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Elektroroller von NIU: MQi GT im Test

Der Elektroroller von NIU MQi GT ist schnell und leise. Ob er Spaß macht, sicher ist und sich rechnet, hat IMTEST geprüft.

Niu MQi GT im Test
© IMTEST

Niu MQiGT - Der Elektroroller im Test // IMTEST

Der Elektroroller MQiGT von NIU ist schnell und leise. Ob er auch Spaß macht, sicher ist und sich rechnet, hat IMTEST herausgefunden.

Viel einfacher als mit einem E-Roller kann Zweiradfahren nicht werden. Ein Paradebeispiel dafür ist das Modell von NIU MQi GT. Mit bis zu 80 km/h saust man damit lautlos durch die City und über die Landstraße. Der augenfälligste Grund ist aber allgemeiner Natur: Elektroroller haben kein Getriebe. Folglich fällt das Schalten weg, und die Fahrerleistung beschränkt sich nur auf Gas geben und bremsen. Das kann im Prinzip jeder und funktioniert zuverlässig, wie der Test von IMTEST zeigt.

Produktdetails

  • bis 70 km/h
  • max. 3.100 Watt (48 V Spannung)
  • 3.399 Euro

Auch auf NIU MQi GT: Führerschein ist Pflicht

Aber auch wenn den NIU MQi GT theoretisch jeder fahren kann, darf es noch lange nicht jeder. Die getestete Sport-Version des MQi GT erreicht mit der Leistung des 3100-Watt-Boschmotors (das entspricht etwa 4,2 PS) eine Spitzengeschwindigkeit von über 70 km/h – sofern nur eine Person auf dem Roller sitzt. Fährt ein Sozius mit, ist bei etwa 60 km/h Schluss. Diese Leistung erfordert einen Führerschein entweder der Klasse A1 (Motorräder bis 125 Kubikzentimeter) oder die Unterklasse B196 des Autoführerscheins, die im Prinzip eine Erweiterung auf die Klasse A1 für erfahrene Autofahrer nach kurzer Praxisprüfung darstellt.

Damit ist der MQi GT Roller auf jeden Fall kein Lustobjekt für jedermann, sondern straßenverkehrstechnisch ein amtliches Zweirad. Das beinhaltet einen weiteren Nachteil, der den Betriebsaufwand des als Spaßrollers vermarkteten E-Scooters etwas erhöht: Der NIU-Roller braucht ein normales amtliches Kennzeichen und muss auch alle zwei Jahre zum TÜV.

Elektroroller als Feuerstuhl

Das Fahrerlebnis mit dem NIU MQi GT ist zwiespältig. Nachdem man sich mit den grundlegenden Charakteristika wie Schwerpunkt und Lenkverhalten vertraut gemacht hat, sinken anfängliche Berührungsängste schnell. Das liegt auch daran, dass der Roller zwar kein Beschleunigungsmonster, aber nach hinten raus mit fast 80 km/h dann doch ein kleiner Feuerstuhl ist. Anders gesagt: Ampelstarts wird man mit diesem Roller sicher nicht gewinnen, aber mit etwas längerem Atem kann man sich mit dem NIU wieder auf die vorderen Plätze vorarbeiten.

Und es macht Spaß, sich mit dem leichten, wendigen und schnittigen Roller den Fahrtwind in Gesicht wehen zu lassen. Den größten Spaß macht der Roller übrigens im Sport-Modus. Nur dann wird auch die komplette Leistung abgerufen. Der Eco-Modus dürfte nur denjenigen gefallen, die Spaß daran haben, Akkulaufzeiten um jeden Preis zu maximieren.

Niu MQi GT im Test
© Hersteller

Geräuschloser und leichter E-Roller

Da der E-Roller beinahe völlig geräuschlos ist, birgt das die Gefahr, dass man von Fahrradfahrern und Fußgängern entweder gar nicht wahrgenommen oder geschwindigkeitstechnisch völlig unterschätzt wird. Es ist also Vorsicht geboten. Zumindest fürs Abbiege-Manöver hat NIU eine Art Aufmerksamkeitsassistenz eingebaut: Der Blinker gibt einen gut hörbaren Ton von sich, der den Rollerfahrer angemessen ankündigt.

Die leichte und wendige Bauweise des NUI MQi GT hat allerdings auch einen handfesten Nachteil: Bei etwas unebener Fahrbahn oder Seitenwind kann der Eindruck unbeschwerter Leichtigkeit wechseln zu beunruhigender Instabilität. Dann nämlich wirkt der verbaute Kunststoff plötzlich schwach, es knirscht und knackst sogar bisweilen, und wer sich traut, bei über 50 km/h mal einhändig zu fahren, verspürt sofort ein leichtes Zittern in der Lenkung. In solchen Momenten wirkt der NIU-Roller eher wie ein Spielzeug und nicht wie ein Motorrad, das fast 100 Sachen drauf hat.

NIU MQi GT Detail
NIU MQi GT Detail
NIU MQi GT Reifen
NIU E-Roller im Test

NIU MQi GT mit Alltags-Akkus

Die beiden 3-kWh-Akkus im NIU MQi GT liefern Strom für gut 70 Kilometer – das ist für einen Stadtflitzer eine ganze Menge und erfordert bei normaler Nutzung allerhöchstens eine Ladung alle drei bis vier Tage. Die wiederum erfolgt über einen ganz normalen Netzstecker. Die beiden verbauten Akkus unter der Rückbank können dazu im Roller verbleiben, was allerdings nur praktisch ist, wenn sich am Standplatz auch ein Steckdosenzugang befindet. Ist das nicht der Fall, lassen sich die beiden Akkus problemlos entnehmen und beispielsweise in der Wohnung aufladen. Sie wiegen allerdings je etwa 10,5 Kilo, was eine solche Ladeaktion auch immer etwas zu einer Hantelübung macht.

NIU MQi GT Kofferraum mit Akkus
Kofferraum: Neben den beiden Akkus (rechts) bleibt nicht viel Stauraum übrig. © IMTEST

Akkus des NIU MQi GT mit ein paar Nachteilen

Die Ladedauer von 20 auf 80 Prozent betrug im Praxistest etwa 2,5 Stunden. Die 100-Prozent-Marke war nach knapp 3,5 Stunden erreicht. Die beiden Akkus lassen sich übrigens gleichzeitig in in 4,5 Stunden vollladen, das dafür notwendige Kabel ist im Standardlieferumfang enthalten. Im Roller nehmen die zwei Akkus viel Platz weg, sodass der Stauraum des NIU MQi GT eher klein ausfällt.

FAZIT

Der NIU MQi GT ist ein sparsamer E-Roller, der sehr einfach zu fahren ist und dank starker Leistung auch Fahrspaß liefert. An den oberen Leistungsgrenzen spürt man allerdings, dass der Roller doch eher Spaßmobil als echtes Zweirad ist. Die Rahmendaten – Verbrauch, Reichweite, Ladedauer – sind insgesamt sehr akzeptabel. Für spontane Mobilität in der Stadt ist der NIU MQi GT bestens geeignet.

  • PRO
    • Einfache Handhabung, hoher Fahrspaß, schnittiges Design
  • KONTRA
    • Lange Ladezeiten, teils etwas spielzeughafte Anmutung

IMTEST Ergebnis:

gut 2,5

Porträtfoto

Als Leiter des Ressort Verbrauchertest und Mitglied der Chefredaktion sorgt Jan Bruns zusammen mit dem gesamten Testteam unter anderem dafür, dass Tests, aber auch Erhebungen und Umfragen bei IMTEST auf einer soliden und transparenten Grundlage stehen und stets einheitlich durchgeführt werden. Besonders gerne erschließt er neue Themenfelder und entwickelt dazu neue Testverfahren. Praxisfern ist er aber nicht: Jan Bruns steht auch regelmäßig im IMTEST-Labor und testet selbst von Kaffeemaschinen bis zu Monitoren nahezu alles. Jan Bruns ist studierter Politologe, seit knapp 20 Jahren ausgebildeter Redakteur und hat vor IMTEST über zehn Jahre als Redakteur und Projektleiter bei Computerbild gearbeitet. Er ist am besten erreichbar per eMail.