Bereits seit dem 06. April 2023 ist Everspace 2 für den PC erhältlich, jetzt zünden auf Playstation 5 und Xbox Series S|X die Triebwerke. IMTEST hat sich für Sie ins Cockpit geschwungen, um herauszufinden, wieviel Spaß das optisch extrem beeindruckende Weltraumabenteuer macht.
Produktdetails
- PC, PS5, Xbox Series S|X
- 49,99 Euro
- 30 – 100 Stunden
- Ab 12 Jahren
- 35 GB
- Action-Rollenspiel
Genre-Wechsel für mehr Attraktivität
War das Vorgängerspiel Everspace noch im Genre der Roguelike-Spiele (Hades, Vampire Survivors) angesiedelt, möchte sich Everspace 2 an deutlich mehr Spieler richten und lässt die zahllosen Bildschirmtode als zentrale Spielmechanik hinter sich. Stattdessen versteht sich der Nachfolger als klassisches Action-Rollenspiel, auch die Spielfigur begrüßt diesen Umstand und der Start der Geschichte nimmt direkt Bezug auf die vorangegangenen Geschehnisse. Denn jetzt ist Adam Roslin der letzte Klon, der aus dem ersten Teil noch übrig ist und muss aus daher aufpassen sein Leben nicht noch einmal zu verlieren.
In einer gleißenden Explosion darf der Spieler natürlich an der ein oder anderen Stelle trotzdem noch vergehen, nur wird dank Genrewechsel aber der Spielfortschritt wie gewohnt gespeichert und ein erneuter Versuch gestartet. Im Spielverlauf treten noch einige, aus dem Vorgänger bekannte, Nebenfiguren auf und auch diese kommentieren die Neuausrichtung von Everspace 2 oft mit einem Augenzwinkern. Eine nette Idee der Spiele-Entwickler von Rockfish Games aus Hamburg.
Reichtum, Ruhm und Rache
Die Geschichte von Everspace 2 setzt einige Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers ein. Als der letzte überlebende Klonpilot schlägt sich Adam Roslin im Universum durch, während er versucht, unter dem Radar der kolonialen Flotte zu bleiben. Eine zufällige Begegnung mit einer Bande von Gesetzlosen schickt Adam auf einen Weg, der ihn entweder ins Verderben oder zu Reichtum führt, während sich die Ereignisse seiner Vergangenheit mit den Intrigen der Galaxis vermischen. Adam muss sich mit den Fraktionen, die die Region kontrollieren, verbünden, während er nach Crew-Mitgliedern sucht, die über die Fähigkeiten verfügen, einen letzten großen Coup durchzuziehen.
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Während der Spieler die sechs verfügbaren, riesigen Sternensysteme durchforstet, uralte Geheimnisse aufdeckt und durch den tückischen Weltraum navigiert, nehmen die Spannungen zwischen der Menschheit und den aggressiven Weltraumpiraten der Okkar zu. Mittendrin: Adam und sein treuer und vielseitiger Raumgleiter, der nach und nach entweder gegen ein anderes Modell ausgetauscht oder vom mickrigen Originalzustand zu einer echten Kampfmaschine ausgebaut wird. Die Geschichte wird dabei in comichaften Zwischensequenzen erzählt, ab und zu sind auch Story-Elemente, wie etwa der Anflug und die Vorstellung eines Endgegners, direkt in der Spielgrafik zu sehen.
Ein Raumschiff als Charakter
Der Hauptcharakter des Spiels, also der Dreh- und Angelpunkt für alle storygetriebenen Elemente von Everspace 2 ist zwar Adam Roslin, der eigentliche Star ist jedoch zweifellos sein Raumgleiter. Den muss man sich wie ein Spielfigur in Diablo 4 vorstellen: Mit Panzerung, Primär- und Sekundär-Waffe, einem Schutzschild, Modulen die zur Nutzung weiterer verschiedenster Angriffs- und Verteidigungsfunktionen dienen und einer bildschirmfüllenden Super-Attacke, die sich langsam nach und nach auflädt. Dabei lassen sich alle Systeme immer weiter verbessern – sei es mit gefundenen, gekauften oder am besten selber hergestellten Teilen.
Ganz wie in Spielen der Diablo-Reihe, zeigt eine Farbcodierung von grau (gewöhnlich) bis orange (episch) an, wie selten ein Teil ist, was sich letztlich auch in Wirksamkeit oder Durchschlagskraft niederschlägt. Es ist also ein zentraler Teil der Spielmechanik, das Raumschiff ständig zu verbessern, neue Ausrüstung zu entwickeln und gesammelte Fähigkeitspunkte zu verteilen. Zu Beginn wirken die hier waltenden Mechaniken etwas überfordernd, bis der Spieler alles wirklich verstanden hat, wann, wie und was am besten zu machen ist, vergehen einige Spielstunden. Sind die zahlreichen und vielschichtigen Crafting- und Ausrüstungs-Möglichkeiten dann in die Großhirnrinde des Spielers eingesunken, steht der famosen, weil hochmotivierenden, Bastelei nichts mehr im Weg.
Die Fußstapfen großer Vorbilder
Der Spielablauf von Everspace 2 orientiert sich klar an teils längst vergessenen Klassiker aus der Welt der Raumkampf- und Handelsimulationen. Wer etwas für Spiele wie “Freelancer”, “Privateer” oder dem Einzelspieler-Modus von “Elite: Dangerous” übrig hat, dürfte sich hier sofort wie zu Hause fühlen. Denn natürlich stehen – neben kleineren, aber zu schlecht in den Ablauf eingebundenen Möglichkeiten des Handels mit verschiedenen Waren – hier netzhautzerfetzende Weltraum-Gefechte im Mittelpunkt. Vor teils atemberaubender Kulisse, die nicht selten an die jüngsten Entdeckungen des James Webb-Teleskops erinnert, geht es dann gegen kleinere Jäger, durch gefährliche Minenfelder, im Anflug auf gegnerische Basen und sogar größere Frachter und Kampfschiffe befinden sich im späteren Verlauf im Fadenkreuz der Waffensysteme. Und ganz so, wie es sein soll, sind die Explosionen beim geglückten Abschuss eine wahre Augen- und Ohrenweide. Es kracht, knallt und blitzt, dass man es kaum erwarten kann, die nächsten Gegner ins Visier zu nehmen.
Wurden alle Ziele erfolgreich eliminiert, geht es ans Einsammeln der so gewonnenen Credits, Munition, Rohstoffe – und ab und zu winkt dem Traktorstrahl sogar mal ein neues Waffensystem oder andere, seltene Teile. Das Kampfgebiet dann sorgfältig abzugrasen, um später in der Werkstatt zu basteln oder gewinnbringend zu verkaufen. Währung ist ein rares Gut im eisigen Weltraum, eine oft erforderliche Reparatur kostet zwar wenig, wer sich allerdings ein neues Raumschiff leisten will, muss unglaublich tief in die Tasche greifen.
Stumpfes Ballern war gestern
Damit der Spieler nicht eine Ballerei nach der anderen hinter sich bringen, und so früher oder später die Lust verlieren könnte, haben sich die Entwickler augenscheinlich wirklich viele Gedanken darüber gemacht, wie der Spielverlauf abwechlungsreicher gestaltet werden kann. Dabei herausgekommen sind nette Rätsel, pfiffige Suchaktionen und stellenweise einfach geniale Geschicklichkeitstests. Dank der ungewöhnlichen Steuerung des Raumgleiters kann der Spieler praktisch auf einer Münze landen – und dieser Umstand wurde für die Lösung zahlreicher Problemstellungen, die nichts mit glühenden Waffen zu tun haben, gekonnt eingesetzt.
Dann geht es vorsichtig vorbei an sich bewegenden Laserbarrieren, durch schmale Gänge einer düsteren von Riesenspinnen bevölkerten Höhle oder es wird nach einer Batterie gesucht, die dann per Traktorstrahl ein eine ebenfalls gut versteckte Vorrichtung bugsiert werden muss. Die entsprechenden Fundstellen sind zwar im HUD angezeigt, aber erst dann, wenn sich das Raumschiff in der Nähe befindet. Wer schon in Spielen wie “Descent” oder “Forsaken” keine Ahnung mehr hatte, wo oben oder unten ist, der steht hier schnell auf verlorenem Posten. Eine gute Orientierungsfähigkeit sollte man auf jeden Fall mitbringen.
Gutes Spiel, schlechtes Spiel
Optik und Performance von Everspace 2 sind auf der Playstation 5 und Xbox Series X über jeden Zweifel erhaben, so ein hübsches Weltraumspiel gab es für die aktuellen Konsolen bis jetzt noch nicht. Dabei ziehen Quasare, mysteriöse Nebel- und Sandwolken, beeindruckend dargestellte Raumstationen, riesige Planeten und auch die wilden Schlachten mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde in knallscharfer Darstellung am Auge des Spielers vorbei. Das sieht dann allerdings häufiger Ladezeiten, die mit nervigen Schwarzblenden einhergehen, als jedem Piloten lieb sein kann. Wird ein entferntes Ziel angepeilt und der Nachbrenner gezündet: 5 Sekunden Ladezeit.
Hat man sich dem Objekt genähert, es als Ziel aufgeschaltet und ist angekommen: 5 Sekunden Ladezeit. Da das Reisen durch den Weltraum ebenfalls ein wichtiger Teil des Spiels ist, wird man in den 30 – 100 Spielstunden also von sehr sehr vielen Ladezeiten gepiesakt. Das ist das wohl mit Abstand größte Manko von Everspace 2. Ebenfalls für Stirnrunzeln sorgt das etwas phantasielose Design einiger Nebenmissionen. Hinfliegen, Kampf gewinnen, Gegenstand einsammeln und abliefern kommt in genau dieser Abfolge einfach zu häufig vor, um beim fünfzigsten Mal noch für Begeisterungsstürme zu sorgen.
Fazit
Ist Everspace 2 also ein handwerklich toll gemachtes Weltraumabenteuer? Mit Sicherheit! Ist es das beste Spiel seiner Art, das für die aktuellen Konsolen zu haben ist? Auf jeden Fall! Das auf Playstation und Xbox absolut unterrepräsentierte Genre spielt dem Entwickler in die Karten, kommen doch Fans dieser Spiele um eine Anschaffung kaum herum. Die wähnen sich dann dank feinster Optik, einer netten Story, krachenden Dogfights und vielen tollen und abwechslungsreichen Ideen und Schauplätzen zwischen 30 oder bis über 100 Stunden völlig losgelöst. Auf den Boden der Tatsachen geht es zurück, wenn komplexe und kaum erklärte Crafting-Systeme, die etwas komplizierte Steuerung sich mit stellenweise langweiligen, repetitiven Nebenaufgaben und vielen kurzen Ladezeiten, den Cockpit-Verschluss die Hand geben.
- PRO
- Sehr hübsche und flüssige Optik, viel Abwechslungsreichtum bei Erkundung und Crafting-Möglichkeiten, viel Spiel zum fairen Preis.
- KONTRA
- Kompliziertes Crafting-System, ungewöhnliche Steuerung, öde Nebenaufgaben, viele, sehr viele, kurze Ladezeiten.
IMTEST Ergebnis:
gut 1,9