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OM-1 Mark II im Test: Kompakte Kamera für Naturfotografen

Die neue OM-1 Mark II im vollständigen Test.

OM System 1 Mark II auf grünem Moos
Dank Abdichtungen und kompakten Ausmaßen auch gut für Outdoor-Reisen geeignet. © OM Digital Solutions

Naturburschen stellen besondere Anforderungen an ihr Equipment: Es sollte den Platzregen  im Amazonas ebenso  abkönnen wie den feinen Stand der Mojave-Wüste. Es sollte der Hitze des Tropen genauso standhalten, wie der Kälte Skandinaviens. Und am besten ist es kompakt, leicht und damit mobil. Das ist ganz schön viel verlangt, vor allem wenn es dann um komplexe Technik geht, wie eine Kamera. Denn jedes Plus auf der einen Seite bedeutet ein Minus auf der anderen: Ein geringes Gewicht resultiert oft aus Einsparungen bei der technischen Ausstattung. Eine höhere Robustheit wiederum führt meistens zu mehr Gewicht. Wen es also in die Ferne zieht, der sollte seine Ausrüstung mit Bedacht wählen, um beim Fotografieren nicht zum Jäger des verlorenen Schatzes zu werden. Die OM-1 Mark II möchten den Anforderungen gerecht werden und im Test sowohl  mit Abenteurer- als auch mit Kamera-Qualitäten punkten. 

OM-1 Mark II: Technische Daten

Bevor es an den ersten Check der Kamera geht, hier die technischen Daten im Überblick.

OM-1 Mark II: Kleiner Sensor für mobilen Einsatz

Die erste Maßnahme, um das Gehäuse klein und leicht zu halten: Die Wahl eines kleinen Bildsensors. Denn bei einem kleinen Bildsensor ist auch die um ihn herum arrangierte Technik kompakter. Der in der OM-1 Mark II verbaute Micro-Four-Third-Sensor ist noch mal ein gutes Stück kleiner als ein APS-C-Sensor und misst 17,3 x 13 Millimeter im Vergleich zu 23,7 x 15,6 Millimeter bezieheungsweise 36 x 24 Millimeter eines Vollformat-Sensors. Das hat unmittelbar Auswirkungen entweder auf das Rauschverhalten oder die Auflösung. Im direkten Vergleich zu einem APS-C-Sensor würde der MFT-Sensor aufgrund der kleineren Fläche bei gleicher Pixelanzahl kleinere Pixel versammeln müssen, somit eher mit Bildrauschen zu kämpfen haben. Oder der Hersteller setzt auf größere Pixel, muss dafür aber die Anzahl reduzieren, was eine geringere Auflösung bedeutet.

Der kleine Sensor hat aber auch Vorteile. Der Crop-Faktor beträgt hier 2x im Vergleich zum Kleinbildformat. Das heißt, dass sich die Brennweite eines Objektivs an einer Kamera mit MFT-Sensor verdoppelt und der Bildausschnitt entsprechend größer ist. Ein Objektiv mit 200 mm an einer Vollformat-Kamera, bringt es an einer Kamera mit MFT-Sensor schon auf 400 mm. Es sind somit kleinere Objektive für längere Brennweiten nötig. In der Folge spart das Platz, Gewicht und auch Geld. Die Verwendung eines kleinen Sensors ist somit praktisch für Natur- und Tierfotografen, die auf Tele-Objektive setzen.  

OM-1 Mark II im Test: Das sagen die Messungen

Der Stacked-Sensor in der OM-1 Mark II löst übrigens genauso hoch auf wie im Vorgänger, der OM-1, also mit 20 Megapixeln. In der Praxis lieferten die Aufnahmen eine ansehnliche Qualität mit hoher Auflösung und guter Bilddynamik, Farben wirken natürlich. Typisch für MFT-Sensoren: Leichtes Bildrauschen beginnt schon bei mittelhoher ISO, etwa bei ISO 800, präziser kann es der Laborbericht beziffern. Er bestätigt die Praxis-Erfahrung und ein zunehmendes Rauschen ab ISO 800, unschön, aber ohne Vergrößerung noch akzeptabel bei ISO 1.600, im kritischen Bereich bei ISO 3.200 und höher. Grandios ist die Eingangsdynamik mit anfangs über 14 Blendenstufen (!), dann aber stark abnehmend, jedoch immer noch auf Top-Niveau von rund 11 bis 12 Blendenstufen bis in den hohen ISO-Bereich. Dazu passt auch der sehr hohe Bildkontrast. Auf den Punkt genau ist auch der Weißabgleich. Nur knapp verpasst die Kamera hier eine insgesamt sehr gute Note.

OM-1 Mark II von vorne mit ausgeklapptem Display.
Der Bildschirm lässt sich ausschwenken, was besonders hilfreich ist, um sich selbst zu filmen. © OM Digital Solutions

Der Grund ist weniger das Bildrauschen als die Auflösung. Denn aus den 20 Megapixeln resultieren in der Bildhöhe nur 1.944 maximal mögliche Linienpaare. Das ist in Ordnung, aber für Vergrößerungen am Computer einfach zu wenig. Auch ohne diese fehlt bei genauer Betrachtung einfach die knackige Bildschärfe größerer Sensoren. Positiv ist dabei aber, dass die Kamera von den theoretisch maximal möglichen Linienpaaren über 95 Prozent erreicht, bis ISO 1.600. Im Ergebnis ist das ein solides Rauschverhalten. Geeignet für schummerige Lichtverhältnisse ist die Kamera damit aber nicht. Fotografen sollten bei Tageslicht mit geringer ISO, bestenfalls unter 800, fotografieren. Um auch bei wenig Licht viel aus dem Sensor herauszuholen, sollte man statt auf eine höhere ISO auf eine längere Belichtungszeit ausweichen. Und dafür hält die OM-1 Mark II eine wichtige Neuerung bereit. 


Olympus PEN E-PL10

Die Olympus PEN E-PL10: Handlich wie eine Kompaktkamera und dank vieler Motiv-Automatiken absolut einsteigerfreundlich.


Überaus stabil im Härtetest

Neu ist der Bildstabilisator, der nun bis zu 8,5 statt wie zuvor 7 Blendenstufen kompensiert. Im Testlabor wird die Technik mit einem Tremor-Simulator und starken Verwackelungen auf die Probe gestellt. Die Kamera erhielt dabei mit aktivierter Bildstabilisierung 82 Prozent der Detailauflösung im Vergleich zur Stativ-Aufnahme (ohne Stabilisierung). Damit hält die OM-1 Mark II mit Profi-Kameras mit, etwa die Sony Alpha 9 III, siehe Test Ausgabe 2/24. Die hohe Bildstabilisierung ist ein großer Vorteil, um kleine Wackler auszugleichen, etwa auf der Pirsch nach dem perfekten Tierfoto. Sie hilft aber auch dann, wenn die Lichtverhältnisse nicht optimal sind, etwa um Landschaften bei Dämmerung zu fotografieren. Das ist besonders hier erfreulich, da den kleinen MFT-Sensor eher das Bildrauschen plagt. In der Praxis konnten die Tester damit die Belichtungszeiten aus der Hand ordentlich verlängern, um die ISO gering zu halten. 

Verbesserter Autofokus

Deutliche Verbesserung auch beim Autofokus: Der erkennt nun neben Vögeln und anderen Tieren, Autos, Personen, Züge und Flugzeuge. In der Praxis arbeitete er flott und erkannte Motive zuverlässig. Auch das Tracking arbeitete äußerst sauber. Für sich schnell bewegende Motive wie Tiere ist das eine große Hilfe. Wie schnell der Autofokus in die Schärfe springt, zeigt die Messung im Testlabor. Nur 0,13 Sekunde brauchte er für die Scharfstellung inklusive Auslöseverzögerung. Apropos Schnelligkeit: Die Serienbildgeschwindigkeit hat sich im Vergleich zum Vorgänger auf 120 Bilder pro Sekunde verdoppelt. Noch 50 Bilder pro Sekunde sind es bei AF/AE-Tracking.

Makro Aufnahme einer Spinne
Die OM-1 Mark II unterstützt Fokus-Bracketing, was sich gut für scharfe Makro-Aufnahmen eignet. © OM Digital Solutions / Christian Brockes

Handlich und tough 

Das IP53-Zertifikat belegt: Spritzwasser stört die OM-1 Mark II ebensowenig wie Staub. Auch Temperaturen bis zu -10C° hält sie stand. Dabei hat das Gehäuse mit 511 Gramm ein noch moderates Gewicht, ist kompakter als das vieler Systemkameras. Trotzdem verzichtet der Body nicht auf wichtige Bedienelemente: Zwei Einstellräder, ein Vierwegekreuz (leider kein Drehrad), und ein Daumen-Joystick gibt es . Die Einstellräder sind gummiert, so dass sie griffsicher sind und sich sogar mit Handschuhen bedienen lassen. Die Anordnung der Bedienelemente ist logisch und intuitiv gehalten, so dass alle wichtigen Funktionen leicht zugänglich sind, der ausgeprägte Handgriff sorgt für einen agenehmen Halt. Der Sucher liefert ein helles, klares Bild bei 0,83-facher Vergrößerung und 120 Bildern pro Sekunde. 

OM-1 Mark II mit Teleobjektiv, von Wassertropfen benetzt.
Dank Abdichtungen ist die Kamera auch gegen Spritzwasser geschützt. © OM Digital Solutions

Kein Video-Spezialist

Videos lassen sich mit der OM-1 Mark II gut drehen. Sie unterstützt eine Auflösung von bis zu 4K bei 60 Bildern pro Sekunde und 10 Bit. Als Anschlüsse stehen ein kleiner HDMI-Port, Klinke Ein- und Ausgang, sowie USB Typ C zur Verfügung. Auch gibt es viele Kreativfilter, einen Zeitraffer-Modus sowie LongGOP und OM-Log 400 für höhere Bilddynamik, was die Nachbearbeitung allerdings zwingend erforderlich macht. Denn ohne diese wirken die Farben sehr blass – das ist nicht nur bei dieser Kamera so und in etwa vergleichbar mit RAW-Bildern, die ohne Nachbearbeitung auch blasser und farbloser wirken als JPEGs. Im Testlabor dann lieferte die Kamera ein ordentliches Bild ab. Mit dem Codec H.265 bewies sie einen enormen Bildkontrast und hervorragende Eingangsdynamik, allerdings nur im Bereich ISO 400 und ISO 3.200. Ein Wert unter ISO 400 lässt sich nämlich nicht einstellen beim Filmen – auch nicht erweitern. Und obwohl schon Einstellung für die Farbwiedergabe von den Testern sehr wohlwollend getroffen wurde, zeigten die Messungen starke Abweichungen. 

Für wen sich die OM-1 Mark II eignet

OM System versteht die Kamera als Reise-Kamera, vorwiegend also für Natur-, Landschafts-, Tier- und Makro-Fotografie. Als solches liefert sie wirklich ein tolles Gesamtpaket ab, von der Ausstattung, über Kompaktheit bis hin zur Bildqualität. In dieser Hauptdisziplin beweist der Hersteller, was alles aus dem kleinen Sensor herauszuholen ist. Ein Vergleich zur Konkurrenz ist überschaubar, da vornehmlich nur noch OM System und Panasonic auf die kleinen MFT-Sensoren setzt. Da wäre die Panasonic G9II aus 2023: Sie liefert eine ähnlich hohe Foto-Qualität und Ausstattung. Für Videos ist sie sogar besser geeignet, mit besserer Filmqualität und mehr Extras. Auch kostet sie rund 500 Euro weniger (UVP). Dafür ist Panasonics MFT-Kamera deutlich schwerer und größer, hat die Ausmaße einer Vollformat-Kamera und lässt über dies den Schutz gegen Spritzwasser und Staub missen.

Der GND Filter auf dem Display der OM1 Mark II
Der elektronische GND Filter wird auf dem Display der OM1 Mark II eingeblendet, die Horizontale lässt sich nach Belieben ausrichten. © FOTOTEST / OM System

Preis und Verfügbarkeit

Die OM-1 Mark II ist ab dem 15. Februar 2024 verfügbar und kostet dann 2.399 Euro, im Kit mit dem 12-40mm II dann 2.999 Euro.

Fazit

Die OM-1 Mark II möchte ein treuer Begleiter in die Natur sein und bringt dafür alles mit, was es braucht. Unter Kameras mit kleinem MFT-Sensor beweist sie sich mit hoher Aufnahmequalität und starker Ausstattung als echter Platzhirsch. Das neue Autofokus-System und die hervorragende Bildstabilisierung passen perfekt in das Vorhaben, unterwegs und ohne viel Zubehör Tiere und Landschaften präzise einzufangen. Wer dabei auch viel filmen möchte, sollte mit einigen Einschränkungen leben können.

  • PRO
    • Hohe Bildqualität, umfangreiche Ausstattung, einfache Bedienung, starke Bildstabilisierung, bestens für Outdoor-Einsatz.
  • KONTRA
    • Artefakte und Rauschen bei höheren ISO-Werten, Schwächen bei der Video-Ausstattung und -Qualität.
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Timur Stürmer startete 2021 als angestellter Redakteur für IMTEST. Redaktionell widmete er sich der Test-Entwicklung, der Video -Produktion und -Moderation sowie der Publikation von Print- und Online-Artikeln.

Seit 2022 ist er als Leiter FOTOTEST für die redaktionelle Leitung des Magazins zuständig und testet im professionellen Testlabor der Redaktion vorwiegend Kameras und Objektive.

Jenseits der Technik-Welt begeistert er sich für Film, Philosophie und Videospiele. Sie erreichen ihn via E-Mail.