Ein Balkonkraftwerk, auch als Mini-Photovoltaikanlage bezeichnet, stellt eine einfache und kostengünstige Möglichkeit dar, auf dem eigenen Balkon erneuerbare Energie zu erzeugen. Unter anderem aufgrund von politischen Fördermaßnahmen, wie Zuschüssen von Bund, Ländern und Gemeinden, erfreuen sich diese kompakten Anlagen zunehmender Beliebtheit. Wer sich selbst für ein solches, kleines Kraftwerk interessiert, stolpert bei der Recherche über einen Anbieter, der seine Anlagen genau so nennt. Das deutsche Unternehmen “kleines Kraftwerk” wirbt mit einem hohen Qualitätsanspruch und vergleichsweise niedrigen Preisen. Wie gut das Gitterbalkon-Duo-Balkonkraftwerk im IMTEST-Labor abschneidet und ob es mit großen Namen wie etwa dem neuen Modell von Anker Solix mithalten kann, zeigt der Test.
Produktdetails
- Pro Panel: 1,8 x 1,1 Meter
- Pro Panel: 23,8 Kilogramm
- Nennleistung pro Panel: 450 Watt
- UVP: 679 Euro
Balkonkraftwerke im Test: Anlagen mit und ohne Speicher
IMTEST stellt 7 Modelle von Top-Marken, wie Jackery, Anker Solix und Kleines Kraftwerk, auf den Prüfstand. Es sind sowohl Modelle mit als auch ohne Speicher im Test dabei.
Ein Balkonkraftwerk ist eine kompakte Photovoltaikanlage, die häufig am Balkongeländer angebracht wird. Es gibt jedoch auch andere Montagemöglichkeiten, wie zum Beispiel auf Terrassen, Flachdächern oder an Fassaden. Diese kleinen Anlagen sind darauf ausgelegt, Solarstrom für den Eigenverbrauch zu erzeugen, ohne den Aufwand einer großen Dachsolaranlage zu erfordern. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie ohne professionelle Hilfe installiert werden können und auch von Mietern genutzt werden dürfen. Allerdings erzeugen sie weniger Energie als größere Solaranlagen. In Deutschland ist es erlaubt, bis zu 800 Watt in das Hausnetz einzuspeisen.
Der Aufbau: Von Einzelteilen zum kleinen Kraftwerk
Die Montage
In den Paketen des Balkonkraftwerks von Kleines Kraftwerk finden sich diverse Bauteile, die erst einmal zu einer funktionierenden Anlage zusammengebaut werden müssen. Als Hilfe gibt es eine Bedienungsanleitung im Lieferumfang, die im Test auf den ersten Blick sehr ausführlich wirkte. Sie war nämlich nicht nur mit Text und schematischen Zeichnungen, sondern mit farbigen Fotos bestückt. Wollte man der Anleitung folgen, fiel allerdings schnell auf, dass gerade die unklaren Punkte auf den Fotos nicht gut eingefangen waren – beispielsweise auf welcher Seite eines Bohrlochs eine Unterlegscheibe vorgesehen ist und auf welcher nicht. So war trotz ausführlichem Benutzerhandbuch in vielen Schritten ein wenig Rätselraten notwendig.
Im Vergleich zu anderen Balkonkraftwerk-Modellen ist die Montage bei Kleines Kraftwerk etwas einfacher gehalten. Einige Teile sind bereits vormontiert und es gibt keine komplizierten Schienen-Systeme. Außerdem sind die Ecken und Kanten der Bauteile gut verarbeitet, sodass keine Schnittgefahr für die Hände besteht. Dennoch war im Test für den Aufbau einiges an Kraft notwendig und außerdem Werkzeug, das nicht im Lieferumfang enthalten war.
Das grundlegende Prinzip von Schraube, Mutter und einer oder mehrerer Unterlegscheiben war zudem etwas fummelig. Zum Teil war hier eine zweite Person hilfreich, die aufpasste, dass beim Schrauben nichts auseinander rutschte.
Die Verkabelung
Ist alles fertig verschraubt, müssen die Solarpanels noch per Kabel mit dem Wechselrichter und natürlich mit dem Hausnetz verbunden werden. Sonst kann der Solarstrom nicht fließen.
Da das Kleines Kraftwerk Duo Gitterbalkon Komplettpaket (900Wp+) Bifazial zunächst einmal keinen Speicher vorsieht, gab es hier im Test erfreulich wenig Kabelsalat. Die Anschlüsse des Solarmoduls mussten lediglich an den Wechselrichter andocken, wofür im Paket passende Verlängerungskabel enthalten waren. Hierbei handelt es sich um Standard-MPPT-Anschlüsse mit Stecker und Buchse für Plus- und Minuspol, sodass es hier kaum zu Verwechslungen kommen kann. Die verbauten Gummidichtungen schützen die Kabel zudem vor Regen, machten das Zusammenstecken im Test aber auch ein wenig schwieriger.
Im letzten Schritt muss nur noch alles mit einer vorhandenen Außensteckdose verbunden werden, dann kann das kleine Kraftwerk mit der Energieproduktion starten. Der im Set enthaltene Hoymiles-Wechselrichter bietet dabei Platz für zwei Solarpanels. Besonders praktisch ist bei diesem Modell, dass der Wechselrichter eine LED-Leuchte eingebaut hat. Blinkt diese grün, bedeutet das, dass der Aufbau geglückt und alles richtig verbunden ist. Demnach ist die Stromproduktion angelaufen und das Balkonkraftwerk ist in Betrieb.
Die Solarpanels des Kleines Kraftwerk Duo Gitterbalkon Komplettpaket (900Wp+) Bifazial bieten eine Nennleistung von je 450 Watt. Insgesamt ist hier also eine Anlagen-Leistung von 900 Watt zu erreichen. Wer mehr oder weniger Platz auf dem Balkon zur Verfügung hat, kann übrigens auch Kleines Kraftwerk-Sets mit einem oder vier Solarmodulen erwerben. Praktisch ist zudem die bifaziale Bauweise, also die Bestückung der Panels mit Solarzellen auf der Vorder- und der Rückseite. Dadurch können auch Streulicht oder reflektierte Sonnenstrahlen zur Energieproduktion beitragen.
Energiefluss: Die App-Steuerung des kleinen Kraftwerks
Wer aber nicht nur wissen will, dass das Balkonkraftwerk seinen Dienst tut, sondern auch, wie viel Solarstrom es wann erzeugt, kann sich die Hoymiles-App installieren. Hierfür war im Test die Foto-Anleitung der Bedienungsanleitung sehr hilfreich und fast ausführlich genug. Lediglich der letzte Schritt gab wieder Rätsel auf. Dennoch übermittelte das kleine Kraftwerk nach etwas Probiererei schlussendlich seine aktuelle Leistung ans Smartphone. Zudem lassen sich dort auch zusammenfassende Werte für den jeweiligen Monat oder die Gesamtlaufzeit der Anlage ablesen.
Den Ertrag in der Gesamtansicht sowie nach Solarpanels aufgeschlüsselt zeigt die Hoymiles-App ebenfalls an. Außerdem gibt es eine Übersicht über den bisherigen Anlagenerlös. Das sind die berechneten, eingesparten Kosten, die man ohne Balkonkraftwerk für die gleich Menge an Netzstrom ausgegeben hätte.
Was vor allem bei der Installation der App auffiel, war die augenscheinliche Ausrichtung der App auf deutlich größere Anlagen. So werden einem bei der Auswahl der betrachteten Solarpanels sehr viele Module angezeigt, von denen man fürs Balkonkraftwerk im Test allerdings nur zwei auswählen musste. In der weiteren Benutzung scheint diese Auslegung auf große Solaranlagen aber keine Nachteile zu bringen.
Rechnet sich die Anschaffung des Balkonkraftwerks von Kleines Kraftwerk?
Der Betrieb eines Balkonkraftwerks führt zwar nicht zu Reichtum, ermöglicht jedoch, einen Teil der üblichen Stromkosten selbst zu erzeugen und dadurch zu sparen. Zur Veranschaulichung hier ein Rechenbeispiel:
In einem Zwei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Energieverbrauch von durchschnittlich 2.100 Kilowattstunden wird das Gitterbalkon Duo-Balkonkraftwerk von Kleines Kraftwerk an einem südlich ausgerichteten Balkongeländer mit einem Neigungswinkel von 90° installiert. Für die beiden Solarpanels mit einer Peakleistung von je 450 Watt kann man in Deutschland einen jährlichen Ertrag von etwa 620 Kilowattstunden erwarten. Der Nutzungsgrad des erzeugten Solarstroms kann mit etwa 50 Prozent angenommen werden. Das bedeutet, dass das kleine Kraftwerk etwa 15 Prozent des jährlichen Energieverbrauchs des Haushalts decken kann. Bei einem aktuellen Strompreis von 27 Cent pro Kilowattstunde spart man somit knapp 80 Euro pro Jahr an Energiekosten.
Investiert man zusätzlich zum Balkonkraftwerk in einen Energiespeicher, lässt sich der Nutzungsgrad des eigenen Solarstroms sowie das Sparpotenzial sogar noch erhöhen. Kleines Kraftwerk bietet im eigenen Webshop zwei Speicherlösungen an: zum einen die Anker Solix Solarbank 2 Pro und zum anderen den Zendure SolarFlow Hub 1200 mit Speicherbatterie. In beiden Fällen verdoppelt sich der Preis des Balkonkraftwerks allerdings durch die Speicheroption. Dadurch erhöht sich zwar die jährliche Ersparnis auf fast 140 Euro, die Zeit, bis sich das kleine Kraftwerk selbst finanziert, verlängert sich aber auch von circa 8 auf 10 Jahre.
Wer die individuelle Situation einmal selbst ausrechnen möchte, findet bei der HTW Berlin übrigens praktische und kostenlose Online-Rechner zu diesem Thema.
Fazit
Die Anlage von Kleines Kraftwerk punktete im IMTEST-Labortest vor allem mit guten Leistungsparametern und einer hochwertigen Verarbeitung. Dank bifazialer, also doppelseitig arbeitender, Solarmodule bietet das Kleines Kraftwerk Duo Gitterbalkon Komplettpaket (900Wp+) Bifazial sowohl ein gutes Verhältnis von Leistung zu Fläche als auch von Leistung zu Gewicht. Der Aufbau wurde im Test allerdings als etwas kompliziert und schwergängig empfunden. Die auf den ersten Blick sehr ausführliche Bedienungsanleitung zeigte zudem bei genauerem Hinsehen einige Lücken auf, die durch Kombinationsgabe zu füllen waren. Die mitgelieferte Halterung lässt sich außerdem nicht an verschiedene Einsatz-Orte anpassen. Stattdessen müssen Interessierte bereits vor dem Kauf auswählen, ob das Balkonkraftwerk am Balkongitter, an der Hauswand oder freistehend im Garten einen Platz finden soll. Für verschiedene, bauliche Gegebenheiten ist hingegen vorgesorgt, indem Anschlusskabel mit unterschiedlichen Längen auszuwählen sind.
Im Hersteller-Webshop ist das Kleines Kraftwerk Duo Gitterbalkon Komplettpaket (900Wp+) Bifazial mit einem UVP von 679 Euro ausgezeichnet. In Kombination mit der Anker Solix Solarbank 2 E1600 Pro kostete das Set dort zum Testzeitpunkt 1.328 Euro.
- PRO
- Hohe Leistung pro Fläche, gutes Verhältnis von Leistung zu Gewicht, bifaziale Module, variable Kabellänge beim Kauf auswählbar, keine scharfen Ecken oder Kanten, übersichtlich gestaltete App, Speicher optional im Webshop hinzukaufbar, vergleichsweise günstig.
- KONTRA
- Aufbau im Test etwas kompliziert, extra Werkzeug für Montage nötig, Halterung nicht anpassbar.
IMTEST Ergebnis:
gut 2,5