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Samsung Galaxy Ring im Test: Besser als der Smart Ring von Oura

Lange wurde er erwartet, jetzt kann der Samsung Galaxy Ring vorbestellt werden. IMTEST hat den Smart Ring bereits getestet.

© IMTEST / Sandra Fischer

Nach Smartwatches und Fitnesstrackern sind Smart Rings seit einiger Zeit der neueste Trend im Bereich der schlauen Geräte, welche die Gesundheit und Fitness der Träger im Auge behalten. Bislang sind die Ringe von Oura das Maß aller Dinge, doch nun traut sich mit Samsung erstmals ein großer Konzern auf den Markt. Gekoppelt werden muss der Galaxy Ring mit einem kompatiblen Android-Smartphone, iOS-Nutzer bleiben hier also außen vor. Seit dem 10. Juli kann das Modell in ausgewählten Märkten vorbestellt werden. IMTEST hat den Ring bereits getestet.



Produktdetails

  • Preis: 449 Euro
  • Gewicht: 2,3 bis 3 Gramm
  • Ring-Größen: US-Größen 5 bis 13
  • Farben: Titanium Black, Titanium Silver, Titanium Gold
  • Garantie: 2 Jahre

Smart Rings: Das sind die Testkriterien

Im Praxistest bei IMTEST werden der Tragekomfort und die Verarbeitung von Smart Rings gründlich unter die Lupe genommen. Entscheidend für die Bewertung ist daneben, welche Aktivitäts- und Gesundheitsdaten die Ringe aufzeichnen können und wie akkurat sie dabei sind. Auch die Akkulaufzeit wird bewertet: Wie lange hält ein Ring durch, der den ganzen Tag Daten sammelt?

Anders als Smartwatches oder Fitnesstracker können Smart Rings ihre ermittelten Werte nicht selbst anzeigen. Um die Daten und deren Auswertung einzusehen, benötigt man stets die zugehörige App auf dem Smartphone. Daher testet IMTEST auch die App: Wie leicht ist diese zu bedienen? Inwieweit wertet sie die gemessenen Daten aus? Wird im Ernstfall ein Notruf abgesetzt? Zu guter Letzt analysiert IMTEST, ob für das Funktionieren der App eine kostenpflichtige Mitgliedschaft nötig ist und ob der Hersteller ein Größenprobier-Set anbietet.

IMTEST hat den brandneuen Ring auf den Prüfstand gestellt. © IMTEST / Sandra Fischer

Galaxy: So trägt sich der Ring

Mit einem Gewicht von nur 2,3 bis 3,0 Gramm – je nach gewählter Ring-Größe – gehört das Modell zu den leichtesten Smart Rings auf dem Markt. Weniger wiegt nur der Blaupunkt-Ring. Mit einer Breite von 7 Millimetern und einer Dicke von 2,6 Millimetern ist das Gerät zudem vergleichsweise schlank. Darüber hinaus ist er sehr hochwertig verarbeitet und enthält keine scharfen Kanten, sodass man ihn am Finger kaum spürt. Das ist wichtig, denn um die Gesundheits- und Fitness-Daten möglichst akkurat zu erfassen, sollten Smart Rings am Zeigefinger getragen werden, was für viele Menschen erst einmal gewöhnungsbedürftig ist.

Außerdem sollte man die Ringe auch nachts tragen, damit die Geräte den Schlaf tracken und dauerhaft Werte aufzeichnen können. Wichtig ist darüber hinaus, dass die Sensoren der Ringe auf der Handinnenfläche des Fingers anliegen, wo die Haut am dünnsten ist. Damit man stets weiß, ob der Ring richtig sitzt, hat der Galaxy Ring außen eine kleine sichtbare und fühlbare Markierung, die an der Handinnenfläche sitzen muss. So kann man den richtigen Sitz schnell wieder herstellen. Bei anderen Ringen gibt es eine solche Hilfestellung häufig nicht.

Auf der Innenseite besitzt das Modell eine sicht- und fühlbare Markierung, damit man stets weiß, ob der Ring richtig sitzt. © IMTEST / Sandra Fischer

Ebenfalls positiv: Um sich bei der Bestellung sicher zu sein, welche Größe man benötigt, bietet Samsung beim Kauf auf seiner Webseite ein kostenloses Größenprobier-Set an. Dieses bekommt man allerdings nur zugeschickt, nachdem man den Ring (ohne Größe) bereits gekauft und bezahlt hat. Die Größen auf der Webseite sind in den US-Standard-Größen von fünf bis 13 angegeben, fallen aber durch die innenliegenden Sensoren leicht anders aus, sodass es sinnvoll ist, das Größenprobier-Set anzufordern.

Gesundheitswerte im Blick

Eine wichtige Funktion von Smart Rings ist das Aufzeichnen von Gesundheitswerten der Träger. Mit einem Blick auf die zugehörige App kann man dann einsehen, wie sich beispielsweise die Herzfrequenz im Laufe des Tages verändert hat. Der Galaxy Ring bietet den Nutzern hier viele messbare Werte. So ermittelt er die Herzfrequenz, die Herzfrequenzvariabilität, die Blutsauerstoffsättigung, die Körpertemperatur und das Stresslevel.

Im Labor hat der Ring darüber hinaus bewiesen, dass er genau zu messen versteht: So gibt es beim Puls nur einen Schlag Abweichung im Vergleich zum selbst-gemessenen Wert im IMTEST-Labor. Außerdem kann das Modell den Schlaf sowie die Atmung tracken und den Zyklus überwachen. Im Gegensatz zu einigen Smartwatches und Fitnesstrackern kann der Galaxy Ring nicht den Blutdruck messen oder einen EKG durchführen. Beide Funktionen bietet allerdings auch der Ring von Oura nicht.

Auf der Innenseite des Rings sitzen mehrere Sensoren, die etwa die Herzfrequenz oder die Blutsauerstoffsättigung messen. © IMTEST / Sandra Fischer

Diese Werte werden beim Sport erfasst

Die Sportarten Gehen und Laufen zeichnet der Galaxy Ring automatisch auf, ohne dass dafür vorab in der zugehörigen Samsung Health App etwas eingestellt werden muss. Das klappt im Praxis-Einsatz auch sehr gut. Zudem kann man für die Sportarten Gehen, Laufen, Fahrrad, Lauf-Coach, Wandern, Bahnenlauf, Pool-Schwimmen, Schwimmen im Freien, Laufband, Indoor-Fahrrad, Ellipsentrainer, Zirkeltraining, Kraftgeräte oder Anderes Workout in der App einen Sport-Modus starten. Das sind mehr als bei den meisten getesteten Ringen und kommt den Standards von Fitnesstrackern und Smartwatches schon näher. 

Beim Sport werden in der App neben der Dauer und der Distanz auch die Herzfrequenz, Geschwindigkeit, Höhe, Minuten pro Kilometer und verbrannten Kalorien angezeigt. Wird der Trainings-Modus beendet, lassen sich unter anderem die durchschnittliche und maximale Herzfrequenz sowie die durchschnittliche und maximale Geschwindigkeit einsehen. Zudem kann man sich bei Outdoor-Aktivitäten die absolvierte Route mithilfe des GPS-Signals des Android-Smartphones anzeigen lassen. Abgesehen von den Trainings-Modi werden bei Samsung über den Tag hinweg auch weitere Aktivitätsdaten festgehalten. So trackt der Ring etwa fortlaufend die Bewegungsintensität, die absolvierten Schritte und Phasen der Inaktivität. Insgesamt hält der Galaxy Ring in diesem Testpunkt mehr Daten fest als alle Konkurrenten, inklusive der beiden Sportskanonen von Ultrahuman und Rogbid.



Samsung Health: Das kann die App

Damit die ermittelten Werte bestmöglich genutzt werden können, bereitet die Samsung Health App die Daten in verschiedenen Interpretationen auf. So gibt die App einen Energiewert (quasi die Tagesform) aus, der sich mithilfe der Analyse des Schlafes, der Aktivitäten und der Herzfrequenz berechnet. Außerdem wird ein Schlafscore angezeigt. Auf der Startseite der App (Home) sind die wichtigen Werte untereinander aufgelistet. Mit einem Klick kann man hier jeweils mehr erfahren und die einzelnen Werte wie die Herzfrequenz oder das Stresslevel auch direkt messen lassen.

Daneben gibt es einen Reiter für “Community”, in dem man sich mit anderen Nutzern vernetzen kann, einen für “Profil”, in dem man Einstellungen vornehmen kann, und einen für “Fitness”, in dem sich Trainingsmaterial befindet. Hier finden sich unter anderem Geschichten und Musik zum Einschlafen, Meditationsanleitungen und Trainingsvideos. Auch ganze Trainingsprogramme, die über Wochen laufen, kann man hier auswählen.

In der “Home”-Ansicht der App sieht man alle wichtigen Werte untereinander. Ein Klick auf den Schlaf offenbart weitere Statistiken. © Samsung

Zur Motivation der Nutzer gibt es bei Samsung Auszeichnungen und Rekorde, einstellbare Ziele, Push-Benachrichtigungen (etwa bei Inaktivität), hüpfende, bunte Smiley-Wölkchen (etwa für den Energiewert) und die angesprochene Vernetzung mit anderen Nutzern. Insgesamt ist die Health App sehr übersichtlich aufgebaut und leicht zu bedienen. Alle Inhalte stehen auf Deutsch zur Verfügung und sind verständlich formuliert. Kleiner Kritikpunkt: Klickt man in der Health App auf das Ring-Symbol, öffnet sich die Galaxy Wearable App, in der es ebenfalls Symbole für den Energiewert, Schlaf und Puls gibt. Drückt man da jedoch drauf, kommt man wieder in die Health App.

Nach dem Training kann man in der App eine detaillierte Auswertung ansehen. Außerdem gibt es Videos und Audio-Dateien. © Samsung

Einzig der Akku-Stand des Rings kann ausschließlich in der Wearable App eingesehen werden. Im Praxistest bei IMTEST hat der Akku des Galaxy Rings dabei sechs Tage durchgehalten, was ein gutes Ergebnis ist. Andere Ringe wie der von Amazfit halten hier nur vier Tage. Innovativ ist auch das Ladecase, das zum Lieferumfang gehört. Dieses verfügt über einen eigenen Akku, dessen Ladestand – ebenso wie der Ladestand des Rings – das Etui anzeigt. Somit ist das Aufladen des Geräts auch mobil, ohne Stromanschluss, möglich. Schade ist jedoch, dass sich die App im Fall eines Sturzes des Ring-Nutzers nicht mit der SOS-Funktion des Telefons verbinden kann, um einen Notruf abzusetzen.

Das Ladecase des Galaxy Rings von Samsung hat einen eigenen Akku. © IMTEST / Sandra Fischer

Samsung Galaxy Ring: Diese Sonderfunktionen gibt es

Bei einigen Smart Rings wie dem von Rogbid gibt es eine Touch-Funktion, mit welcher der Ring im markierten Bereich zwischen Daumen und Zeigefinger auf Antippen reagiert. Damit kann man dann Funktionen auslösen wir das Steuern von Musik-Apps oder das Fernauslösen von Fotos. Samsung versucht mit seinem Ring einen etwas anderen Weg zu gehen. So wirbt der Konzern damit, dass man das verbundene Galaxy Smartphone per Geste steuern kann. Dazu soll man Zeigefinger und Daumen zweimal aneinander tippen, womit man ein Foto machen oder den Alarm ausschalten kann. Im Praxistest bei IMTEST hat das bislang jedoch nicht funktioniert. Denkbar ist, dass es hierfür vor der offiziellen Markteinführung am 24.07. noch ein Update geben wird.

So teuer ist der Ring wirklich

Nach der offiziellen Vorstellung des Rings drehen sich die Diskussionen aktuell insbesondere um den Preis. Mit 449 Euro (für alle Farben und Größen) ist der Galaxy Ring teurer als alle Konkurrenten. Allerdings ist es an dieser Stelle wichtig zu erwähnen, dass die Nutzung der Health App komplett kostenlos ist und somit nach dem Kauf des Rings keine weiteren Kosten entstehen. Bei Oura schlägt die Mitgliedschaft nach dem ersten Monat dagegen mit 5,99 Euro monatlich zu Buche. Der günstigste Ring kostet hier 329 Euro. Nach zwei Jahren Nutzung entstehen somit Kosten von insgesamt 466,77 Euro. Ob dieser Preis für einen Smart Ring angemessen ist, den man nicht wie eine Smartwatch oder einen Fitnesstracker auch ohne Smartphone benutzen kann, bleibt eine andere Frage.

Fazit

Der Galaxy Ring von Samsung misst viele Gesundheitswerte, bietet eine hohe Puls-Messgenauigkeit und erfasst sehr viele Aktivitätsdaten. Diese Daten werden zusammen mit dem Energiewert (Tagesform) und dem Schlafscore übersichtlich und verständlich in der Samsung Health App dargestellt, die kostenlos ist und viele Funktionen zur Motivation sowie Trainingsmaterial bietet. Zudem ist der Ring sehr hochwertig verarbeitet und lässt sich sehr angenehm tragen. Um die richtige Größe zu bestimmen, stellt der Hersteller vorab ein kostenloses Größenprobier-Set zur Verfügung. Auch die Akkulaufzeit ist mit sechs Tagen als gut zu bewerten. Ein kleiner Kritikpunkte ist dagegen die fehlende Notruf-Funktion im Fall eines Sturzes. Zudem bieten andere Marken zur Dateninterpretation auch einen berechneten Aktivitäts- sowie Stressscore.

“Der lang erwartete Samsung Galaxy Ring revolutioniert den Markt der Smart Rings nicht, aber er bündelt clever die Stärken der Konkurrenten. Das macht ihn zum bislang mit Abstand besten Ring.”Sandra Fischer, IMTEST-Expertin

IMTEST Ergebnis:

gut 1,9

Sandra Fischer

Nach dem Bachelor-Studium in „Medienwissenschaften“ hat Sandra Fischer ihren Master in „Mass media e politica“ (dt. „Massenmedien und Politik“) an der Università di Bologna in Italien absolviert. Neben Italienisch und Englisch spricht sie aufgrund mehrerer Langzeitaufenthalte in Alicante auch Spanisch fließend. Für ein Praktikum bei der Dokumentarfilm-Produktionsfirma „Folke Rydén Production“ ist Sandra im Anschluss an ihr Studium nach Schweden gezogen, bevor sie – zurück in Deutschland – in Hamburg als Projektmanagerin bei Statista angefangen hat. Anschließend ist sie zur FUNKE Mediengruppe gewechselt, wo Sandra zunächst ein Volontariat bei der Zeitschrift „Bild der Frau“ absolviert hat. Als Redakteurin bei IMTEST beschäftigt sie sich nun hauptsächlich mit Küchengeräten und Fitnessgadgets.