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Oura Ring 4 im Test: So gut ist der neue Smart Ring des Marktführers

Endlich hat das Warten ein Ende: Der Ring 4 von Oura ist jetzt erhältlich. IMTEST hat den Smart Ring bereits ausführlich getestet.

© IMTEST / Sandra Fischer

Spätestens seit Samsung den Galaxy Ring auf den Markt gebracht hat, sind Smart Rings auch in Deutschland als Wearable angekommen. Die Ringe wollen ähnliche Funktionen wie Smartwatches und Fitnesstracker bieten, dabei aber unauffällig wie ein Schmuckstück am Finger sitzen. Nach dem Gen3, den IMTEST bereits getestet hatte, hat Marktführer Oura nun sein neuestes Premium-Produkt präsentiert: Den Oura Ring 4. IMTEST hat auch diesen Ring genau unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse finden Sie in diesem Artikel.

Alle weiteren Smart Rings der IMTEST-Testreihe gibt es dagegen unter diesem Link.



Produktdetails

  • Preis: ab 399 Euro
  • Gewicht: 3,3 bis 5,2 Gramm
  • Ring-Größen: US-Größen 4 bis 15
  • Farben: Silver, Black, Brushed Silver, Stealth, Gold, Rose Gold
  • Garantie: 1 Jahr

Smart Rings: Das sind die Testkriterien

Im Praxistest bei IMTEST werden der Tragekomfort und die Verarbeitung von Smart Rings gründlich unter die Lupe genommen. Entscheidend für die Bewertung ist daneben, welche Aktivitäts- und Gesundheitsdaten die Ringe aufzeichnen können und wie akkurat sie dabei sind. Auch die Akkulaufzeit wird bewertet: Wie lange hält ein Ring durch, der den ganzen Tag Daten sammelt?

Anders als Smartwatches oder Fitnesstracker können Smart Rings ihre ermittelten Werte nicht selbst anzeigen. Um die Daten und deren Auswertung einzusehen, benötigt man stets die zugehörige App auf dem Smartphone. Daher testet IMTEST auch die App: Wie leicht ist diese zu bedienen? Inwieweit wertet sie die gemessenen Daten aus? Wird im Ernstfall ein Notruf abgesetzt? Zu guter Letzt analysiert IMTEST, ob für das Funktionieren der App eine kostenpflichtige Mitgliedschaft nötig ist und ob der Hersteller ein Größenprobier-Set anbietet.

Der Oura Ring 4 liegt auf einem Kissen.
IMTEST hat den Oura Ring 4 auf Herz und Nieren getestet © IMTEST / Sandra Fischer

Ring 4: So trägt sich der Smart Ring

Der Oura Ring 4 wiegt je nach gewählter Größe zwischen 3,3 und 5,2 Gramm, was verglichen mit anderen aktuellen Smart Rings eher schwer ist. Der RingConn Gen 2 kommt hier nur auf zwei bis drei Gramm. Mit einer Breite von 7,9 Millimetern und einer Dicke von 2,88 Millimetern ist er zudem ein ganzes Stück größer als der Ring von RingConn (6,8 Millimeter breit, zwei Millimeter dick). Das spürt man am Finger, da sich beispielsweise beim Händewaschen deutlich mehr Wasser unter dem Ring sammelt und dieses schwerer von selbst trocknet. Es empfiehlt sich daher, den Ring beim Waschen oder zumindest beim Abtrocknen abzunehmen, um die sensible Haut an der Handinnenfläche zu schützen.

Abgesehen davon ist der Ring aber sehr hochwertig verarbeitet. Er besitzt zwar eine fühlbare Rille zwischen der inneren und äußeren Schicht, die es etwa beim Samsung Galaxy Ring nicht gibt. Doch der Oura Ring 4 enthält ebenfalls keine scharfen Kanten, an denen man sich schneiden könnte.

Finger halten den Oura Ring 4
Zwischen der inneren und der äußeren Schicht gibt es bei diesem Ring eine kleine Rille © IMTEST / Sandra Fischer

Das ist wichtig, denn um Gesundheits- und Fitness-Daten möglichst akkurat zu erfassen, sollten Smart Rings am Zeigefinger getragen werden, was für viele Menschen zunächst ungewöhnlich ist. Außerdem sollte man die Ringe auch in der Nacht tragen, damit die Geräte den Schlaf tracken und dauerhaft Werte aufzeichnen können. Wichtig ist desweiteren, dass die Sensoren der Ringe auf der Handinnenfläche des Fingers anliegen. Hier ist die Haut am dünnsten.

Damit man stets weiß, ob der Ring richtig sitzt, hat der Ring 4 außen eine kleine sichtbare und fühlbare Einkerbung, die an der Handinnenfläche sitzen muss. So kann man den richtigen Sitz schnell wieder herstellen. Bei anderen Ringen gibt es eine solche Hilfestellung häufig nicht.

Eine Handinnenfläche mit dem Oura Ring 4 am Zeigefinger.
Eine fühlbare Rille zeigt an, wie der Ring 4 richtig sitzt © IMTEST / Sandra Fischer

Ebenfalls positiv: Um bei der Bestellung genau zu wissen, welche Größe man benötigt, bietet Oura beim Kauf vorab ein kostenloses Größenprobier-Set an. Die Größen auf der Webseite sind dabei in den US-Standard-Größen von vier bis 15 angegeben. Im Gegensatz zum Gen3 verzichtet Oura bei diesem Modell auf innenliegenden Erhöhungen für die Sensoren. Bei dem aktuellen Ring ist alles flach verbaut. Dennoch kann die Größe gegenüber klassischen Ringen abweichen, sodass es sinnvoll ist, das Größenprobier-Set anzufordern.

Gesundheitswerte im Blick

Ein wichtiger Grund für den Kauf eines Smart Rings sind die Gesundheitswerte, die dieser aufzeichnen kann. In der zugehörigen App lässt sich dann einsehen, wie sich unter anderem die Herzfrequenz im Laufe des Tages verändert hat. Der Ring 4 bietet den Nutzern in diesem Testpunkt viele trackbare Werte. So ermittelt er die Herzfrequenz, die Herzfrequenzvariabilität, die Blutsauerstoffsättigung, die Körpertemperatur und das Stresslevel. Zudem beweist der Ring im IMTEST-Labor, dass er sehr genau misst: Beim Puls gibt es keinerlei Abweichung im Vergleich zum selbst-gemessenen Wert.

Der Ring 4 leuchtet im Dunkeln rot
Rote LEDs messen während des Schlafens die Sauerstoffsättigung im Blut © IMTEST / Sandra Fischer

Durch die Messung der Blutsauerstoffsättigung kann der Smart Ring etwa feststellen, ob die Träger an nächtlichen Atemstörungen leiden. Außerdem kann dieses Modell den weiblichen Zyklus überwachen und den Schlaf sowie in der Nacht die Atmung tracken. Im Gegensatz zu einigen Smartwatches und Fitnesstrackern kann der Oura Ring 4 jedoch nicht den Blutdruck messen oder einen EKG durchführen. Beide Funktionen bieten allerdings auch die Ringe von Samsung und RingConn nicht.

Oura Ring 4 an einer Hand in einem Bett
Während des Schlafens sammelt der Smart Ring viele Daten © IMTEST / Sandra Fischer

Diese Werte werden beim Sport erfasst

Für die Sportarten Laufen im Freien, Radfahren im Freien, Gehen, Indoor-Laufen und Indoor-Radfahren kann man in der Oura-App (für iOS und Android) einen Sport-Modus starten. Damit kann man sich in der App fortlaufend die Herzfrequenz anzeigen lassen. Verglichen mit Fitnesstrackern und Smartwatches ist das eine sehr kleine Auswahl, hier sind 50 verschiedene Sport-Modi nicht unüblich.

Zudem erkennt der Oura Ring 4 selbstständig Aktivitätsphasen, allerdings nicht deren Art. Hier muss der Nutzer im Anschluss in der App eine von 84 möglichen Sportarten auswählen, damit die Aktivität richtig gespeichert wird. Dann zeigt die App nicht nur Datum, Uhrzeit und Dauer der sportlichen Betätigung, sondern auch etwa den Kalorienverbrauch, die durchschnittliche Herzfrequenz und die Zeit in den einzelnen Herzfrequenzzonen.

Eine Hand mit Oura Ring 4 vor einem Sport-Shirt
Für fünf Sportarten lässt sich das Tracken der Herzfrequenz aktivieren © IMTEST / Sandra Fischer

Abgesehen von den Trainings-Modi werden bei Oura über den Tag hinweg auch weitere Aktivitätsdaten festgehalten. So erfasst der Ring durchgehend die Kalorien, die Schritte, die vergleichbare Gehstrecke und die Inaktivitätszeit. Ingesamt ermittelt der Ring 4 in diesem Testpunkt jedoch weniger Daten als der Galaxy Ring von Samsung.



Oura: Das kann die App

Damit die ermittelten Werte auch gut genutzt werden können, bereitet die Oura-App die Daten in verschiedenen Interpretationen auf. So gibt die App eine umfassende Tagesform, einen Schlafwert, eine Aktivitätsbewertung und einen Stresswert aus. In dem Reiter “Vitalwerte” sind die einzelnen Werte dabei anschaulich aufgelistet. Mit einem Klick auf die einzelnen Bereiche kann man hier jeweils mehr erfahren und die Herzfrequenz auch direkt messen lassen.

Screenshots aus der Oura App
Die App gibt eine Tagesform aus. Außerdem kann man sich im Detail über den Schlaf informieren © Oura

Daneben gibt es einen dynamischen Reiter für “Heute”, in dem auch Aktivitäten hinzugefügt werden können, und einen für “Meine Gesundheit”, in dem langfristige Messparameter wie Resilienz und Herzgesundheit aufgeführt werden. Etwas unübersichtlich wird die komplett deutschsprachige App durch das zusätzliche Menü (drei Striche oben links), in dem man beispielsweise ebenfalls zu den Trends, aber auch zum Nutzerprofil gelangen kann. Als Trainingsmaterial bietet die App Einschlaf-Audios, Atemübungen, Meditations-Audios und Lern-Videos zu gesundheitlichen Themen. Workout-Videos gibt es dagegen nicht.

Zwei Screenshots aus der Oura App
Aktivitäten erfasst der Ring, doch diese muss man manuell spezifizieren © Oura

Ein echter Kritikpunkt ist das Abo-Modell zu dem Oura seine Mitglieder zwingt, um Zugriff auf alle Werte und Dateninterpretationen zu haben. Bei keinem anderen getesteten Smart Ring entstehen nach dem Kauf des Rings weitere Kosten für die Nutzung der App. Bei Oura ist demgegenüber nur der erste Monat kostenlos. Anschließend kostet die Mitgliedschaft 5,99 Euro im Monat oder 69,99 Euro im Jahr. Statt 399 Euro kostet die günstigste Variante des Ring 4 daher in Wirklichkeit mindestens 464,89 Euro im ersten Jahr.

Erstes Fazit

Der Oura Ring 4 misst viele Gesundheitswerte, bietet eine sehr hohe Puls-Messgenauigkeit und erfasst recht viele Aktivitätsdaten. All diese Daten stellt Oura zusammen mit einigem Trainingsmaterial und den vielfältigen Dateninterpretationen wie der Tagesform, dem Schlafwert, der Aktivitätsbewertung und dem Stresswert in der App zur Verfügung. Diese ist jedoch nicht komplett intuitiv zu bedienen und zudem kostenpflichtig. Der Ring selbst ist sehr hochwertig verarbeitet und recht angenehm zu tragen. Allerdings ist er nicht der dünnste und leichteste verfügbare Smart Ring. Positiv hervorzuheben ist jedoch das kostenlose Größenprobier-Set, das Oura seinen Käufern vorab anbietet.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ist der Akkutest des Oura Ring 4 noch nicht abgeschlossen. Sobald diese Messwerte vorliegen, wird IMTEST den Artikel aktualisieren und auch die Gesamtnote des Smart Rings an dieser Stelle bekannt geben.

Sandra Fischer

Nach dem Bachelor-Studium in „Medienwissenschaften“ hat Sandra Fischer ihren Master in „Mass media e politica“ (dt. „Massenmedien und Politik“) an der Università di Bologna in Italien absolviert. Neben Italienisch und Englisch spricht sie aufgrund mehrerer Langzeitaufenthalte in Alicante auch Spanisch fließend. Für ein Praktikum bei der Dokumentarfilm-Produktionsfirma „Folke Rydén Production“ ist Sandra im Anschluss an ihr Studium nach Schweden gezogen, bevor sie – zurück in Deutschland – in Hamburg als Projektmanagerin bei Statista angefangen hat. Anschließend ist sie zur FUNKE Mediengruppe gewechselt, wo Sandra zunächst ein Volontariat bei der Zeitschrift „Bild der Frau“ absolviert hat. Als Redakteurin bei IMTEST beschäftigt sie sich nun hauptsächlich mit Küchengeräten und Fitnessgadgets.