Leistung: Zwei Chips für die S-Klasse
Jetzt ist klar: Leaker haben es bereits Monate vorher richtig antizipiert. Samsung kehrt für seine S-Klasse teilweise zurück zu seinen eigenen Prozessoren. Konkret steckt sowohl in dem Galaxy S24 als auch in dem S24+ der hauseigene Chip Exynos 2400. Das Samsung Galaxy S24 Ultra hat hingegen den Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3 for Galaxy erhalten, eine eigens entwickelte Abwandlung des gewöhnlichen Chips. So oder so: Alle Modelle sollen den Galaxy-S23-Pendants aus Leistungsperpektive überlegen sein. Hier kam noch der Snapdragon 8 Gen 2 for Galaxy zum Einsatz. Im Leistungsmessprogramm Geekbench 6 erreichte das Galaxy S24 5.944, das S24+ 6.732 und das S24 Ultra 7.037 Punkte. Allesamt sehr gute Werte, die eine sehr hohe Leistung versprechen. Für Platz eins reicht es in dieser Hinsicht jedoch nicht, denn Apples iPhone 15 Pro und iPhone 15 Pro Max lagen im Test noch einen Tick höher. Die Grafikleistung ist ebenfalls sehr gut. Im 3D Mark Wildlife Extreme erreichten das S24 und das S24+ knapp über 4.000 Punkte, das S24 Ultra sogar 4.821 Punkte. Selbst grafisch aufwendige Games sollten für die Handys kein Problem sein und butterweich laufen. Und auch die zahlreichen KI-Funktionen – etwa die generative Bilderstellung – sind leistungshungrig, besonders wenn das Gerät sie alleine ausführt. Dem jeweils eingebauten Chip stehen 8 GB (Galaxy S24), oder 12 GB (Galaxy S24+ und Ultra) zur Seite. So lassen sich auch mehrere Anwendungen problemlos und schnell ausführen. Das konnte IMTEST bereits im Rahmen eines Events bestätigen. Auch komplexere Bild- und Videobearbeitungen sind möglich. Dateien, Apps und Programme landen beim S24 entweder auf 128 oder 256 GB Speicher. Beim Plus-Modell gibt es noch eine 512 GB Variante, das Ultra bietet exklusiv in Samsungs Online-Store sogar 1 Terabyte. Spannend ist auch, dass nur das Flaggschiff dem modernen Standard Wifi 7 unterstützt. Damit gibt es beispielsweise höhere Datenübertragungen.
Galaxy AI im ersten Test
Dass Samsung mit den Galaxy-S24-Smartphones erst die Bühne der künstlichen Intelligenz betritt, ist nicht ganz richtig. Denn längst bieten eine ganze Reihe von Samsung-Produkten KI-Funktionen, etwa Fernseher zur Verbesserung des Bildes oder Staubsaugerroboter für eine effizientere Reinigungsleistung. Doch bei seinen Smartphones macht Samsung nun ernst und möchte den Begriff AI-Phone fest in der Branche etablieren. Gelingen soll das durch die Galaxy AI, Samsungs hauseigene künstliche Intelligenz. Ein Alleingang ist es aber nicht: Einige Funktionen sind in Zusammenarbeit mit Google entstanden. IMTEST konnte sich bereits einige KI-Funktionen der S24-Modelle anschauen, ein Überblick und eine Ersteinschätzung:
- Reflexionen aus Bildern entfernen: Wer schon mal den dämmernden Abendhimmel aus einem Flugzeugfenster fotografiert hat, ärgert sich meist über Reflexionen. Hier kann die Galaxy AI helfen. Mit wenigen Fingertipps und nach einer kurzen Ladezeit entfernt die KI effektiv ungewollte Spiegelungen und kaschiert diese mit Versatzstücken der umliegenden Szenerie. So gelingen noch schönere Nachtaufnahmen, ganz ohne spiegelnde Lichter oder Personen.
- Objekte auf Bildern einfügen, entfernen und mehr: Bildbearbeitung nimmt sich die Galaxy AI auch an. Mittels generativer KI können Nutzerinnen und Nutzer Bilder in einem großen Maße nachträglich verändern. So lassen sich Personen und Objekte austauschen, verschieben oder gänzlich aus dem Bild entfernen. Auch ein Perspektivwechsel ist möglich, um schiefe Bilder geradezurücken. Ebenso lässt sich beispielsweise die Lichtstimmung verändern oder unterschiedliche Stile festlegen. Das Entfernen und Hinzufügen von Objekten klappte im Test gut. Natürlich ist auch hier mal etwas schiefgegangen, so wurde beispielsweise das Objekt in einer falschen Größe hinzugefügt.
- Einkreisen und suchen: Auch die Suche nach Dingen will Samsung mit seinen Galaxy AI gravierend verändern. Circle to Search lautet hier das Zauberwort. Mit der Google-basierten Funktion kann man allerlei Objekte auf Bildern einkreisen, um mehr darüber zu erfahren – beispielsweise Hotels, Restaurants, Gegenstände im Museum, Kleidung oder kleine Accessoires. Das klappt entweder mit dem Finger oder dem S-Pen. Während bei geschichtsträchtigen Skulpturen meist der historische Hintergrund angezeigt wird, landet man bei Kleidung hingegen bei Online-Shops. So gelangt man schnell zum Ziel und kann dabei noch die Preise vergleichen. Im Test auf einem hohen Gebäude in München klappte dies sehr gut. Sehenswürdigkeiten wie die Frauenkirche oder der Olympiaturm wurden schnell erkannt und selbst kleine Accessoires wie eine Brille waren schnell gefunden. Eine klare Aufnahme des jeweiligen Objekts ist jedoch von Vorteil, um ein möglichst präzises Ergebnis zu erhalten.
Noch mehr KI-Funktionen
- Live-Übersetzung am Telefon und vor Ort: Die wohl spannendste KI-Funktion ist die Live-Übersetzung. Damit will Samsung für mehr Barrierefreiheit sorgen und Menschen mit unterschiedlichen Sprachfähigkeiten verbinden. Wenn jemand mit einem S24 anruft, egal ob auf Festnetz oder auf einem Smartphone eines anderen Herstellers, kann das Feature aktiviert werden. Fast in Echtzeit wird das Gesprochene übersetzt und von einer Computerstimme übersetzt. Eine minimale Pause beim Sprechen ist jedoch nötig, damit die KI Sinnzusammenhänge richtig versteht. Im Test klappte das unter idealen Bedingungen schon ganz ordentlich. Einfache Dialoge – wenn beispielsweise jemand nach dem Tag fragt – hat die KI gut übersetzt. Kommen jedoch Nebensätze oder spontane Einschübe dazu, wird es schon schwieriger. So oder so: Die erste Version der Live-Übersetzung bietet eine gute Basis, auf die die Samsung-Entwickler aufbauen können. Übrigens: Das Sprachmodell wurde auch mit üblichen Sprachmustern verschiederner Zielgruppen gefüttert. So erkennt die KI auch Jugendwörter, unter anderem “billo” für billig.
- Dolmetchen vor Ort: Wenn man akut bei einer Situation einen Dolmetcher braucht, sind die S24-Modelle auch zur Stelle. Im Android-Schnellauswahlmenü findet sich nun die Dolmetcher-Funktion, die auch ohne Wi-Fi-Verbindung und Mobilfunk funktioniert. Praktisch ist die Benutzeroberfläche, die das Gesprochene auf dem Display gegenüberstellt. Die klarsten Übersetzungen erzielte IMTEST in einer ruhigen Umgebung. Kamen Geräusche von außerhalb dazwischen, wurde Übersetzung gerne mal verfälscht. Aber auch hier gilt: Samsung hat eine gute Basis für weitere Verbesserungen geschaffen.
- Bilder nachträglich colorieren: Ein kleiner Geheimtipp ist die Möglichkeit, mittels KI aus einem Schwarz-Weiß-Bild ein Farbfoto zu machen. Dafür kann man den Bearbeitungsvorschlag nutzen, wenn man sich ein farbloses Foto anschaut. Die KI interpretiert das Bild und ermittelt die Farben, die das Bild gehabt haben könnte. So werden beispielsweise Strukturen wie Brücken oder Wasser analysiert.
- Transkribieren und Formatieren: Wer das Gesprochene gerne aufzeichnet, freut sich über die neue Transkriptionsfunktion. Darüber übersetzen die Handys gesprochene Worte in Schrift, erkennen mehrere Gesprächspartner und formatieren das Ganze je nach Wahl übersichtlich. So lassen sich beispielsweise Interviews schnell aufzeichnen.
Wie sehr Menschen von der künstlichen Intelligenz Gebrauch machen, wird sich zeigen. Eine Herausforderung ist es jedenfalls, die Funktionen richtig vorzustellen, sodass sie in Fleisch und Blut übergehen. Zugegebenermaßen sind einige Funktionen noch etwas versteckt. Click to Search aktiviert man beispielsweise, wenn man den Homebutton gedrückt hält.
Wie viele Jahre Samsung seine Geräte nun mit wichtigen Updates versorgt und was sich bei den Displays getan hat, lesen Sie auf der nächsten Seite.