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Fiat 500e: Der kleine Italiener im Test

Fiat hat seine größte kleine Ikone neu erfunden: Als Elektroauto macht der Fiat 500e vieles besser als das Verbrenner-Modell.

Fiat 500e im Test
© Fiat, IMTEST

Der Fiat 500e im Test // IMTEST

Fiat hat seine größte kleine Ikone neu erfunden: Als Elektroauto macht der Fiat 500e fast alles besser als der Kleinstwagen mit Verbrennungsmotor.

Seit gut 14 Jahren baut Fiat den Fiat 500 fast unverändert. Trotzdem darf der „Cinquecento“ noch nicht in Rente – obwohl seit 2020 ein neuer 500 auf dem Markt ist. Denn der Fiat 500e soll ihn nicht ersetzen, sondern ergänzen. Er ist das erste rein elektrische Auto der Marke und läuft parallel zum Verbrenner. Optisch ähnelt er dem Auto-Opa sehr, technisch hat er aber nichts mit ihm zu tun. Und das ist auch gut so, wie der kleine Stromer im IMTEST-Alltag zeigt.

Mit Fiat 500e weit fahren, schnell laden

Zum Test tritt die „große“ Variante des Fiat 500e an. Der Akku fasst 42 kWh, von denen 37,3 kWh nutzbar sind, während der Elektromotor an der Vorderachse 87 kW (118 PS) leistet. Fiat verkauft das Modell ausschließlich in der Ausstattung Icon zu einem Preis ab 29.560 Euro. Eine kleine Version mit nur 70 kW für 23.560 Euro gibt es ebenfalls. Sie schafft 190 Kilometer mit einer Akkuladung.

Im Fiat 500e Icon geht mehr: 320 Kilometer sind es laut Norm. Im Pendelverkehr und in der Stadt fährt er sogar deutlich weiter. Um die 11 kWh Verbrauch auf 100 Kilometern zeigt der Bordcomputer üblicherweise an, zwischen 330 und 350 Kilometer Reichweite sind möglich – inklusive Klimaanlage. Die Autobahn sollte man jedoch meiden. Bei Richtgeschwindigkeit sind 180 Kilometer realistisch.

Bis 80 Prozent lädt der Akku serienmäßig mit bis zu 85 kW, wobei die maximale Ladeleistung nur kurz bei niedrigem Akkustand anliegt. An den häufiger zu findenden 50-kW-Säulen dauert es etwas länger. 32 Minuten reichen im Test für eine Ladung von 29 auf 85 Prozent, von null auf 80 geht es in unter 50 Minuten.

Sehr sparsam, wenig dynamisch

Der E-Motor im Fiat 500e ist stark genug für spritzige Ampelstarts und spontane Zwischensprints. Drei Fahrmodi stehen zur Verfügung. Im „Normal“-Modus passt der Fiat die Rekuperation an den Verkehr an: Ist die Bahn frei, rollt er weit. Kommt der Vordermann nah, wird stärker verzögert und so mehr Energie in den Akku gespeist. Der Modus „Range“ erlaubt das sogenannte „One-Pedal-Driving“: Der 500e rekuperiert damit bis zum Stillstand. Den dritten Modus zur Optimierung der Reichweite nennt Fiat „Sherpa“. Die Klimaanlage schaltet sich dann ab, die Leistung wird reduziert und die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt.

Auf die fahrdynamischen Eigenschaften haben die Modi keinen Einfluss. Weder Lenkung noch Fahrwerk sind adaptiv. Der 500e fährt immer gleich. Und leider nicht besonders verbindlich. Er lenkt leichtgängig und weitgehend gefühllos, die Federung reicht Stöße deutlich an die Insassen durch. Dies schmälert den Fahrkomfort deutlich. Auch das etwas knappe Platzangebot im Auto trägt dazu bei.

Kofferraum des Fiats
Bis zu 550 Liter Stauraum sind beim 500e möglich – das ist okay, aber nicht wirklich üppig. © IMTEST

Fiat 500e – ein Auto, zwei Meinungen

IMTEST Experte zum Fiat
© IMTEST

„Es gibt wenig zu meckern am Fiat 500e: Er fährt effizient, lädt flott und kommt weit. Mit den Abstrichen beim Fahrverhalten kann ich leben. Die externe App fürs Lademanagement oder die Routenplanung ärgert mich allerdings.“

Heiko Dilk, IMTEST-Experte

IMTEST Expertin zum Fiat
© IMTEST

„Das Pflichtprogramm der Elektromobilität beherrscht der kleine Fiat richtig gut. Das Basisprogramm „Automobilität“ lässt etwas zu wünschen übrig. Ich wünsche mir mehr Dynamik und eine bessere Lenkung für noch mehr Spaß.“

Nina Eickhoff, IMTEST-Expertin

Großes Infotainment im kleinen Fiat

Im Innenraum wirkt der Fiat 500e moderner als sein konventionell angetriebener Bruder. Ein 7-Zoll-Display dient als Instrumententräger, im 500e Icon sitzt serienmäßig ein 10,25 Zoll messendes Infotainmentsystem auf dem Armaturenbrett. Ansonsten gibt es eine große, lackierte Zierfläche und viel Hartplastik, was immerhin sehr solide scheint.

Die Bedienung des Infotainmentsystems lässt leider zu wünschen übrig. So erschließt sich die Menüführung nicht intuitiv. Zudem sind viele Schaltflächen so klein, dass es schwerfällt, sie bei der Fahrt zu treffen. Die serienmäßige Sprachsteuerung indes gefällt, denn sie versteht viele natürliche Befehle.

Design des Fiats
Zukunftsträchtig: Beim Interieur dominiert Design mit viel, aber solide verarbeitetem Hartplastik. © IMTEST

Fiat 500e und seine Assistenzsysteme

Bei den Assistenzsystemen macht sich die neue Plattform bezahlt: Notbremse mit Fußgänger- und Radfahrerkennung gibt es serienmäßig, Spurhalte-, Aufmerksamkeits- und Verkehrszeichenassistent ebenfalls. Das optionale „Co-Driver-Paket“ (1.800 Euro) ergänzt Abstandstempomat und Stauassistent. Erkannte Tempolimits lassen sich per Knopfdruck übernehmen.

Allerdings vertut der Fiat 500e sich im Test gelegentlich beim Tempolimit, und der Stauassistent hält nicht, was er verspricht: Zwar stoppt der Fiat 500e selbstständig und fährt nach kurzem Halt wieder an. Jedoch lenkt er nur oberhalb von 60 km/h allein. Und selbst dann nicht immer harmonisch, sodass man gelegentlich gegen ihn arbeiten muss.

Cockpit des Fiats
Klare Linie: Das Cockpit mit 10,25-Zoll-Display sieht schnittig aus, ist teils aber hakelig in der Bedienung. © IMTEST

FAZIT

Insgesamt bekommt man eine Menge für vergleichsweise moderate 29.560 Euro – und für etwas mehr auch noch Frischluft. Denn es gibt den Fiat 500e als Cabrio. Das verbraucht zwar etwas mehr, bietet dafür aber noch mehr Dolce Vita. Die Preise starten bei 32.560 Euro. Die Defizite beim Fahrverhalten und beim Infotainment trüben den Gesamteindruck etwas. Aber da, wo es drauf ankommt, macht der 500 Elektro alles richtig: Er fährt effizient, weit und lädt mit Tempo.

  • PRO
    • Sehr viele gute Assistenzsysteme, starke Reichweite, schnelle Ladezeit
  • KONTRA
    • Fahrdynamik und Fahrkomfort lassen zu wünschen übrig

IMTEST Ergebnis:

gut 2,3

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