Die 5. Generation der beliebten Charge-Familie von Fitbit bietet auf den ersten Blick viele Vorteile: Neben dem neuen Design mit runderen Formen fällt der neue Bildschirm der Charge 5 rund 10 Prozent dünner und vor allem farbig aus. Aber nicht alles ist besser geworden, wie der Test zeigt.
Bildschirm: Größer und farbig
Gut: Der Bildschirm der Charge 5 ist im Vergleich zum Vorgänger Charge 4 um 10 Prozent gewachsen. Gleichzeitig ist er mit bis zu 450 nits deutlich heller (vorher 200 nits). Außerdem verfügt er über ein AMOLED Farb-Display, dass sich optional in einen „Immer an“-Modus versetzen lässt. Unabhängig davon ist das Display für ein Fitnessarmband ausgezeichnet. Es lässt sich sowohl bei Sonnenlicht als auch im Dunkeln gut ablesen. Groß ist es aber nicht. Gerade beim Sport kann das stören, da die Schriften zum Teil sehr klein ausfallen und trotzdem nur wenige Infos auf den Bildschirm passen. So zeigt die Charge während eines Laufs beispielsweise maximal drei Messwerte gleichzeitig an, von denen zwei stets in kleiner Schrift am oberen und unteren Bildschirmrand zu sehen sind: Die zurückgelegte Distanz sowie die Dauer der Aktivität. Dazwischen lässt sich einer von neu anderen Werten einblenden, etwa Tempo, Herzfrequenz und verbrauchte Kalorien. Das erweist sich bei Bewegung als umständlich.
Charge 5: Bedienung ohne Tasten
Womit wir schon beim Thema Bedienung angekommen wären. Auf Knöpfe und Kronen hat Fitbit bei der Charge 5 komplett verzichtet, alle Eingaben erfolgen über den Touchscreen. Die silbernen Seitenleisten muten zwar wie Tasten an, es handelt sich aber lediglich um Sensoren, zur Erstellung eines Elektrokardiogramms (EKG) sowie des EDA-Wertes (dazu gleich mehr). Das Fehlen physischer Tasten ist aber mindestens gewöhnungsbedürftig, zumindest der Einstieg erfordert etwas Übung. Spätestens beim Sport, wenn man bei Bewegung mit schwitzigen Fingern hantiert, sind Knöpfe aber immer ein Vorteil. Zudem funktioniert die Aktivierung des Bildschirms per Geste suboptimal. Oft ist es erforderlich, das Handgelenk mehrfach zu drehen, um eine Reaktion zu erhalten.
Gesundheitsfunktionen: Da fehlt (noch) was
Zum Inneren: Genau wie die Fitbit Sense ist auch die Charge 5 in der Lage, die Veränderung der Leitfähigkeit der Haut als Reaktion auf emotionalen Stress zu erkennen. In Zusammenspiel mit der Hauttemperatur und der speziellen EDA-Scan-App soll die Charge 5 so Rückschlüsse über das eigene Wohlbefinden ermöglichen. Die Messprozedur erweist sich aber als umständlich: Der Träger muss zwei Finger mindestens drei Minuten lang ans Metallgehäuse halten. Danach wird er aufgefordert, die eigene Stimmung zu erfassen. Die Aussagekraft der Funktion, die Fitbit gerne als Alleinstellungsmerkmal vermarktet, hält sich aber in Grenzen. Zudem ist sie Teil des Fitbit Premium-Abos. Das bedeutet, dass sich auf den EDA-Bericht nach Ablauf des sechsmonatigen Probeabos nicht mehr zugreifen lässt, sofern nicht eine kostenpflichtige Mitgliedschaft (79,99 Euro pro Jahr) abgeschlossen wird.
Das Gleiche gilt für Funktionen wie den sogenannten „Tagesform-Index”. Dieser Wert soll auf der Grundlage der jüngsten Aktivitäten, der Qualität des Schlafs und der gemessenen Herzfrequenzen der aktuellen Leistungsfähigkeit entsprechend verschiedene Trainings vorschlagen. Bei einem höheren Wert empfiehlt Fitbit intensivere Aktivitäten, bei einem niedrigeren Wert entsprechende leichte Workouts, etwa Entspannungsübungen. Diese überaus interessante Funktion liefert Fitbit aber erst „in Kürze“ nach. Das gleiche gilt für die EKG-App. Darüber hinaus verfügt die Charge 5 über eine Reihe weiterer Funktionen zur Überwachung der Gesundheit, wie z. B. Herzschlag, Schlaf, Körpertemperatur und Sauerstoffsättigung (SpO2). Vor allem in Sachen Schlafauswertung, die auf Basis von Schlaf- und Wachzeiten sowie Herzfrequenz und Bewegung erfolgt, gehört Fitbit immer noch zu den besten.
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Charge 5: Unzuverlässiges GPS
Ebenfalls im grünen Bereich bewegt sich die Akkulaufzeit. Mit ausgeschaltem „Always-on“-Bildschirm sind im Alltagsgebrauch bis zu sechs Tage drin. Für lange Wanderungen oder Triathlons ist das Fitnessarmband aber nicht geeignet: Bei eingeschaltetem GPS macht es nach rund sechs Stunden schlapp. Smarte Funktionen sind dagegen absolute Fehlanzeige. Es gibt keinen App-Shop, keine Musikfunktionen und keinen Sprachassistenten. Dazu lassen sich unter iOS Nachrichten lediglich anzeigen und nicht beantworten.
Eine weitere Neuerung der Charge 5 ist offensichtlich das GPS-Modul. Und das hat so seine Tücken. Zunächst dauert es beim ersten Testlauf eine halbe Ewigkeit, bis es ein Signal fand. Dann waren die gemessenen Distanzen zum Teil sehr ungenau. Oder das Band verlor das GPS-Signal komplett und zeichnet überhaupt keine Strecke auf. Dann gab es aber auch Fälle, in denen das Band sehr akkurat und zuverlässig die zurückgelegte Strecke trackte. Unterm Strich war auf die Distanzmessung kein Verlass. Der Pulsmesser lieferte dagegen stets recht genaue Ergebnisse.
Fazit
180 Euro sind für ein Fitnessarmband eine Menge Holz. Zwar bietet die Charge 5 jede Menge Fitness- und Gesundheitsfunktionen, in den Bereichen GPS-Zuverlässigkeit, smarte Fähigkeiten und Bedienung ist aber viel Luft nach oben. Der Preis erscheint zudem deshalb als hoch, weil es für weniger Geld bessere Smartwatches gibt, etwa die Honor GS Pro. Fraglich ist zudem Fitbits Strategie, bestimmte Funktionen nur in Verbindung mit einem kostenpflichten Abo freizuschalten.
- PRO
- Guter, aber kleiner Bildschirm, viele Gesundheitsfunktionen.
- KONTRA
- GPS arbeitet unzuverlässig, einige Funktionen gibt es nur mit einem Premium-Abo.
IMTEST Ergebnis:
befriedigend 2,7