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Sony Alpha 6600: Edel-APS-C im Test

Die Sony Alpha 6600 ist eine sehr kompakte APS-C-Kamera. FOTOTEST sagt, ob die Qualität unter der geringen Baugröße leidet.

Ein Fotograf fotografiert mit der Kamera entlang eines Geländers
© Sony

Die Sony Alpha 6600 soll den Part der Oberstimme im Chor der APS-C-Kameras übernehmen. Tatsächlich ist sie vom Preis her das Flaggschiff unter den Crop-Kameras des japanischen Herstellers. Trotzdem bleibt sie mit etwa 1.500 Euro immer noch günstig im Vergleich den hauseigenen Vollformat-Boliden.

  • Auflösung: 24,2 MP
  • Sensortyp: APS-C
  • Crop-Faktor: 1,5
  • Preis: 1.449
Die Kamea mit aufgesetztem Objektiv schräg von vorne
Kompakte, 503 Gramm leichte Kamera mit rundum überzeugender Leistung.

Sony Alpha 6600: Leichte Abstriche beim Handling

Das Gehäuse ist aus einer robusten und leichten Magnesium-Legierung gefertigt und gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet. Das Metallbajonett ist verstärkt. Der Handgriff und die Daumenmulde sind ergonomisch ausgeformt und rutschfest armiert, so dass man die kleine Kamera gut halten kann.

Draufsicht auf die Bedienelement der Oberseite
Nur wenige Bedienelemente, kein vorderes Einstellrad, aber Handgriff und Daumenmulde sind ergonomisch ausgeformt.

Mit Programmwahlrad, Einstellrad und Daumenrad mit Druckfunktion lässt sich die Kamera gut bedienen. Das Einstellrad ist aber so platziert, dass man es mit dem Daumen statt mit dem Zeigefinger bedienen muss. Das ist suboptimal, weil der Daumen auch das Daumenrad drehen muss. Diverse Tasten, das Einstellrad und das Daumenrad sind individuell konfigurierbar, was die Bedienung erleichtert. Die Fn-Taste öffnet das Quick-Menü mit wichtigen Einstellungen und Funktionen.

Rückseite der Sony Alpha 6600 mit Testbild im Display
Die Bedienelemente sind eindeutig markiert und lassen sich individuell konfigurieren. Das Daumenrad hat Druckfunktionen.

Guter Sucher, gutes Display

Der elektronische Sucher der Sony Alpha 6600 ist mit 2,36 Megapixeln hoch auflösend. Das Sucherbild ist scharf und kontrastreich. Gittermuster und Wasserwaage lassen sich einblenden, die wichtigen Infos werden unterhalb des Suchers gezeigt. Die Anzeigenleiste oberhalb des Suchers bietet nur Zusatzinfos, so dass man nicht andauernd nach oben schauen muss. Der Monitor lässt sich nach oben und unten schwenken und bietet eine Selfie-Position. Das Monitorbild ist ausreichend scharf, um die Bildqualität nach der Aufnahme mit der Lupenfunktion beurteilen zu können.

Integrierter Bildstabilisator

Der Bildstabilisator ist in der Kamera eingebaut, was gar nicht so einfach ist. Denn das Gehäuse der APS-C-Alphas ist kleiner und dünner als das der Vollformat-Modelle. Die den Sensor stabilisierende Einheit braucht Platz: Sie muss den Sensor in fünf Richtungen bewegen. Sony spricht von einem Fünf-Achsen-Bildstabilisator, wobei man aber die Koordinaten-, Gier- und Rotationsachsen nicht zu eng definieren darf. Auf jeden Fall ist der CMOS-Sensor in einem Bildstabilisator eingebettet, der Bewegungen nach vorne, hinten, links, rechts und sogar Drehbewegungen um bis zu 5 Stufen ausgleichen kann. Bei Fremdobjektiven, E-Objektiven ohne OSS (Optical Steady Shot) oder bei A-Objektiven, die über einen Adapter an die Sony Alpha 6600 angeschlossen sind, übernimmt der Sensor-Shift die ganze Stabilisierung. Bei E-Objektiven mit OSS werden beide Bildstabilisatoren miteinander kombiniert. Beim Druckpunkt auf den Auslöser wird der Stabilisierungseffekt auch auf das Sucher- oder Monitorbild übertragen.

Schematische Zeichnung zur Funktionsweise des Bildstabilisators
Der 5-Achsen-Bildstabilisator der Vollformat-Kameras wurde für den kleineren APS-C-Sensor angepasst und optimiert.

Sony Alpha 6600 mit schnellem AF

Der Hybrid-Autofokus arbeitet wie folgt. Zunächst ermittelt das Phasendetektions-System den Abstand zum Motiv, der Kontrast-AF übernimmt dann die präzise Feinfokussierung. Mit dem Sony E 2,8/16-55 mm G und Auslöseverzögerung schafft es die A6600 in 0,26 Sekunden von unendlich auf 1,5 Meter. Der Kontrast-AF pumpt einmal kurz, bevor er sich für die richtige Schärfenebene entscheidet. Das geht zwar sehr schnell und leise, das Bild springt sofort sichtbar in die Schärfe, aber das kurze Pumpen wird visuell wahrgenommen. Das AF-System hat 425 Phasendetektionspunkte und 425 Kontrast-AF-Punkte. Die nahezu vollständige Bildfeldabdeckung von 84% erleichtert die Schärfeverfolgung bei bewegten Objekten, wobei die A6600 sogar bei 11 Bildern pro Sekunde die Schärfe zwischen den einzelnen Aufnahmen nachführen kann.

Hohe Auflösung und schnelle Serienbildfunktion

In höchster Auflösung schafft die A6600 bis zu 99 JPEG und 46 RAW Bilder in Serie. Die anderen Angaben in den Technischen Daten der Kamera beziehen sich auf Fotos in niedrigerer Auflösung. Der EXMOR-Sensor hat 24,2 Megapixel und Front End LSI. Dabei hat der Sensor eine dünne Ebene für die elektrischen Kontakte und ein dickeres Fotodioden-Substrat für eine maximale Lichtausbeute. Zusammen mit dem neuesten BIONZ X-Prozessor, der mit neuen Algorithmen arbeitet, soll auch die Bildverarbeitung verbessert sein. Die Bildqualität ist im bewerteten Bereich bis ISO 3.200 sehr gut. Die Auflösung ist hoch und das Rauschen praktisch nicht visuell wahrnehmbar. Werte von 96 bis 91 Prozent der theoretischen Maximalauflösung des Sensors (Nyquist-Frequenz) im Bereich von ISO 50 bis ISO 3.200 zeugen von einer sehr hohen und konstanten Auflösung.

Detailbild des Lamellen-Schlitzverschlusses. Das Bild zeit das Bauteil alleine
Der Lamellen-Schlitzverschluss ist für mindestens 200.000 Auslösungen ausgelegt, das sind Profi-Anforderungen.

Gutes Rauschverhalten bis ISO 12.800…

Sie geht einher mit einer moderaten, aber effizienten Kantenanhebung mit eindeutiger
Dominanz auf der dunklen Seite der Kante sowohl in der Höhe als auch in der Fläche. Sie erhöht die Auflösung durch Kanteneffekte, verursacht aber kaum die gefürchteten hellen Doppelkonturen an hellen Kanten. Auch bei ISO 6.400 liefert die A6600 eine erstaunlich gute Bildqualität mit sehr guter Detail-auflösung und kaum sichtbarem Rauschen. Erst ab ISO 12.800 macht sich das Rauschen in den Bildern schwach bemerkbar, aber die Auflösung ist noch gut und die Bilder zu gebrauchen, wenn auch mit leichten Einschränkungen. Ab ISO 25.600 wird die Auflösung schwächer und das Rauschen stärker, die Qualität verschlechtert sich deutlich.

Siemensstern-Terstaufnahme
Sehr hohe Auflösung bis ISO 400, Farbinterferenzen jenseits der Auflösungsgrenze in der Mitte der Siemenssterne.

…und Artefakte ab ISO 6.200

Das geschulte Auge erkennt an feinen Details und Strukturen geringe Moiré- und Aliasing-Artefakte, die aber im normalen Fotoalltag bis ISO 3.200 vernachlässigt werden können. Erst ab ISO 6.400 und vor allem ab ISO 12.800 nehmen die Artefakte sichtbar zu. Die Eingangsdynamik ist für die jeweiligen ISO-Stufen sehr gut, die Kamera kann hohe Motivkontraste aufnehmen. Von ISO 50 abgesehen, ist aber die Ausgangsdynamik geringfügig eingeschränkt, so dass die Kamera die schwarzen Schatten etwas weicher wiedergibt. Der automatische Weißabgleich arbeitet praktisch perfekt. Die Farbwiedergabe ist nicht neutral und die Farbsättigung deutlich höher als in der Vorlage. Die Bilder wirken aber dennoch nicht bunt, und auch der visuelle Schärfeeindruck stimmt, weil eine leichte Kontrastanhebung bei größeren und mittelgroßen Details und Strukturen stattfindet.

Zwei Fotos, einmal mit einer Frau, die die Kamera im Selfie-Modus nutzt und einmal mit einem Mann, der mit der Kamera filmt
Die Alpha 6600 kann mit ihren Videofunktionen auch als Selfie- oder Vlogger-Kamera genutzt werden. © Sony

Fazit

Die Sony Alpha 6600 ist eine sehr attraktive Kamera für die Reise. Sie ist kompakt, liefert in Sachen Bildqualität aber mehr als ordentlich ab. Und das auch noch im Bereich recht hoher ISO-Werte.

  • PRO
    • Hochwertige Verarbeitung, integrierter Bildstabilisator, geringes Gewicht.
  • KONTRA
    • Bedienung nicht ganz optimal, für große Hände etwas problematisch.
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Ursprungsartikel von Dr. Artur Landt

Markus Mizgalski

Markus Mizgalski machte 2001 sein Diplom in Geographie. Parallel zum Studium hatte er da bereits einige Jahre als Freelancer für die Bochumer Lokalredaktion einer Tageszeitung sowie als System- und Netzwerkadministrator an der Ruhr-Universität gearbeitet. Die Diplom-Arbeit befasste sich übrigens mit einem Online-Karteninformationssystem, damals extrem innovativ, heute in Form von Google Maps von jedem genutzt.
Nach dem Studium fing er als Hardware-Redakteur bei einer PC-Zeitschrift an, war später Testlaborleiter, leitender Redakteur und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Themenschwerpunkte: Netzwerktechnik, aber auch Smarthome, Speichermedien und alles rund um digitale Bildverarbeitung. Zudem verantwortete er ab 2010 auch eine Grillzeitschrift. Als 2013 sein damaliger Arbeitgeber für immer die Türen schloss, folgte zunächst ein Jahr als Freelancer und Grillbuchautor. Danach ging es bis 2020 komplett in die Grillwelt: mit einem Partner zusammen als Fachhändler, Caterer und Grillkursleiter.
Seit 2020 schreibt Markus als Freelancer für IMTEST. Die Themenschwerpunkte sind WLAN und Smarthome/Sicherheit sowie Grillen und Gartentechnik. Smarte Steckdosen, Mesh-Kits, Überwachungskameras, aber eben auch Grills oder Freischneider stehen bei ihm auf dem Prüfstand. Und mit seiner langjährigen Expertise und Erfahrung im Testbereich weiß er, wie er seine Kandidaten an die Grenze treibt. Neben IMTEST schreibt Markus auch noch für die Zeitschrift STEREO.