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Samsung Galaxy Watch 6 Classic im Test

Der Test zeigt, was die neue Galaxy Watch 6 Classic zu bieten hat.

Galaxy Watch 6 classic
© Samsung

Auf den ersten Blick sind die Fortschritte bei der neuen Galaxy Watch 6 überschaubar. Beim genaueren Hinsehen fallen allerdings doch Unterschiede ins Auge. So hat Samsung beim Classic-Modell die von der Watch 4 drehbare Lünette zurückgebracht. Außerdem ist hervorzuheben, dass die Lünette bei der Galaxy Watch 6 weiter nach innen gerückt ist, was bei gleichem Gehäuse ein etwas größeres Display ermöglicht. Was sich sonst noch alles bei Samsungs neuem Smartwatch-Flaggschiff getan hat, lesen Sie hier.

Galaxy Watch 6 classic
Das Design der Galaxy Watch 6 Classic fällt gewohnt unspektakulär aus. © Samsung

Galaxy Watch 6: Mehr Leistung unter der Haube

So setzt Samsung bei seinen neuen Smartwatches auf den aktuellen Exynos W930-Chipsatz. Der ist im Vergleich zum W920 aus der Galaxy Watch 5 technisch zwar kein Riesenfortschritt, so werden beide Versionen im 5 nm-Verfahren hergestellt und verfügen über Dual-Core-Cortex-A55-Prozessoren. Aber der neue Chip hat eine höhere Taktfrequenz von 1,4 GHz, was laut Samsung einer Geschwindigkeitssteigerung von 18 Prozent entspricht. Darüber hinaus verfügt die Galaxy Watch 6 mit 2 Gigabyte auch über den größeren Arbeitsspeicher. Im Alltag macht sich diese Verbesserung allerdings (noch) nicht wirklich bemerkbar. Die Anwendungen reagierten auch schon beim Vorgänger sehr flüssig. Darüber hinaus verfügt die Galaxy Watch 6 über 16 Gigabyte Speicherplatz. Eine Hälfte belegen das Betriebssystem samt vorinstallierter Apps, die andere steht für die Installation eigener Apps und Musik bereit.

Eine weitere Neuerung in diesem Jahr sind die Druckknopf-Armbänder. Durch einen neuen Mechanismus lassen sie sich dadurch ein wenig einfacher abnehmen und anbringen als mit den Federstegen der Vorgänger. Gut zu wissen: Wer bereits eine Auswahl an 20-mm-Armbändern mit Federstegen hat, kann diese auch an der neuen Uhr befestigen.

Neuer Verschluss Galaxy Watch 6
Die Druckknopf-Armbänder gestalten den Wechsel derselben ein wenig komfortabler. © IMTEST

Galaxy Watch 6: Größerer Bildschirm

Softwareseitig läuft auf der Galaxy Watch 6 Googles Wear OS 4 mit Samsungs OneUI 5 als Oberfläche. Im Großen und Ganzen fühlt sich die Uhr wie ihr Vorgänger an und sieht auch so aus. WLAN, Bluetooth 5.3, NFC und GPS sind selbstverständlich an Bord, eine Version mit LTE ist verfügbar. Die Nutzung erfolgt dann mit einer eSIM. Geblieben sind bei der „normalen“ Version mit 40 und 44 mm auch die Gehäusegrößen, die Classic-Variante gibt es in 43 und 47 mm. Generell sind die Ränder geschrumpft und die jeweiligen Displays sind jetzt 1,3 und 1,5 Zoll groß und somit 0,1 Zoll größer als bei der Watch 5. Das macht sich im Alltag durchaus positiv bemerkbar. Zudem gibt es einige subtile Designverbesserungen bei den Widgets und sowie neue Zifferblätter. Wie sich die Galaxy Watch 6 sonst schlägt, hat IMTEST anhand der Galaxy Watch 6 classic 47 mm (UVP 449 Euro) getestet.

Design und Verarbeitung: Eher schick statt schockfest

Die ersten Eindrücke könnten unterschiedlicher nicht sein. Zunächst erfreulich: Die Galaxy Watch 6 liefert Samsung in einer umweltfreundlichen Box aus recyceltem Papier, die die Uhr und ein kabelloses Ladegerät mit USB-C-Kabel enthält. Als absolut nervig entpuppt sich aber die erste Einrichtung: Es gilt diverse Apps und Updates zu installieren, sich bei mehreren Konten anzumelden und einer unüberschaubaren Anzahl von Bedingungen zuzustimmen – so kompliziert und zeitaufwendig ist die Einrichtung bei kaum einer anderen Smartwatch.

Samsung Wear-App
Mithilfe der Wear-App lässt sich die Galaxy Watch 6 konfigurieren, das Ziffernblatt anpassen und neue Apps installieren. © IMTEST

Die Galaxy Watch 6 besteht aus den gleichen Materialien wie ihr Vorgänger. Sie verfügt über ein Aluminiumgehäuse und Saphirglas an der Ober- und Unterseite. Das verspricht guten Schutz vor Stößen und Kratzern. Besonders spektakulär fällt das Design der Galaxy Watch 6 allerdings nicht aus, auch nicht bei der wertigeren Classic-Variante. Die Optik bleibt auf jeden Fall Geschmackssache, Funktionalität ist aber zweifellos gegeben.

Galaxy Watch 6: Durchdachte Bedienung

Die Apple Watch lässt grüßen: Zu den Aktivitätsringen gibt es ein herzförmiges Pendant und viele Zifferblätter lassen sich individuell gestalten und frei mit sogenannten Komplikationen (Info-Elementen, etwa zu Puls oder Wetter) bestücken. Auf den ersten Blick verwirrend: Der Knopf rechts oben scheint keine Funktion zu haben. Er dient lediglich dazu, bioelektrische Körperscans durchzuführen und startet bei längerem Drücken den Sprachassistenten (dazu später mehr). Die Navigation erfolgt stattdessen hauptsächlich durch Wischen und Drehen der Lünette, wobei die untere Taste zurück zum Startbildschirm führt. Dabei lassen sich die Tastenfunktionen zu einem gewissen Grad anpassen. Zum Beispiel lässt sich das lange Drücken ändern, etwa um statt des Bixby Assistant aufzuwecken das Ausschaltmenü aufzurufen. Oder durch das doppelte Drücken eine beliebige Anwendung zu öffnen, ein Workout zu starten oder zu den Eingabehilfen zu wechseln. Auch Gesten werden unterstützt. Man kann das Handgelenk senken, um einen Anruf abzulehnen, es heben, um einen Anruf anzunehmen, oder eine ausgewählte App mit einer doppelten Handgelenkbewegung öffnen.



Zu der guten Bedienung trägt dabei auch die bereits erwähnte Technik auf Basis des Exynos W930-Chipsatzes und 2 GB Arbeitsspeicher bei. Diese Kombination bietet auf jeden Fall viel Leistung, so dass die Watch 6 Eingaben ohne Verzögerung umsetzt und Apps absolut flüssig öffnet und darstellt. Zur komfortablen Bedienung trägt auch der helle, gut ablesbare AMOLED-Bildschirm bei. Vor allem die Schärfe beeindruckt. Die kleinen Modelle bietet eine Auflösung von 432 x 432 Bildpunkte und die größeren 480 x 480.

Galaxy Watch 6: Nervige Einrichtung

Noch eine Gemeinsamkeit mit der Apple Watch: Insgesamt sind drei Apps erforderlich. Die Galaxy Wearable-App zum Anpassen und Koppeln, Samsung Health, zum Auswerten der Sport- und Fitnessdaten und ein Galaxy Watch-Plugin, wofür auch immer. Wer kein Samsung-Smartphone hat, muss einige Kompromisse eingehen. So fehlt die Kamera-App auf der Watch 6, sodass sich die Smartwatch nicht als Sucher und Fernauslöser für Fotos nutzen lässt. Auch Health Monitor, eine App für EKG- und Blutdruckmessungen, lässt sich nicht installieren. Folglich stehen diese wichtigen Gesundheitsfunktionen nicht zur Verfügung. Ansonsten funktioniert die Watch 6 auf Android-Telefonen identisch, iPhones bleiben generell außen vor.

Galaxy Watch 6: Google/Samsung-Mix

Generell basiert die Watch 6 auf Google WearOS. Das bedeutet auf der einen Seite, dass die Smartwatch standardmäßig einige praktische Google-Dienste an Bord hat, wie zum Beispiel den Play Store und Maps. Auf der anderen Seite versucht Samsung aber auch an vielen Stellen seine eigenen Dienste in den Vordergrund zu stellen. So kommt als Sprachassistent standardmäßig Bixby und nicht der Google Assistant zum Einsatz und für das mobile Bezahlen wird Samsung Pay und nicht Google Pay. Auch wenn sich dies teilweise ändern lässt, gleicht die App-Auswahl dadurch eher einem Gemischtwarenladen als einem runden Erlebnis.

Google Assistant auf der Galaxy Watch 6
Wer will, kann statt Samsungs Bixby den Google Assistant nutzen. © IMTEST

Wie geschrieben bietet die Watch6 einen direkten Zugang zum Play Store von Google mit einer beachtlichen Auswahl an Apps. Diese reicht zwar nicht an den Apple Store heran, aber das App-Angebot ist dennoch beachtlich. Auch das Telefonieren funktioniert gut. Anrufe lassen sich direkt über die Smartwatch aufbauen, Lautsprecher und Mikrofon klingen klar und deutlich. Mit der LTE-Version funktioniert das sogar unabhängig vom Smartphone. Auch Nachrichten können über die Smartwatch beantwortet werden, was wahlweise über vorgefertigte Antworten, eine Bildschirmtastatur oder per Diktat funktioniert. Bereits verfügbar ist die Wear-OS-Version von WhatsApp, mit der der Messenger auch ohne Smartphone genutzt werden kann. Auch Peloton und MyFitnessPal bieten Updates für ihre Apps an.

Gesundheit & Fitness: Watch6 gut aufgestellt

Neue Sensoren sind nicht an Bord. Allerdings hat Samsung laut eigenen Angaben die Gesundheitsüberwachung durch Softwareverbesserungen am Infrarot-Hauttemperatursensor verbessert. So nutzt die Smartwatch den Sensor weiterhin, um die monatliche Periode, den Eisprung und die fruchtbaren Tage der Frau zu messen, aber auch für eine detailliertere Schlafüberwachung.

Samsung Health App
In der Health-App finden Galaxy Watch 6-Nutzer ausführliche Infos zur Schlafqualität und vergleichsweise wenig zu aufgezeichneten Aktivitäten. © IMTEST

So zeigt Ihnen die Galaxy Watch 6 eine Aufschlüsselung Ihrer Schlafzyklen – Wachzustand, REM-Schlaf, Leicht- und Tiefschlaf -, gibt Ihnen eine Gesamtbewertung Ihres Schlafs und hilfreiche Ratschläge, wie Sie bestimmte Bereiche verbessern können. So sollte man zum Beispiel kurz vor dem Schlafengehen nicht mehr auf sein Smartphone schauen. Die Lösung von Samsung besteht darin, den Bildschirm des Telefons schwarz-weiß zu machen, sobald man den Schlafmodus der Uhr aktiviert. Die Watch 6 misst auf Wunsch auch regelmäßig den Sauerstoffgehalt im Blut und überwacht in Kombination mit einem Smartphone Schnarch-Geräusche. Die Schlafüberwachung ist nützlich, wenn Sie bestimmte Muster erkannt haben und beginnen, kleine Änderungen vorzunehmen, um schlechte Gewohnheiten zu korrigieren. Dazu müssen Sie die Smartwatch allerdings jede Nacht tragen.

Galaxy Watch 6: Eingebauter Körperscan

Die Watch 6 verfügt wie ihre Vorgänger über einen so genannten Bioactive Sensor, der verschiedene Sensoren zur Messung von Körperwerten wie Blutdruck, EKG und Sauerstoffsättigung vereint. Darüber hinaus ermöglicht ein spezieller Test die Analyse der Körperzusammensetzung mit Werten zu Knochenmasse, Grundumsatz, BMI sowie Körperwasser- und Körperfettanteil. Eine Skala zeigt an, ob die Werte des Trägers in Relation zu Geschlecht, Größe und Gewicht im grünen Bereich liegen. Die Messungen sind sicher nicht (wie bei Körperfettwaagen) exakt und medizinisch valide.  Aber es kann nützlich und spannend sein, zu verfolgen, wie sich die Werte im Laufe der Zeit verbessern, wenn man mehr Sport treibt oder auf eine gesündere Ernährung achtet.

Körperscan Galaxy Watch 6
© IMTEST

Ebenfalls nützlich kann die Sturzerkennung der Galaxy Watch 6 sein. Wenn die Sensoren der Uhr einen Sturz erkennen, haben Sie die Möglichkeit, eine Notrufnummer oder einen voreingestellten Kontakt anzurufen. Auch ein Notfallpass mit wichtigen Medikamenten, Allergien, Blutgruppe und Vorerkrankungen kann im Smartphone gespeichert werden. Damit soll im Notfall schnellere Hilfe möglich sein, denn die Informationen landen direkt auf dem Display der Smartwatch. Aber auch den Sturzsensor hatte der Vorgänger bereits an Bord.

Sport: Es reicht nicht für das Siegertreppchen

Neu ist dagegen, dass sich die Herzfrequenzbereiche nun individuell an die Leistungsfähigkeit anpassen lassen. Dies soll zu besseren Trainingsergebnissen führen, da das persönliche Verhalten besser berücksichtigt wird. Dazu kann nach einem Workout in der Health-App unter “Herzfrequenzzonen” in der Auswertung festgelegt werden, ob die App die Herzfrequenzzonen automatisch anpassen soll oder ob individuell ein Maximalwert festgelegt werden soll. Trotzdem macht die Galaxy Watch 6 im Bereich Sport und Fitness nur eine durchwachsene Figur.



So arbeitet das GPS nicht ganz so genau wie bei anderen Smartwatches mit Multiband-GPS. Vor allem aber waren die Pulsmessungen nicht immer exakt. Schließlich fehlen Analysen zur Trainingsintensität und zur Belastungssteuerung. Immerhin liefert die Galaxy Watch 6 erweiterte Laufmetriken wie vertikale Oszillation (ob man beim Laufen mehr auf- und abspringt als vorwärtsläuft) und Oberkörperstabilität. Ferner hält die Samsung Smartwatch gemäß IP68-Zertifizierung einer Wassertiefe von mehr als einem Meter über 30 Minuten und maximal 50 Meter Wassertiefe (5 ATM) stand. Nichts für Surfer und Taucher, zum Schwimmen reicht es aber. Kurz gesagt, es gibt bessere Smartwatches für Fitness und Sport.

Akkulaufzeit: Weiter schwach

Die Samsung Galaxy Watch 6 47 mm verfügt über einen Akku mit 425 mAh – im Vergleich zum Vorjahresmodell mit 590 mAh – auf dem Papier also ein Rückschritt. Trotzdem bleibt es bei der Angabe von 30 beziehungsweise 40 Stunden (mit aktiviertem Always-on-Display). Und tatsächlich: Die Galaxy Watch 6 zeigt die gleiche Akkulaufzeit wie das Vorjahresmodell. In der Praxis dauert es je nach Nutzung rund ein bis zwei Tage, bis die Uhr wieder nach dem Netzteil ruft. Das bedeutet, dass die Smartwatch mit eingeschaltetem Bildschirm einen ganzen Tag lang intensiv genutzt werden kann, dann eine Nacht lang den Schlaf überwacht und dann langsam, aber sicher wieder aufgeladen werden muss. Beim Sport mit aktiviertem GPS ist nach rund 7 Stunden Feierabend. Ergo: Im Vergleich zu vielen Sport-Smartwatches ist die Akkulaufzeit schlecht. Zum Vergleich: Eine Garmin Fenix 7 hält bis zu 20 Tage und beim Sport bis zu 29 Stunden durch.

Fazit

Samsung hat die Galaxy Watch 6 im Vergleich zum Vorgängermodell nur moderat verbessert. So sorgen ein modernerer Prozessor und mehr Arbeitsspeicher für mehr Zukunftssicherheit. Zudem ist der Bildschirm gewachsen. Hinzu kommen neue Gesundheits- und Fitnessfunktionen wie erweiterte Schlaferkennung und Herzfrequenzzonen. Die bekannten Stärken sind ferner geblieben: Das Display ist top, die Smart-Qualitäten spitze und der Biosensor bleibt ein Alleinstellungsmerkmal. Alte Schwächen haben die Südkoreaner allerdings nicht ausgemerzt: Dazu zählen die schwache Akkulaufzeit sowie unzuverlässige Puls- und GPS-Messungen. Kurzum: Für Sportler ist die Watch 6 nicht die erste Wahl. Wer aber in erster Linie eine hervorragende Smartwatch für sein Galaxy- oder mit Abstrichen Android-Smartphone sucht, kann getrost zugreifen.

  • PRO
    • Funktional beste Android-Smartwatch
  • KONTRA
    • Schwache Akkulauzeit, durchwachsende Sport-Funktionen

IMTEST Ergebnis:

gut 2,1

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.