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Fairphone 5 im Test: Nachhaltigkeit weitergedacht

Auch das neue Fairphone 5 steht für Nachhaltigkeit und faire Materialien.

Fairphone 5 auf einem Tisch stehend.
© IMTEST

In Zuge der IFA 2023 hat Fairphone die neuste Generation ihres Smartphones vorgestellt, das Fairphone 5. Wie schon bei den Geräten zuvor legt der Hersteller großen Wert auf Nachhaltigkeit. So bemüht Fairphone sich, nach Möglichkeit fair beschaffte Rohstoffe und recycelte Materialien zu verwenden. Zudem gibt der Hersteller an, keinen Elektromüll zu produzieren: Für jedes verkaufte Smartphone wird ein veraltetes Gerät recycelt. Wie gewohnt wird auch auf die Langlebigkeit des Fairphone 5 großen Wert gelegt. Fairphone verspricht, das Fairphone 5 bis 2031 mit Software- und Security-Updates zu versorgen. Die Lebensdauer des Smartphones wird auch durch den modularen Aufbau verlängert. Der Nutzer kann ohne Spezialwerkzeug vom Akku über das Display bis hin zu einzelnen Kameramodulen nahezu jedes Teil des Fairphone 5 selbst austauschen. Geht etwas kaputt, kann man also selbst zum Schraubendreher greifen und das entsprechende Modul austauschen.

Doch wie gut klappt das wirklich? IMTEST hat das Fairphone 5 für 699 Euro (UVP) ausführlich getestet, um Antworten zu finden.



Design: Hochwertig und nachhaltig zugleich

Das Fairphone 5 ist nicht so dünn und leicht wie andere aktuelle Smartphones. Das ist eine Folge des modularen Aufbaus. Wie eingangs bereits erwähnt, lassen sich fast alle Komponenten wie der Akku oder auch einzelne Kameramodule problemlos austauschen. Das funktionierte im Test einfach und reibungslos. Spezialwerkzeug ist nicht nötig, selbst für größere Eingriffe benötigt man nur einen Schraubendreher und auf das Verkleben von Komponenten verzichtet Fairphone ganz. Gut für Laien: Die einzelnen Komponenten sind beschriftet, was mehr Sicherheit beim Austausch verschafft. Wer dennoch eine Anleitung benötigt, wird auf der Website von Fairphone fündig. In der Praxis liegt das Smartphone gut in der Hand, das Mehrgewicht ist aber spürbar. Die Verarbeitung ist gut und die verwendeten Materialien sind hochwertig. Die Ersatzteile vertreibt Fairphone selbst. Trotzdem ist das Gerät nach IP55 vor Staub und Wasser geschützt. 

Das Fairphone 5 in Einzelkomponenten zerlegt.
Das Fairphone 5 lässt sich unkompliziert und ohne Spezialwerkzeug zerlegen. © IMTEST

Leistung: Solide Mittelklasse

Im Test zeigte der verbaute Qualcomm QCM6490 Chipsatz eine gute Leistung beim Arbeiten, allerdings schwächelt er bei sehr aufwendigen Spielen etwas. Für ein Mittelklasse-Smartphone ist das zu erwarten und im Alltag fällt es nicht auf. Das Gerät lässt sich flüssig bedienen. Dazu trägt sicherlich auch das schlanke Betriebssystem bei, mit dem das Fairphone 5 ausgeliefert wird. Vorinstalliert ist eine unmodifizierte Variante von Android 13. Im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern erlaubt Fairphone aber auch ausdrücklich die Installation und Nutzung eines anderen Betriebssystems.

Display: Das erste Fairphone mit OLED

Im Vergleich zum Fairphone 4 hat sich beim Display einiges getan. Im Fairphone 5 ist jetzt OLED-statt IPS-Technik verbaut und auch die Auflösung ist mit 2.770 x 1.224 Pixel ein wenig höher. Die Diagonale wird kaum größer, sie steigt von 6,3 auf 6,46 Zoll. Im Sichttest zeigt das Display lebendige Farben und ein tiefes Schwarz. Die Messergebnisse bestätigen den guten Eindruck: Die Farbtreue ist hoch und der Kontrast, wie von OLED-Bildschirmen gewohnt, sehr gut. Nur bei der maximalen Helligkeit zeigt das Display Schwächen und erreicht nur 557 Candela pro Quadratmeter. Top-Smartphones schaffen durchaus das Doppelte. Das Display ist aber auch im Sonnenschein gut ablesbar.

Kamera: Gute Bilder, Schwächen beim Zoom

Das Kameramodul des Fairphone 5 ist mit zwei Kameras bestückt, zur Hauptkamera gesellt sich ein Ultraweitwinkel. Beide lösen mit maximal 50 Megapixeln auf. Im Test schlägt sich die Kamera gut, die Farbwiedergabe ist gut, die Bilddynamik hoch. Auch Rauschen ist auf den Aufnahmen kaum zu sehen. Die Frontkamera nutzt ebenfalls einen 50-Megapixel-Sensor.

In der Praxis bestätigen sich die Messwerte. Mit dem Fairphone 5 gelingen gute Bilder mit natürlichen Farben.

Eine Ansicht eines Hamburger Fleets fotografiert mit dem Fairphone 5.
Die Kamera des Fairphone 5 macht gute Bilder in natürlichen Farben. © IMTEST

Beim Zoomen zeigen sich die Schwächen eines Digitalzooms. Details können nicht mehr so gut aufgelöst werden und werden noch dazu von einer automatischen Bildbearbeitung “glattgebügelt”.

Zoomaufnahme fotografiert mit dem Fairphone 5.
Bei dieser Aufnahme mit einem hohen Zoomfaktor zeigen sich die Grenzen eines reinen Digitalzooms. © IMTEST

Akku: Werkzeuglos tauschbar, aber kein Langläufer

Im Test war die Akkulaufzeit ein kleiner Wermutstropfen. Beim Videostreaming mit konstanter Helligkeit hielt das Fairphone 5 nur etwas länger als sechs Stunden durch, das können andere Geräte besser. Auch beim Aufladen kann es nicht mit Smartphones der Oberklasse mithalten. Es dauert etwa anderthalb Stunden, bis das Fairphone 5 wieder vollgeladen ist. Schade: Kabelloses Laden wird nicht unterstützt, geladen wird nur über USB-C. Genau wie viele andere Hersteller verzichtet auch Fairphone darauf, ihren Geräten ein Netzteil beizulegen. Allerdings ist beim Fairphone 5 aus Nachhaltigkeitsgründen auch kein Ladekabel im Lieferumfang enthalten.

Preis und Verfügbarkeit

Das Fairphone 5 ist ab sofort zu einem Preis von 699 Euro (UVP) vorbestellbar, die Auslieferung soll am 14. September 2023 starten.

Fazit

Betrachtet man nur die Daten und die Leistung, ist das Fairphone 5 ein solides Mittelklasse-Smartphone mit einem guten OLED-Display und einer ordentlichen Kamera. Der Fokus, den der Hersteller auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit des Fairphone 5 legt, hebt das Gerät von der Masse ab. Der Käufer bekommt hier ein Smartphone, das gut funktioniert, das ökogische Gewissen beruhigt und wesentlich länger als gewohnt mit Updates versorgt wird. Und falls etwas an dem Gerät kaputt gehen sollte, kann er es auch noch selbst reparieren – mit Originalteilen, die er direkt beim Hersteller beziehen kann.

  • PRO
    • Gutes Display, modularer Aufbau, nachhaltiges Konzept.
  • KONTRA
    • Etwas kurze Akkulaufzeit, etwas klobig und schwer.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,3

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Nach einem Studium der Politikwissenschaft absolvierte Pascal Bartholomäus ein redaktionelles Volontariat bei dem deutschen Technikmagazin Computer Bild. Dort lernte er das journalistische Handwerk und widmete sich allerlei Neuheiten aus der Technikwelt. Als Teil von IMTEST schreibt und testet er nun allerlei Produkte: unter anderem Notebooks.