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Einzeltest Leica Trinovid 10×42 HD: So gut ist das Top-Fernglas

Mit über 1.000 Euro gehört das Fernglas Leica Trinovid 10×42 HD zu den Premiumprodukten. IMTEST hat getestet, ob es sein Geld Wert ist.

Ein Leica-Fernglas liegt auf einem moosigen Baum.
© IMTEST

Im Bereich der Ferngläser zählt Leica – neben Swarovski und Zeiss – heute zu den großen Drei. Wer regelmäßig zwischen Helgoland und Chiemsee auf Birdwatching-Tour geht, der sieht bei gut ausgerüsteten Hobby-Ornithologen vielfach diese drei Marken, wenn es um Top-Ferngläser und -Spektive geht. Ein Schelm, wem dabei eine Parallele zu BMW, Mercedes und Audi sowie das mit diesen Namen assoziierte Renommee in den Sinn kommt. Natürlich gibt es auch andere erstklassige Fernglas-Hersteller – aus Japan beispielsweise Kowa* und Nikon*, Test- und Preis-Leistungs-Sieger im letztjährigen Vergleichstest von IMTEST. Doch in diesem Artikel soll es um Leica gehen, genauer gesagt um das Trinovid HD*.

Leica Trinovid 10×42 HD im Kurz-Check

Das Leica Trinovid 10×42 HD ist ein tolles Fernglas, dessen sehr gute Optik noch vom fantastischen Handling übertroffen wird.

Leica Trinovid 10×42 HD

Productshot schwarzes Fernglas
  • PRO
    • Hochwertige Verarbeitung, sehr gute Bedienbarkeit, generell hohe Bildschärfe, 10 Jahre Garantie.
  • KONTRA
    • Schärfe in der Ferne nicht optimal, Farbsäume können manchmal sichtbar sein.

IMTEST Ergebnis:

gut 1,7

Fazit

In puncto Verarbeitung gibt es nichts zu meckern, die Bedienelemente sind so hochwertig wie leichtgängig. Ein besonderes Lob verdienen die Augenmuscheln mit besonders vielen und top einrastenden Einstellstufen. Auch die Bildschärfe spielt vorne mit, kann allerdings nicht ganz mit der vom Zeiss Conquest HD mithalten. Dieser Malus lässt sich nicht wegdiskutieren. Davon abgesehen erhalten ambitionierte Vogelbeobachter und Naturliebhaber einen überaus verlässlichen, hochwertigen Outdoor-Begleiter, der natürlich auch Regen abkann und stabile zehn Jahre Garantie mitbringt.

Das macht das Leica Trinovid HD-Fernglas aus

Ähnlich wie Zeiss oder Rollei, deren hochwertige Ferngläser IMTEST bereits unter die Lupe genommen hat, gehört Leica zu den ganz großen Namen, wenn es um exzellente Optiken geht. 1849 als Optisches Institut im hessischen Wetzlar gegründet, 1869 dann von Ernst Leitz ausgebaut und in Ernst Leitz Werke umbenannt, begründeten zunächst Mikroskope den Ruhm der Marke. Bereits im Jahr 1907 erschien dann mit dem „Binocle 6×18“ und den aufgestempelten Lettern „E. Leitz Wetzlar“ das erste Fernglas des Unternehmens, ab den 1920ern legten „endlich“ auch die Kameras aus demselben Hause eine Weltkarriere hin. Heutzutage brüsten sich Xiaomi-Handys mit einer Leica-Kooperation.

Verschiedene Ausführungen verfügbar

Ähnlich wie den bereits getesteten Zeiss Conquest HD gibt es auch das Trinovid HD in verschiedenen Ausführungen: Die Modelle 8×32 und 10×32 – jeweils mit dem kleineren Objektivdurchmesser 32mm – kosten 1.050 Euro. Die Varianten 8×42 sowie 10×42 haben eine UVP von 1.250 Euro. Weil bei vielen Outdoor-Enthusiasten und Vogel-Liebhabern das Format 10×42 – ein toller Kompromiss aus Bildhelligkeit und Gewicht – besonders gefragt ist, hat sich IMTEST für den Test der Variante Trinovid 10×42 HD entschieden.

Sechs Ferngläser liegen auf einer Holzbank, dahinter ist ein Blick auf einen See.
IMTEST vergleicht das Leica Trinovid 10×42 mit HD mit anderen Premium-Ferngläsern, darunter Geräte von Zeiss, Nikon, Kite, Vortex und Rollei. © IMTEST

Das Fernglas gefällt mit einem schlichten wie modernen, in schwarz gehaltenem Design – natürlich bedient es sich, wie das Gros der Konkurrenz auch, der schlanken Dachkant-Bauweise. Wer es in puncto Aussehen lieber ganz klassisch mag, für den hat Leica auch noch diverse Retro-Ausführungen im Angebot, die an das Design der späten 60er Jahre angelehnt sind, aber natürlich trotzdem moderne Technik verbaut haben.

Im Lieferumfang sind eine Tasche (ohne eigenen Gurt) sowie ein Mikrofasertuch enthalten. Die Tasche ist geräumig und weich, wirkt aber trotzdem robust. Der Nackengurt des Trinovid HD ist weich und breit.

Ein Mann mit Mütze sitzt im Auto und schaut mit einem Fernglas zum Seitenfenster hinaus.
Fenster runter, Motor aus und das Leica-Fernglas gezückt. Bei Vögeln mit einer niedrigen Fluchtdistanz kann der Blick aus dem PKW heraus von Vorteil sein. © IMTEST


So testet IMTEST Ferngläser: Handhabung und Bedienung

Wie gut sich ein Fernglas im Praxiseinsatz anfühlt, das gehört zu den wichtigsten Kriterien beim Kauf. Nur wenn man sich bei Wind und Wetter quasi blind darauf verlassen kann, dass alles perfekt erreichbar und leichtgängig einstellbar ist, dann verteilt IMTEST gute Noten in dieser Bewertungskategorie. Das Leica Trinovid 10×42 HD stellt in diesem Punkt die Speerspitze aller bisher von IMTEST untersuchten Ferngläser dar. In der Kategorie „Bedienung“ gibt es eine formidable 1,2, während Zeiss‘ Conquest HD hier “nur” auf die Note 1,6 kommt. Es mag kitschig klingen, aber die Benutzung des Trinovid HD ist wirklich ein Vergnügen. Das beginnt beim etwas leichteren Gewicht, das aber immer noch hohe Wertigkeit vermittelt, auch ist es einen Tick kompakter als das Zeiss. Die Objektivschutzdeckel sind passgenau, weich und mit einem breiten Ring befestigt. Auch die Augenmuschelkappen sind gut.

Das Leica-Fernglas Trinovid HD in einer Hand gehalten.
Das Trinovid HD ist kompakt und hat ein angenehmes Gewicht. Im Bild sehen Sie auch die hochwertigen Objektivschutzdeckel, die mit einem breiten Kunststoffring angebracht sind. © IMTEST

Bestnoten gibt es bei den noch entscheidenderen Unterpunkten: Das Knicken des Fernglases fühlt sich genau richtig an und der Mitteltrieb ist so feinfühlig wie hochwertig und genau. Auch die generelle Griffigkeit ist tadellos, dank der weder zu soften noch zu harten Gummiarmierung, die das Gehäuse überzieht. Die Augenmuscheln verdienen gesondertes Lob: Sie lassen sich in rekordverdächtigen vier, sehr sauber einrastenden Stufen herausdrehen und hinterlassen beim Ansetzen ans Auge ein angenehmes Gefühl.

Die optische Qualität beim Leica Trinovid HD

Das wichtigste Kriterium jedoch bleibt die Qualität der Optik. Auch hier bekommt das Leica-Glas sehr gute Noten: In der Nähe ist die Bildschärfe sehr hoch, im kritischen Fernbereich ebenfalls, wenngleich hier ein Defizit im Vergleich zum Zeiss Conquest HD festzustellen ist. Sowohl der Blick aufs Testbild als auch der Fokus auf die Randschärfe des Trinovid HD geben kaum Anlass zur Kritik – in beiden Punkten liegt die Schärfe zwischen hoch und sehr hoch. Störende Farbsäume sind allerdings ein wenig vorhanden, auch ist die optische Abbildung nicht ganz verzeichnungsfrei, eine leichte Kissen-Verzerrung hat IMTEST am Prüfstand festgestellt.



Stark für ein 10x42er Fernglas ist die Naheinstellgrenze von 1,6 Metern, somit kann man auch ziemlich nahe Objekte noch durchs Fernglas bestaunen. Auch die Farbwiedergabe hat IMTEST überzeugt, das Trinovid 10×42 HD bildet mit natürlichen Farben und satt ab, mit einem leichten Hang zu einer etwas warmen Farbtemperatur.

Verpackung, Garantie & Reparierbarkeit

Angesichts des Premium-Preises nicht verwunderlich, jedoch in puncto Müllvermeidung nicht ganz zeitgemäß wirkt die große Umverpackung, auch weil nicht nur Pappe, sondern auch Kunststoff zum Einsatz kommt. Leica gibt eine zehnjährige Garantie auf das Trinovid HD, das übrigens im Werk in Portugal gefertigt wird. Deshalb ginge das Gerät im Falle eines Defekts oder einer anderen Garantieleistung auch direkt ins portugiesische Lousado, wo das Customer Care Servicezentrum von Leica Sportoptik sitzt.

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Matthias Schmid wollte im Berufsleben "irgendwas mit Video- und Computerspielen" machen – deshalb studierte er nach dem Abitur Informatik, um selbst Spiele zu entwickeln. Nach dem Studium kam die 180-Grad-Wende: Matthias wechselte in die schreibende Zunft, absolvierte ein Volontariat bei einer renommierten Spiele-Fachzeitschrift und wurde 2004 Videospiel-Redakteur in Vollzeit. Damit lebt er seit nunmehr 19 Jahren seinen beruflichen Traum: Spiele testen und darüber schreiben. Diese Jobbeschreibung greift freilich zu kurz: Matthias hat Spiele-Magazine und -Webseiten mitkonzipiert, Fachmessen in aller Welt besucht und Entwicklern bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Er hat ebenso großen Spaß mit Action-Blockbustern wie mit kleinen Indie-Spielen und liebt es nachzuforschen, wer die Macher hinter den Spielen sind. Neben Video- und Computerspielen faszinieren ihn aktuelle Top-Smartphones und – als begeisterter Vogelbeobachter – alles, was mit Ferngläsern zu tun hat.