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Sony Alpha 7 IV im Test: Obere Mittelklasse

Die Sony Alpha 7 IV präsentiert sich dank vieler Anleihen bei den Topmodellen als hochwertige Vollformatkamera der oberen Mittelklasse.

© Sony

Die Sony Alpha 7 IV bringt die Technik der Oberklasse in die Preisregion der Mittelklasse. Wobei das immer noch eine Hausnummer ist, denn schließlich kostet die Vollformat-Kamera knapp 2.800 Euro. Dafür bekommt man aber auch eine Menge geboten.

  • Auflösung: 24,3 MP
  • Sensortyp: Vollformat
  • Crop-Faktor: 1
  • Preis: 2.749 Euro
Die Alpha IV mit Objektiv in der Frontansicht
Reise-Kamera Leichte Vollformat-Kamera mit Spitzentechnik und 33 MP zum moderaten Preis.

Neuer Sensor und Alpha 1-Technik

Die Sony Alpha 7 IV hat einen vollkommen neuen Bildsensor mit 33 Megapixeln. Der EXMOR R CMOS-Sensor wird rückwärtig belichtet (BSI = Back Side Illumination. Das lückenlose Lens-on-Chip-Design und eine spezielle Nano-Antireflex-Beschichtung auf dem Sensorglas sorgen für eine effizientere Lichterfassung. Der neueste BIONZ XR-Bildprozessor ist auch beim Flaggschiff Alpha 1 im Arbeitseinsatz. Er ist 8x schneller als der BIONZ X-Prozessor. Da auch der Pufferspeicher größer dimensioniert ist, schafft die A7 IV in höchster Auflösung 10 Bilder pro Sekunde mit AF-/AE-Nachführung und Serien von mehr als 1.000 JPEG- und komprimierte RAW-Fotos in Folge, das sind zusammen mehr als 2.000 Bilder, es sein denn, die Speicherkarte ist vorher voll.

Sehr schneller AF bei der Sony Alpha 7 IV

Beim neuen Hybrid Fast AF grenzt zunächst der Phasen-AF mit 759 AF-Mess-punkten (94% Bildfeldabdeckung) den Schärfebereich schnell ein, dann übernimmt der Kontrast-AF mit 425 AF-Messpunkten die präzise Fokussierung. Aufgrund der Vorfokussierung fällt die beim Kontrast-AF unvermeidliche Pump-Phase nur minimal aus und wird visuell kaum wahrgenommen. Mit 0,20 Sekunden von Unendlich auf 1,5 Meter zählt die A7 IV zu den schnellsten System-Kameras überhaupt (AF-Messung mit dem Sony SEL FE 4/24-105 mm G OSS bei 50 mm). Zusätzliche Funktionen wie KI-basierte Augenerkennung in Echtzeit oder Echtzeit-Tracking mit intuitiver Touchscreen-Bedienung lassen sich sowohl für Fotos als auch für Videos einsetzen.

Eine Frau nutzt die Kamera für Foodvideos. Dabei steht die Alpha auf einem Tisch und ist an einen Computer angeschlossen.
© Sony

Sucher und Display top

Der elektronische OLED-Sucher der Sony Alpha 7 IV mit 3.686.400 Pixeln ist hochauflösend und brillant. Das große Okular hat eine Zeiss T* Vergütung und eine Suchervergrößerung von 0,78x bei 50 mm. Die aufnahmerelevanten Daten werden in je einer Zeile unterhalb und oberhalb des Sucherbilds angezeigt. Der Dioptrienausgleich am Okular ist mit -4 bis +3 Dioptrien großzügig bemessen. Diverse Gittermuster, Wasserwaage und die relevanten Kameraeinstellungen sind sowohl im Sucher als auch auf dem Klapp- und Dreh-Monitor sehr gut zu sehen. Der 3-Zoll-Monitor hat 1.036.000 Pixel.

Die Rückseite der Sony Alpha 7 IV  mit Testbild im Display
Mit Joystick, Daumenrad mit Druckpunkten und konfigurierbaren Bedienelementen sehr gut zu bedienen. Top-Sucher/-Monitor.

Nachhaltiges Chassis bei der Sony Alpha 7 V

Das Chassis ist aus einer leichten und robusten Magnesiumlegierung gefertigt. Beim Kamera-Gehäuse hat Sony den recycelten Kunststoff SORPLASS eingesetzt. Das Gehäuse ist wetterfest abgedichtet. Der Handgriff und die Daumenmulde sind ergonomisch geformt und griffig armiert, so dass die Kamera sehr gut in der Hand liegt.

Skelettgrafik des Kamerachassis mit Vor- und Rückseite
Das Chassis ist aus einer leichten und robusten Magnesiumlegierung gefertigt. Das Gehäuse ist wetterfest abgedichtet.

Vielfältig konfigurierbar

Mit Programmwahlrad, drei Einstellrädern, einem Joystick und einem Daumenrad mit vier Druckpunkten lässt sich die Alpha 7 IV sehr gut bedienen. Die drei Räder und 13 Tasten lassen sich individuell mit praktisch allen Einstellungen konfigurieren. Die Schnelltasten sind gut markiert, die Einstellräder griffig und gut gerastet. Auch das Schnellmenü lässt sich nach Wunsch anpassen. Das dritte Einstellrad ist arretierbar. Die neue Menü-führung ist sehr übersichtlich und gut strukturiert, aber man muss sich erst einmal an die drei Hierarchie-Ebenen gewöhnen. Sehr gut ist auch die Touchbedienung sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Wiedergabe. Die AF-Steuerung und die AF-Kontrolle gelingen intuitiv.

Die Kamera mit Obejektiv in der Draufsicht. Viele Möglichkeiten der Konfiguration
Sehr gut geformter Handgriff, drei Einstellräder (eins vorne am Griff), Programmwahlrad, konfigurierbare Direkttasten.

Bildstabilisator an Bord

Der 5-Achsen-Bildstabilisator ist eingebaut und kann bis zu 5,5 Stufen ausgleichen. Der CMOS-Sensor ist in einem Bildstabilisator eingebettet, der Bewegungen nach vorne, hinten, links, rechts und sogar Drehbewegungen ausgleichen kann. Er arbeitet auch mit Fremdobjektiven und per Adapter angeschlossenen Objektiven. Bei E-Objektiven mit OSS (Optical Steady Shot) werden beide Bildstabilisatoren miteinander kombiniert.

Der Sensor mit Bildstabilisator als Einzelteil
Der eingebaute Bildstabilisator kann Verwackler in fünf Bewegungsrichtungen um bis zu 5,5 Stufen ausgleichen.

Viele nützliche Features

Die Alpha 7 IV hat zwei Kartenfächer. Das duale Kartenfach lässt sich wahlweise mit ultraschnellen CFexpress Typ A oder SD-Karten bestücken. Das zweite Fach nimmt nur SD-Karten auf. Beide SD-Fächer sind UHS-II-kompatibel. Beide Steckplätze können gleichzeitig genutzt und ihre Speicherfunktionen individuell konfiguriert werden. USB-Laden über den USB-C-Anschluss ist bei der Sony Alpha 7 V möglich, ebenso der Betrieb über einen mobilen Akku. Module für NEF, WiFi oder Bluetooth sind an Bord. Eine wärmeableitende Konstruktion soll die Überhitzung von Sensor und Prozessor verhindern. Dadurch sind längere 4K-Videoaufzeichnungen möglich. Und auch bei Fotos wird der Dunkelstrom und somit das Rauschen reduziert. Die Alpha 7 IV kann auch Fotos im HEIF-Format aufnehmen (High Efficiency Image File Format). Das Dateiformat bietet 10-bit-Abstufungen und modernste Kompressionsverfahren. So kann die Alpha 7 IV im Vollformat 7K-Videos erzeugen, die durch Oversampling zu hochauflösenden 4K-Videos werden. Professionelle 4K-Videos mit 10-bit-Farbtiefe (4:2:2) sind ebenfalls möglich.

Kamera mit aufgeklaptter Speicherkarten-Slot-Abdeckung und daneben allen passenden Kartentypen
Beide Steckplätze können alle Arten von SD-Karten aufnehmen und sind UHS-II-kompatibel. Steckplatz 1 nimmt auch CFexpress Typ A auf.

Gute Sensorauflösung

Die Sensor-Auflösung von 33 Megapixeln ist ein guter Kompromiss zwischen der 24-MP-Klasse und den momentan höchsten Stufen mit 45 bis 60 Megapixeln. Die Detailauflösung ist sichtbar besser als bei einer 24-MP-Kamera. Die im Labor gemessene Auflösung ist zwischen ISO 50 und ISO 6.400 sehr hoch und konstant. Im bewerteten Bereich bis ISO 3.200 erreicht die A7 IV 100-90% der Nyquist-Frequenz. Die Auflösung ist sogar bis ISO 51.200 sehr hoch, die A7 III löst hier noch respektable 79% der theoretischen Maximalauflösung des Sensors auf. Die Bilder sind bis ISO 12.800 visuell gut, 83% der Nyquist-Frequenz sind sehr gute Messwerte für diese hohe ISO-Stufe.

Testaufnahme des Siemenssterns, die die hohe Auflösung und Schärfe verdeutlicht
Exzellente Auflösung, die in der Horizontalen die Nyquist-Frequenz überschreitet. Die Artefakte sind visuell nicht kritisch.

Sony Alpha 7 IV : Nahezu rauschfrei bis ISO 12.800

Das Rauschen kann bis ISO 12.800 praktisch vernachlässigt werden. Bei ISO 12.800 wird das Rauschen auf dem Monitor schwach sichtbar, ist aber nicht störend. Die Kanten werden moderat, aber effizient geschärft. Die dunkle Seite der Kante wird sowohl in der Höhe als auch in der Fläche deutlicher als die helle Seite geschärft. Dadurch entstehen so gut wie keine Überstrahlungen an hellen Kanten. Die sehr gut aufgelösten feinen Details und Strukturen wirken visuell sehr scharf. Die minimalen Kantenartefakte kann man in der Praxis weitgehend vernachlässigen. Die Eingangsdynamik ist sehr gut, die Ausgangsdynamik hervorragend.

Schwarz ist Schwarz

Die Sony A7 IV kann bis ISO 3.200 einen großen Motivkontrast erfassen und fein abgestuft mit sattem Schwarz wiedergeben. Der automatische Weißabgleich arbeitet perfekt. Die Farbwiedergabe ist nicht ganz neutral, weil sie eher auf die visuelle Wahrnehmung abgestimmt wurde. Die Farbsättigung ist deutlich höher als in der Vorlage. Die Bilder wirken aber nicht bunt, sondern brillant und kraftvoll. Sony hat mit dem 33-MP-Sensor alles richtig gemacht: Die Detailauflösung ist besser als bei einer 24-MP-Kamera. Und die A7 IV kostet weniger als die Boliden mit 45-60 Megapixeln.

Fazit

Mit der Sony Alpha 7 IV gelingt den Japanern die Konstruktion einer professionellen Vollformatkamera zu einem für die Leistung in der Tat guten Preis. Zumal die Kamera eben nicht nur für tolle Fotos, sondern auch für Videos mit hohem Anspruch taugt.

  • PRO
    • Sehr gute Bildqualität, gute Detailauflösung.
  • KONTRA
    • Etwas gewöhnugsbedürftiges Menü.
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Ursprungsartikel von Dr. Artur Landt

Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.