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Soundcore AeroFit & AeroFit Pro im Test: Open-Ears mit Problemen

Wie gut sind die neuen Soundcore-Hörer?

Nebeneinander fotografiert: AeroFit und AeroFit Pro in ihren Ladecases vor weißem Hintergrund.
© IMTEST / Soundcore

Mit den AeroFit und ihren großen Geschwistern mit dem Beinamen “Pro” zielt Soundcore auf den wachsenden Markt der offenen On-Ear-Hörer. Anstatt mit In-Ears und ANC eine abgeschlossene und immersive Sound-Umgebung zu schaffen, sind die offenen Over-Ears dazu gedacht, die Umgebung weiterhin wahrnehmen zu können – etwa beim Joggen, Fahrradfahren oder anderen Outdoor-Sportarten, bei denen weiterhin externe Geräusche gehört werden sollten. IMTEST hat die Soundcore-Hörer getestet

AeroFit Pro: Keine gute Passform

Die neuen Hörer setzen dabei auf das übliche Prinzip eines flexiblen Bügels, an dessen Ende sich als eine Art Gegengewicht der Akku der Geräte befindet. Dieser wird hinter das Ohr gelegt, damit die verhältnismäßig großen Hörer direkt auf dem Ohr liegen. Recht große 16,2mm-Treiber sollen dann für vollen, zielgerichteten Klang sorgen. Vor allem der Bass ist bei diesem Hörer-Konzept allerdings meist schwächer als bei In- oder Over-Ear-Kopfhörern, da der Gehörgang nicht verschlossen ist.

Die AerofitPro erzeugen im Test jedoch schon Probleme, bevor der erste Song gestartet wird. Denn die Hörer sind für einige Personen schlicht zu klein. Da sich die flexiblen Bügel nicht längen oder anderweitig verstellen lassen und dazu relativ wenig Abstand zwischen Bügel und Akku vorhanden ist, sind die Hörer eindeutig nur für kleinere Ohren geeignet. Für Tester mit etwas größeren Lauschern gibt es keine Möglichkeit, die AeroFit Pro korrekt und halbwegs bequem zu tragen. Zudem ist der Akku spürbar zu dick: Die „Tonne“ am hinteren Ende des Hörers passt nur mit Mühe hinter die Ohrmuschel und fängt schnell an, unangenehm zu drücken.

Schwacher Klang ohne Dynamik

Dies führt auch zu Klang-Problemen: Da der Hörer nicht in der korrekten Position auf dem Ohr sitzt, ist es für Nutzer mit großen Ohren kaum möglich, überhaupt den richtigen Klang wahrzunehmen, da die AeroFit Pro sehr positionsabhängig sind. Doch auch wenn die Hörer dann richtig sitzen, begeistert der Sound nicht. Der Bass ist, wie bereits zu erwarten, etwas zu schwach – allerdings sind gleichzeitig auch die Höhen und generelle Dynamik ein Problem. Es fehlt, auch im Vergleich zu den hauseigenen Liberty 4 NC In-Ears, an Spielfreude, Details und Druck. Merkwürdig: je lauter das Ausgangsmaterial abgespielt, desto schwächer wird die Bass-Darstellung. Fast so, als würden die Hörer aktiv Bassfrequenzen reduzieren, um ein Übersteuern und Dröhnen bei höherer Lautstärke zu verhindern.

Die Kopfhörer Soundcore AeroFit Pro auf Holz fotografiert.
Die AeroFit Pro sind klobig – und aufgrund des großen Akkus recht unbequem zu tragen. © IMTEST / Soundcore

Dadurch ist der Gesamteindruck flach und recht dünn. Kurz: Es macht keinen Spaß, mit den AeroFit Pro Musik zu hören. Da hilft auch die bauartbedingt breite Stereo-Bühne nicht, die rein theoretisch ein großes Soundbild verspricht. Deutlich abraten muss man vom 3D-Sound-Effekt: Die künstliche Verbreiterung sorgt für gruselige Frequenzverschiebungen, die keinem Mix zugemutet werden sollten. Auch die verbauten Mikrofone können nicht besonders überzeugen: Die Aufnahmequalität ist selbst in ruhigen Umgebungen nicht sehr klar und Außengeräusche werden deutlich aufgenommen und übertragen.

AeroFit Pro: Für den Sport gedacht

Die AeroFit Pro sind als Sportkopfhörer konzipiert und bringen für diesen Zweck ein wertiges Nackenband mit, dass per Steckverbindung an der Unterseite der Hörer befestigt wird. Die Idee ist gut, denn so können die Hörer bei Bedarf abgenommen und umgehängt werden. Der Strap ist stabil und gut einstellbar, auch die Verbindung zu den Hörern wirkt haltbar. Auch das Ladecase wirkt solide – ist allerdings aufgrund der Form der AeroFit Pro deutlich größer und unhandlicher als die Ladeboxen gängiger In-Ears. Bedient werden die AeroFit Pro über einfache Taster an der Rückseite, die wenig direkte Bedienung zulassen.

Nahaufnahme des AeroFit Pro-Kopfhörers und des Nackenbandes. Zu erkennen ist die Befestigung des Nackenbandes.
Magnetisch: Das Nackenband wird unten in die Akku-“Tonnen” der AeroFit Pro gesteckt. © IMTEST / Soundcore

Soundcore AeroFit: Kleinere Hörer, gleiches Konzept

Die AeroFit sind die kleinen Geschwister der AeroFit Pro. Das Konzept der offenen On-Ears bleibt dabei gleich, Hörer und Akku sind allerdings deutlich kleiner als bei den AeroFit Pro. Allerdings sind auch die grundsätzlichen Probleme identisch. Genau wie die OpenFit Pro sind auch die OpenFit zu klein für größere Ohren. Hier ist es unmöglich, die richtige Position für die Over-Ears zu finden, die noch etwas positionsabhängiger sind als die Pro-Variante. Zudem sind sie aus diesem Grund auch ähnlich unbequem zu tragen, da sie schlicht nicht ausreichend flexibel bzw. einstellbar sind, um die Akku-Tonnen bequem hinter das Ohr zu stecken.

Foto der Soundcore AeroFit
Keine gute Passform: Die AeroFit sind nicht einstellbar und passen längst nicht auf jedes Ohr. © IMTEST / Soundcore

Die Klang-Qualität fällt bei den kleineren AeroFit zudem noch etwas schwächer aus als bei den Pro-Modellen. Durch die kleineren 14mm-Treiber ist noch etwas weniger Bass vorhanden, zudem wirken die Höhen gedämpft und undeutlich. Somit bleibt ein flacher, undynamischer Klangeindruck übrig, der selbst für sehr günstigen In-Ears keine Konkurrenz darstellt. Zwar sind auch hier die Vorteile der offenen Bauform zu erahnen, es macht aber schlicht keinen Spaß, mit den Hörern Musik zu hören.

Soundcore AeroFit: Mäßige App

Gut ist hingegen, dass Soundcore bei den AeroFit eine IPX7-Zertifizierung erreicht hat. Damit sind die Hörer kurzzeitig wasserdicht, sollten also Regen oder sogar eine Dusche problemlos aushalten. Erstaunlicherweise sind die Mikrofone etwas klarer als die der Pro-Variante, insgesamt befinden sie sich aber auch hier nur im befriedigenden Bereich.Die Ladeschale der AeroFit wirkt deutlich günstiger und zerbrechlicher als die ihrer größeren Pro-Geschwister. Gleichzeitig ist sie aber auch flacher und etwas handlicher.

Größere Features in App oder Bedienung gibt es übrigens bei beiden Geräten nicht. Über einfache Equalizer kann der Sound angepasst werden. Dazu gibt es minimale Veränderungen der Tasten bzw. Gesten-Festlegung. Mehr nicht.

Fazit

Gute Idee, mäßige Umsetzung: Soudcores erster Open-Ear-Vorstoß ist keine Kaufempfehlung. Zwar haben die Geräte eine solide Akkulaufzeit, sind dank IPX 5 und IPX7 gut für Sport und Outdoor-Aktivitäten geeignet und bringen durchaus auch die Vorteile der offenen Konstruktion mit. Der schwache Klang und vor allem der unheimlich unbequeme Sitz, der nur für bestimmte Ohren-Größen und Formen funktioniert, sind aber gute Gründe, die nächste Generation dieser Hörer abzuwarten. Zudem sind die Geräte für mit 170 bzw. 130 Euro spürbar zu teuer – für deutlich unter 100 Euro bietet Soundcore selbst mit den Liberty 4 NC In-Ears wesentlich bessere Hörer an.

  • PRO
    • Lange Akkulaufzeit, gut für Sport und Outdoor-Aktivitäten geeignet, gute Akkulaufzeit
  • KONTRA
    • Schwacher Klang, geringer Tragekomfort, nicht einstellbar, sehr simple App, wenig Features, mäßige Bedienung am Hörer, Geräte zu teuer

IMTEST Ergebnis AeroFit Pro

befriedigend 2,9

IMTEST Ergebnis AeroFit:

befriedigend 3,1

Portraitfoto des IMTEST-Redakteurs Eike Cramer

Eike ist Spiele- und Hardware-Redakteur aus Leidenschaft: Nach seinem abgeschlossenen Studium der Politikwissenschaft zog es ihn direkt zur Spieleredaktion 4players.de in Hamburg, bei der er zwischen 2013 und 2023, mit einem zweijährigen Zwischenstopp beim Musikmagazin Metal Hammer, als Redakteur und Video-Redakteur beschäftigt war. Eike ist dabei ein echter Alleszocker, der, egal ob Indie oder AAA-Blockbuster, auf PC und Konsole zwischen Strategie, Action-Adventure, Rollenspiel und Shooter kaum ein Genre auslässt. Derzeit ist er als freier Autor aktiv.