Die Fujifilm X-H2 ist ein echtes Flaggschiff, bildet gemeinsam mit der X-H2s die Speerspitze der X-Serie und ist entsprechend vollgepackt mit Top-Technik. Allem voran sei da der hochauflösende 40-Megapixel-Sensor zu nennen, der schon nach dem ersten Blick auf das Datenblatt alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, neugierig macht und Fragen aufwirft:
Sind derart viele Pixel auf einem kleinen APS-C-Sensor sinnvoll? Welche Detailauflösung ist zu erwarten? Hängt die X-H2 damit vielleicht sogar Vollformat-Kameras ab? Und womit unterscheidet sie sich noch von der X-H2s? FOTOTEST gibt Antworten: die Fujifilm X-H2 im ausführlichen Test.
- Auflösung: 40,2 MP
- Sensortyp: APS-C
- Crop-Faktor: 1,5
- Preis: 2.249 Euro
Fujifilm X-H2 und X-H2s im Vergleich
Das technisch und namentlich verwandte Top-Modell, die Fujifilm X-H2s, erschien etwa Mitte 2022. So könnte man meinen, dass die wenige Monate später präsentierte X-H2 als Nachfolge zu betrachten ist. Sie hat den höher auflösenden Sensor und kostet auch noch weniger. Ist sie somit die bessere Wahl? Kurzum: nein. Die Geschwister sind keine Konkurrenten, sie ergänzen sich, indem sie für jeweils unterschiedliche Anforderungen konzipiert sind. Gemein ist den beiden das hochwertige Gehäuse, dessen Ausmaße und Gewicht.
Neben dem genannten Sensor, der bei der X-H2 mit 40 MP und bei der X-H2s mit 26 MP auflöst, folgen weitere Unterschiede. So kann die X-H2 Serienaufnahmen mit bis zu 20 Bilder die Sekunde umsetzen, die X-H2S mit bis zu 40. Mit mechanischem Verschluss bringen es beide auf 15. Der Sensor der X-H2 löst somit zwar höher auf, ist jedoch langsamer, wohingegen der Sensor der X-H2s geringer auflöst, dafür aber sehr schnell arbeitet.
Das zeigt sich auch beim Autofokus. Im hochpräzisen Testaufbau prüft FOTOTEST den Autofokus mit Auslöseverzögerung auf die Millisekunde genau. Die in getestete X-H2s erreichte dabei flotte 0,19 Sekunden, die X-H2 benötigte mit 0,33 Sekunden etwas länger. Beide Kameras verfügen über Motiverkennungsmodi für Tiere, Autos, Fahrräder, Flugzeuge und Züge, auch Augen und Gesicht erkennt die Kamera auf Wunsch.
Flaggschiffe mit Video-Differenzen
Unterschiedlich ist die Videoleistung der beiden Fujifilm-Kameras im Test: Die X-H2s filmt bis zu einer Auflösung von 6,2k bei 30 Bildern pro Sekunde, die neuere Fujifilm X-H2 erlaubt auch 8k bei ebenfalls 30 Bildern pro Sekunde. Bei 4k-Auflösung zählt die X-H2s dafür bis zu 120 Bilder pro Sekunde, wohingegen die X-H2 nur 60 Bilder pro Sekunde filmt. Auch hier also stehen sich hohe Leistung (X-H2s) und hohe Auflösung (X-H2) gegenüber.
Wer also auf Performance Wert legt, etwa für Sportaufnahmen, ist mit der X-H2s besser beraten. Wem eine hohe Bildqualität wichtiger ist, um etwa vorwiegend unbewegte Motive abzulichten, profitiert von den Stärken der X-H2. Und was „hohe Bildqualität“ hier genau bedeutet, offenbaren die Testergebnisse.
Fujifilm X-H2 im Test mit sehr guter Bildqualität
Für den Test kam wie auch schon bei der X-H2s als Objektiv das lichtstarke Fujinon XF 1,2/56 mm R APD Aspherical zum Einsatz. Schon die X-H2s überzeugte ihrerzeit mit sehr hoher Bildqualität im Test. Die Aufnahmen zeigten unter anderem eine sehr hohe Detailauflösung. Bis ISO 400 lag die sogar mit 130% bzw. über 2.700 Linienpaaren pro Bildhöhe deutlich über dem theoretischen Maximum des Sensors von 2.080 LP/BH. Die Obergrenze der Fujifilm X-H2 liegt im Test bei stattlichen 2.576 LP/BH.
Die technischen Messungen zeigen: Im unteren ISO-Bereich übersteigt die Auflösung den Grenzwert sogar noch um 11%, bei ISO 400 sogar um 18%. In Absolutzahlen knackt die X-H2 die 3.000 LP/BH bei ISO 400 und löst sehr hoch bis ISO 1.600 auf. Die Kantenschärfung erfolgt präzise und verstärkt den Schärfeeindruck. Das sichtbare Bildrauschen bleibt geringfügig, der Signal-Rausch-Abstand aber dürfte größer sein, ähnlich wie auch schon bei der X-H2s. Bis ISO 1.600 ist er noch gut, unterschreitet ab ISO 3.200 aber schon ein kritisches Maß.
Die Aufnahmen zeigen einen insgesamt sehr hohen Bildkontrast, bis zu 14 Blendenstufen umfasst der Belichtungsumfang, über ISO 100 sinkt er auf bis zu 12 und ab ISO 6.400 erst unterschreitet er die 10. Der Weißabgleich arbeitet tadellos, sofern man in den Kamera-Einstellungen Weiß priorisiert statt des Umgebungslichts. Sogar die Farbwiedergabe überzeugt mit sehr hoher Genauigkeit, erreicht den besten Wert bei ISO 100 (DeltaE 5,5), wobei die Farben weder zu blass noch übersättigt erscheinen.
Bildqualität der X-H2 zu gut?
Doch es bleibt ein „Aber“. Im direkten Vergleich zur X-H2s kann die X-H2 im Test zwar die etwas bessere Bildqualität vorweisen. Die Auflösung ist erwartungsgemäß sehr hoch für eine APS-C-Kamera. Allerdings stellt der hochauflösende Sensor auch ebenso hohe Ansprüche an das Objektiv. Und genau dieses lässt, wie die Ergebnisse im Vergleich zum Test der X-H2s mit demselben Objektiv nahelegen, den Sensor hier nicht so gut wie dort sein ganzes Potenzial entfalten.
Auch flacht die Bildqualität über ISO 1.600 deutlich ab. Die Kantenschärfung lässt nach, Details verschwimmen leicht, der Signal-Rausch-Abstand verringert sich kritisch. Offenbar ist das der geringen Pixelgröße geschuldet, die aus der hohen Anzahl resultiert, was die Lichtausbeute je Pixel verringert. Damit ist auch schon der Nachteil benannt, den die Kamera trotz der hohen Aufnahmequalität mitbringt.
Die für APS-C-Kameras übliche und verhältnismäßig kleine Sensorgröße sowie die damit verbundenen Einschränkungen vor allem in hohen ISO-Bereichen lassen die Fujifilm X-H2 nicht ganz an starke Vollformat-Kameras heranreichen.
Beste APS-C-Kamera
Dieser Umstand kann aber nicht den Gesamteindruck trüben, den die zweifelsohne sehr hohe Aufnahmequalität der Fujifilm X-H2 im Test hinterlässt. Sie übertrifft damit die ohnehin schon sehr gute X-H2s und sichert sich so den ersten Platz in der Bestenliste der APS-C-Kameras. Zu diesem sehr guten Gesamtergebnis trägt aber nicht nur die tolle Bildqualität bei.
Fujifilm X-H2 mit bester Ausstattung
Zum Top-Niveau der Fujifilm X-H2 passt auch die umfangreiche Ausstattung. Der große Sucher löst mit 5,76 Megapixeln auf und liefert ein exzellentes, scharfes Bild. Die Dioptrienkorrektur ist sehr gut erreichbar und leicht zu justieren. Auch der Blick auf das 7,6 cm große Display hinterlässt keine Sichtkrämpfe. Es erlaubt einige Touch-Gesten und lässt sich für den flexiblen Einsatz ebenso schwenken wie drehen, etwa wenn Nutzer sich selbst filmen möchten. Oben neben dem Daumenrad ist das monochrome Display zum Ablesen der wichtigsten Einstellungen zu finden.
Praktisch: Es zeigt auch Infos bei ausgeschalteter Kamera an, etwa den Ladestand und verbleibenden Speicherplatz. Für zwei Speicherkarten ist Platz, etwa SDXC (UHS II) oder die noch schnelleren CFexpress. Eine Akkuladung soll gemäß CIPA-Standard für 540 Bilder reichen. Wer im sparsamen Modus fotografiert, soll sogar bis zu 680 Bilder knipsen können, bevor der Energietank leer ist.
Mit 6.60 Gramm fällt das Gewicht dieser APS-C-Kamera moderat aus, erscheint sogar geringer, wenn sie dank hervorragend ausgeprägtem Handgriff und Daumenmulde ergonomisch einwandfrei in der Hand liegt. Gummierungen erhöhen die Griffigkeit, alle Anschlüsse sind sehr gut gegen Wasser und Staub abgedichtet, kurzum: An der sehr hohen Verarbeitungsqualität des Gehäuses gibt es rein gar nichts auszusetzen.
Einstellungen an der Fujifilm-Kamera
An Konfigurierbarkeit mangelt es der Fujifilm X-H2 wie auch schon der X-H2s nicht. Neben einigen Schnelltasten gibt es zwei Einstellräder, je eines vorne und eines hinten. Sie lassen sich ebenso wie die 14 Tasten mit den gewünschten Funktionen belegen. Für die ISO-Empfindlichkeit gibt es an der Oberseite eine dezidierte Taste. Links vom Sucher wartet das Wahlrad, das neben den Modi Vollautomatik, Programm- Blenden, Zeitautomatik und Manuell auch sieben Custum-Programme unterbringt.
Die Richtungstasten an der Vorderseite nebst Bildschirm sind leicht erreichbar, bieten einen präzisen Druckpunkt, finden aber leider nicht auf einem drehbaren Rädchen Platz. Mit der unten positionierten Richtungstaste wechselt der Nutzer zwischen Modi, je nach Einsatzzweck die Arbeitsweise der Kamera anpassen, etwa Höchstleistung oder der besagte Stromspar-Modus. Zum Navigieren durch die Einstellungen oder das Quickmenü lässt sich ebenso der Joystick nutzen. Das kann bisweilen fummelig sein, nicht aber wegen des Joysticks.
Fujifilm X-H2 offenbart im Test gewöhnungsbedürftiges Menü
Die Menüführung der Fujifilm X-H2 erfordert Eingewöhnung, bietet mit den zahlreichen Einstellungen zwar höchste Konfigurierbarkeit, wirkt damit aber auch etwas überfrachtet, zumal viele Funktionen nur mit Abkürzungen benannt sind. Hier braucht es etwas Geduld und Erfahrung. Mehr Spaß und Komfort bietet da das Quickmenü. Darüber lassen sich die wichtigsten Einstellungen anzeigen wie Fokusfeld, ISO, Weißabgleich und ebenso schnell und einfach per Richtungstasten auswählen, um sie dann mit dem Daumenrad zu bestimmen. Das Quickmenü lässt sich individualisieren und mit 16 favorisierten Funktionen bestücken.
Fazit
Die Fujifilm X-H2 geht mit dem hochauflösenden Sensor einen eigenen Weg, der auf den ersten Blick sogar unkonventionell erscheinen kann. Als APS-C-Kamera erreicht sie mit dem hochauflösenden Sensor eine sehr hohe Detailgenauigkeit, spielt ihre Stärken aber nur im Bereich geringer ISO-Empfindlichkeit aus. Das genügt, um sich den ersten Platz in der Bestenliste unter den APS-C-Kameras zu sichern.
- PRO
- Sehr hohe Bildqualität, sehr gute Ausstattung
- KONTRA
- Bildqualität flacht mit höherem ISO-Wert ab, Menü etwas unübersichtlich