Ziemlich genau vor einem Jahr titelte IMTEST beim TEST der Apple Watch 7 „Einen Tick besser“ und bilanzierte: „Die neue Apple Watch hätte eher die Bezeichnung 6S statt 7 verdient. Die einzigen Unterschiede im Vergleich zum Vorgänger sind der der leicht gewachsene Bildschirm und das schnellere Laden. Beide Features sind zwar nett, stellen aber keinen Grund dar, von der 5 oder 6 auf die 7 umzusatteln.“ Wie sieht es nun mit der Apple Watch Series 8 aus? Um die Katze vorab aus dem Sack zu lassen: In Sachen Hardware hat sich (wieder) herzlich wenig getan. Dafür muss man Apple aber eines lassen: Die Software wird immer besser. Ob der Kauf der neuen Apple Watch 8 deshalb lohnt? Der Test klärt’s.
Apple Watch Series 8: Viele Bekanntes, höherer Preis
Wer sich die Geschichte der Apple Watch vor Augen hält, dürfte bei der Präsentation der Apple Watch Series 8 nicht allzu überrascht gewesen sein: Verblüffende Neuigkeiten gab es in den letzten Jahren nicht zu vermelden (zumindest nicht bei der Series 8 und SE, dafür umso mehr bei der Ultra). Optisch gibt es zum Beispiel keinen Unterschied zwischen Series 7 und 8 mit der Ausnahme, dass es verschiedene Gehäusefarben gibt.
Bei der Series 8 stehen sogar weniger Farben und Materialen zur Auswahl: Die Alu-Version ist in Polarstern, Mitternacht, Silber und (PRODUCT)RED erhältlich, das Edelstahlgehäuse in Silber, Graphit und Gold. Grün und blau bietet Apple nicht mehr an. Auch bei den Größen bleibt alles beim Alten: 41 mm und 45 mm. Leider beweist Apple keine Kontinuität bei den Preisen: Los geht es jetzt bei 499 Euro für die 41 mm Aluminium-Version (Apple Watch 7: 429 Euro) bis hin zu 45 mm-Edelstahl-Varianten inklusive LTE jenseits der 2.000 Euro-Marke. Das IMTEST-Testmodell, mit 45 mm Alu-Gehäuse in Mitternacht-blau, Sportarmband und Mobilfunk-Option (Cellular) kostet stolze 659 Euro.
Apple Watch 8: Jetzt mit Temperatursensor
Immerhin hat sich unter der Haube etwas getan. So verfügt die Apple Watch 8 jetzt über einen Temperatursensor. Das wäre an sich nicht sonderlich innovativ, schließlich verfügen viele moderne Smartwatches über eine solche Funktion. Aber Apples Ansatz unterscheidet sich von dem anderer Hersteller: Es gibt gleich zwei Temperatursensoren. Der Erste befindet sich direkt unter dem Bildschirm und soll die Umgebungstemperatur erfassen. Der Zweite sitzt an der Unterseite des Gehäuses und damit näher an der Haut. Dadurch will Apple Umgebungseinflüsse bei der Messung ausschließen und so genauere Werte generieren. Fieber lässt sich mit der Apple Watch 8 aber nicht messen. Vielmehr soll der Sensor Frauen bei der Zyklusüberwachung unterstützen.
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Ungewöhnlich: Wer auf der Apple Watch 8 nach einer Temperatur-App Ausschau hält, wird vergeblich suchen. Denn die Temperaturmessung findet passiv statt, es lässt sich keine akute Messung vornehmen. Stattdessen ermittelt die Smartwatch die Temperatur nur dann, wenn der Nutzer den Fokus „Schlafen“ aktiviert und zusätzlich die Schlaferfassung. Dann erscheint nach fünf Nächten mit getragener Apple Watch eine Art Grundwert. Anschließend zeigt die Health-App nur noch Abweichungen von diesem Grundwert an. Ausreißer nach oben oder unten sollen dann Rückschlüsse auf Erkrankungen oder einen schlechten körperlichen Zustand (zum Beispiel nach einer durchzechten Nacht) zulassen. Wer seine Periode in der Health-App verfolgt, soll zudem durch die Aktivierung der Temperaturmessung am Handgelenk nach etwa zwei Zyklen „retrospektive Schätzungen” des Eisprungs erhalten.
Apple Watch 8 als Verhütungsmittel?
Was das bringen soll? Laut Apple soll sich der eigene Zyklus durch die rückblickenden Schätzungen besser verstehen lassen. Auf diese Weise könnte es beispielsweise leichter fallen, schwanger zu werden. Ob das wirklich funktioniert und wie genau die Temperaturmessung ausfällt, kann IMTEST aktuell (noch) nicht beurteilen, da es bis zu ersten Ergebnissen fünf Tage dauert. Wir reichen die Ergebnisse aber schnellstmöglich nach. Hilfsmittel wie die Basaltemperatur helfen allerdings schon länger dabei, den Zeitraum des Eisprungs sowie die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage innerhalb des weiblichen Zyklus zu bestimmen. Bitte nicht falsch verstehen: Als probates Verhütungsmittel sollte die Apple Watch 8 auf keinen Fall fungieren. Nicht umsonst heißt es im Kleingedruckten: „Das Feature zur Temperaturerkennung ist kein medizinisches Gerät und nicht gedacht für medizinische Diagnosen, Behandlungen oder andere medizinische Zwecke.“
Apple Watch 8: Jetzt mit Crash-Sensor
Bei schweren Unfällen zählt jede Sekunde. Aus diesem Grund verfügt die Apple Watch seit der Generation 4 über eine Sturzerkennung, die automatisch Helfer alarmiert, sobald die Smartwatch eine heftige Erschütterung registriert. Das funktionierte bislang recht zuverlässig (wie der Tester aus eigener Erfahrung berichten kann), nun will Apple die Funktion aber verfeinert und um eine Unfallerkennung erweitert haben. Wie die Apple Watch Ultra und die zweite Generation der SE verfügt die Series 8 dazu über ein verbessertes Gyroskop und einen neuen Beschleunigungsmesser, der Änderungen der Schwerkraft bis zu 256 g messen kann. Die neuen Sensoren arbeiten mit dem Barometer, dem GPS und dem Mikrofon der Uhr zusammen, um extreme Stöße und plötzliche Änderungen von Geschwindigkeit und Richtung zu erkennen. Dadurch soll die „Crash Detection“ in der Lage sein, auch Autounfälle zu registrieren, konkret Frontalzusammenstoß, Seitenaufprall, Heckaufprall und Überschlag.
Erkennt die Smartwatch so ein Ereignis, wählt sie nach zehn Sekunden den Notruf und sendet den derzeitigen Standort an den Rettungsdienst sowie hinterlegt Notfallkontakte -sofern der Nutzer das nicht unterbricht. Wie zuverlässig die Funktion arbeitet, lässt sich ohne echten Crash-Test allerdings kaum beurteilen. Nichtsdestotrotz hat eine solche Funktion das Potential Leben zu retten. So schätzt die EU-Kommission, dass Rettungskräfte durch den bei Neuwagen seit 2018 zur Pflichtausstattung zählenden eCall nur halb so lang zum Unfallort benötigen, als wenn sie auf herkömmliche Weise alarmiert werden.
Apple Watch 8: Prozessor und Akkulaufzeit
Das war es schon mit den Technik-Neuigkeiten: Weder am Bildschirm, am Gehäuse noch am Prozessor hat Apple geschraubt. Beim Prozessor handelt es sich demnach um das gleiche Modell, das seit der Apple Watch Series 6 verbaut wird. Er basiert maßgeblich auf dem Chip A13, der erstmals 2019 im iPhone 11 zum Einsatz kam. In Sachen Bedienung und Reaktionsschnelligkeit, stellt das kein Problem dar – die Apple Watch 8 reagiert flott und ohne Verzögerung auf Eingaben. Dafür scheint der Prozessor aber ein Stromfresser zu sein.
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Denn das Problem, das nunmehr seit sieben Generationen jede Apple Watch täglich ans Ladegerät muss, schafft auch die Series 8 nicht aus der Welt. Apple spricht offiziell von 18 Stunden Akkulaufzeit, je nach Anwendung sind es mal einige Stunden weniger, mal einige Stunden mehr. Da die Schlafüberwachung inklusive Temperaturmessung jetzt einen noch höheren Stellenwert genießt, gehört das nächtliche Tragen schon fast zur Pflicht. Wann also laden, wenn das täglich fast 1,5 Stunden in Anspruch nimmt? Vor dem Schlafengehen? Morgens beim Frühstücken? Während der Arbeit? Schwierig zu beantworten. Deswegen kassiert die Apple Watch 8 weiterhin ein „mangelhaft“ bei der Bewertung der Akkulaufzeit.
Zwar gibt es durch watchOS 9 einen Stromsparmodus (für alle Modelle ab der Series 4), der die Laufzeit verdoppelt aber die Funktionen stark kastriert. Konkret schaltet die Smartwatch in diesem Modus die Messung von Blutsauerstoff und Herzfrequenz im Hintergrund sowie Benachrichtigungen bei unregelmäßigem Herzrhythmus, hoher Herzfrequenz oder niedriger Herzfrequenz aus. Auch ans Trainings aufzeichnen erinnert die Apple Watch nicht mehr. Zusätzlich kappt die Apple Watch WiFi- und Mobilfunkverbindungen, sofern kein iPhone in der Nähe ist. Folglich kommen auch keine Telefonate und Nachrichten mehr an. Der Energiesparmodus ist somit keine echte Hilfe, da er einerseits die Funktionen der Uhr zu stark beschränkt und andererseits auch keine richtig gute Akkulaufzeit ermöglicht. Insgesamt eine herbe Enttäuschung angesichts der Tatsache, dass andere Hersteller das Thema Akkulaufzeit deutlich besser im Griff haben. Mehrere Tage Laufzeit sind mit ähnlichen guten Bildschirmen und smarten Funktionen locker drin.
Gesundheit und Fitness: Ein Schritt nach vorne
Die Fitness-Funktionen hat Apple mit watchOS 9 grundlegend überarbeitet. So gibt es jetzt unter anderem die Möglichkeit, benutzerdefinierte Workouts zu erstellen, automatisch zwischen Multisport-Events wechseln und Herzfrequenzzonen während eines Trainings zu überwachen. Gut: Bei mehreren Testaktivitäten bewies die Apple Watch 8, dass sie zu den genauesten Smartwatches zählt. Die Herzfrequenzmessungen entsprechend nahezu 1:1 denen, die zum Vergleich mit einem Brustgurt aufgezeichnet wurden. Und auch die GPS-Genauigkeit bewegt sich wie gewohnt auf einem hohen Niveau. Offenbar stecken in der Series 8 die gleichen Sensoren wie in der 7, denn im Vergleich zeigten sich lediglich die üblichen Messtoleranzen.
Schlecht dagegen: Unabhängig davon ist die Apple Watch von spezialisierten Sportuhren wie der Garmin Fenix 7 funktional immer noch ein ganzes Stück entfernt. Zwar zeigt die Uhr jetzt beispielsweisen Herzfrequenzzonen und erweiterte Laufmetriken wie Schrittlänge und -Frequenz an, rund wirkt das Ganze aber noch lange nicht. Denn Apple macht zu wenig aus den Daten. Zwar wissen Sportler jetzt, in welchen Herzfrequenzzonen sie sich bewegt haben aber nicht, welchen Effekt das auf den Körper hat. Angaben zu Trainingsintensität und Erholungsempfehlungen sind weiterhin Fehlanzeige. Entsprechung verdient sich die Apple Watch 8 im Bereich „Sportfunktionen“ nur die Note 2,2. Was die Gesundheitsfunktionen anbelangt, sind alle bisherigen Funktionen vorhanden: Erkennung von Vorhofflimmern, Blutsauerstoff, ein EKG, 24/7-Pulsmessung und vieles mehr. Auch das ist nichts Neues und bei älteren Versionen ab Series 5 bereits an Bord. Trotzdem ist hier die Apple Watch 8 mit der Note 1,3 top aufgestellt.
Jedes Jahr ein bisschen besser
Der beste Teil der Apple Watch in diesem Jahr sind die Software-Verbesserungen. watchOS 9 fügt viele praktische Funktionen hinzu, die die Apple Watch deutlich aufwerten: Zum Beispiel die Kompass-App, die jetzt dabei hilft, bei Wanderungen wieder zum Ursprungsort zu finden, Medikamenten-Überwachung, verbessertes Schlaf-Tracking und verbesserte Bedienung. Um davon zu profitieren, benötigt allerdings niemand eine Apple Watch 8. Jeder, der eine Apple Watch 4 oder neuer besitzt, profitiert von den neuen Features. Das ist übrigens ein Punkt, für den Apple ein großes Lob verdient. Dass ein vier Jahres altes Produkt wie die Series 4 noch mit frischen Funktionen bestückt wird, ist alles andere als selbstverständlich.
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Allerdings wird diese Politik den Verkauf der Apple Watch Series 8 nicht unbedingt ankurbeln. Apples Ansatz besteht anscheinend darin, seine Uhr im Laufe der Zeit bei jeder neuen Version nur ein wenig zu verbessern – etwa durch einen Immer-An-Bildschirm, die Messung von Blutsauerstoff, einen etwas größeren Bildschirm und jetzt eben die Temperaturmessung. Wer von einem einige Jahre alten Modell umsteigt, freut sich dadurch über eine Reihe neuer Funktionen. Wer aber bereits eine Series 7 hat, wird wenig Neues entdecken. Bei aller Kritik darf man aber nicht vergessen, dass die Apple Watch in Sachen Zusammenspiel mit dem iPhone auf der einen und smarten Funktionen (Note 1,2) auf der anderen Seite unabhängig von den Sportfunktionen immer noch die klare Nummer Eins unter den Smartwatches ist.
Fazit
Die Apple Watch 8 mit watchOS 9 ist und bleibt das Maß der Dinge für iPhone-Nutzer. Besitzer der Apple Watch 7 müssen allerdings definitiv nicht sofort den nächsten Apple Store stürmen und sich das neue Modell ans Handgelenk schnallen. Das gilt vor allem aus zwei Gründen: Nahezu alle neuen Funktionen bis auf die Temperaturmessung und die Unfallerkennung erhalten per Update auch die Vorgänger. Obendrein steht noch der Test der Apple Watch Ultra an, die wirklich neue spannende Funktionen verspricht.
- PRO
- Die neue Unfallerkennung kann Leben retten.
- KONTRA
- Weiter schwache Akkulaufzeit.
IMTEST Ergebnis:
gut 2,0