bevölkern. Diese schablonenhafte Prämisse ist zwar etwas bemüht, bildet jedoch den vielzitierten Rahmen für die Aufgaben, die dem Spieler anheimfallen: Die bösen Buben müssen bekämpft und die todbringende Seuche im besten Fall aufgehalten werden. Vor dem Spielstart kann aus einer von vier Klassen ausgewählt werden, für Käufer der Ultimate Edition steht direkt zu Beginn mit dem Revolverheld noch eine weitere Klasse bereit.
Wer soll es sein? Der auf den Fernkampf spezialisierte Jäger, der die Fähigkeit besitzt, alle Gegner in der Nähe zur besseren Sichtbarkeit zu markieren. Oder der Sanitäter, der immer darauf bedacht ist, die Mitspieler mit heilenden Teichen zu beglücken. Freunde des Nahkampfes sind beim Herausforderer bestens aufgehoben und wer die meiste Zeit ohne die Hilfe anderer Mitspieler auskommen will (oder muss, doch dazu später mehr), verlässt sich auf seinen treuen Schäferhund. Hasso verpasst den Gegnern auf Knopfruck empfindlichen Blutungsschaden und beim Ableben hilft er mit schneller Wiederbelebung der Spielfigur. Praktisch und für Solo-Spieler ein echter Segen. Denn besonders die ersten Schritte können sich aufgrund eines stellenweise recht hohen Schwierigkeitsgrades als knallhart erweisen.
Spielwelt aus der Wundertüte
Das liegt nicht zuletzt daran, dass fast alle in Remnant 2 verfügbaren Spielwelten vor dem Spielstart zufällig zusammengewürfelt werden. Dann unterscheidet sich nicht nur die Reihenfolge, sondern auch von den einzelnen Umgebungen selber gibt es mehrere Varianten. Dann wartet ein anderes Layout, neue Platzierung von Schätzen, Höhlen und Gegnern und sogar die Aufgaben, die absolviert werden müssen, können von Spieler zu Spieler stark variieren. Muss ein Spieler einen bestimmten Boss erlegen, fällt dem anderen das Sammeln bestimmter Artefakte zu, ein weiterer muss alles auf einmal erledigen. Das bringt nicht nur einen sehr hohen Wiederspielwert für Solisten, sondern auch maximale Abwechslung, wenn man einem Online-Kumpel bei der Bewältigung seiner Aufgaben und Rätsel online zu Hilfe eilt.
Dank dem Einsatz der Unreal Engine 5 ist die Optik der Umgebungen eine echte Wucht, die vom famosen, weil unaufdringlichen Soundtrack und fantastischen Umgebungsgeräuschen zusätzlich getragen wird. Dann warten mystische Zauberwälder samt verfallener Ruinen in Yaesha, eine unwirtliche, neblige und giftige Planetenoberfläche auf Nerud oder das gothisch angehauchte Mittelalter-Szenario von Losomm. In einer Welt kann man locker 3-4 Stunden und mehr unterwegs sein und wem das nicht reicht, der würfelt die Umgebung einfach neu aus – absolut genial!
Die Melange des Todes
Wird es in einer Spielstufe zu haarig oder wurden die gestellten Aufgaben bewältigt, geht es zurück in die Hubwelt. Diese Spielstufe dient einzig und allein dazu, sich mit neuer Ausrüstung einzudecken, bei den ansässigen Händlern nach seltenen Rohstoffen zu sehen, die geführten Waffen zu verbessern oder aus den Materialen, die Zwischen- und Endbosse fallen lassen, neue Schießprügel oder Nahkampfwaffen schmieden zu lassen. Die Auswahl dafür ist riesengroß, es gibt unzählige Möglichkeiten, die Fähigkeiten und Ausrüstung der gewählten Klasse den eigenen Vorlieben und dem Spielstil anzupassen. Besonders im kooperativen Online-Modus für bis zu drei Spieler gilt es, die Skills so abzustimmen, das sich ein perfektes und für alle Gegner tödliches Zusammenspiel ergibt. Im späteren Spielverlauf besteht sogar die Möglichkeit, die gewählte Klasse mit einer weiteren zu vermischen.
Dann heilt der Revolverheld die Kampftruppe zusätzlich zum Sanitäter, während dieser die automatischen Geschütztürme der Ingenieurs-Klasse nutzen kann. Dazu noch ein paar sorgfältige ausgewählte Ringe und ein zur Auswahl passendes Amulett – schon wird aus der einst mühsamen Monsterjagd eine absolut tödlich brachiale Achterbahnfahrt – für die Monster wohlgemerkt. Das Salz in der Suppe ist hier natürlich die Freude an der Nutzung der eigenen Bewaffnung und wie die bösen Buben auf den Beschuss reagieren. Da kann an allen Fronten maximale Entwarnung gegeben werden: Fetter Sound, ein sattes Einschlagsgefühl und zuckende Monster-Leiber hat man selten besser gesehen, als in Remnant 2. Auch in diesem Hinblick also fast maximale Punktzahl für die Dinge, die ein Spiel dieser Art zu etwas wirklich Besonderem machen. Trotzdem gibt es noch Raum für Verbesserungen – und zwar auf der technischen Seite des Spiels.
Zeit ist Geld
Denn auch bei Remnant 2 wird man das Gefühl nicht los, dass das Spiel noch ein, zwei Monate gebraucht hätte, um sich technisch von einer deutlich besseren Seite zu zeigen. Erhältlich für PC, PS5 und Xbox Series gibt es auf jeder Plattform gravierende Mängel, von dem übelsten sind zum Testzeitpunkt die Spieler der Playstation 5-Version betroffen. Die Ultimate Edition, für die 20 Euro mehr berappt werden müssen, bot die Möglichkeit eines frühen Vorabzugangs. So konnten Spieler bereits am Samstag, den 22. Juli losspielen, anstatt sich erst ab heute mit der Monster-Hatz zu verlustieren. Also gab es nicht wenige, die sich mit der eingespielten Online-Crew am letzten Wochenende voller Freude verabredet hattet, um gemeinsam ins Abenteuer zu starten.
Da gab es leider nur ein klitzekleines Problem: Der PS5-Version fehlt der Knopf zum Einladen der Freunde. Es gab also praktisch keine Möglichkeit, sich mit der – nun nicht mehr so freudig erregten – Online-Truppe im Spiel zu treffen. Mit einem recht mühsamen Workaround und sehr viel Geduld klappte es ab und zu doch, von einer Kardinalslösung war dieser Trick aber meilenweit entfernt. Zurecht hagelt es auf Twitter Kommentare, die das Unverständnis über dieses Manko ausdrückten. Eines der wichtigsten Verkaufsmerkmale auf der meistverkauften Konsole so zu verhunzen, das muss man erstmal hinbekommen. Die Entwickler arbeiten an einer Lösung, die wurde bis jetzt aber noch nicht implementiert.
Auf dem PC wiegen selbst auf schnellen Rechnern Performance-Probleme und Memory Leaks unter DirectX 12, die das Spiel zum Absturz bringen oder zur Diashow werden lassen, schwer. Nun muss Gunfire Games auch hier Brände löschen, die mit einer zusätzlichen Entwicklungszeit vermeidbar gewesen wären. Diese schweren Mankos sind umso unangenehmer, weil die Fehler den Blick darauf vernebeln, dass sich dahinter einer der besten Looter-Shooter der letzten Jahre verbirgt.
Fazit
Remnant 2 bietet ein äußerst motivierendes Ballerfest, gleichwohl für Online-Spieler, als auch für Solisten. Stimmungsvolle, abwechslungsreiche Optik, ein wahnsinnig gut gemachter Soundtrack und Umgebungsgeräusche, welche die Kulissen fast greifbar machen. Dazu eine riesige Riege unterschiedlicher Monster, extrem kreative Bossgegner, Ausrüstungs- und Verbesserungsmöglichkeiten, als ob es kein morgen gäbe. Als innovatives Sahnehäubchen noch die süß schmeckende, prozedurale Generierung der Spielumgebungen und ein sehr stabiler Online-Koop-Modus… auf der PS5 aktuell nur mit Fremden. Dennoch ist Remnant 2 ist jeder Hinsicht eine starke Verbesserung gegenüber dem Vorgänger und eine klare Kaufempfehlung für Genre-Fans. Wenn die Entwickler sich noch den technischen Problemen und dem fehlenden Knopf zur Einladung von Freunden auf der Playstation 5 annehmen, ist Remnant 2 ein Kandidat für die besten Spiele des Jahres. Bis dahin steht es noch im Schatten der oben beschriebenen Enttäuschungen.
- PRO
- Sehr gute Optik, tolles Baller-Gefühl, viel Abwechslung, Top-Soundtrack und faszinierend geniale Geräuschkulisse.
- KONTRA
- Technische Probleme auf dem PC, fehlende Option zum Einladen der Freunde auf PS5. Auch dort nicht immer optimale Bildwiederholrate.
IMTEST Ergebnis:
gut 1,6
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Nach 24 Jahren kehrt der Taktik-Klassiker Jagged Alliance zurück.