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Sony ZV-1 II im Test: Die kompakte Vlogger-Kamera

So gut ist die zweite Version der Vlogging-Kamera ZV-1

Person hält Kamera von Sony vor sich.
© Sony

Vorweg: Die neue Sony ZV-1 (Mark) II ist die nach drei Jahren überarbeitete Version der ZV-1, einer kompakten Vlogging-Kamera. Sie besitzt einen 1 Zoll großen Exmor -S-1-Sensor, der effektiv 20,1 Megapixel an Auflösung für Fotos und 16,8 MP für Videos bietet. Das fest integrierte Objektiv hat eine Brennweite von 18 bis 50 mm, ist also mit Weitwinkel- bis Normalbrennweite ideal für Aufnahmen aus kürzerer Distanz. Die Kamera ist klein und mit knapp 290 Gramm auch entsprechend leicht. Und das ist das augenfälligste Argument, das für die ZV-1 spricht.

Sony ZV-1: Konkurrenz durch APS-C

Tatsächlich hat Sony mit der ZV-E10 ja auch eine Vlogging-Kamera im APS-C-Format, die sich auch schon sehr kompakt präsentiert. Die löst effektiv mit 24,1 Megapixeln auf, kostet im Bundle mit einem 18–50-mm-Objektiv 120 Euro weniger und ist aufgrund der Wechseloptik flexibler. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass die Optik der ZV-1 lichtstärker ist. Und die Kamera ist eben noch etwas kleiner und 180 Gramm leichter als das APS-C-Modell. Man kann sie also praktisch bei jeder Gelegenheit dabeihaben, ähnlich wie das Smartphone. Dem allerdings ist sie weit überlege. Alleine schon deshalb, weil sie viel mehr Möglichkeiten zur rein fotografischen, aber auch zur Bildgestaltung bei der Weiterverarbeitung bietet. Digitale Filtereffekte etwa gehören dazu, eine Reihe von Motivprogrammen ebenfalls.

Haptik der ZV-1 ist Geschmackssache

Das geringe Gewicht der ZV-1 (Mark) II erreicht Sony nicht zuletzt auch durch die Verwendung von viel Kunststoff. Der fühlt sich zwar wertig an, aber dadurch, dass der Kamera jegliche Gummierung im Griffbereich oder auch eine Riffelung am Objektiv fehlt, wirkt das ganze Gehäuse sehr glatt. Trotzdem ist die Kamera insgesamt recht griffig, vermittelt aber eben nicht das Gefühl absoluter Robustheit. So wirkt sie eher wie ein angenehmer Begleiter für die Stadt als fürs Freiklettern in den Alpen oder für den Offroad-Vlog.

Finger in der Nähe der sehr eng sitzenden Tasten der ZV-1
Die Bedienelemente sind sehr nah beieinander. Gerade am Anfang kann man sich hier durchaus verdrücken.

Die ZV-1 (Mark) II mach Spaß

Dennoch muss man sagen, dass sich die erste Skepsis bezüglich der Sinnhaftigkeit der ZV-1 (Mark) II schnell verflüchtigt, jedenfalls teilweise. Vor allem als „Immer dabei“-Fotoapparat macht der Zwerg großen Spaß. Zumindest wenn man sich an ein paar Besonderheiten der Kamera gewöhnt hat. So hat die ZV-1 genau wie etwa auch ihre große Stiefschwester ZV-E10 kein klassisches Modus-Wahlrad, wie es etwa die RX100 besitzt. Über eine Taste werden hier zunächst lediglich Foto-, Video- und Zeitlupe/Zeitraffer-Modus durchgeschaltet. Die eigentlichen Einstellungen innerhalb des jeweiligen Modus erfolgen dann am sehr guten Display über das Funktionsmenü bzw. direkt über das Touch-Display, was recht komfortabel ist. Und was – nebenbei erwähnt – bei der ZV E10 so nicht geht. In dem Kontext muss lobend erwähnt werden, dass das Display sogar bei starker Sonneneinstrahlung gut erkennbar bleibt. Das allerdings ist auch nötig, weil es keinen zusätzlichen ELV-Sucher gibt. Über den Bildschirm wird dann zum Beispiel festgelegt, ob man mit intelligenter Automatik, Motivprogrammen oder Blenden- bzw. Zeitautomatik fotografieren will. Bei den Videomodi verhält es sich analog. Das wirkt anfangs etwas umständlich, funktioniert aber erstaunlich intuitiv. Jedenfalls dann, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen, und nicht auf dem traditionellen Bedienkonzept beharrt. Wer das tut, sollte lieber die Finger von der ZV-1 lassen. Apropos Finger: Durch die kompakte Bauweise liegen sowohl Ein-/Aus-Schalter und Moduswahlschalter als auch Foto- und Video-Auslöser recht nah beieinander. Vor allem am Anfang muss man sich entsprechend konzentrieren, um sich nicht zu verdrücken.

Markus Mizgalski fotografiert mit der Kamera in einer Grünanlage
Die ZV-1 im Einsaz. Das Display ist auch bei Sonne gut erkennbar , einen ELV-Sucher vermisst man eher nicht.

Komfortable Automatik

Wie schon angedeutet, ist die ZV-1 II keine Kameras für Fotopuristen. Entsprechend hat Sony den automatischen Funktionen recht viel Aufmerksamkeit gewidmet. Es geht eben vorrangig darum, hochwertigen Content zu erzeugen, ohne sich zwingend besonders intensiv mit der Kamera befassen zu müssen. So gibt es etwa eine automatische Motiverkennung, die zumindest zwischen Menschen und Tieren unterscheidet. Auch das AF-Tracking klappt sehr unkompliziert, weil es genügt, auf dem Display das Bildelement anzutippen, das getrackt werden soll. Beendet wird die Nachverfolgung ebenfalls per Touch. Zusätzlich kommen dann Funktionen wie der integrierte Haut-Weichzeichner oder Tönungseffekte hinzu. In Kombination mit der Online-Anbindung via Smartphone-App zielt das letztlich alles darauf, praktisch überall schnell und unkompliziert hochwertige Inhalte für beliebige Online-Plattformen zu erzeugen. Aus dieser Perspektive ist die ZV-1 II vor allem ein pragmatisches Werkzeug, dass sich auch genau so verwenden lässt. Sie kann aber eben auch anders.

Makrofotografie einer Blüte
Dien kleine Sony bietet natürlich auch ein Motivprogramm für Makro-Aufnahmen, wenn auch etwas versteckt.

Markt der Möglichkeiten

Unter der Haube bietet die Kamera eine zusätzliche üppige Menge Einstelloptionen, die sich immer auf den jeweiligen aktiven Modus beziehen. So kann im Fotobereich etwa die Farbwirkung geändert werden, aber auch die Intensität der Kantenanhebung. Natürlich lassen sich auch der leidlich schnelle Autofokus und die Belichtungsmessmethode vielseitig anpassen. Die ZV-1 ist, wenn es darum geht, den eigenen Foto- oder Videostil zu konfigurieren, alles, aber kein Kinderspielzeug. Im Gegenteil: Die Kamera bewegt sich hier auf einem Niveau, das sowohl ambitionierte Vlogger als auch ambitionierte Fotografen, die mit eher künstlerischem Anspruch unterwegs sind, durchaus zufriedenstellen dürfte. Einmal gefundene Einstellungsparameter können auf drei Speicherplätzen in der Kamera und auf vier weiteren auf der SD-Karte dauerhaft abgelegt werden. Das alles ist beachtlich, vor allem wenn man bedenkt, dass es hier immer noch um eine Kompaktkamera geht. Zudem kann die ZV-1 dank des Multi-Interface-Adapterschuhs nicht nur um einen Blitz, sondern zum Beispiel auch um ein drahtloses Mikrofon erweitert werden, wobei auch schon das interne Stereo-Mikro sehr gute Qualität liefert. Auch die Verwendung eines Bluetooth-Handgriffs ist möglich, wobei der auch gleich noch als Tischstativ dienen kann.

Zubehör für die ZV-1 braucht Platz

Eben jenes Zubehör relativiert aber leider auch den Größenvorteil der ZV-1. Denn das ist das Gleiche, das es auch für die größeren Kameras gibt, und entsprechend nicht dem kleinen Formfaktor angepasst. Im Ergebnis bedeutet das, dass sich die Kamera allein wunderbar in der Beintasche einer Cargohose mitnehmen lässt. In Kombination mit dem Handgriff funktioniert das längst nicht mehr so gut. Und spätestens wenn noch das Aufsteck-Mikro und ein Ringlicht oder ein Blitz mitmüssen, ist der Größenvorteil dahin. Denn anders als die meisten klassischen Kompaktkameras verfügt die ZV-1 über keinen integrierten Blitz. Andererseits kommt man dafür im stationären Einsatz mit eher filigranem Equipment aus. Wer etwa die Kamera für Live-Streaming nutzen möchte, was über USB ohne Weiteres möglich ist, benötigt kein besonders massiges Stativ, sodass sich das Ganze auch als Streaming-Lösung für häufig wechselnde Standorte eignet.

Die Bildqualität der Sony ZV-1

In der Bildmitte löst die kleine Kamera bei kurzer Brennweite sehr hoch auf, liegt über der Nyquist-Frequenz. Zum Rand ist ein deutlicher Abfall zu bemerken. Im Spiel mit der Belichtungssteuerung und Randanhebung lässt sich das ggf. etwas optimieren. In der maximalen Brennweite bleibt die Randauflösung etwa gleich, in der Mitte fällt sie hier dann aber ebenfalls deutlich unter die Nyquist-Frequenz. Insgesamt bleibt sie aber noch hoch; für die Verwendung in Online-Medien stellt das ohnehin zu keiner Zeit ein Problem dar. Die Kamera – das ist leider der Preis für den kleinen Sensor – neigt zu leichtem Rauschen, was aber in der Praxis ebenfalls nicht ins Gewicht fällt. Der Dynamikumfang ist gut, hat aber noch etwas Luft nach oben. Der Weißabgleich arbeitet dabei durchweg zuverlässig. Auch der Autofokus arbeitet insgesamt zügig, allerdings ist die Belichtungssteuerung in den automatischen Modi etwa träge, wenn es um schnelle und sehr ausgeprägte Hell-Dunkel-Wechsel geht. Positiv macht sich in diesem Zusammenhang zwar der integrierte ND-Filter bemerkbar, der zu grellem Licht seine Intensität nimmt. Trotzdem hat die Kamera mitunter zu kämpfen, wenn es um Motive geht, in denen sehr helle Elemente sich mit weniger hellen abwechseln. Hier fehlt in der Belichtung gelegentlich ein wenig die Balance.

Aufnahme eines blühenden Busches mit weißen Blüten, das auf der linken Seite überbeleichtet ist.
Bei extremen Hell-Dunkel-Kontrasten hat die Kamera bei zu viel Licht mitunter zu kämpfen. Der rechte Bildbereich wirkt in dieser Aufnahme deutlich überstrahlt.

Fazit

Die Sony ZV-1 (Mark) II macht Spaß, ist aber für eine reine Spaßkamera viel zu gut ausgestattet und vor allem viel zu teuer. Die Bildqualität geht in Ordnung, wenn man nicht gerade für Hochglanzbildbände fotografieren möchte. Trotzdem sind es am Ende vor allem der Formfaktor und das geringe Gewicht, die den Reiz der Kamera ausmachen.

  • PRO
    • Sehr handlich und leicht, gutes Bedienkonzept für Nicht-Fotografen.
  • KONTRA
    • Nicht immer ganz optimale Bildqualität, etwas wenig griffig.
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Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.