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Mobvoi TicWatch Pro 5 im Test: Die Android-Alternative

Ist die TicWatch 5 Pro eine Alternative zur Galaxy Watch?

Mobvoi TicWatch Pro 5 Packung
© Mobvoi

Die TicWatch Pro 5 ist das aktuelle Spitzenmodell der Smartwatch-Reihe von Mobvoi. Sie bietet ein schlichtes, aber ansprechendes Design. Dazu gehört ein rundes Zifferblatt, eine glänzende Aluminiumlünette mit Kreuzschraffur und ein austauschbares 24-mm-Silikonarmband mit Schnellverschluss. Auf der rechten Seite befindet sich eine Taste, sowie eine drehbare Krone mit einem roten Akzentring im Stil der Apple Watch.

TicWatch Pro 5 mit iPhone
Die TicWatch Pro 5 ist NICHT mit iPhones kompatibel. Anscheinend war das den Machern dieses Pressefotos nicht bewusst. © Mobvoi

TicWatch 5 Pro erfüllt Militärnorm

Es gibt sie nur in zwei Farben (schwarz und beige) aber nur in einer Größe mit 50 mm-Durchmesser. Damit ist sie ähnlich groß wie die Samsung Galaxy Watch 5 Pro, was sie für kleine Handgelenke etwas zu wuchtig aussehen lassen könnte. Die TicWatch Pro 5 verfügt über ein helles und schönes 1,43-Zoll-AMOLED-Display mit 466 x 466 Pixeln, das mit Corning Gorilla Glass gegen Fingerabdrücke geschützt ist, sowie über ein sekundäres Ultra-Low-Power-Display (ULP), das die Akkulaufzeit verlängert.

Was die Widerstandsfähigkeit anbelangt, so ist die Smartwatch standardmäßig 5 ATM wasserdicht und verfügt über dieselbe MIL-STD-810H-Zertifizierung wie die Apple Watch Ultra 2 und die Galaxy Watch 5 von Samsung. Die 5 ATM-Zertifizierung bedeutet, dass die Uhr einer Wassertiefe von bis zu 30 Metern standhält und auch in flachem Wasser wie Schwimmbädern sicher ist. Im Gegensatz zur wasserfesteren Apple Watch Ultra ist die TicWatch Pro 5 nicht zum Tauchen, Wasserskifahren oder anderen Hochgeschwindigkeitssportarten geeignet. Die MIL-STD 810H-Zertifizierung, die der Pixel Watch fehlt, bedeutet, dass die Pro 5 getestet wurde, um großen Höhen, extremen Temperaturen, Gefrieren/Auftauen, Flugsand und anderen Umweltbelastungen wie Vibrationen und Stößen standzuhalten.

Die Mobvoi TicWatch Pro 5 von der Seite
Die Mobvoi TicWatch Pro 5 besticht durch gute Verarbeitung und ein eigenständiges Design. © IMTEST

Technisch gut aufgestellt

Auch bei der Sensorik ist die TicWatch Pro 5 gut gerüstet. An Bord sind unter anderem ein Beschleunigungsmesser, ein Barometer, ein Sensor für die Sauerstoffsättigung im Blut (SpO2), ein Kompass, ein Gyroskop, ein optischer Herzfrequenzmesser, ein Hauttemperatursensor sowie ein Sensor, der erkennt, ob die Uhr getragen wird. Darüber hinaus verfügt sie über ein integriertes GPS (inklusive Beidou-, Glonass-, Galileo- und QZSS-Sensoren) zur Geschwindigkeits- und Entfernungsmessung beim Training im Freien.



Nicht zuletzt verfügt die TicWatch Pro 5 über einen Lautsprecher und ein Mikrofon. So kann man am Handgelenk telefonieren, wenn die Smartwatch mit dem Handy verbunden ist. Eine Aussparung unter der Krone auf der rechten Seite ist für das Mikrofon vorgesehen, der Lautsprecher befindet sich auf der Rückseite gegenüber der Ladebuchse. Beide sind für eine Smartwatch gut geeignet. Der Lautsprecher der Uhr kann für Alarme, Sprachanrufe, Aufnahmen und ähnliche Funktionen wie Alexa-Antworten verwendet werden, aber nicht für die Wiedergabe von Musik.

TicWatch Pro 5: Powered by WearOS

Im Inneren läuft Google Wear OS 3, angetrieben von der Qualcomm Snapdragon W5+ Gen 1 Wearable Platform mit 2 GB Arbeitsspeicher und 32 GB Speicher. Damit reagiert die Smartwatch generell flott – Apps öffnen sich schnell, Metriken und Daten werden in Sekundenschnelle generiert und beim Wischen über den Touchscreen gibt es keine Verzögerungen. Die TicWatch Pro 5 unterstützt darüber hinaus Bluetooth 5.2, NFC und WLAN.  Eine LTE-Version der Uhr wie bei der 4er-Reihe, durch die Anrufe, Nachrichten und alles andere unabhängig vom Smartphone funktionieren, bietet Mobvoi bei der 5 nicht an.

Smarte Funktionen: Da fehlt doch was

Was die allgemeine Smartwatch-Erfahrung betrifft, hat die Pro 5 die gleichen Stärken und Schwächen wie die meisten anderen Wear OS 3-Uhren. Bedeutet: Basisfunktionen wie Anrufe, Benachrichtigungen und kontaktloses Bezahlen meistert sie mit Leichtigkeit, aber es gibt auch Schwächen. Der wichtigste Punkt ist, dass kein Google Assistant an Bord ist. Google hat zwar nicht explizit verkündet, dass es den Assistant nur exklusiv für Samsung oder Google gibt, aber er ist noch auf keiner anderen Wear OS 3-Smartwatch aufgetaucht.

 Dazu kommt: Es gibt mit Wear OS 4 bereits eine neuere Version. Das neue System arbeitet nicht nur akkuschonender, sondern hat auch einige neue Apps an Bord. So sind die neuen Apps Gmail und Kalender im Wesentlichen abgespeckte Versionen der Telefonversionen. Außerdem gibt es verbesserte Benachrichtigungen, schnelleres und zuverlässigeres Diktieren und eine Sicherheitsfunktion, die einem Kontakt mitteilt, ob man sicher zu Hause angekommen ist. Ob es ein entsprechendes Update für die TicWatch 5 Pro geben wird, konnte oder wollte Mobvoi auf Nachfrage nicht beantworten.

TicWatch 5 Pro Amoled-Display
Die TicWatch 5 Pro zeigt Daten wahlweise über das bunte AMOLED-Display… © IMTEST

TicWatch 5 Pro: Gelungene App-Mischung

Immerhin hat man über Google Play Zugriff auf die meisten Google-Dienste (z. B. Google Wallet, Google Maps, YouTube Music usw.) und viele weitere Apps von Drittanbietern. So kann man aus dem Play Store so ziemlich alles herunterladen, was man für die Smartwatch benötigt. Zum Beispiel Spotify oder YouTube Music zum Musikhören oder Strava oder Adidas Running zum Sporttracking. WhatsApp ist selbstverständlich auch mit von der Partie. Hinzu kommen die nativen Apps. Es gibt TicBreathe, TicBarometer, TicCare (eine Möglichkeit, Gesundheitsdaten über einen QR-Code mit anderen zu teilen), TicCompass, TicExercise, TicHealth, TicOxygen, TicPulse, TicSleep, TicZen (Stressüberwachung), One-Tap-Messung, Media Controls, Mobvoi Privacy und Mobvoi Treadmill.

TicWatch 5 Pro: Kein Fitness-Profi

Schlechter sieht es hingegen bei den Sport- und Fitnessfunktionen aus. Zwar bietet die Ticwatch Pro 5 alle Grundfunktionen wie 24-Stunden-Pulsmessung und Aktivitätsaufzeichnung inklusive Auswertung, die Konkurrenz hat hier aber teilweise deutlich mehr zu bieten. Das liegt zum einen daran, dass weder GPS noch Pulsmessung sehr genau arbeiten. So liegt der Leistungspuls in der Regel um einige Schläge niedriger als beim Referenz-Brustgurt (Wahoo TickR). Obendrein hinkt die Messung bei schnellen Änderungen (etwa bei Intervalltraining) bisweilen hinterher. Hinzu kommt, dass sich die Smartwatch nur über Umwege (konkret über die Google Fit App) mit Brustgurten koppeln lässt, um genauere Pulsdaten zu erhalten. Die Ortungsfunktion hingegen kürzt gerne ein paar Ecken ab, so dass die Gesamtstrecke und damit auch die Geschwindigkeit etwas niedriger als realistisch ausfallen. Negativ ist außerdem, das sich die Schrift auf den Datenseiten nur mit Lupe identifizieren lässt.

Zudem gibt es softwareseitig keine Hinweise und Tipps zur Trainingssteuerung oder zu Trainingsplänen. Immerhin zeigt die Ticwatch Pro 5 nach besonders anstrengenden Aktivitäten Tipps zur Erholungszeit an, die aber aus IMTEST-Sicht zu krass ausfallen. Beispiel: Nach einem harten Lauf schlug die Smartwatch mehr als 4 Tage Pause vor. Nicht zuletzt lassen die Aktivitätsauswertungen in der Mobvoi-App zu wünschen übrig. Gleiches gilt für Laufmetriken wie die Schrittlänge. Die ermittelten Werte wirken unrealistisch. Kurzum: Für Gelegenheitssportler sind die Funktionen des Pro 5 völlig ausreichend. Wer mehr will, sollte zu Garmin, Suunto, Polar oder Amazfit greifen.

TicWatch 5 Pro alternativer Bildschirm
…oder im stromsparenden ULP-Modus an. In diesem Modus erinnert die Darstellung an alte Digitaluhren. © IMTEST

TicWatch 5 Pro: Ansprechende Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit ist oft ein großer Schwachpunkt von Smartwatches mit vollem Funktionsumfang. So halten die Apple Watch und die Pixel Watch nur rund einen Tag durch. Bei der TicWatch Pro 5 sieht das besser aus. Im Test musste die Smartwatch etwa alle drei Tage ans Ladegerät. Das Aufladen der TicWatch Pro 5 dauert dann nicht lang. Mobvoi gibt an, dass das Ladegerät nach 30 Minuten 65 Prozent Energie liefert. Wer also unter Zeitdruck steht, sollte mit einer 15-minütigen Aufladung genug Energie für den Tag haben.

Smartwatch mit „zwei“ Displays

Eine Besonderheit in diesem Zusammenhang ist das Always-on-Display. Die Nutzer können wählen, ob das Always-on-Display im ULP-Modus (Ultra Low Power) oder im AMOLED-Modus arbeiten soll. Letzteres verbraucht mehr Strom, sieht aber besser aus. Ist der ULP-Modus aktiviert, erscheint das gewählte Zifferblatt erst, wenn eine Taste gedrückt oder der Bildschirm berührt wird. Der Bildschirm erinnert in diesem Modus an das einer Retro-Digitaluhr.

Mobvoi bietet 18 Hintergrundbeleuchtungsfarben für das ULP-Display sowie eine dynamische Herzfrequenzzonen-Option, bei der sich die Farbe je nach Herzfrequenz ändert, wenn Sie ein Training mit der TicExercise-App verfolgen. Erscheint die Hintergrundbeleuchtung bei einem Erholungslauf violett? Nicht gut, denn dann befindet man sich im anaeroben Bereich und sollte langsamer laufen, bis die Hintergrundbeleuchtung gelb (Fettverbrennung) oder orange (Cardio) leuchtet. Ist das ULP-Display aktiv, kann man durch Drehen der Krone außerdem auf verschiedene Gesundheitsdaten und Funktionen zugreifen. Dazu zählen die aktuelle Herzfrequenz, SpO2, Kalorienverbrauch und Kompass, ohne auf das AMOLED-Display umschalten zu müssen. Das verlängert die Akkulaufzeit, geht aber auf Kosten der Ablesbarkeit.

Fazit

Die Mobvoi TicWatch Pro 5 stellt eine ernstzunehmende Alternative zur Google Pixel Watch und zur Samsung Galaxy Watch 5 dar. Im direkten Vergleich punktet sie vor allem mit einer vergleichsweise guten Akkulaufzeit. Zudem überzeugt sie durch ein schickes Design, eine große Auswahl an Apps und einer ansprechenden Ausstattung. Allerdings gibt es weder eine Mobilfunkoption noch den Google Assistent. Und obwohl in der gleichen Preisklasse oder sogar ein wenig darunter angesiedelt, haben sowohl die Pixel Watch 2 als auch die Galaxy Watch 6 mehr zu bieten.

  • PRO
    • Verhältnismäßig gute Akkulaufzeit, großes App-Angebot.
  • KONTRA
    • Kein Google Assistent, keine LTE-Option.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,4

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.