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Hero 13 Black: GoPro setzt auf Linsen-Power

An der Hardware hat sich bei der neuen GoPro Hero 13 Black wenig geändert, am Drumherum umso mehr.

GoPro-Fans, die bei der Hero 13 Black auf 8K-Video oder einen neuen, größeren Sensor gehofft haben, müssen jetzt stark sein. Denn GoPros neuestes Flaggschiff, das 12 Monate nach der Hero 12 Black und parallel zur neuen GoPro Hero auf den Markt kommt, ist weitgehend identisch mit seinem Vorgänger. Es gibt immer noch den 8:7-Sensor mit 5,3K-Video und 27MP-Fotos, die unverändert gute HyperSmooth-Stabilisierung und die Wasserdichtigkeit bis 10m – all das gibt es auch in der alten Hero 12 Black und sogar schon in der Hero 11 Black. Auch äußerlich setzt die Hero 13 Black auf Bewährtes. Sie hat die gleichen Abmessungen wie die Vorgängermodelle (71,8 x 50,8 x 33,6 mm), ist aber mit 159 Gramm etwas schwerer geworden. Neu sind lediglich die Kühlrippen unter dem Objektiv.

Hero 13 Black Kühlrippen
Die Hero 13 Black erkennt man direkt an den neuen Kühlrippen unter dem Objektiv. © IMTEST

Doch in den letzten 2 Jahren hat sich bei den Actionkameras einiges getan: Die DJI Osmo Action 4 hat eine bessere Low-Light-Performance als die GoPro (und wird bald von der Osmo Action 5 Pro abgelöst), während Insta360 mit der Ace Pro ein 8K-Video-Monster auf den Markt gebracht hat. Dennoch sollte man GoPro nicht abschreiben. Denn vor allem für Profis gibt es viele interessante neue Funktionen – nur eben nicht IN der Kamera. Ob die einen Neukauf rechtfertigen? Der Test klärts.

Neue Linsen und Filter für die Hero 13 Black

Die Zubehörpalette für GoPros ist ohnehin schon riesig, jetzt kommen noch viele interessante neue Teile hinzu, konkret neue Objektive und ND-Filter. Außerdem hat GoPro den Objektivanschluss der Hero 13 Black überarbeitet. Nicht in der Art und Weise, wie man einen Lens Mod anbringt, sondern dass sie das angebrachte Objektiv automatisch erkennt – wie man es von spiegellosen und digitalen Spiegelreflexkameras kennt.

Objektiv an der Hero 13 Black anbringen
Die neuen Vorsätze lassen sich einfach wechseln und von der Hero 13 Black automatisch erkannt. © GoPro

Neue Objektive für die Hero 13 Black

Durch die Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv passt die GoPro Hero 13 Black die Einstellungen automatisch an das verwendete Objektiv an. Das ist zwar nur ein kleines Detail, erleichtert aber die Bedienung in hektischen Situationen. Und man läuft nicht mehr Gefahr, durch eine falsche Einstellung unbrauchbare Aufnahmen zu produzieren.  GoPro bietet folgende “Lens Mods” an:

  • Die Macro Lens Mod reduziert die Naheinstellgrenze auf 11 cm – das ist viermal näher als das eingebaute Objektiv der Hero 13 Black. Traditionell können Actionkameras nicht besonders nah fokussieren, was sie für das Vlogging nahezu ausschließt. Das ändert sich mit der Macro Lens Mod. Praktisch auch: Da die Macro Lens Mod über einen Fokusring verfügt, lässt sich der Fokusbereich des Standardobjektivs ebenfalls einstellen.
  • Die Lens Mod Ultraweit nimmt im 1:1-Format auf, so dass Videos in der Nachbearbeitung auf das gewünschte Format zugeschnitten werden können – zum Beispiel 16:9 für Monitore und Fernseher oder 9:16 für Instagram, TikTok & Co. Das enorme Sichtfeld von 117 Grad eignet sich zudem hervorragend für Aufnahmen aus der Ego-Perspektive (Point of View, POV). Ein solches Objektiv, das auch mit der neuen Hero 13 Black kompatibel ist, gibt es bereits seit einiger Zeit als Max Lens Mod 2.0 (für die Hero 12 Black). Egal ob Max Lens Mod 2.0 oder Lens Mod Ultraweit: Keine andere Action Cam (abgesehen von 360 Grad-Kameras) produziert so tolle POV-Actionvideos mit einem so großen Sichtfeld – ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
  • Im Jahr 2025 soll die Lens Mod Anamorph folgen. Das ultrabreite Sichtfeld ermöglicht unter anderem Aufnahmen im 21:9 Format. Die verzerrten (anamorphen) Aufnahmen sollen mit speziellen Lichteffekten (Lens Flare) sowie weichgezeichneten Ecken für hollywoodreife Bilder sorgen.
Lens Mods von GoPro
Wohin mit den ganzen Linsen und Schutzkappen? GoPro hat dafür noch keine Lösung. © IMTEST

Wohin mit den Linsen?

Die Mods erweitern die Einsatzmöglichkeiten der GoPro Hero 13 Black enorm. Allerdings machen sie die Handhabung und Bedienung komplizierter. Wohin zum Beispiel mit den Objektiven, wenn man sie während eines Abenteuers nicht braucht? Und wohin mit den Abdeckungen, die sich ohne eingesetzte Linse nicht einmal zusammenstecken lassen? Verlorene Teile sind hier vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass die GoPro Hero 13 Black je nach verwendetem Objektiv unterschiedliche Funktionen bietet. So funktioniert “Serienbild Slo-Mo” nur mit dem Standardobjektiv und “1:1” nur mit der Lens Mod Ultraweit. Mit der Lens Mod Ultraweit kann man dagegen eine 5,3K-Videos aufnehmen; sie sind auf 4K beschränkt. Da kann man schon mal durcheinander kommen.

Nicht zuletzt gehen die Zusatzgläser ins Geld und treiben den ohnehin schon sportlichen Preis der Hero 13 Black weiter in die Höhe. Bei den neuen Linsen sind die vier ND-Filter für gut 80 Euro erhältlich, die Ultraweitlinse liegt bei knapp 110 Euro. Die Lens Mod Makro und Anamorph schlagen mit rund 140 Euro zu Buche. Frech ist zudem, dass die neuen Linsen und Filter nicht auf die technisch nahezu identische Hero 12 Black passen.

Ferner gibt es das neue Filterset. Es enthält vier so genannte ND-Filter, die für eine besondere Bewegungsunschärfe (Motion Blur) bei schnellen Bewegungen sorgen sollen. Das Problem: Für diesen verblüffenden Effekt braucht man neben dem richtigen Filter auch die passende Verschlusszeit und Belichtung. Beides zu wählen, erfordert in der Regel viel Erfahrung. Doch die Hero 13 Black passt die Einstellungen beim Objektivwechsel nicht nur automatisch an, sondern zeigt sogar in Abhängigkeit von der Helligkeit an, ob der richtige ND-Filter zum Einsatz kommt.

Wie ist die Videoqualität der GoPro HERO 13 Black?

Die GoPro Hero 13 Black setzt wie bereits erwähnt auf den gleichen 1/1.9 CMOS-Sensor (6,3 x 5,5 mm) mit einem Seitenverhältnis von 8:7, der bereits vor zwei Jahren mit der Hero 11 Black eingeführt wurde. Das bedeutet, dass sie immer noch den gleichen kleinen Sensor hat, der bei schlechten Lichtverhältnissen im Vergleich zum 1“-Zoll Sensor der Insta Ace Pro zu kämpfen hat.

Hero 13 Black Aufnahme an Bord einer Fähre
Bei ungünstigen Lichtverhältnissen schwächelt die Hero 13 Black ein wenig. © IMTEST

Alter Sensor hin und her. Bei guten Lichtverhältnissen ist die Videoqualität der Hero 13 Black immer noch top. Aufnahmen bei verschiedenen Bedingungen und Einstellungen sind sehr detailliert, die Bilder auch bei schnellen Bewegungen flüssig und klar. Sehr natürlich und schön kräftig sind wie gehabt die Farben. Dies ist nicht zuletzt der 10-Bit-Farbauflösung geschuldet, die mit über einer Milliarde Farbtönen für stufenlose Farbverläufe sorgt. Der erweiterten Dynamikumfang (HDR – High Dynamic Range), den GoPro mit der Hero 12 Black eingeführt hat, wurde in der Hero 13 verfeinert. Dank HLG (Hybrid Log Gamma) HDR können auch viele Fernseher und soziale Netzwerke den größeren Dynamikumfang darstellen. Das war beim Vorgängermodell noch nicht der Fall. Allerdings ist HLG HDR auf die Auflösungen 5,3K und 4K beschränkt. Profis nutzen weiterhin das Log-Profil mit höherem Dynamikumfang. Dies ermöglicht genauere Tonwertanpassungen und Farbkorrekturen in der Postproduktion sowie die Ausgabe in einem gängigen HDR-Format wie HDR10.

Hero 13 Black Aufnahme beim Surfen
Bei gutem Licht muss sich die Hero 13 Black weiterhin vor keiner anderen Action Cam verstecken – ganz im Gegenteil. © IMTEST

Flexibler Sensor

Zudem hat der Sensor der Hero 13 Black einige Vorteile auf seiner Seite. So ermöglicht er die Aufnahme von Videos und Fotos mit verschiedenen Seitenverhältnissen, indem er einfach in der Kamera auf das jeweilige Seitenverhältnis zugeschnitten wird. Neben den Formaten 16:9, 4:3, 9:16  und dem Vollbildformat 8:7 unterstützt die Hero 13 Black in Kombination mit der Lens Mod Ultraweit nun auch das Seitenverhältnis 1:1. Wer damit filmt, muss erst in der Postproduktion entscheiden, welches Format das fertige Video haben soll.

Wide Lens mod
Für eindrucksvolle POV-Aufnahmen ist die Hero 13 Black dank der Lens Mod Ultraweit die erste Wahl unter den konventionellen Action Cams. Die Hero 12 Black mit Lens Mod 2.0 kann das allerdings genauso gut. © IMTEST

Unabhängig davon bietet die Hero 13 Black eine große Auswahl an Auflösungen, Bildraten und Qualitätseinstellungen, einschließlich 5,3K-Video mit bis zu 60p und 4K-Video mit bis zu 120p in den meisten Bildformaten. Weiterhin an Bord sind die inzwischen bekannten Nachteffekt-Aufnahmemodi, darunter Lichtmalerei, Auto-Lichtspuren und Startrails. Zusätzlich gibt es einen Nachtaufnahmemodus, der wie ein Langzeitbelichtungsmodus funktioniert und Verschlusszeiten von bis zu 30 Sekunden ermöglicht. Die Kamera verfügt außerdem über mehrere Zeitlupen-Videomodi, darunter TimeWarp, Time Lapse und Night Lapse.

Neu sind die Burst Slo-Mo-Videooptionen („Serienfoto Slo-Mo“) wobei man in 5,3 K die Bildrate auf 120 Bilder pro Sekunde erhöhen kann, was einer vierfachen Zeitlupe entspricht (siehe Video oben). Alternativ gibt es auch Optionen mit 400 Bildern pro Sekunde bei einer Auflösung von 720p und 360 Bildern pro Sekunde bei 900p. Alle diese Burst-Modi haben jedoch eine begrenzte Aufnahmedauer: Die 5,3K-Option mit 120 Bildern pro Sekunde kann lediglich fünf Sekunden aufzeichnen, die beiden anderen 15 Sekunden. Eher eine nette Spielerei.

Die neue Magnethalterung

DJI und Insta360 setzen schon länger auf Magnethalterungen. Aus gutem Grund: Ohne viel Schrauben und Fingerspitzengefühl lässt sich die Action-Cam im Handumdrehen neu positionieren. GoPro hat mit der Hero 13 Black endlich nachgezogen. Das neue Befestigungssystem ist sogar das mit Abstand beste. Aus drei Gründen:

  • Das System von GoPro funktioniert unabhängig von der Richtung, in der man die Hero Black 13 befestigen möchte. Falsch angebrachte Adapter spielen also keine Rolle mehr.
  • Neben der Magnethalterung gibt es weiterhin die klassische Halterung, was den Umstieg für diejenigen erleichtert, die bereits mit dem “alten” GoPro-System vertraut sind.
  • Und last but not least ist auch das Standard 1/4-20  Gewinde weiterhin am Start, so dass die Hero 13 Black auch weiterhin ohne Adapter z.B. auf Stative geschraubt werden kann. Chapeau GoPro!

Der einzige Nachteil: Die “GoPro Halterung mit Magnetverriegelung” ist mit knapp 30 Euro pro Stück unverschämt teuer.

Neue GoPro Magnetbefestigung
GoPro hat sich Zeit mit einer Magnethalterung gelassen: Dafür ist das neue System das beste auf dem Markt. © IMTEST

Hero 13 Black: GPS feiert Comeback

Und es gibt ein Comeback: GPS ist wieder an Bord. Das bedeutet, dass Filmer auf Wunsch Overlays mit Daten wie Strecke, Geschwindigkeit und Beschleunigung in ihre Videos einbauen können. Bei der Hero 12 Black hatte GoPro diese Funktion überraschenderweise gestrichen. Bei der Konkurrenz lassen sich solche Effekte nur mit externen Geräten wie Smartwatches oder Fernbedienungen realisieren.

GPS-Daten in Quik-App einbinden
Wieder an Bord: Die spaßige Möglichkeit, Daten wie Geschwindigkeit und Strecke in Videos einzublenden. © IMTEST

Hero 13 Black mit starkem Akku

Zu guter Letzt hat GoPro die Akkulaufzeit noch einmal verbessert und der Hero 13 Black einen 1900mAh Enduro Akku mit 10 Prozent mehr Kapazität spendiert. Das bedeutet einerseits, dass Akkus der vorherigen Generation nicht mehr in die neue Hero 13 Black passen – und die neuen Akkus nicht in die Vorgängermodelle. Andererseits hat sich die Akkulaufzeit der Action Cam um rund 10 Prozent verbessert. Bei Tests mit 4K-Auflösung und 60 Bildern pro Sekunde hält der Akku nun knapp anderthalb Stunden (88 Minuten) durch – ein guter Wert. Schlecht aber: Auch wenn GoPro die Ladezeit verkürzt haben will, dauert das Aufladen immer noch ewig.

Fazit

GoPro richtet sich mit der Hero Black 13 vor allem an Profis. Während die Kamera selbst kaum Neues zu bieten hat, erweitern die frischen Objektive und Filter das Einsatzspektrum. Das ist genial. Wer das volle Potenzial ausschöpfen will, muss allerdings tief in die Tasche greifen. Allein die Kamera kostet 450 Euro, wer die Weitwinkel- und die Makrolinse nutzen möchte, muss weitere 250 Euro investieren. Dazu kommen noch Abogebühren für die Quik-App, die ohne Bezahlmodell kaum zu gebrauchen ist. Unterm Strich bleibt vorerst die Insta Ace Pro das Maß der Dinge, auch wenn GoPro in bestimmten Bereichen unschlagbar ist und bleibt.

  • PRO
    • Bessere Akkulaufzeit, erstklassige Magnethalterung, neue kreative Linsen
  • KONTRA
    • Teils kompliziertes Handling, vergleichsweise schwach bei schlechten Lichtverhältnissen

IMTEST Ergebnis:

gut 1,6

Nils Matthiesen

Testet als freier Mitarbeiter für IMTEST schwerpunktmäßig IT-Produkte, wie Notebooks und Computerzubehör. Auch Wearables, wie Sportuhren und Ohrhörer gehören in sein Test-Repertoire. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Nils Matthiesen als Technik-Journalist: Anfangs als fester Redakteur beim Computerverlag Data Becker (u.a. PC Praxis), später als selbständiger Journalist für Verlage wie Axel Springer (Computerbild), Spiegel und Handelsblatt. Neben Technik nimmt vor allem Sport viel Raum im Leben des Familienvaters ein. Sie erreichen ihn via E-Mail.