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Sony WF-1000XM4 im Test: Der Nobel-In-Ear auf dem Prüfstand

Sony poliert seine In-Ears auf: Der Sony WF-1000XM4 ist das Ergebnis der Weiterentwicklung und hat es ganz schön in sich.

Die Sony WF-1000XM4 sehen mit ihren Goldapplikationen sehr edel aus. © IMTEST

Was wurde der Vorgänger nicht bedauert: Sonys WF-1000XM3 war ein guter In-Ear-Kopfhörer, nur steckte er leider unbequem im Ohr, ragte zu weit heraus und hatte in seiner ausladenden Ladeschale noch genug Platz für den Wocheneinkauf. Sony hat aber zugehört, das Feedback der Nutzer umgesetzt und den neuen WF-1000XM4 an den entsprechenden Stellen nachgebessert. Das Ergebnis ist ein rundum gelungener Ohrstöpsel, den aber ganz eigene Tücken plagen.

Produktdetails

  • Preis: 279 Euro
  • Akkulaufzeit: Zwischen 8 und 10 Stunden

WF-1000XM4: Der schöne Stöpsel

Beim ersten Blick fällt sofort auf, dass Sony die Ladeschale geschrumpft hat. Ganze 10 Prozent kleiner ist die Akkuschachtel jetzt und liegt daher bedeutend kompakter in der Hand. Klappt man den etwas wackeligen Deckel auf, präsentiert sich der WF-1000XM4 in mattem schwarz mit hübschen Akzenten in Roségold. Das erinnert etwas an die Aufmachung der Bowers & Wilkins PI7. Die Stöpsel haften durch einen Magnetmechanismus angenehm fest in der Ladeschale und fallen bei einem Sturz auch nicht heraus – das schaffen die wenigsten In-Ears.

Bei den sonst oft aus Silikon bestehenden Aufsätzen für den Gehörgang setzt Sony auf einen festen Schaumstoff. Der weitet sich im Ohr ein wenig und sorgt für einen sehr sicheren, wenn auch etwas drückenden halt. Solche Aufsätze kennt man sonst nur von Profi-Kopfhörern aus der Musikproduktion – ein schönes Extra. Der Schaumstoff schirmt das Ohr außerdem besser vor Umgebungslärm ab, als es die Silikonflügel anderer Kopfhörer schaffen.

Abgeschirmt ist der WF-1000XM4 dank IPX4-Standard auch von Wasser und schweiß. Komplett wasserdicht ist er dadurch aber nicht. An der Außenseite eines jeden der etwas knubbeligen Ohrhörer sitzen berührungsempfindliche Bedienfelder. Die reagieren zuverlässig auf eingaben und sind groß genug, um sie ziemlicher zu finden. Das linke Ohr bedient dabei die Noise-Cancelling-Funktion, das Rechte die Musikwiedergabe.

Die Ohrstöpsel des WF-1000XM4 muten edel an, sind aber etwas schwer und etwas “knubbelig”. © IMTEST

Der WF-1000XM4 ist smart, leise und klangvoll

Das Noise-Cancelling, also die aktive Geräuschunterdrückung, ist Sony gut gelungen. Umgebungslärm, Bahnbrummen oder Straßengeräusche verschwinden dank der Technik komplett. Ein Ambience-Modus sorgt dafür, dass für Gespräche aber auch weiterhin Geräusche ans Ohr dringen. Eine besonders einfallsreicher Kniff hält nach dem WH-1000XM4 jetzt auch beim WF-1000XM4 Einzug: Die “speak to talk”-Funktion. Fängt der Nutzer zu sprechen an, pausieren die Kopfhörer automatisch. Das klappte im Test sehr gut, war aber gewöhnungsbedürftig und verhindert lautstarkes Mitsingen. Natürlich ist die Funktion in der App deaktivierbar.

Sonys “Headphones”-App ist ein spannendes Werkzeug für jeden Nutzer der WF-1000XM4. Mit dem Programm lässt sich via Equalizer der Sound weiter verfeinern, die Geräuschunterdrückung per GPS ortsabhängig steuern (etwa um beim betreten des Büros automatisch das Noise-Cancelling zu aktivieren) oder das eigene Ohr für Sonys “360 Reality Audio”-Raumklang vermessen. Dazu schießt man ein Foto von jedem Ohr und lässt die Software die Messung übernehmen. Anschließend stehen unterschiedliche Anbieter von Raumklang-Musik (360 by Deezer, nugs.net, Tidal etc.) zur Auswahl, die mithilfe der Technik ein Rundum-Musik-Gefühl erzeugen. Statt nur von links und rechts lassen sich so Klang-Umgebungen simulieren, die auch Töne von vorne, hinten oder jeder beliebigen Himmelsrichtung spielen.

Zwar ist der 360-Audio-Klang beeindruckend, die Musikauswahl ist aber ernüchternd klein und die Dienste verlangen teilweise kostenpflichtige Abonnements. Wirklich notwendig ist die Funktion also nicht, zumal der WF-1000XM4 auch ohne Rundum-Audio hervorragend klingt. Der In-Ear-Kopfhörer spielt Musik erstaunlich ausgewogen und dynamisch. Nahezu jedes Instrument lässt sich im Musikstück einzeln ausmachen, besonders die Beats sind sehr klar und druckvoll. Genau so wie der Bass, der ordentlich tönt, nicht aber zu sehr wummert. Das gesamte Klangbild ist harmonisch und sauber, kann aber natürlich nicht mit Over-Ear-Kopfhörern mithalten.

Dicke Knubbel, dicker Akku

Wo der WF-1000XM4 Over-Ear-Modellen aber nicht davonzulaufen braucht, ist die Akkulaufzeit. Sony gibt rund 8 Stunden mit aktiver Geräuschunterdrückung an, in der Realität sind aber auch 10 Stunden ohne weiteres machbar. Ohne Noise-Cancelling dürften die Stöpsel noch länger durchhalten. Mit der Ladeschale sind noch einmal zwei weitere volle Ladungen drin, insgesamt also rund 30 Stunden Musikgenuss.

Ein bisschen dürfte die Akkulaufzeit auf Kosten des Tragekomforts gehen, denn die Ohrstöpsel ragen etwas aus dem Ohr heraus und sind nach ein paar stunden spürbar schwer. Ganz im Gegensatz zur Ladeschale, die im vergleich zum Vorgänger rund 40 Prozent ihres Volumens abgespeckt hat und trotzdem drahtlos per Induktion aufgeladen werden kann.

FAZIT

Sonys WF-1000XM4 ist ein richtig guter In-Ear-Kopfhörer. Klanglich kann er sich ohne weiteres mit den Apple AirPods Pro oder den LG Tone Free FN7 messen, besitzt aber einiges mehr an smarten Funktionen und einen deutlich leistungsstärkeren Akku. Man hat hier an den richtigen Stellen nachgebessert. Leider zählt der WF-1000XM4 zu den unbequemeren Vertretern seiner Sorte und drückt nach einiger Zeit im Ohr.

  • PRO
    • Hervorragender, gut ausdifferenzierter Klang, lange Akkulaufzeit und umfangreiche App-Anbindung.
  • KONTRA
    • Etwas schwer und groß, drückt nach einiger Zeit im Ohr.

IMTEST Ergebnis:

gut 1,8

Max Sellmer

Als bekennender “Digital Native” schreibt Max Sellmer seit mehreren Jahren über Unterhaltungselektronik und Online-Trends. Der studierte Medien- und Kommunikationssoziologe arbeitete bereits als Redakteur für die Computer Bild und realisierte in Agenturen Werbekampagnen mit bekannten deutschen Influencern. Begeistert verfolgt er die Entwicklung sozialer Medien und die immer tiefere Vernetzung alltäglicher Lebensbereiche. Für IMTEST betreut er die News-Rubrik, produziert und moderiert Videoinhalte und testet natürlich von Toaster bis Cyber-Brille unterschiedlichste Produkte.