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Dyson 360 Vis Nav im Test: Saugroboter mit Premium-Leistung?

Der hochpreisige Saugroboter stellt sich im IMTEST-Labor.

Der Dyson 360 Vis Nav Saugroboter auf Holzboden neben einem Sofa. Drum herum liegt Konfetti. Im Hintergrund ist die Station zu sehen.
© IMTEST

Saugroboter werden immer beliebter – denn sie helfen dabei, den täglichen Reinigungsaufwand zu minimieren. An hektischen Arbeitstagen oder auch durch schöne Familienaktivitäten bleibt oft wenig Zeit für den Haushalt. Hier kann ein Saugroboter praktisch sein: Er kann unabhängig arbeiten, während man sich selbst anderen Aufgaben widmet. Zur Auswahl gibt es daher viele verschiedene Marken und Modelle. Einer der bekanntesten Staubsauger-Hersteller ist vermutlich Dyson, bekannt vor allem für hochwertige, aber auch hochpreisige Haushalts- und Beauty-Produkte. Doch kann der Dyson 360 Vis Nav die von Dyson selbst gesetzten, hohen Ansprüche erfüllen? IMTEST hat den Saugroboter ausführlich getestet.

Produktdetails

  • 9,9 x 32,0 x 33,0 cm
  • 5,0 kg
  • 375 Watt
  • Reinigungszeit bis zu 65 Minuten
  • Ladezeit bis zu 165 Minuten
  • 1.299 Euro


Der Dyson 360 Vis Nav im Test: Volle Saugkraft voraus?

Wie alle Staubsauger von Dyson ist auch der 360 Vis Nav Saugroboter mit Zyklon-Technologie ausgestattet – schließlich ist Erfinder James Dyson genau damit vor etlichen Jahren in den Markt eingestiegen.

Die Zyklon-Technologie fußt auf dem Prinzip des sogenannten Fliehkraft-Abscheiders. Dieser kann feste Partikel aus einem Gas entfernen – also beispielsweise Staubkörner aus eingesaugter Raumluft. Dabei wird die Zentrifugalkraft genutzt, die man im Alltag zum Beispiel von Fahrgeschäften auf dem Jahrmarkt kennt. Dreht sich das Karussell schnell im Kreis, wird man im Sitz nach außen gedrückt. Ähnlich funktioniert auch die Zyklon-Technologie, nur wird hier lediglich die Luft in Bewegung versetzt und nicht der Staubbehälter des Staubsaugers. Dadurch kommt die Luft in eine Rotationsbewegung ähnlich eines Wirbelsturms, der die Staubpartikel zu den Seiten hinausschleudert. Diese sammeln sich im Staubbehälter und können anschließend in einen Mülleimer ausgeleert werden. Anders als bei herkömmlichen Staubsaugern ist somit kein Staubbeutel mehr nötig, um die eingesaugte Luft zu reinigen.

Im IMTEST-Labor musste der Dyson-Saugroboter zeigen, ob er mit dieser Technologie tatsächlich besser saugt als vergleichbare Modelle. Dazu gab es sowohl Leistungs-Tests auf Teppichboden als auch auf Hartboden.

Der Dyson-Saugroboter von oben auf Holzfußboden mit Konfetti drum herum.
Der Dyson 360 Vis Nav Saugroboter musste sich im Test auf unterschiedlichem Bodenbelag und mit verschiedenem Test-Schmutz beweisen. © IMTEST

Als Test-Schmutz dienten Partikel unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Eigenschaften: lange Haare, Salzkörner, Kleintier-Einstreu, Frühstücksflocken und Reis.

Teppich-Tänzer

Beim Saug-Test auf Teppich fiel vor allem auf, dass sich der Dyson-Saugroboter vergleichsweise viel Zeit für seine Aufgabe ließ. Für eine Fläche von knapp 3 Quadratmetern, von der nur 1 Test-Quadratmeter mit Einstreu aus dem Zoogeschäft verschmutz war, benötigte der Roboter knappe 10 Minuten. Leider lohnte sich diese vermeintliche Gründlichkeit aber nur zum Teil. Denn auch nachdem der Dyson 360 Vis Nav erklärte, fertig zu sein, waren noch deutliche Reste des Test-Schmutzes zu sehen. Vor allem an Kanten und in Ecken, aber auch in der Mitte des Testfelds blieben Späne zurück.

Fliesen-Feger

Auf Fliesenboden stellte sich der Haushaltshelfer im Gegensatz dazu wesentlich gründlicher an. Sowohl kleine Salz- als auch größere Reiskörner und sogar Froot Loops verschwanden im Test annähernd restlos im Auffangbehälter des Dyson 360 Vis Nav. Auch lange Haare waren für ihn kein Problem und wurden restlos aufgesaugt.

Anschließend waren diese allerdings noch an der Bürstenrolle des Saugers zu finden und mussten etwas mühsam mit der Hand wieder gereinigt werden. Das Ausleeren des Behälters funktioniert hingegen sehr leicht – sobald man den Trick des Schiebeschalters am Henkel verstanden hat. Praktisch dabei: Der Filter wird beim Öffnen des Behälters einmal abgestreift und somit schon vom gröbsten Schmutz befreit. Dadurch ist wenig Nacharbeit nötig. Der umherfliegende Schmutz kann, insbesondere für Allergikerinnen und Allergiker, jedoch unangenehm sein. Hier empfiehlt es sich, eine Atemschutzmaske zu tragen und/oder den Behälter im Freien auszuleeren.

Eine Person leert den Staubbehälter des Dyson 360 Vis Nav über einem Mülleimer in wohnlicher Umgebung aus.
Nach Beendigung der Reinigung muss der Behälter per Hand ausgeleert werden. Hier empfiehlt sich das Tragen einer FFP2-Maske und/oder das Ausleeren im Freien. © IMTEST

Ziele und Ausweichmanöver im IMTEST-Hindernisparcour

Die namensgebende Navigationsweise des Dyson 360 Vis Nav fiel im Test ziemlich schnell auf. Anders als Saugroboter vieler anderer Hersteller navigiert das Dyson-Modell nämlich ausschließlich über die eingebaute 360°-Kamera auf der Oberseite des Geräts. Außerdem fahren die meisten Mitstreiter zunächst einmal an der Wand entlang und saugen den Raum dann in systematischen Schlangenlinien. Der Dyson-Sauger wirkte im Test hingegen erst einmal ein wenig verloren und fuhr zur Kartenerstellung ein wenig wirr durch den Raum. Nach langen 10 Minuten hatte er den vergleichsweise kleinen Testraum jedoch erfasst und war bereit zur Reinigung.

Auch danach schien sich der 360 Vis Nav allerdings immer wieder umzuschauen und dabei zu versuchen, verbleibende Schmutzrückstände zu finden. Insgesamt navigierte er auf diese Weise sehr zuverlässig durch den IMTEST-Hindernisparcour, eckte kaum an und umfuhr sogar das ausgelegte Ladekabel zuverlässig. Auch der Treppenabsatz machte ihm keine Probleme – obwohl sich der Roboter beinahe zu erschrecken schien. War er an die Kante herangefahren, stoppte er abrupt, stellte kurz das Saugen ein, fuhr ein paar Zentimeter rückwärts und setzte dann erst die Reinigungsfahrt fort.

Treppenstufen von vorne, ab oberen Absatz der Saugroboter von Dyson.
Der Dyson-Saugroboter schien sich im Test zwar vor dem Abgrund der Treppe zu erschrecken, fiel aber nicht herunter. © IMTEST

Das einzige Hindernis, das ihm Schwierigkeiten bereitete, was das Sektglas. Dieses schien der Roboter ebenfalls zu bemerken, im Verlauf der Reinigung schob er es aber schließlich doch ein Stück durch den Raum bis zur Wand. Das ist allerdings ein sehr verbreitetes Phänomen unter Reinigungsrobotern. Einer der wenigen, die das Glas bisher sicher verschonten, war der Jet Bot AI+ von Samsung.

Logbuch in der Dyson-App

Die App, die zum Saugroboter gehört, ist erst einmal schön gestaltet. Außerdem bietet sie die Möglichkeit, bestimmte Einstellungen für den Roboter beziehungsweise die Reinigungsfahrt festzulegen. Viele davon können übrigens auch am Display des Roboters selbst vorgenommen werden – spätestens für die Erstellung eines Putz-Zeitplans ist die App aber sehr praktisch.

Ungewohnt und auch ungünstig ist dementgegen, dass man den Roboter während des Einsatzes nicht live überwachen kann. Stattdessen zeigt die App nur ein Bild des Roboters mit dem Hinweis, dass er gerade reinigt.

Ein Screenshot der Dyson-App während der Reinigungsfahrt des Roboters.
Während der Reinigung kann man den Roboter aus der Ferne nicht überwachen. Die App zeigt lediglich an, dass er gerade saugt und welche Einstellungen dafür gewählt sind. © Dyson, IMTEST

Die meisten anderen Anbieter zeichnen hingegen auf einer Karte der Räumlichkeiten ein, wo sich der Roboter gerade befindet. Außerdem kann anhand einer Linie gesehen werden, wo er bereits entlanggefahren ist. So kann man besser abschätzen, wie viel der Haushaltshelfer bereits geschafft hat und wo er noch putzen wird, beziehungsweise, wie lange er noch ungefähr reinigen wird. Da der Dyson 360 Vis Nav aber nicht die typischen Schlangenlinien durch den Raum zieht, sondern offenbar anhand der optischen Erfassung festlegt, wie lange und wo er noch saugen möchte, ist diese Live-Überwachung wohl auch weniger sinnvoll.

Dafür gibt die App am Ende der Reinigungsfahrt eine Karte der Räumlichkeiten aus, auf der der Roboter die erfasste Verschmutzung einträgt. So entsteht eine Art topographische Karte mit hellen Markierungen für besonders viel Schmutz und dunkleren Bereichen für sauberere Bereiche.

Ein Screenshot der erstellten Karte mit Verschmutzungs-Einstufung.
Eine spannende und im Vergleich zur Konkurrenz einzigartige Karte erstellt der Dyson 360 Vis Nav, indem er sie anhand des Verschmutzungsgrades einfärbt. © Dyson, IMTEST

Fazit

Der Dyson-Saugroboter machte über alle Testpunkte gesehen eine gute Figur im IMTEST-Labor. Was im Vergleich zu Konkurrenz-Modellen besonders auffiel, waren die eingeschränkte App-Überwachung und die lange Reinigungsdauer im Test. Dafür saugte der 360 Vis Nav zumindest auf Hartboden aber auch sehr gründlich. Auf Teppichboden blieben hingegen etwas mehr Reste. Ein nettes und einzigartiges Feature ist zudem die Einfärbung der erstellten Karte nach festgestelltem Verschmutzungsgrad. Das Design des Roboters in blau-violett ist außerdem sehr auffällig – aber natürlich auch Geschmacksache. Ebenso die Überlegung, ob eine Reinigungsstation gewünscht wird oder nicht. Der Dyson-Saugroboter kommt derzeit “nur” mit Ladestation ohne Ausleer-Funktion. Dafür ist diese aber auch klein und kann dezent, etwa unter einem Regal, verschwinden.

Der Dyson 360 Vis Nav kostete im Hersteller-Webshop zum Testzeitpunkt satte 1.299 Euro. Für einen reinen Saugroboter ohne Wischfunktion oder Service-Station ist das vergleichsweise hochpreisig. Wer auf das stylische Design und den renommierten Markennamen verzichten kann, findet bei anderen Herstellern – etwa hier im Vergleichstest von Saugwischrobotern mit Station – für einen ähnlichen Preis ein paar mehr Funktionen.

  • PRO
    • Sehr gute Reinigungsleistung auf Hartböden im Test, sehr gute Gefahrenerkennung im IMTEST-Hindernisparcour, Karte in Dyson-App zeigt verschiedene Verschmutzungsgrade im Raum, einfache Inbetriebnahme und Reinigung, kleine Station, stylisches Design.
  • KONTRA
    • Reinigungsleistung im Test auf Teppichboden etwas oberflächlich, keine Echtzeit-Überwachung möglich, Maximallautstärke mit 76 Dezibel vergleichsweise laut, Oberfläche anfällig für Kratzer, sehr langsamer Saugprozess, keine Wischfunktion, keine Service-Station, hohe Investition.

IMTEST Ergebnis:

gut 2,5

Autorinnen-Foto von Dr. Lotta Kinitz in Farbe.

Dr. Lotta Kinitz schloss 2016 ihren Bachelor of Science an der HAW Hamburg ab. Anschließend absolvierte sie in Bonn den Master in Lebensmitteltechnologie und promovierte im Fachbereich für Haushaltstechnik. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über mögliche Verbesserungen der Norm zur Prüfung von Geschirrspülmaschinen, um diese relevanter für Verbraucherinnen und Verbraucher zu machen.

Bei IMTEST ist sie seit 2022 ebenfalls vor allem dafür zuständig, dass unsere Produkttests wissenschaftlich, aber auch nachvollziehbar und relevant ablaufen. Dabei testet sie selbst mit Vorliebe alles, was im Haushaltsbereich zu finden ist: Von Küchenmaschinen, über Saugroboter und andere ‚smarte‘ Home-Geräte bis hin zu Waschtrocknern, Backöfen und Kaffeevollautomaten kommt bei ihr alles unters kritische Prüferinnen-Auge. Um stets auf dem Laufenden über Neuerungen zu bleiben, ist sie zudem Mitglied des Fachausschusses für Haushaltstechnik in der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft.

Ihre Ausbildung sowie ihre derzeitige, nebenberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftrage für Haushaltstechnik und Physik an der HAW Hamburg geben ihr zudem die Grundlage für die Position der IMTEST-Expertin für Energiethemen, wie Balkonkraftwerke und mobile Powerstations.