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Dyson OnTrac: Der Kopfhörer vom Staubsauger-Profi im Test

Der Dyson OnTrac ist der zweite Kopfhörer des bekannten Staubsauger-Herstellers. Ein guter zweiter Aufschlag? Der Test verrät es.

Ein Mann trägt einen auffälligen OverEar-Kopfhöhrer.
© IMTEST / Arnel Mickley

Der Dyson OnTrac ist der zweite Kopfhörer des Staubsauger-Spezialisten. Stand beim Vorgänger Dyson Zone vor allem der anklippbare Visor mit Luftreiniger-Funktion im Vordergrund, soll der OnTrac durch seinen Klang und seine aktive Geräuschunterdrückung punkten. Wie gut das gelingt, hat IMTEST zusammen mit einem Kollegen von STEREO, dem HiFi-Magazin der Funke Mediengruppe, getestet.

Die Dyson OnTrac Kopfhörer liegen auf einem Holztisch.
Das Design der Dyson OnTrac Kopfhörer ist gerade in der Farbkombination Nachtblau und Kupfer ziemlich auffällig. © IMTEST / Arnel Mickley

Tolle Verarbeitung, gewöhnungsbedürftiges Design

Beim Erstkontakt mit den neuen Dyson-Kopfhörern fallen verschiedene Dinge auf. Die Verarbeitung ist sehr gut. Gerade die Gelenke, an denen die Ohrmuscheln eingestellt werden, laufen seidenweich und bieten das richtige Maß an Widerstand. Auch die Verstellung des Kopfbands wirkt solide. Die verwendeten Materialien sind ebenfalls sehr hochwertig. Die großzügige Verwendung von Aluminium treibt allerdings auch das Gewicht nach oben, die Waage im Testlabor zeigte 463 Gramm. Das Aussehen der Dyson OnTracs ist ganz eindeutig Geschmackssache. Die Farbkombination des Testmusters (Kupfer für die Muscheln und Nachtblau für den Rest) ist zusammen mit dem kantigen Design ziemlich auffällig. Die Ohrpolster sind mit wenigen Handgriffen austauschbar, was man von anderen Kopfhörern kennt.

Detailaufnahme des Dyson OnTrac Kopfhörers mit demontierter Ohrmuschel-Abdeckung.
Komplett durchgestylt: So sieht der Dyson OnTrac mit demontierter Endkappe aus. Gut sichtbar: Der filigrane aber robuste Verriegelungsmechanismus. © IMTEST / Arnel Mickley

Ungewöhnlich ist allerdings, dass die Außenseite der Ohrmuscheln ebenfalls austauschbar ist: Eine kleine Drehung und die aus Metall gefräste, dünne „Außenhaut“ kann abgenommen werden. Der Verriegelungsmechanismus hält die von Dyson als Endkappen bezeichneten Teile sicher und spielfrei an ihrem Platz. Dyson bietet sowohl Polster als auch Endkappen in verschiedene Farben an, so lassen sich Kombinationen von ruhig bis wild umsetzen.



So trägt sich der Dyson OnTrac

Das hohe Gewicht des Dyson OnTrac wirkt sich stark auf den Tragekomfort aus. Auch der Anpressdruck des Bügels ist eher auf der strammen Seite. Die Ohrpolster sind bequem, liegen aber durch den ovalen Ausschnitt bei großen Ohren leicht auf der Ohrmuschel auf. Zudem wird es schon nach kurzer Zeit recht warm unter den Polstern. Dafür bieten sie eine gute Abschirmung. Praktisches Detail: Der große Aufdruck innen für die Rechts-Links-Markierung. Die Polster am Kopfbügel hinterlassen einen gemischten Eindruck. Das mittlere ist weich, aber etwas dünn. Die seitlichen Polster sind eigentlich keine, sondern knallhart – sie liegen allerdings nicht am Kopf an, sondern sind eher ein Designelement.

Detailaufnahme der Bedienelemente und Mikrophone des Dyson OnTrac Kopfhörers.
Eine Taste zum Einschalten und einen kleinen Joystick – mehr Bedienelemente hat der Dyson OnTrac nicht. Geladen wird per USB-C. © IMTEST / Arnel Mickley

Wenig Funktionen und Einstellmöglichkeiten

Die Bedienung der Dyson OnTrac erfolgt fast komplett über einen kleinen Joystick an der rechten Ohrmuschel. Dieser ist gut zu ertasten, aber etwas fummelig zu bedienen. Die „Gestensteuerung“ beschränkt sich auf das Aktvieren und Deaktivieren des Noise Cancelling per doppeltem Tippen auf eine der beiden Ohrmuscheln. Abhängig von der Testperson funktionierte das mal mehr, mal weniger gut. Allgemein bietet der Dyson OnTrac nicht allzu viele Features. Eine Klinkenbuchse ist am Kopfhörer nicht vorhanden, allerdings bietet Dyson ein Flugadapter-Set mit einem entsprechenden Adapterkabel für 19 Euro (UVP) an. Auch das Verbinden des Kopfhörers per Bluetooth mit mehr als einem Gerät gleichzeitig ist nicht möglich. Immerhin geht das Koppeln per Bluetooth einfach und schnell.

Drei Screenshots aus der MyDyson-App zur Steuerung der Dyson OnTrac Kopfhörer.
Die MyDyson-App ermöglicht die Steuerung einiger weniger Funktionen des Dyson OnTrac und kann die Lärmbelastung graphisch anzeigen. Der “Equalizer” ist eher enttäuschend. © Dyson

Auch in der MyDyson-App gibt es nicht allzu viele Einstellmöglichkeiten. Der „Equalizer“ erschöpft sich in drei fest voreingestellten Profilen: Einigermaßen linear, etwas mehr Mitten und ein wenig mehr Bass. Feineinstellungen oder gar ein personalisiertes Profil, das den eigenen Vorlieben entspricht: All das ist nicht möglich. Auch die Einstellmöglichkeiten der Geräuschunterdrückung beschränken sich auf das Umschalten zwischen „An“, „Transparenzmodus“ und „Aus“. Daneben gibt es noch eine grafisch aufbereitete Ansicht der „Lärmbelastung“.

Wie klingt der Dyson OnTrac?

Auch beim Klang hinterlässt der Dyson OnTrac einen durchwachsenen Eindruck. Auf der Habenseite steht der Bass. Er ist angenehm präsent, knorrig und prägnant ohne wie bei vielen anderen Kopfhörern in diesem Segment übermäßig betont zu sein. Zudem neigt der OnTrac auch bei höherer Lautstärke nicht zu Verzerrungen, spielt auch auf nahezu gehörgefährdender Lautstärke noch recht sauber. Weniger überzeugend zeigt sich die Bühnenabbildung. Hier wäre eine breite Darstellung mit viel Luft zwischen den Instrumenten und einem Gefühl entspannter Transparenz wünschenswert. Der OnTrac klingt dagegen eher “eng”, etwas gepresst und nicht wirklich luftig. So geraten komplexe Passagen, wie etwa Orchesteraufnahmen recht schnell unübersichtlich, während es elegischen und sparsam instrumentierten Singer-Songwriter Stücken an Emotionalität fehlt. Zarte Ausschwinger einer akustischen Gitarre etwa, werden vom OnTrac recht abrupt beendet, es fehlt das audiophile Feingefühl, das Gespür für die kleinen Details. Auch ist er tonal nicht immer natürlich, die scharf umrissene Drum der Crash Test Dummies in “Mmm Mmm Mmm Mmm” etwa klingt etwas zu spitz und metallisch.

Detailaufnahme des Aufdrucks auf der Ohrmuschel des Dyson OnTrac Kopfhörers.
Laut Aufdruck deckt der Dyson Ontrac eine Frequenzbereich von 6 Hertz bis 21 Kilohertz ab.

Alles in allem liegt der Dyson OnTrac damit in etwa auf einem Niveau mit Sonys WH-1000XM5 (hier im Vergleichstest), die zwar transparenter, offener und geschmeidiger spielen, sich aber durch ihren schwammigen und ab Werk deutlich überzogenem Bass ins Abseits schießen. Nur dass die Sony 200 Euro günstiger sind, deutlich bequemer am Kopf liegen und der überhöhte Bass dank des exzellenten Equalizers einfach gebändigt werden kann.

Noise Cancelling und Transparenzmodus können überzeugen

Schön ist, dass sich der Klang des Dyson OnTrac nicht verändert, egal ob die aktive Geräuschunterdückung verwendet wird oder nicht. Das Noise Cancelling funktioniert gut, ohne das vor einigen Jahren noch so häufige „Druckgefühl“ auszulösen. Ein leichtes Rauschen ist allerdings zu hören. Das gilt auch für den ebenfalls guten Transparenzmodus, der allenfalls etwas mehr Verstärkung mitbringen könnte. Die verbauten Mikros sind für Anrufe völlig in Ordnung, wenn auch etwas leise. Auch hier ist ein leichtes Rauschen wahrnehmbar, aber nicht störend.

Fazit

Die Dyson OnTrac sind ein Lifestyle-Produkt. Das Design polarisiert, die Verarbeitung und die verwendeten Materialien sind sehr gut. Klanglich bewegt sich der Kopfhörer auf Augenhöhe mit anderen Consumer-Geräten. Die aktive Geräuschunterdrückung funktioniert überdurchschnittlich gut. Dyson ruft für den OnTrac 499 Euro (UVP) auf, ein stolzer Preis.

  • PRO
    • Gute Verarbeitung und Materialien, hohe Individualisierbarkeit durch tauschbare Endkappen und Ohrpolster, 55 Stunden Laufzeit (Herstellerangabe), gutes ANC
  • KONTRA
    • Hoher Preis, mittelmäßiger Klang, kein Multipoint und wenig Klangeinstellungen

IMTEST Ergebnis:

befriedigend 2,9

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Arnel Mickley verstärkt seit Oktober 2022 als Produkttester die IMTEST-Redaktion. Vor dieser Tätigkeit arbeitete er als selbstständiger Hard- und Softwaretester unter anderem für das Technikmagazin Computer Bild. Auch wenn sein Schwerpunkt auf Consumer und Gaming-Hardware liegt, ist er aufgrund dieser langjährigen Erfahrung in der Lage, ein weites Feld an unterschiedlichsten Produkten abzudecken. Für IMTEST testet er vor allem Unterhaltungselektronik. Vom Smartphone über Laptops bis hin zum Beamer, alle Geräte müssen sich technischen Messungen, aber auch Praxistests stellen.