Canon hat mit dem hauseigenen spiegellosen EOS M-System im APS-C-Format von Anfang an, also seit 2012, nicht gerade erfolgreich agiert. Es gab nur eine Handvoll EOS M-Kameras und eine Handvoll EOS EF-M-Objektive in 10 Jahren. Das ändert sich schlagartig mit der Canon EOS R7, die sich einen Spitzenplatz in der Bestenliste sichert. Der Einstieg in das spiegellose APS-C-Format im EOS R-System steht also unter signifikant besseren Vorzeichen.
- Auflösung: 32,5 MP
- Sensortyp: APS-C
- Crop-Faktor: 1,6
- Preis: 1.499 Euro
Canon EOS R7: Technischer Fortschritt
Die Canon EOS R7 präsentiert sich als technisch deutlich optimiertes System. Das Canon RF-Bajonett hat einen Durchmesser von 54 mm und einen 12-poligen Anschluss. Das Auflagemaß beträgt 20 mm. Das Edelstahl-Bajonett hat drei Flanschsegmente. Der 12-poligen RF-Anschluss kann die Daten bei der Kommunikation zwischen Kamera und den RF-Objektiven gleichzeitig übertragen. Der Bajonett-Durchmesser ist für 36×24 mm Vollformat-Sensoren dimensioniert, so dass der 22,3×14,8 mm APS-C-Sensor noch bessere Möglichkeiten für die Objektivrechnung eröffnet. Daraus ergeben sich auch der Crop-Faktor von 1,6x und die Vorteile im Telebereich. Neu sind die APS-C-Zooms Canon RF-S 4,5-6,3/18-45 mm IS STM und Canon RF-S 3,5-6,3/18-150 mm IS STM. Auch alle RF-Objektive können ohne Adapter an die Canon EOS R7 angeschlossen werden, wobei der Crop-Faktor von 1,6x immer zu berücksichtigen ist. Ein EF/RF-Adapter für die EF-SLR-Objektive wird mitgeliefert, was den Umstieg von Spiegelreflex erleichtern soll.
Hohe Auflösung und Bildstabilisator
Die Canon EOS R7 hat eine Sensorauflösung von 32,5 Megapixeln. Der kamerainterne Bildstabilisator mit Sensor-Shift kann zusammen mit dem optischen Bildstabilisator je nach Objektiv 7 bis 8 Stufen kompensieren. Zum ersten Mal bei EOS-Kameras kann der kamerainterne Bildstabilisator (IBIS / In-Body Image Stabilizer) verwendet werden, um den Horizont zu nivellieren, wenn die Funktion Automatische Wasserwaage aktiviert ist. Der IBIS kann auch im Panorama-Modus unruhige Schwenkbewegungen ausgleichen.
Die Canon EOS R7 ist schnell
Der Dual Pixel CMOS AF II arbeitet mit 651 AF-Messfeldern bei automatischer Wahl (100% x 100% Bildfeldabdeckung) und mit 5.915 AF-Messfeldern bei manueller Wahl (90% x 100% Bildfeldabdeckung). Der Autofokus mit Deep-Learning KI und Motiverkennung fokussiert blitzschnell und leise. Der mechanische Verschluss hat einen Verschlusszeitenbereich von 30-1/8.000 s (X: 1/250 s). Der elektronische Verschluss arbeitet im Bereich von 30-1/16.000 s (X: 1/320 s). Die R7 erreicht bei 32,5 MP mit mechanischem Verschluss 15 Bilder pro Sekunde und 224 JPEG oder 51 RAW in Folge. Mit elektronischem Verschluss sind es 30 Bilder pro Sekunde und 126 JPEG oder 42 RAW in Folge.
Gutes Display mit hoher Auflösung
Der elektronische Sucher mit 2,36 Megapixeln liefert ein helles und kontrastreiches Sucherbild. Die Sucheranzeigen informieren übersichtlich über alle belichtungsrelevanten Daten. Auf den OVF-Simulationsmodus, der den Sucher einer SLR-Kamera simuliert, kann man trotz HDR-Darstellung verzichten, weil er das Sucherbild dunkler macht. Der Rückseiten-Monitor ist mit 7,5 cm nicht sehr groß, er löst aber mit 1,62 MP sehr hoch auf. Der Monitor ist dreh- und schwenkbar und bietet gute Touchscreen-Funktionen wie den Touch&Drag-AF.
Üppige Ausstattung und ergonomische Bedienung
Der ISO-Bereich der Canon EOS R7 von 100-32.000 ist auf ISO 51.200 erweiterbar. Videos mit 4K/60p sowie Canon Log 3 und Cinema Gamut sind möglich. Die EOS R7 hat zwei UHS-II-kompatible SD-Fächer, denen man diverse Funktionen zuweisen kann. Eingebaute Module für WLAN und Bluetooth sorgen für zeitgemäße Konnektivität. USB-C und HDMI-Ausgang sind ebenfalls an Bord. Der vollgeladene Lithium-Ionen-Akku schafft mit dem Monitor etwa 770 Aufnahmen, mit dem Sucher sind es rund 500 Aufnahmen. Das Gehäuse ist aus einer Magnesium-Legierung und einem hochfesten technischen Kunststoff und wetterfest abgedichtet. Die Kamera liegt sehr gut in der Hand. Der Handgriff und die Daumenmulde sind ergonomisch geformt und griffig armiert. Das Programmwahlrad rastet satt ein. Das vordere Einstellrad ist gut zu bedienen.
Das Daumenrad ist oben neben dem Sucherokular platziert und umschließt den Joystick (Multicontroller). Das ist eine gute Lösung, weil das Daumenrad dort ist, wo der Daumen ruht und somit ohne Daumenspreizung zu bedienen ist. Der AF-MF-Schalter neben dem Bajonett leistet gute Dienste. Die
Bedienelemente sind konfigurierbar und auch sonst stehen viele Individualfunktionen zur Auswahl wie die Umschaltung der ISO-Werte in ganzen Stufen.
Canon EOS R7: Erstklassige Bildqualität
Die Bildqualität ist für eine APS-C-Kamera hervorragend. Im Bereich von ISO 100 bis ISO 800 überschreitet die Auflösung die Nyquist-Frequenz, das ist die theoretische Maximalauflösung des Sensors. Und bei ISO 1.600 sind es 98% und 90% bei 3.200. Diese extrem hohe Auflösung, bis ISO 800 ist ungewöhnlich für eine Kamera mit optischem Tiefpassfilter! Das optische Tiefpassfilter hat aber unterschiedliche Sperrfrequenzen für die Horizontale und für die Vertikale. Das führt vor allem bis ISO 800 bei den ultrahohen Auflösungswerten jenseits der Nyquist-Frequenz zu einer stark richtungsabhängigen Auflösung, die horizontal deutlich höher als vertikal ist. Die feinen Details und Strukturen werden in diesem ISO-Bereich knackig scharf und dennoch sauber sowie weitgehend frei von Artefakten abgebildet.
Ab ISO 3.200 leiden die Fotos
Bei ISO 1.600 werden die Details einwandfrei aufgelöst, aber das geschulte Auge erkennt schwache Moiré- und Aliasing-Artefakte. Bis ISO 3.200 ist die Auflösung gut, aber die Artefakte treten visuell deutlicher in Erscheinung. Bei ISO 6.400 und ISO 12.800 ist die Auflösung visuell akzeptabel, denn die Moiré- und Aliasing-Artefakte überlagern die noch gut aufgelösten Details und Strukturen. Die Bilder sind messtechnisch bis ISO 12.800 rauschfrei im Fotodruck, aber ab ISO 3.200 machen sich die erwähnten Moiré- und Aliasing-Artefakte in den Bildern doch bemerkbar, was bei feinen Strukturen mitunter wie ein flächiges niedrigfrequentes Rauschen aussieht. Ab ISO 25.600 verschlechtert sich die Bildqualität vor allem durch Artefakte und Rauschen dermaßen, dass man am besten die Finger davon lassen sollte.
Großer Dynamikumfang bei der Canon EOS R7
Der Dynamikumfang der Canon EOS R7 ist sehr groß. Vor allem die Eingangsdynamik verblüfft, denn sie kann bis ISO 3.200 einen sehr großen Motivkontrast von rund 11-13 Blendenstufen aufnehmen und fein differenziert mit sattem Schwarz wiedergeben. Die Ausgangsdynamik ist ab ISO 3.200 geringfügig eingeschränkt, die Schatten werden zunehmend weicher, aber die Eingangsdynamik fällt nicht einmal bei ISO 12.800 unter 8 Blendenstufen. Bei allen ISO-Stufen bis ISO 800 ist die Kantenanhebung relativ moderat, aber sehr effizient. Die Kantenschärfung erhöht den visuellen Schärfeeindruck der Bilder in diesem ISO-Bereich. Insgesamt ist ein Wechsel der Seiten bei der Kantenanhebung zu beobachten, je nach ISO-Stufe wird mal die helle oder die dunkle Seite stärker angehoben. Der automatische Weißabgleich arbeitet bei allen ISO-Stufen einwandfrei, korrekt und neutral. Die Farbsättigung ist etwas höher als in der Vorlage. Die Bilder wirken aber keineswegs bunt. Die Farbwiedergabe ist nicht ganz neutral, sondern eher auf die visuelle Farbwahrnehmung abgestimmt.
Fazit
Trotz kleiner Schwächen im Detail ist der Canon EOS R7 ein voll und ganz überzeugendes Debüt in der spiegellosen R-Klasse gelungen. Ausstattung, Bedienung und Bildqualität machen die Canon EOS R7 zu einer absoluten Kaufempfehlung.
- PRO
- Hervorragende Bildqualität, hohe Auflösung, gute Bedienung.
- KONTRA
- Artefakte bei höheren ISO-Werten
Ursprungsartikel von Dr. Artur Landt