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Liv Avail Advanced E+: Fahrtest mit dem 10.000 Euro-E-Rennrad

Werden E-Rennräder wie das Liv Avail Advanced E+ nach Gravelbikes mit und ohne E-Motor ein neuer Trend? IMTEST hat den Fahrtest gemacht.

Person fährt auf einem E-Bike von Liv über eine Brücke.
© IMTEST

Die E-Bike-Trends des Jahres sind sportliche E-Trekkingbikes aber auch Gravelbikes ohne E-Motor und auch E-Rennräder. Wie das Liv Avail Advanced E+. IMTEST hat das 10.000 Euro-Bike mit auf die Rennradstrecke genommen und verrät wie gut man unterwegs damit zurecht kommt. Etwa beim Anfahren, in Kurven, über Steigungen und Abfahrten. Die Testfahrt verlief im besten Sinne des Rennradspruchs “heute fahren wir gemütlich”. Was dabei auf keinen Fall fehlen darf, ist beispielsweise ein guter Allround-Helm für Damen und Herren, wie der uvex i-vo cc*.

Mit dem Liv Avail Advanced E+auf der Langstrecke

Auch wenn das angestammte Revier des Liv Avail Advanced E+ dank seines E-Motors eigentlich eher hügeliges Gelände mit kurzen knackigen Anstiegen ist, kann sich das 12,5 kg leichte Vollcarbon-Bike auch auf der Langstrecke bewähren. IMTEST hat mit die Liv-Neuheit auf wenig (Kfz-) befahrenen Pisten in den Süden der Hansestadt Hamburg geschickt – entlang alter Elbarme. Gerade bei stetig pfeifenden Gegenwind, kann der in der Hinterradnabe verbaute SyncDrive Move Plus-Motor mit 75 Newtonmeter (Nm) für eine angenehme Fahrunterstützung sorgen. Geschaltet werden die fünf Unterstützungsstufen des E-Motors wahlweise über Giant RideControl GO, die als LED-Konsole ins Oberrohr des Liv integriert ist oder sehr komfortabel ohne die Hände vom Lenker zu nehmen über kleine Schaltknöpfe (Bips), die rechts und links an den Lenkerhörnern angebracht sind.

Detailansicht auf Rennradlenker mit LED-Bedienkonsole auf dem Oberrohr – zum Schalten der Unterstützungsstufen beim E-Rennrad Liv Avail Advanced E+.
Die Unterstützungsstufen des Liv-E-Motors lassen sich entweder über die LED-Konsole auf dem Oberrohr des Bikes schalten oder aber über sogenannte Bips, die sich an den Innenseiten der Lenkradhörner befinden. © IMTEST, Horst Schröder

Wer es etwa an Anstiegen oder auch beim Anfahren beispielsweise nach einem Ampelstopp mal so richtig krachen lassen möchte, schaltet in den Power + Smart-Modus, damit das E-Rennrad schnell und auch ausdauernd auf Touren kommt. Gerade bei Anstiegen konnte das Liv Avail Advanced E+ auf diese Weise so manch ambitionierten Rennradfahrer hinter sich lassen.

Technische Details

  • elektronische Schaltung: SRAM Red AXS
  • Schaltung: Sram RED 1 x 12 Gang-Kettenschaltung
  • SyncDrive Move Plus-Motor (75 Nm)
  • fest integrierter EnergyPak 400 (2,3 kg); Leistung: 400 Wh; erweiterbar durch EnergyPak Plus 200 Range Extender (200 Wh)
  • Display: Giant RideControl GO, in den Rahmen integrierte LED-Konsole; alternativ Schaltung des Motors mit kabellosen AXS Blips am Lenker
  • Preis (UVP): 10.499 Euro für Liv Avail Advanced E+ EL 0


E-Rennrad vs. Gravelbike: Mit E-Motor-Unterstützung geht es auf große Fahrt

Wer auf einer Tour mit dem Liv Avail Advanced E+ nicht nur auf seine eigene Muskelkraft angewiesen sein möchte, setzt auf die Unterstützung des Hinterradnabenmotor sowie auf die Ausdauer des Liv. Bei einer rund 80 Kilometer langen Testfahrt im zuvor vollgeladenem Zustand und bei zugeschalteter “Active”-Unterstützung hielt der Akku locker durch. Die Anzeige zeigte im Anschluss noch drei von fünf möglichen Akku-Füllstands-Streifen an. Der SyncDrive Move + Antrieb bietet übrigens folgende Unterstützungsstufen: Eco, Tour, Active, Sport, Power + Smart und Off.

Detailaufnahme Rennradlenker mit Schalt- und Bremshebel rechte Seite.
Über die Schalthebel, die jeweils unter den Bremshebeln sitzen, lässt sich die elektronische Schaltung des Avail Advanced E+ Elite 0 nur mit leichten Fingertipps bedienen.
Detailaufnahme Kettenschaltung Ritzelkranz bei E-Rennrad mit elektronischer Sram RED AXS-Schaltung.
Die elektronische Schaltung beim Avail Advanced E+ Elite 0 wird über einen aufladbaren Akku mit Strom versorgt.
Detailaufnahme Kettenschaltung Ritzelkranz bei E-Rennrad mit elektronischer Sram RED AXS-Schaltung.
Um den Akku zu laden, muss er lediglich aus der Halterung gelöst, entnommen und dann per Kabel mit einem Netzteil verbunden werden.
Detailaufnahme Elektronische Schaltung an Rennrad. Entnommener Akku an Steckplatz am Kettenblatt.
Oberhalb des Oberhalb des Kettenblatts steckt ein weiterer Akku für die elektronische Ketten-Schaltung des Liv Avail Advanced E+ Elite 0 …Kettenblatts steckt ein weiterer Akku für die elektronische Ketten-Schaltung des Liv Avail Advanced E+ Elite 0.
Detailaufnahme Elektronische Schaltung an Rennrad. Entnommener Akku an Steckplatz am Kettenblatt.
… den man selbstverständlich zum Laden auch bequem entnehmen kann.

Dazu sollte aber noch verraten werden, dass die Fahrt größtenteils im Bereich zwischen 25 und 30 km/h erfolgte. Währenddessen kam der Motor nicht durchgehend zum Einsatz. Für die Fahrpraxis ist das dann gleichbedeutend, dass das Liv wie ein normales Rennrad oder ein sportliche Gravelbike unterwegs ist – angetrieben ohne E-Unterstützung. Kommt man dann aber in einen Tempobereich, der unter 25 km/h liegt, schaltet sich der Motor – deutlich spürbar – dazu und unterstützt gleichmäßig beim Pedalieren. Ohne die deutlich wahrnehmbaren Motorgeräusche könnte man meinen, als ob der Schub wie von Zauberhand geschehen würde.



Elektronisches Schalten leicht gemacht

In der Praxis ist das Motorengeräusch aber etwas störend. Richtig gut, geräuschlos und absolut praxistauglich verhält sich hingegen die elektronische Schaltung SRAM Red AXS. Mit einem leichten Tipp gegen den Hebel unter dem rechten Bremshebel wählt das Bike stets die nächst höhere Übersetzung, zum Runterschalten der insgesamt 12 Gänge, die das Liv bietet, braucht es nur Tipps auf den linken Schalthebel. Das macht richtig Spaß, da die Schaltung reibungslos arbeitet und Verschalten komplett ausgeschlossen ist. Immer mehr Rennräder aber auch Gravelbikes setzen auf diese Art der Schaltung. Zuletzt etwa hat E-Motor-Experte Bosch eBike Systems seine ähnlich funktionierende eShift-Schaltung vorgestellt.



Das E-Rennrad das Potential zum sportlichen Gravelbike hat

Apropos Gravelbike: In der Grundausstattung bietet das Liv Avail Advanced E+ 30 Millimeter breite Reifen. Der Hersteller verspricht eine Reifenfreiheit von bis zu 38 mm, die dann für ein breiteres Einsatzgebiet des schlanken E-Rennrads sorgen soll. Dank diverser Befestigungspunkte, lassen sich auch Taschen und Träger (an Front und auch am Heck des Bikes) für das Trendthema Bikepacking anbringen. Dazu zählen auch Rahmentaschen wie die wassserdichte Rockbros Fahrradtasche* oder die Rovativ Bikepacking Lenkertasche*. Ein passender Gravelbikereifen für das Liv ist etwa der G-One Allround* von Schwalbe. Dieser universelle Gravelreifen zeichnet sich durch eine Vielseitigkeit und ausgewogene Fahreigenschaften aus.

Mann fährt auf E-Rennrad auf einer Straße, die an einem Feld vorbei führt.
Das Liv Avail Advanced E+ Elite 0 fährt sich über Land ebenso sportlich und dank Motor-Unterstützung so angenehm wie im …
Mann fährt auf E-Rennrad über eine Brücke, die über einen Fluss verläuft.
… urbanen Gebieten.
E-Rennrad von hinten fotografiert steht vor einem Feld, an der Sattelstütze ist ein eingeschaltetes Rücklicht zu sehen.
Unterhalb der Sattelstütze bietet das Liv ein Rücklicht, das zur Standard-Ausstattung gehört.
Detailaufnahme eines Fahrradschuhs, der über ein Klicksystem mit einer Klickpedale an einem Rennrad arretiert ist.
Klickpedale beim Rennrad-fahren oder wie hier im Bild E-Rennrad-fahren sind für lange Strecke ein “Muss” für bequeme (Muskel-)Kraftübertragung auf die Pedale.
Detailaufnahme einer Scheibenbremse bei einem Rennard.
Das Liv ist sowohl amn Vorder- wie auch am Hinterrad (siehe Foto) mit Scheibenbremsen von Sram (RED AXS HR) ausgestattet.

Im Überblick: Die wichtigsten Funktionen des Liv Avail Advanced E+

  • Rahmenfertigung: Der Liv-Rahmen ist aus Rohkohlefaser hergestellt. Dieser soll laut Hersteller für ein sanftes, komfortables Fahrgefühl sorgen. Im Fahrtest gefiel gerade die hohe Steifigkeit des Rahmens, die etwa bei Fahrten auf rauem Untergrund ein weitestgehend angenehmes Fahren ermöglichte.
  • Gabel: Die Gabel des Liv ist aus Hochleistungs-Carbon gefertigt. Dadurch wir laut Liv die Festigkeit, Steifigkeit und Lenkpräzision optimiert. Im Test konnte das Bike mit hoher Reaktionsfähigkeit und Lenkerkontrolle überzeugen.
  • Motor: Mit seinen 75 Nm maximalem Drehmoment sorgt der Hinterradnabenmotor im Liv für ein natürliches Fahrgefühl, das dem eines normalen Rennrads sehr nahe kommt. Die von Liv eingesetzte Smart Assist-Technologie verwendet Sensoren die laut Hersteller das “richtige Maß an Tretunterstützung für ein authentisches Fahrgefühl gewährleisten sollen”.
  • Akku: Selbst längere Fahrten mit dem zwar kleinen, aber doch leistungsstarken und ´ 400-Wh-Akku bewältigt das Liv Avail Advanced E+ problemlos. Liv spricht von einer maximalen Fahrleistung von bis zu 150 km pro Akkuladung. Der Akku selbst steckt unauffällig im Unterrohr des E-Rennrads.
  • Bedienung: Den Batteriestand sowie den jeweils gewählten Unterstützungsmodus zeigen die LED-Leuchten auf dem Oberrohr des Bikes an.


Preise und Verfügbarkeit

Das Liv Avail Advanced E+ soll es ab Ende Oktober in drei Ausführungen in Deutschland geben:

  • Als Top-Modell mit 12,5 kg Gewicht wird das Avail Advanced E+ Elite 0 für 10.499 Euro erhältlich sein.
  • 8.499 Euro soll das 12,9 kg schwere Avail Advanced E+ Elite 1 kosten.
  • Mit 6.499 Euro vergleichsweise ein Schnäppchen rundet das 13,8 kg schwere Avail Advanced E+ Elite 2 die Modellpalette ab.
IMTEST- Redakteur Horst Schröder vor Hintergrund (Hamburg)

Als festangestellter Redakteur im Ressort Future Mobiltiy testet Horst Schröder für IMTEST E-Bikes, Gravelbikes, E-Scooter sowie E-Autos. Passend dazu testet er diverse Zubehör-Produkte wie Fahrradträger oder Dachboxen. Neben Tests und Ratgebern rund um Gesundheitsthemen oder Online-Dienste etwa für Daten-Speicherung (Cloud), erstreckt sich die Expertise des ausgebildeten Print- und Online-Redakteurs zudem über das Thema Camping. Dieses begleitet er mit Tests von Reisemobilen, Camper-Vans und Zubehör wie Zelten oder Softshell-Jacken. Vor seiner Tätigkeit bei IMTEST arbeitete er als Inhaber eines Redaktionsbüros (Print und Online) freiberuflich unter anderem als Testredakteur für die Computerbild. Neben Technik-Themen aller Art, ist für den Bulli-Fahrer die weite Outdoor-Welt eine Passion. Sie erreichen ihn via E-Mail.